Denn es braucht weder Aliens, Chronologiekritiker noch Verschwörungstheorien. Themen wie Basken, Seevölker, Dorische Wanderung, Atlantis oder indogermanische Invasionen sind längst zu deuten. Man muss nur die neuesten Veröffentlichungen von Archäologen, Genetikern, Geologen, Linguisten und Geografen zusammenbringen. Und die lassen sich durch die sog. Katastrophentheorie zusammenfassen, welche Auf- und Untergang aller urzeitlichen Kulturen nach den immer gleichen Abläufen erklärt: tektonische Verwerfungen (auch wegen kosmischer Impacte), Tsunamis und kurzfristige Besiedlung der Höhen, atmosphärische Winter und langfristige Agrar- und Subsistenzkrisen, kriegerische Völkerwanderungen und letztlich technologischer Fortschritt. Dazu stelle ich im Einstieg "Worum es hier geht“ 7 Hypothesen auf, die gerne diskutiert werden können. Die daraus resultierende Chronologie finden Sie in den Artikeln von 1. bis 7. durchnummeriert. Eine Übersicht der damaligen Kulturen ganz unten rechts…

Freitag, 4. Oktober 2019

Die nächste Sintflut kommt bestimmt

Apokalypse oder periodische Realität?
Sonst bemüht sich dieser Blog ja immer, den Naturwissenschaften gerecht zu werden. Doch ein bisschen Science Fiction könnte das Thema vielleicht befördern.
Astrologen und Geologen sind sich längst sicher: Der nächste Zusammenstoß unseres Planeten mit einem anderen großen Himmelskörper ist nur eine Frage der Zeit. Was dann passiert, hängt von tausenden Parametern ab und kann unmöglich im Detail vorher gesagt werden. Die gute Nachricht: Die Menschheit wird es wahrscheinlich überleben. Wir sind inzwischen 7,5 Milliarden und irgendjemand wird einen sicheren Winkel finden. Der schlimmste anzunehmende Gau: Der Impact mit einem ähnlich großen Planeten, wie es die Kollisions-Theorie zur Entstehung des Mondes vor 4,5 Milliarden Jahren beschreibt. Solch einen Wummi würde man aber früh erkennen und entsprechende Lebenserhaltungssysteme auf Nachbarplanten schaffen können. Doch alle anderen Kometen, die so groß sind, dass sie nicht in der Atmosphäre verglühen, müsste unsere Spezies zu Hause aussitzen können. Selbst der Impact vor 65 Millionen Jahren, der für das Aussterben der Dinosaurier verantwortlich gemacht wird, hat ja Exen und Vögel übrig gelassen.
Klimaschwankungen über die Jahrtausende
Was also aus uns wird, steht buchstäblich auf einem anderen Stern. Es gibt tausende Analysen und Theorien dazu. Die geologischen, klimatischen und biologischen Konsequenzen eines Asteroideneinschlags sind ziemlich gut erforscht und nicht wenige Blogbuster unterhalten uns mit ziemlich real wirkenden Endzeitgeschichten. Aber kaum einer kommt auf die Idee, nach historischen Erfahrungen der Menschheit mit solchen Katastrophen zu fragen. Dabei scheint Homo sapiens bereits mehrere vernichtende Einschläge überstanden zu haben, wahrscheinlich um die Jahre 10000, 6200, 3900, 2200, 1600, 1200 v. Chr. und noch einmal 536 jetzt unserer Zeitrechnung. Die scheinen hinlänglich, durch Klimamodelle, Eiskernbohrungen und Pollenanalysen, belegt zu sein. Einzelne Forscher zählen sogar noch mehr auf.
Eine Ahnung von Größerem?
Anders lassen sich nämlich bestimmte historische Umbrüche nur schwer erklären: Die großflächige Siedlungsbildung noch vor der neolithischen Revolution wie in Göbekli Tebe (10000 v. Chr.), mehere Sintfluten mit der bleibenden Herausbildung von Ärmelkanal und Bosporus (6200 v. Chr.), der Erfolg der Megalithkultur in Iberien und ihre Wanderung durch ganz Westeuropa (3900 v. Chr.), der gleichzeitige Untergang der westlichen Glockenbecher- und der östlichen Schnurkermischen Kultur (2200 v. Chr.), der Kollaps der trojaähnlichen El Argar-Kultur in Spanien und das Aufkommen der östlichen Hügelgräberkultur (1600 v. Chr.), die Vernichtung aller Kulturen der westlichen Bronzezeit, das Aufblühen der Urnenfelderkultur im heutigen Ungarn, sowie der Siegeszug der indogermanischen Kelten bis nach England und Spanien (1200 v. Chr.). Und: solche Hinweise gibt es auch aus anderen Teilen der Welt (Siehe Post „Geschichte Europas im Rhythmus von Naturkatastrophen).
Auch wenn ein Komet nicht in jedem Fall nachgewiesen wurde, die Auswirkungen waren immer die gleichen. Trägt man nämlich alle Erkenntnisse früherer Impakte zusammen, zeigt sich gerade seit der letzten Eiszeit ein immer wieder kehrendes Muster der Kollaps-Perioden bezüglich Umwelt und Gesellschaft.
  1. Meteoriteneinschlag
  2. Tektonische Aufwürfe der Kontinentalplatten mit Erdbeben, Tsunamis und Vulkanausbrüchen
  3. alles Flachland im Einflussbereich wird vom Meer her überflutet, insbesondere auch die Auen der großen, sich „ins Land fressenden“ Ströme, viele der dort lebenden Menschen werden sofort getötet, Schlammschichten aus dem Meer überdecken die Ebenen
  4. Verdunklung des Himmels durch Vulkanasche- und Erdstaubpartikel, Klimakollaps mit extremen Kälteeinbrüchen, der in Äquatornähe Trockenheit, in der nördlichen Hemisphäre dagegen Dauerregen, bringen soll (dadurch auch Versumpfung aller Täler)
  5. Agrarkrisen, die sich bei den Überlebenden weltweit zu gesamtgesellschaftlichen Subsistenzkrisen ausweiten
  6. Zusammenbruch der am stärksten betroffenen Gemeinwesen, Kriegerische Völkerwanderungen in sichere Höhenlagen und nicht betroffenen Regionen
  7. Vermischung von Völkern, Wandel der ursprünglichen Lebenskultur, Aufbau neuer Zivilisationen
  8. Rückwanderung in die verlassenen Gebiete
  9. gesellschaftlicher Aufschwung, neue Technologien
Nach der Flächenverteilung auf unserem Planeten wird ein Komet mit höherer Wahrscheinlichkeit irgendwo in die Weltmeere fallen. Lassen wir also einen Brocken von etwa einem Kilometer Durchmesser mitten im Atlantik niedergehen.
Zusammenbruch der Lebensgrundlagen?
Millionen Tonnen Erdmaterial und Wasser werden in die Stratosphäre geschleudert. Gewaltige Tsunamis überfluten die flachen Küstenregionen Amerikas, Afrikas und Europas. Große Teile Englands, der gesamte französische Westen, Südspanien, Benelux und die Norddeutsche Tiefebene werden vollkommen unter Wasser gesetzt. Die Fernsehbilder der letzten Tsunamis in Japan und Indonesien lassen uns zwar erahnen, was bei einem großen Impact passieren würde, der Unterschied aber wäre die zerstörerische Dimension. Vielleicht hundert Meter hohe Wellen würden den größten Teil der Menschen dort hinwegraffen und alle Infrastruktur vernichten. Auch die Internet- und Telefon-Giganten hätten keine Chance. Können Sie sich vorstellen, keiner könnte mehr kommunizieren? Es wäre einfach niemand mehr da, der helfen und aufräumen könnte.
Höhenprofil als Überlebenssicherung?
Denn nur wenige Überlebende sind in der Lage, sich über die Mittelgebirgsschwellen in höhere Regionen zu retten. Auch die durch Landbarrieren geschützten Anrainer von Ostsee und Mittelmeer werden betroffen sein. Die Welle hat nämlich wenige Stunden nach Gibraltar den Bosporus und noch am selben Tag den Kaukasus erreicht. Die meisten Metropolen Europas hätten keine Chance, mit Ausnahme derer, die im Einflussbereich der Donau liegen, weil das Eiserne Tor in den Karpaten die ohnehin abgeschwächte Flut aus dem Schwarzen Meer noch weiter abmildern dürfte. Budapest, Wien, Belgrad und München könnten also das Szenario zunächst überstehen. Die „Restrate“ der Europäer, Afrikaner und Amerikaner ist entsprechend abhängig von Lage, Fluthöhe und Vorwarnzeiten. Ihre Hilfe für die flachen, direkt betroffenen Gebiete wäre wie ein Tropfen auf den heißen Stein. Alle Versuche würden sowieso bald eingestellt werden. Denn das schlimmste kommt erst noch.
Völkerwanderungen: Flucht oder 
Expansion ins Niemandsland?
Die Fluten gehen zwar schnell wieder zurück, aber jetzt beginnen die Langzeitkonsequenzen zu wirken. Die Erschütterung durch den Aufprall des Kometen wird die Erdkruste aufbrechen, die tektonischen Platten in Bewegung bringen und alle Kontinente in Mitleidenschaft ziehen. Erdbeben, Vulkanausbrüche und noch mal Flutwellen weltweit wären die Folge. Durch Magma-Eruptionen wird die Atmosphäre zusätzlich vergiftet. Dauerregen setzt in der nördlichen Hemisphäre ein und verwandelt nach und nach alle Niederungen in Sumpf. Die 10 bekannten Plagen Ägyptens überziehen die ganze Welt, insbesondere durch die Übersättigung der Wolkenschicht mit Schwefelsäure. Sonneneinstrahlung und Fotosynthese fallen über Jahre aus. Die Erträge von Land- und Fischwirtschaft gehen vielleicht auf ein Zehntel zurück und unsere heutigen Konsumtempel wären sicherlich schnell leer gefressen. Der Kampf um die Ressourcen beginnt. Die Menschen strömen zu Millionen in die übrig gebliebenen Städte, die im Chaos versinken. Staatliche Strukturen sind nur noch in Asien und Australien aufrecht zu erhalten. Aber auch dort müssen die Menschen vielleicht über Jahrzehnte mit Dunkelheit, Mangel und Epidemien leben. Unsere Spezies wird zusehends dezimiert.
Die minderbemittelte Kultur der Atlantischen
Bronze als Überflutungsgrenze?
In den nicht von den Fluten zerstörten Regionen Europas setzen sich in diesem Überlebenskampf wahrscheinlich irgendwelche Militärs durch, vielleicht lokale Standortkommandeure. Das Leben zieht sich wegen dem Dauerregen mehr und mehr aus den Tälern zurück. Über Erzgebirge, Schwarz- und Thüringer Wald kommen inzwischen Haufen von überlebenden Flachländern, die in ihrer Verzweiflung noch bestehende Kommunen in den Mittelgebirgen angreifen. Die neuen Clanführer müssten strategische Höhenrücken befestigen, die sich zu Zentren neuer Gemeinschaften entwickeln können. Wahrscheinlich entdecken sie dort auch die ehemaligen befestigten Höhensiedlungen der Kelten wieder für sich und das landwirtschaftliche Potential ihrer Terrassenfelder. Das gottähnliche Regime der neuen Milizenführer würde letztlich die weitere Entwicklung bestimmen. Sie brauchen besonders regionale Verkehrs-, Elektro- und Kommunikationsnetze. Aller Verkehr muss jetzt über wasserscheidende Kammrücken verlaufen. Irgendein charismatischer Spinner wird sicherlich einen neuen Kult erfinden, vielleicht der, der das zusammengebrochene Internet wieder aufbaut und den Schöpfer „APP“ ausruft. Die traumatisierten Massen würden das sicher begierig aufgreifen. Darauf könnten die lokalen Fürsten aufbauen, die aber auch beginnen, sich gegenseitig zu bekriegen.
Wenn Naturgewalten Gemeinwesen zum Einsturz bringen
Denn bereits nach der ersten Missernte machen sich hungernde Gruppen auf, Ungarn, Österreich und Süddeutschland zu verlassen. Die meisten würden versuchen, nach Russland und Asien zu kommen. Ihre Trecks überziehen die östlichen Gemeinwesen mit Angst und Schrecken im Kampf um Nahrung, Treibstoff und Land. Ein Hauen und Stechen apokalyptischen Ausmaßes überzieht das restliche Europa, ähnlich einer kriegerische Völkerwanderung. Die Warnung vor den marodierenden Truppen erfolgt vielleicht über mobile Funknetze - Wind auf die Mühlen der Propheten des APP. Sie versprechen Erlösung vor den katastrophalen Zuständen. Im Kampf der lokalen Banden Osteuropas geht vielleicht ein serbischer General als Sieger hervor und ruft das Königreich Donowien aus.
Doch irgendwann beruhigt sich das Wetter wieder, sagen wir deutlich spürbar nach 10 Jahren. Die Sonne kommt hervor und befördert die Zellteilung. Die Menschen versuchen zwar ihren Alltag auf Grundlage alter Traditionen zu ordnen, aber sie werden inzwischen von ganz neuen Realitäten geprägt. Die wirken umso stärker, je näher sie am einstigen Epizentrum liegen: Neue archaische Machtzentren in den Höhen, auf Recycling orientierte Wirtschaftsmentalität, Waffenfetischismus, Massengräber und die neue Religion verfestigen sich zu zwanghaften Traditionen. Kleinteilige Gemeinwesen befördern die Kommunikation über das Handy und die Anbetung des Gottes APP. Nach einigen Generationen überfluten Rückwanderungswellen der Nachkommen ehemaliger Auswanderer Mittel- und Westeuropa. Nur - die sprechen inzwischen alle russisch und bringen slawische Mentalität nach Westeuropa. Dazu kommen islamische Glücksritter und Flüchtlinge aus Afrika. Dagegen wäre die heutige Migration ein Witz.
Der Ursprung der Indogermanen und ihre Expansion
als Blaupause kommender Völkerwanderungen?
Aus all dem formt sich eine neue Kultur und Sprache. Die dehnt sich langsam sogar wieder in jene Gebiete aus, die von den Tsunamis vollkommen verwüstet worden waren. Dort hatte sich nur eine dünne Besiedlung auf niedrigsten technischem und kulturellem Niveau gehalten. Die Menschen da lassen sich jetzt gerne vereinnahmen und holen wirtschaftlich mit ihren landwirtschaftlichen Großflächen und neu aufzubauenden Hafenstädten schnell wieder auf. Aus dem Schutt der Zerstörungen errichtet man riesige Gräber für verstorbene Anführer. China hat jetzt keine Probleme mehr, sich als Weltmacht durchzusetzen. Die kommunistische Partei dort konnte Milliarden Menschen mit eiserner Hand durch den Tektonischen Winter führen. Auf einem Parteitag verstaatlichten sie den letzten Großkonzern Huawai und verkünden das erfolgreiche Ende der proletarischen Weltrevolution. Englisch spricht nur noch eine Minderheit in den Appalachen. In Europa setzt sich ein slawisches Idiom durch. Die alten Weltreligionen werden zu kleinen Sekten. Die untergegangene Zivilisation nennt man vielleicht die vorsintflutliche APP-Kultur. Die Menschen bekommen jetzt endlich schon als Baby einen Chip unter die Haut gepflanzt, die Völker lernen die energiesichernde Kernfusion und später wieder das Bevölkerungswachstum zu kontrollieren. Vor allem aber besteht die Chance, die Macht des Geldes auf ein vernünftiges Maß zu reduzieren. Ressourcenschonung, gerechte Güterverteilung, Begrenzung der Ballungsräume, Förderung der ländlichen Lebensweise, Völkerverständigung, politisches Vertrauen und Frieden werden zum Maßstab allen Handelns. Erlösung nach einem Kollaps?
Realität und Science Fiction
Was hier an den Haaren herbei gezogen scheint, muss sich prinzipiell bereits ein paar Mal auf unserem Planeten zugetragen haben, natürlich auf geringerem technologischem Niveau. Hunderte Indizien weltweit deuten auf ein Dutzend solcher immer nach dem gleichen Muster abgelaufenen globalen Umwälzungen hin (Siehe wieder Post „Europa im Rhythmus globaler Katastrophen“). Und immer mehr Wissenschaftler kommen zu der Erkenntnis, dass jeder kulturelle Kollaps mit extremen Umwelteinschnitten, jeder Sprachwandel mit kriegerischen Völkerwanderungen, jede Veränderung des Keramikstils mit Invasionen, jede Errungenschaft, ob Rad oder Metall, solchen Zwängen geschuldet sein muss.
Auch das Chaos der Kulturen und Gene auf unserem Kontinent scheint sich diesen Katastrophenszenarien unterzuordnen. Natürlich braucht es dazu nicht immer eines Kometen. Extreme Störungen der Plattentektonik wären ebenfalls in der Lage, die beschriebenen Kausalketten auszulösen. Selbst die großen Erfindungen, wie Ackerbau, Haustier-Domestizierung, Verhüttung und Schmiedekunst lassen sich mustergültig dem Ende solcher Epochen zuweisen.
Es gibt Philosophen, die behaupten, vor der Auferstehung steht der Weltuntergang. Ich könnte für mich und meine Nachkommen darauf verzichten. Dann schon lieber eine langweilige Evolution! Nur - das Universum wird nicht auf mich hören.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen