Denn es braucht weder Aliens, Chronologiekritiker noch Verschwörungstheorien. Themen wie Basken, Seevölker, Dorische Wanderung, Atlantis oder indogermanische Invasionen sind längst zu deuten. Man muss nur die neuesten Veröffentlichungen von Archäologen, Genetikern, Geologen, Linguisten und Geografen zusammenbringen. Und die lassen sich durch die sog. Katastrophentheorie zusammenfassen, welche Auf- und Untergang aller urzeitlichen Kulturen nach den immer gleichen Abläufen erklärt: tektonische Verwerfungen (auch wegen kosmischer Impacte), Tsunamis und kurzfristige Besiedlung der Höhen, atmosphärische Winter und langfristige Agrar- und Subsistenzkrisen, kriegerische Völkerwanderungen und letztlich technologischer Fortschritt. Dazu stelle ich im Einstieg "Worum es hier geht“ 7 Hypothesen auf, die gerne diskutiert werden können. Die daraus resultierende Chronologie finden Sie in den Artikeln von 1. bis 7. durchnummeriert. Eine Übersicht der damaligen Kulturen ganz unten rechts…

Donnerstag, 10. Januar 2019

Die Europäische Hauptwasserscheide - ein kontinentaler Höhenweg seit der Frühzeit?

Eine dominierende Wanderungsrichtung bis 1200 v. Chr.
Präludium

1. Seit Jahren klappere ich mittelalterliche Altstraßen in Deutschland mit dem Fahrrad ab. Dabei zeigen sich immer wieder die gleichen Muster wie Gräber, Befestigungen, Hohlwege, Furten und Flurnamen. Diese legen nahe, dass die meisten dieser Wege schon in der Bronzezeit begangen worden sind.

2. Das hervorstechendste Merkmal aber all dieser Urstraßen ist die weitestgehende Orientierung an Wasserscheiden. Das können markante Kämme der Mittelgebirge sein oder kaum wahrnehmbare Höhenrücken im Tiefland. Und genau solch ein Kammweg zieht sich mittig durch ganz Europa.

2. Dieser Blog will seinen Lesern ja weismachen, dass 6 große urzeitliche Völkerwanderungen von der Iberischen Halbinsel nach Zentraleuropa stattgefunden haben. Sollte es da nicht ein paar Radspuren geben? Gibt es!
Mitteleuropäische Aunjetitzer - 
aus iberischen Glockenbecherleuten
hervorgegangen?

Urstraßen auf Höhenzügen

Warum zelebrierten die etablierten Bauern vor 5500 Jahren in der Schweiz den gleichen megalithischen Grabritus wie in Andalusien, wenn auch etwas bescheidener? Wie kam vor etwa 4600 Jahren eine Bernsteinperle von der Ostsee in die größte kupferzeitliche Siedlung Spaniens (Valencia de la Conception)? Welcher Weg brachte Großsteinanlagen (Cairns) nach Süddeutschland? Wieso verwendete man vor etwa 4000 Jahren in ganz Europa massenhaft identische Kulturgüter wie Tassen, Stabdolche und Armschutzplatten?
Sie werden der bronzezeitlichen Glockenbecherkultur zugerechnet, die nach neuesten Erkenntnissen vom südwestlichen Atlantik bis Weißrussland marschiert sein soll. Spanische und französische Archäologen sind der Meinung, diese Kupferschmiede hätten Tausend Jahre lang in Mitteleuropa mit Rückkopplung nach Iberien agiert. Ihre invasorische Zangenbewegung Richtung Zentraleuropa wird heute intensiv diskutiert. Einzelne Forscher vermuten sogar ein westeuropäisches Großreich unter der Becherherrschaft (Siehe entsprechenden Post in diesem Blog). Das setzt etablierte Bewegungslinien voraus, die nicht nur über die großen europäischen Flüsse verlaufen sein können.
mutmaßliche Zangenbewegung der Bechertrinker
Effektive Landwege aber sollten bei den Dimensionen und Wetterkapriolen der letzten Jahrtausende über die Kammlinien der Mittelgebirge verlaufen sein. Und genau dort findet man die entsprechenden Spuren. Bis in etwa 1000 Meter Höhe gibt es frühzeitliche archäologischen Funde, Hohlwege längs der Kämme, kennzeichnenden Flurnamen und alte Wege-Markierungen. Und es wird ein strategisches System der Funde erkennbar, dass sich an diesen Höhenrücken entlang schlängelt, über alle Zeiten und den ganzen Kontinent.
Warum sollten die alten Bauernkrieger sonst in so unwirtlichen Höhen siedeln? Ich habe in den letzten 20 Jahren etwa ein Dutzend Altstraßen in Deutschland untersucht, wie Kupfer- oder Heidenstraße (Siehe Blog Fränkisches Thüringen). Alle hatten urzeitliche Vorgänger, bildeten ein regelrechtes Netz von entsprechenden Kammstraßen und funktionierten nach den hier beschriebenen Prinzipien. Sie sind nur deren logische Konsequenz!
Die Europäische Hauptwasserscheide
Der längste ununterbrochene Höhenweg reicht nämlich von Cádiz bis Moskau entlang der Europäischen Hauptwasserscheide, die sich wie ein natürlicher Straßendamm mitten durch unseren Kontinent zieht (Siehe Karte bei Google-Maps). Natürlich müssen ein paar Felsenklippen im Hochgebirge umfahren (Sierra de Maria-Los Velez, Pyrenäen, Hochkarpaten) und ein paar extreme Umwege der Wasserscheide zu den Quellen von Ebro, Rhein und Altmühl abkürzt werden. Und so verrückt es bei diesen Dimensionen klingt: Das ist nicht nur archäologisch, sondern auch historisch belegbar. Da das ganze ziemlich umfangreich wird, hier eine Inhaltsübersicht für spezielle Interessen:
Die wichtigsten Abkürzungstrassen des Wasserscheidenweges
  • Urstraßen auf Höhenzügen
  • Wie funktionierte prähistorisches Reisen?
  • Aufbau des Fernweges
  • Zeichenerklärung
  • Historischer Überblick
  • Regionale Besonderheiten:
    • Spanien
    • Frankreich
    • Deutschland
    • Tschechien, Slowakei
  • Resümee
archäologisch belegte Wegetrasse am Ebro (rot)
Am Anfang muss die Frage stehen: warum sollten gerade sesshaft gewordene Menschen wandern wollen? Die wissenschaftliche Fachmeinung dazu lautet: Organisierte frühzeitliche Fernreisen gab es nicht, Handel funktionierte nur in kleinen Etappen, für Kurierdienst gab es keine Notwendigkeit. Dabei sprechen alleine schon die Völkerwanderungen im 8. Jahrtausend v. Chr. aus Kleinasien heraus, Warenaustausch mit Feuer- und Bernstein seit sechstausend Jahren quer über ganze Erdteile, sowie wohlverwaltete Großreiche seit der Bronzezeit überall auf der Welt eine andere Sprache. Frühe Wanderer in Westeuropa hatten nur keine Schrift, um uns das auch mitzuteilen. Historiker untersuchen alte Heer- und Handelsstraßen prinzipiell vom Schreibtisch aus, nach alten Urkunden. Sie kommen derart nur bis ins Mittelalter, maximal bis in die Antike. Doch so einfach wie die Römer mit den Resten ihrer befestigten Straßen machen es uns die Reisenden aus schriftloser Zeit nicht. Dazu muss man schon ins Unterholz kriechen. 

Wie funktionierte prähistorisches Reisen?

Ochsenkarren aus der Bronzezeit
Doch die Prinzipien, nach denen gereist wurde, kann man sich gut vorstellen: Noch die unbefestigten mittelalterlichen Fernwege benutzten, wo immer möglich, wasserscheidende Höhenrücken. Die waren nicht nur trocken, sondern meist auch kürzer, ohne kräftezehrendes Auf und Ab und durch Fernsicht auch sicherer. Erst die aufwendig ausgebauten Römerstraßen konnten von diesem Prinzip abweichen. Die bekannten Höhenwege aus dem Mittelalter scheinen meist auch frühzeitliche Vorgänger gehabt zu haben, was uns entsprechende Gräber und befestigte Höhensiedlungen anzeigen). Wie an einer Perlenkette reihen die sich entlang der alten Trassen auf. Beispiele wären die Heidenstraße von Köln nach Leipzig, der heutige Keltenerlebnisweg in Franken oder die Hohe Straße von Mainz nach Nürnberg.
mittelalterliche Altstraßen in Deutschland
Auf ihnen müssen sich entsprechend den archäologischen Funden schon die ersten Neolithen bewegt haben. Wie man so etwas ergründet, hat Michael Köhler in seinen „Triften und Trassen durch Thüringen“ beschrieben. Ich behandle einige von ihnen in meinem Blog „Fränkisches Thüringen“.
Dabei darf man sich diese Urstraßen sicher nicht als einheitlichen und durchgehenden Weg über alle Zeiten vorstellen, sondern als Orientierung mit Verästelungen in Abhängigkeit von den geografischen Verhältnissen. Mal gab es ja schroffe Abhänge rechts und links, mal weite Hochflächen. Manchmal deuten übermäßige Einschnitte auf verstärkte regionale Beanspruchung hin, manchmal weniger. Dort wo flächendeckend archäologisch gegraben wurde, zeigt sich meist kontinuierlich verstreutes Fundbild. Die Menschen werden immer dort gesiedelt haben, wo fruchtbarer Boden das zuließ, anfangs natürlich am liebsten in den flachen Flussauen. Sie waren aber über die Jahrtausende abhängig von Veränderungen des Klimas, Naturgewalten, technischem Fortschritt und politischen Grenzen.
Historisch belegte Temperaturschwankungen 
Klimatologen beschreiben z. B. kontinentale Katastrophenzeiten um 6200, 3900, 2200, 1600, und 1200 v. Chr. im Ergebnis von Eiskernbohrungen auf Grönland und in Alska. Immer müssen dabei Erdbeben und Küstentsunamis eine Rolle gespielt haben, die die großen Flussebenen hinauf zogen. Der kurzzeitigen Flut folgten salzverseuchte Böden. Dauerregen infolge vulkanstaubverseuchter Atmosphäre soll ebenfalls eine Rolle gespielt haben. 1600 v. Chr. ist eine verheerende Flutwelle am Nil, um 1200 v. Chr. die vollkommene Verödung der europäischen Flussauen nachgewiesen (Siehe „Katastrophenzeiten“ in diesem Blog). Die 10 Plagen der Bibel zeigen uns, was damals abgegangen sein könnte. Dörfer und Wege mussten in die Berge rücken. Mal scheint es nur am Kamm entlang gegangen zu sein, mal mehr an den Rändern der tangierenden Flussauen. Im Kampf um die Ressourcen mussten sich die Siedlungen befestigen. Im Atlantik scheint die Plattentektonik besonders anfällig gewesen zu sein. Denn wie es aussieht: immer nach solch einem Kollaps muss einer neuer kultureller Schub nach Mitteleuropa gekommen sein. Das kann man historisch sogar eingrenzen:
archäologisch nachgewiesene Bewegungslinien der 
Glockenbecherkulturen
  • Die Ausbreitung der Megalithkultur von der Iberischen Halbinsel nach Zentraleuropa verlief ab dem 4. Jahrtausend v. Chr. nicht nur entlang der atlantischen Küste, sondern auch südlich des französischen Zentralmassivs Richtung Schweiz und Rhein.
  • Nach den archäologischen Funden muss der Austausch von Südspanien und Zentraleuropa während der Glockenbecherzeit (2600-1800 v. Chr.) am stärksten gewesen sein, und zwar unabhängig vom wissenschaftlichen Disput, in welche Richtung deren Ausbreitung erfolgte.
  • Nach den vier folgenden o.g. Klimakatastrophen wurde gegen 1000 v. Chr. das Klima wieder besser und ab 600 v. Chr. entstanden allerorts große keltische Siedlungen auch an Flüssen (Bibracte, Manching, Loucka).
7000 Jahre Besiedlung Bayerns
Diese Eingrenzung lässt uns die Hoch-Zeit eines mutmaßlichen Wasserscheidenweges zwischen 3000 und mindestens 1000 v. Chr. legen. Die Nutzung scheint aber noch älter zu sein: In Bayern, das fast 1000 Kilometer dieser Straße stellt, sind die archäologischen Daten im Bayernatlas frei zugänglich. Die meisten Siedlungszentren am Weg lassen sich hier über alle sesshaften Kulturen von neolithischer bis frühmittelalterlicher Zeit belegen. Das sind über vier Jahrtausende! Da kommen unsere Kunststraßen aus dem 19. Jhd. und heutige Autobahnen nicht mit. So könnten selbst die sog. Jakobswege von Zentraleuropa nach Spanien nicht unbedingt Erfindungen aus dem Christlichen Abendland sein. Sie durchziehen zwar urkundlich Städte und Dörfer des Mittelalters, verlaufen aber in großen Teilen längs oder direkt unterhalb der Europäischen Wasserscheide. Gleiches gilt in Abschnitten für die Via Imperii. Und von den Kenntnissen in Bayern kann man mit Hilfe der Prinzipien der vergleichenden Archäologie weitgehend auf die Geschehnisse am übrigen Weg schließen.

Aufbau des Fernweges

Bitte öffnen Sie die Karte über untenstehenden Link auf 
Google-Earth
Eine kontinentale Trasse zwischen den großen europäischen Strömen hindurch wird von einigen Altstraßenforschern zwar vermutet, aber - soweit ich das ermessen kann - nie zu Ende gedacht. Eigentlich wurde die Europäische Wasserscheide ja nur als hydrologisches Gebilde geschaffen, ohne jeden Nutzen für die Allgemeinheit. Doch wer genau diese Linie mit einem historisch geschulten Auge abklappert, erkennt durchgängig Zwangsführungen, nach Mustern wiederkehrende Sicherungs- und Versorgungsstationen und dazu die notwendigen historischen Bezüge. Ich bin sie von Gibraltar bis Polen, Slowenien und Österreich zu großen Teilen abgefahren, an neuralgischen Abschnitten mit dem Fahrrad. Es entstand eine Karte (Link - bitte anklicken), zunächst bei Google Earth, die ich anschließend auf Maps übertragen musste, weil man bei Earth keine persönlichen Karten veröffentlichen kann. Mein Fazit:

Menhire als Landmarken am Weg
- Noch heute ziehen sich fast durchgängig zweispurige Wege an der Trasse entlang, selbst in extremen Höhenlagen. An steilen Teilstücken werden fast immer Hohlwege deutlich. Die heutigen Wege sind bei Google Maps erkennbar so zahlreich, dass ich nur grob die Wasserscheide in die Karte einzeichnen musste (Blau). Den Rest überlasse ich dem geneigten Betrachter. Auf dem Fernweg begegneten mir ständig Menhire, Steinkreuze und solche aus Holz. Zu unterschiedlicher Zeit aufgestellt, scheinen sie immer die gleiche Hinweis-Funktion erfüllt zu haben. Sie standen nämlich immer an Zuführungen zur Hochstraße, bzw. an Pässen, wo sich diese kreuzten.

- Mindestens alle 20 Kilometer - dem Tagespensum eines Ochsenkarrens - tauchten befestigte Höhensiedlungen aus der Frühzeit auf. Meist sind die Abstände sogar kürzer, weil sie ja zu unterschiedlichen Zeiten angelegt wurden. Sie zeigen sich immer als die aus den Höhenzügen heraus ragenden Bergnasen mit künstlich versteilten Abhängen (Schanzen) und abgeflachter Kuppe. Sie sind außerdem an Flurnamen zu erkennen (siehe besonders unten Abschnitt „Deutschland“), an von Menschen gemachten Erdwerken (Ring- oder Abschnittswälle), an prähistorischen Gräbern in unmittelbarer Nachbarschaft (Erdhügel, „geordnete, runde“ Steinhaufen, megalithische Steinkisten), sowie an anderen siedlungsbedingten Deformierungen der Landschaft (Terrassenfelder, Steinpferche, Altsteinbrüche und über das witterungstypische Maß hinausgehende Abnutzung geologischer Absonderlichkeiten als mutmaßliche Kultplätze). Meist sind sie mit auch mit handgroßen Steinen übersät, die Nutzungsspuren aufweisen oder geologisch „nicht dorthin gehören“. Diese Sicherungs- und Versorgungsstationen müssen der Schüssel aller frühen Fernreisen gewesen sein. Man kann nach der 20-Kilometer-Regel regelrecht nach ihnen suchen. Ihre exponierte Lage unterscheidet sie auch von allen Flachlandsiedlungen und zwar geografisch, gesellschaftlich und vom Erhaltungszustand her. Im Post „…Vorfahren selber finden habe ich versucht sie zu datieren.

Abkürzungstrassen um die Alpen
- Immer wenn die kontinentale Wasserscheide große Umwege einschlägt (zu den Quellen von Ebro, Rhein, Alltmühl und Rednitz), kann man nach gleichem Muster frühzeitliche Abkürzungen ausmachen (in der Karte rote Linien mit möglichst detailliertem Verlauf). Die dann zwangsläufig notwendigen Fluss-Furten sind heute noch augenscheinlich (natürliche Sandbänke, nachfolgende antike oder mittelalterliche Brücken). Die „Umwege der Wasserscheide zu den Quellen“ können ihrerseits wieder als Höhenwege in andere Richtungen fungieren (Nordspanien: Jakobsweg, Schweiz: zentraler Urweg, Süddeutschland: Alpenstraße).
Befestigte Höhensiedlungen u.a. Artefakte in diesem Bereich
Natürlich mussten einige steile Passagen der tangierenden Gebirgszüge umfahren werden (Betische Kordilleren, Pyrenäen, Böhmerwald). Die alten Hangwege dort sind deutlich erkennbar und werden noch heute benutzt. Schlägt der Höhenweg starke Haken, wie in den Cevennen oder im Fichtelgebirge, werden ebenfalls Abkürzungen sichtbar, die wahrscheinlich aber erst im Frühmittelalter entstanden waren.

- Es gibt über die gesamte Hochstrecke nur wenige Artefakte aus der Altsteinzeit und von der Ausbreitung der ersten Bauern. Das korreliert mit den entsprechenden historischen Hypothesen,
Hinterlasenschaften am Ebro
wonach die erste neolithische Expansion mit dem Generationenzuwachs entlang der großen Flussläufe an Donau und Rhone erfolgt sein soll. Aber schon mit den Steinsetzungen in megalithischer Zeit (ab etwa 4000 v. Chr.) tauchen entsprechende Artefakte am Kammweg auf. Trotzdem scheinen in dieser Zeit noch weitere „Abkürzungen“ durch Flussauen möglich gewesen sein, beispielsweise über Carcassonne oder Besancon in Frankreich. Ab der kupferzeitlichen Glockenbecherkultur (2600-1800 v. Chr.) muss dann regelrechter Hochbetrieb geherrscht haben. Ohne mich an der Diskussion um deren kompliziertes Ausbreitungsschema beteiligen zu können, wird deutlich, dass der Europäische Wasserscheidenweg einen Hauptteil dieser Bewegung aufgefangen haben könnte (Siehe Post: „…erste Hochkultur Europas?“). Und zwar so heftig, dass die Experten sich heute nicht einigen können, ob die Becherleute nun von Osten nach Westen, oder umgekehrt gewandert waren. Invasion und Beutesicherung musste ja in beide Richtungen funktionieren. Die meisten nachgewiesenen Bechersiedlungen gibt es jedenfalls entlang unserer Höhentrasse und den von ihr abzweigenden Mittelgebirgskämmen. Bis Mähren, Nordböhmen und in die nördlichsten Zipfel der Britischen Inseln sollen sie gekommen sein!

Wasserscheiden als prähistorische Höhenwege
- Eine Nutzung der Wasserscheide als Höhenweg ist über weite Strecken bis in schriftliche Zeit hinein erkennbar und geschichtlich zuordenbar (Südwestwanderung der Kelten, Zug des Hannibal, Römerstraßen, Westgotenmarsch, maurische Expansion, Reichsstraßen etc.). So erkennt man auch, dass nach den Umbrüchen der Urnenfelderzeit um 1200 v. Chr. die Wohnplätze wieder nach und nach ins Tal gewandert sein müssen. So ist auch erklärbar, warum es nur ganze wenige frühmittelalterliche Befestigungen an der Höhenstrecke gibt und wenn, dann nur an den „Abkürzungen“ in den Flussauen oder bis heute besiedelten Hochplateaus. Dort säumen immer noch so genannte Straßendörfer den Scheideweg, exakt nach ihm ausgerichtet, wie Sombernon in Frankreich oder Janovice in der Slowakei. Einige von ihnen scheinen zwar auf frühen Siedlungshügeln zu stehen, passen aber eher in burgundische bzw. Völkerwanderungszeit. Eine exakte zeitliche Zuordnung können natürlich nur Archäologen leisten.
  • Auffällig sind die vielen Siedlungskonzentrationen an „günstigen Plätzen“ mit
  • einheitlichem Ensembles von befestigtem Dorf, Ackerterrassen, Gräberfeld und Kultplatz
  • mehreren Befestigungen aus gleicher Zeit, ähnlich der Invasionsstrategie der Franken mit ihren -heim und -hausen-„Nestern“
  • mehreren Befestigungen aus unterschiedlicher Zeit, nicht nur Überbauung, sondern auch Neubau in direkter Nachbarschaft.
Zeichenerklärung

Urzeitliche Relikte am Höhenweg durch Europa
Öffnen Sie also bitte oben genannte Google-Maps-Karte als separates Browser-Bild, um den Weg neben dem Text verfolgen zu können. Zur Beschreibung der Orte müssen sie leider die einzelnen „Marker“ anklicken. Der Höhenweg kommt bei Maps auch nur halb so gut rüber, wie bei Earth. Man kann das Gelände in der Karte nicht kippen, strategische Details gehen so oft unter. Gerade die wichtigen Ringschanzen, Wälle und Terrassenfelder sind nur zu erkennen, wenn sie in der Legende rechts, ganz unten, die „Basiskarte“ verändern. Die Wasserscheidenlinie konnte ich wegen dem zu großem Datenvolumen zum Schluss gar nicht mehr verändern. Wer die Karte also zu Hause in der eigenen Earth-App studieren möchte, muss sich bei mir melden. Ich maile ihm die dafür notwendigen KML-Dateien gerne kostenlos zu.
Eigentlich sollte die Karte selbst erklärend sein. Hier die Zusammenfassung der dargestellten Symbole:

Jeder Punkt mit Erlebnisgarantie
  • Blaue Linie: Europäische Hauptwasserscheide als Wegorientierung
  • Rote Linien: mutmaßliche Abkürzungen, andere tangierende Wasserscheidenwege und kreuzende Altstraßen, die ich z. B. im Blog „Fränkisches Thüringen“ beschreibe
  • Lila Linie: Luftlinienverbindung zwischen beurkundeten Durchzugsstädten antiker oder mittelalterlicher Altstraßen
  • Drei Kreise: nachgewiesene (rot) und mutmaßliche (blau) befestigte Höhensiedlungen. Strategisch bedeutende Sicherungsanlagen, zweifelsfrei - aber nicht nachgewiesene, sowie die nach der 20-Kilometer-Regel sind ebenfalls rot gekennzeichnet.
  • Kleiner Turm: antike oder mittelalterliche Befestigung, die aber auf einer urzeitlichen Befestigung ruhen könnte.
  • Blaue Wellen: Quellen und geologische Hinweise auf die Wasserscheide
  • Drei blaue Punkte: Besonderheiten, die auf den Weg hinweisen könnten, wie Menhire, Kapellen außerorts, Steinkreuze, Flurnamen, Hohlwege, Grabstätten, Kultplätze und archäologische Funde mit kulturteller und zeitlicher Zuordnung (Grabhügel sind oft als GH abgekürzt)
Hinweise zur Auswahl der Relikte:
Hohlwege als sichere Wegführungen
  • Im Vordergrund steht die Wasserscheide als prähistorischer Urweg. Abseits liegende Objekte sollen bedeutende archäologische Highlights der jeweiligen Region markieren.
  • Bekannte keltische, antike oder mittelterliche Befestigungen habe ich besonders dann in die Karte aufgenommen, wenn es Hinweise auf eine Überbauung frühzeitlicher Wohnplätze gibt.
  • So bezeichnete Schanzen und Felsplateaus weisen auf künstliche Geländedeformation hin, die (z. B. neben Flurnamen, strategischer Lage, landwirtschaftlicher Fläche und Quellen) ein befestigtes Siedlungsareal wahrscheinlich machen.
  • Terrassen bezeichnen den Höhenlinien folgende künstliche Geländestufen für Acker- und Weideland.
  • Am Weg: Die Dolmen von Antequera
  • Kirchen und Kapellen markiere ich nur dann, wenn sie außerhalb von Siedlungen als Hinweis auf bewusst überbaute heidnische Kultplätze in Bezug auf unseren Weg gedeutet werden können.
  • Höhlen sind immer steinzeitliche Wohnhöhlen, „bizarre oder besondere“ Felsen, potentielle Kultplätze.
Historischer Überblick

Schaut man sich die gesamte Karte an, entsteht der Eindruck, als hätten frühe Wanderer eine Trasse zur Erschließung des gesamten Kontinents gefunden. So etwas kann sich aber nur über die Jahrtausende entwickeln! Natürlich muss die neolithische Besiedlung viel komplizierter abgelaufen sein, aber die Hauptwasserscheide wäre später gerade bei Naturkatastrophen immer eine Option gewesen. Aktueller archäologischer Wissensstand ist ja die fast gleichzeitige neolithische Okkupation Mitteleuropas auf zwei Wegen,
Die neolithischen Züge der ersten Bauern

1. Seit langem bekannt (ab ca. 8000 v. Chr.) die Donau hoch und
2. von der anderen Seite - zunächst an den nördlichen Rändern des damals viel flacheren Mittelmeers nach Südfrankreich (gegen 7000 v. Chr.) und dann die Rhone hoch. Am Oberrhein ackerten gegen 5500 v. Chr. übrigens zuerst die West-Bauern! 

Aber bereits um 6200 v. Chr. scheinen die ersten Fluten die Siedler aus den Tälern heraus getrieben zu haben (Überflutung Bosporus, Ärmelkanal).
die erste Bodenbearbeitung
In Osteuropa könnten die Balkangebirge die Karawanen aufgefangen haben, im Westen die Hauptwasserscheide mit ihren Ausläufern. Denn die ersten Bauern waren nicht lange nach Südfrankreich auch in Südspanien angekommen (6500 v. Chr.). Dorthin scheinen sie aber nicht entlang der iberischen Ostküste gelangt zu sein, sondern via Afrika (Ihren Weg vom Fruchtbaren Halbmond aus rekonstruiere ich in Post 3.). Die engste Stelle für eine Überfahrt ist heute noch Tarifa und nicht Gibraltar und da liegt auch der Anfangspunkt unseres Weges.
Die ersten Bauernkulturen
Die ersten Siedler dort werden der sog. La-Almagra-Kultur zugerechnet. Die hatten zunächst 2000 Jahre gar keinen Grund, weiter zu marschieren, denn die gigantische andalusische Tiefebene bot ihnen allen Komfort. La-Almagra-Artefakte wurden u.a. in Sevilla, Cádiz, Málaga, Córdoba, Granada, bei Huelva, Cádiz und Almeria ausgegraben. Von all diesen Orten ziehen durch Andalusien zeitlich zuordenbare Höhenwege zur Europäischen Hauptwasserscheide. Dieses Wegenetz funktionierte nach den gleichen Prinzipien, wie oben beschrieben. Damals soll in Andalusien tropisch-fruchtbares Klima geherrscht haben, um 4800 v. Chr. jedenfalls begannen die erfolgreichen Bauern ihren Überschuss in Form von riesigen megalithischen Dolmen auszuleben. Die größten unter ihnen stehen nun schon an unserm Höhenweg bei Antequera.
Europäische Bronzekulturen
Gegen 3200 v. Chr. bauten die Menschen etwa zeitgleich mit der Einführung des Kupfers Steinmauern um ihre Hüttendörfer. Der Verteilungskampf begann. Wurde der bereits durch knappe Ressourcen ausgelöst, wie sie Naturkatastrophen erzeugen? Die berühmte Bergfeste Los Millares im Südosten Spaniens nahm jedenfalls jene Siedlungsstrukturen vorweg, wie sie nicht viel später in ganz Europa Usus werden sollten: mit Stein- oder Holzwällen bewehrte Höhen, zusätzlich eine herausgehobene und ebenfalls gesicherte Akropolis, Weitsicht, hoch liegende Quelle, Gräber und Kultplatz nebenan, ringsum Felder, in steilem Gelände durch Terrassen gesichert. Los Millares war die archäologisch erste nach diesem Muster, hatte sogar schon Zinnen und lag im Gebirge an einem Flussübergang mit Zwangsführung zu unserem Höhenweg. Dieser Typ Wohnplatz begleitet uns nun entlang der gesamten europäischen Wasserscheide bis fast in die Ukraine. Da ihre Dichte dabei aber immer geringer zu werden scheint, könnte hier ein Hinweis auf die Expansionsrichtung vorliegen. Dem gleichen Prinzip folgen die Ausbreitung der Terrassenfelder und der Glockenbecherkultur.
Ausbreitung der Glockenbecherkultur
Denn ab 2600 v. Chr. tauchen in Zentraleuropa die ersten identischen Kulturgüter wie in Südspanien auf.
Dort hatte sich um 2200 v. Chr. die so genannte El-Argar-Kultur herausgebildet, deren Stammsitz Archäologen als das westliche Troja bezeichnen. Es wird mit diesem als zeit- und niveaugleich eingeschätzt und wäre damit das erste Staatengebilde Europas. Der von dieser Gemeinschaft bis in die Bronzezeit hinein gepflegte kontinentale Austausch soll davor und danach bis in die Neuzeit hinein nie wieder erreicht worden sein. Die in Mitteleuropa um das 2. vorchristliche Jahrtausend herum ausgegrabene Aunjetitzer-Kultur (Himmelscheibe von Nebra, Grabhügel von Leubingen) hatte nicht nur gleiches Geschirr und Waffen, sondern auch einen identischen Totenkult. Sie soll aus der Vermischung von Glockenbecher- und Schnurkeramischer Kultur hervor gegangen sein, wobei erstere wegen des Metallverarbeitungs-Knowhow den Ton angegeben haben soll. Hat man sich so den Weg in den Osten frei gekämpft? Zwar müssen die großen Dolmen in Norddeutschland per Schiff entlang der Küste inspiriert worden sein, aber die nach dem gleichen Prinzip gebauten kleineren Steinkistengräber scheinen sich im Dunstkreis der Europäischen Wasserscheide und ihrer Nebengebirge entwickelt zu haben. Sie tauchten ja erstmals 4300 v. Chr. in der Schweiz auf und dehnten sich dann bis Mittel- und Osteuropa aus.

Am Weg: El Argar-Siedlungen (Modell)
Die meisten ausgegrabenen El Argar-Siedlungen finden sich im Südosten Spaniens. Viele davon wieder an leicht zu verteidigenden Zwangsführungen zur Europäischen Wasserscheide, gesichert wie das alte Los Millares. Es gibt aber auch konkurrierende Gesellschaften damals in Spanien, wie die Valencianische Kultur und die Zivilisation von Manchego. Die Unterschiede sind gering. Die El-Argar-Kultur bricht zwar gegen 1500 v. Chr. mit einem Brandhorizont ab, es geht aber zivilisatorisch ähnlich weiter, nur etwas schlichter, die Verbindungen nach Osteuropa bleiben bestehen. Möglich wäre, dass sich auf der Iberischen Halbinsel nur die Machtzentren verschoben hatten.
Und was bringt das für unseren Weg? Mit dem Wissen um die Siedlungsgeschichte im äußersten Südwesten Europas lassen sich nun die massenhaft auftretenden Wohnverdachtsplätze in ganz Westeuropa auch ohne archäologische Grabungen grob datieren:
Siedlungsplatz Altenstein
Am Weg: Siedlungsplatz Ipf
Am Weg: Los Millares (Modell)
  • ab 3900 v. Chr.: unbefestigte Berghanglagen mit inzwischen auseinandergerissenen Großsteingräbern (Dolmen von Degernau, Geba, Falera) und starken Konzentrationen von handgroßen Nutzsteinen, die künstliche Verarbeitungsspuren aufweisen (Altenbanz, Rhön, Fränkische Schweiz).
  • ab 2200 v. Chr.: Höhenrücken mit künstlich versteilten Abhängen, auf denen bei langer Besiedlung Magerrasen wegen Humusabtrag und Überweidung entstan. Meist finden sich auch Altsteinbrüche, die nicht aus dem Mittelalter stammen können, oft Steinhaufengräber mit den sog. Steinkisten, manchmal Lesefunde aus Kupfer oder Bronze.
  • ab 1600 v. Chr.: Berge oder Bergnasen mit leichten Befestigungen, wie Abschnittswälle oder sog. Schanzen (Alteburg südlich von Arnstadt, Schellenburg bei Kinding). Sie werden regelhaft von großflächigen landwirtschaftlichen Terrassen begleitet, die sich an den Höhenlinien orientieren. Dazu kommen bronzezeitliche Hügelgräber, deren Flurnamen manchmal auf Körperbestattungen hinweisen, wie Galgenberg, Tote Männer oder Richtstätte.
  • ab 1200 v. Chr.: Berge oder Bergnasen mit starken Steinwällen und hohen gleichmäßig parallelen Terrassenfeldern (Ipf über Bopfingen, Staffelberg, Bernloch über Genkingen, Oberberg über Starzeln). Die Gräber sind nun der Urnenfelderkultur verpflichtet (z.B. Aschenberg), erste Eisenfunde.
Genau bestimmen können das natürlich nur archäologische Grabungen. Die Muster aber begleiten uns durchgehend: Gerade die extrem aufwendigen Weide- und Ackerterrassen funktionieren als Wegweiser rechts und links der Wasserscheidenstraßen.
Wegbegleiter: Feldterrassen
Die Fachwelt legt ihre Entstehung ins 13. Jahrhundert unserer Zeit, unbenommen des Fehlens irgendwelcher Dokumente egal in welchem Land. Ich glaube hingegen, dass dieser unvorstellbare Kraftaufwand nur durch die Umwelteinflüsse der Katastrophenzeiten ausgelöst worden sein kann (Siehe Post „Terrassenfelder“ in diesem Blog). Denn mindestens seit der El-Argar-Zeit sind die Terrassen ja typisch für die Siedlungen im Südwesten unseres Kontinents. Inwieweit nachfolgende Kulturen mit an den Stufen herum gebastelt haben - Urnenfelder, Hallstatt, Latene-Kelten, Phönizier, Karthager, Römer, Germanen, Franken -, können natürlich wieder nur wissenschaftliche Grabungen bestimmen. Denn nach 1000 v. Chr. müssen die Wohnplätze ja peu à peu wieder in die Täler gewandert sein. Entlang unseres Höhenweges konzentrieren sich nun über den Flussauen - aber nach dem alten Prinzip - die später bekannten keltischen Oppida, wie Alesia, Bibracte, Lamgres, Erkenbrechtsweiler oder Ipf.
Neben den Siedlungsrelikten führen uns auch andere Wegweiser entlang der Europäischen Wasserscheide: Menhire, Steinkreuze, später solche aus Holz oder Postsäulen, die nach meinen Recherchen ebenfalls prinzipiell an Pässen oder Abzweigen von Höhenwegen stehen oder zu ihnen aus dem Tal heraus führen (Siehe Post „Vom Menhir zum Marterl“). So gesehen könnte die Geschichte Europas auch eine Siedlungsentwicklung entlang seiner Wasserscheide darstellen.

Regionale Besonderheiten:

Spanien
Wasserscheidende Höhenwege in Spanien
Egal wo die alten Reisenden im äußersten Süden eingestiegen waren: die ersten Nachweise von megalithischen Versorgungsstationen sind die Felsenzisternen und Steinritzungen von Aljibe und Montero nördlich der Straße von Gibraltar. Am Felsheiligtum von Puerto Galitz scheint die Abkürzung von Cadiz hochgekommen zu sein, die über die Betischen Kordilleren ans östliche und südliche Mittelmeer wollte. Bei den berühmten Dolmen von Antequera „querte“ wahrscheinlich der neolithische Weg von Malaga nach Cordoba. Vielleicht wurden ab hier schon die schroffen Sierras de Tejeda, Almijara y Alhama umgangen, denn die frühzeitliche Besiedlung wird nun immer dünner. Spätestens in der Sierra Nevada, nach dem Pass der Trasse von Almeria und Los Millares herauf, sind gar keine Befestigungen mehr zu finden. Die gibt es erst wieder nach der Sierra de María-Los Vélez. Egal aber: Nach den Funden strebten alle prähistorischen Wege durch die Andalusische Tiefebene nach Nordosten zu unserer Wasserscheide. Und nachdem auch die möglichen Wege aus Cartagena von den großen Siedlungen der El-Argar-Leute hinzugestoßen waren, trafen sich alle Urstraßen Südspaniens wie auf wundersame Weise in Al Ballestero, archäologisch über alle Kulturen und Zeiten hinweg belegt.
4000 Jahre alte Burgen in Spanien
Anschließend geht es ewig durchs Iberische Gebirge. Rechts und links auf der Hochebene von La Mancha die berühmten Motillas, jene runden Trockenmauerburgen der El Argar Kultur zwischen 2200 und 1300 v. Chr., die den Burgenbau im Mittelalter vorweg nahmen. Die Höhlenmalereien in den Felsschluchten der Sierra de Albarracín könnten ein Hinweis auf die frühe Benutzung unserer Strecke sein. Beim westlichen Ausschlag der Wasserscheide Richtung Ebro-Quelle scheinen die alten Wege bei den genialen immerwährenden Verteidigungsanlagen über Paracense auf unsere Abkürzung abzuzweigen. Die Furt über den Ebro sollte man dann in den Sandbänken hinter Sastago vermuten. Der anschließende Übergang über die Pyrenäen müsste in Andorra gelegen haben, weil der Umweg über das niedrigere Perpignan als ebenso strapaziös und doppelt so lang eingeschätzt werden muss. Auch wenn sich dort Hannibal mit den Kelten getroffen haben soll, vor 4000 Jahren scheint sich die Gegend einschließlich der Camargue noch kaum aus dem Meer erhoben zu haben. Auch das dann notwendig zu durchquerende Narbonne ist erst in römischer Zeit nachgewiesen.

Frankreich
Wege um die Hauptwasserscheide in Frankreich
Obwohl es von Andorra aus Wegetrassen abwärts entlang der Wasserscheide gibt, scheint die neolithische Variante durch die geschichtsträchtigen Täler der Ariege effektiver: In Tarascon wurden Funde aus der Bronzezeit gemacht und in Mazeres neolitische. Die höchste Stelle des späteren Canal du Midi scheint demnach der als Sattel ausgebildete Übergang in die südlichen Ausläufer des französischen Zentralmassivs gewesen zu sein.
Nun zieht sich unsere alte Heer- und Handelsstraße hunderte Kilometer bis in die Vogesen. Gleich in den Cavennen (Gebirge zwischen Pyrenäen und Lyon) finden sich zahlreiche Baudenkmäler aus der Zeit zwischen 3500 und 2500 v. Chr., wie Steinkreise und Hünengräber. Auch unser Wasserscheidenweg präsentiert ganze Menhir-Ketten, wie oberhalb von Rousses, oder regelrechte megalithische Zentren, wie südlich von La Bastide Puylaurent mit Dolmen, Felsengleisen und wieder mehreren Menhiren. Die wichtigsten Indizien liefern aber nach wie vor Befestigungsverdachtsplätze, wie ich sie oben beschrieben habe.
Wegbegleiter: Feldengleise
Um Saint Etienne werden zwar latenezeitliche Scherben und römische Straßen erwähnt, in den Zeiten davor aber soll das angeblich Niemandsland gewesen sein. Das alte Lied: Keine Zufallsfunde, keine Forschungen, keine Urkunden - keine Geschichte! Dabei müsste es nach den Mustern der Theoretischen Archäologie 9 vergessene frühzeitliche Höhensiedlungen in der Stadt geben.
Natürlich hat die Grand Nation ihre Altertümer rechts und links unserer Scheide an Rhone und Loire, akribisch dokumentiert. Doch wie in Deutschland ist der öffentliche Zugang dafür begrenzt und kein Altgeschichtler scheint an Höhenstraßen zu denken. Im Mittelpunkt französischer Archäologie stehen keltischen Relikte wie in Lyon, Clermont-Ferrand oder in Vix - zugegeben aus einer spannenden Zeit. Doch auch davor gab es ja im Süden und Osten Frankreichs stolze Kulturen (alle in Jhd. v. Chr.): Cardial- 69-55, La Hoguette- 58-55, Linienbandkeramik 55-45, Rössen- 47-45, Chasseen- 45-35, Seien-Oise-Marne- 31-24 (Megalith), Becher- 26-24 (Megalith, Artenacianisch), Hügelgräber- 16-13 und Urnenfelder- ab dem 13. Jhd. vor der Zeit. Ihre Wege sind unerforscht. Verfolgt man aber die Bewegungen dieser Zivilisationen, fällt auf, dass zwischen 4800 und 1200 v. Chr. mehrere Innovationsschübe aus dem Südwesten durch Südfrankreich gewandert sein müssen, wie Neuerungen in der Landwirtschaft, megalithische Steingräber, die Glockenbecherkultur, Kupfer und Bronze. Das ging am effektivsten über unsere Wasserscheide. Lage, Ausrichtung und Länge der Rhone weisen darauf hin, dass Reisende auch immer - wenn möglich - tiefere Lagen genutzt haben können. Um 1600 und 1200 v. Chr. scheint die Nutzung des Kammes aber zwingend gewesen zu sein, denn die großen Flussauen, gerade an der Rhone, waren nachgewiesen menschenleer. Gleichzeitig sollen kulturelle Umbrüche stattgefunden haben. Das kann kein Zufall sein und nur die o.g. Katastrophentheorie gibt eine hinlängliche Erklärung.
Ausbreitung der Urnenfelderkultur
Denn nach 1200 v. Chr. gab es eine Fundlücke und ab 1000 v. Chr. etwa ist wieder eine Neubesiedlung erkennbar - aber umgekehrt, vom indoeuropäischen Osten nach Spanien! (Siehe Post Rückwanderung!) Alles Reisen entlang der Europäischen Hauptwasserscheide?
In Frankreich wird auch die „Talwanderung“ der Hallstatt- (8.-5. Jhd. v. Chr.) und später die Süd- und Westwanderung der La Tene Kultur plausibel beschrieben (unsere altbekannten Kelten, 5.-1. Jhd. v. Chr.).
Französische Archäologen beschäftigten sich auch intensiv mit den Bewegungen der Glockenbecher-Leute: Diese expandierten demnach entlang der Hochebenen, setzten auch über den Ärmelkanal, mieden aber das Zentralmassiv. Dort war gegen 4000 v. Chr. der letzte Vulkan ausgebrochen und jeder kann sich vorstellen, wie es da aussah. Die Glockenbecher- und Kupferproduzenten sollen aber keine befestigten Höhensiedlungen benutzt haben. Vielleicht brauchten sie das als überlegene Kultur gar nicht mehr? Entlang der Wasserscheide jedenfalls strotzt es nur so von jenen befestigten Bergkuppen mit Stufenschanzen, wie wir sie aus Iberien kennen. Natürlich könnten die wieder auch älter sein, archäologisch gegraben wurde nämlich kaum an unserem Weg. Dabei scheinen die Geländedeformationen eindeutig; sogar die Acker- und Weideterrassen sind von den mutmaßlich im Mittelalter gebauten Steinpferchen fürs Vieh zu unterscheiden. Im welligen Burgund stehen von den Stufenschanzen noch mehr rum als in Schwaben.
frühe Schanzensiedlungen in Frankreich
Die „Schönsten“ findet man nördlich der Templerfeste La Couvertoirade, an der Quelle der Loire oder um Nuas. An ihren Namen erkennt man auch ohne muttersprachliche Kenntnisse, wie die Keltoromanen ihre Vorfahren verehrt haben müssen. Selbst am Jardin des Plantes sind trotz massivem Altbergbau die Stufenstrukturen noch deutlich erkennbar. Die oft dicht beieinander liegenden terrassierten Siedlungsverdachtsplätze können nicht alle von den Kelten stammen, denn die duldeten jeweils nur eine Herrenfeste in Sichtweite. Älter müssen die Siedlungsorte besonders dort sein, wo typischerweise ganze Hochflächen okkupiert worden waren, wie bei Rousses, Minot oder Pouilly en Auxois. In Deutschland werden wir diese hohen Siedlungszentren wiedertreffen. So etwas kann nur ohne soziale Differenzierung funktioniert haben. Mustergültig heißen sie alle irgendwas mit „Montagne“- also der Berg, etymologisch Burg. Wie linguistisch vermutet, können die kürzesten Eigennamen dabei die ältesten sein. Deutlichstes Merkmal aber: Die zahlreichen (Stein-) Kreuze und Kapellen auf heute unbewohnten Bergen. Im Frankenreich waren nämlich die gleichen christlichen Missionare unterwegs, wie in Deutschland. Während der Christianisierung im Frühmittelalter ließen die auf päpstliches Geheiß bekannte heidnische Plätze der Vorfahren mit ihrem neuen Wahrzeichen überbauen. So können Orte mit nachgewiesener altchristlicher Heiligenverehrung ebenfalls als heidnische Gründungen angenommen werden. Auch die vielen Kreuze am Weg - nicht nur an den Pässen - sind ein sicheres Indiz: Sie scheinen als Nachfolger der Menhire als Wegweiser gedient zu haben.
Wegbegleiter: Künstlich versteilte Abhänge
weitab von Siedlungen
Natürlich gibt es befestigte Höhensiedlungen überall in Frankreich, aber doch deutlich abnehmend mit der Entfernung von der Europäischen Wasserscheide.
Am spannendsten wird es dort auf der Höhe Lyon. Der Name könnte sogar von "Leite" abstammen. Dort strebt eine mutmaßliche Abkürzung  dem weitläufigen Ausschlag zu, den unsere Scheide in Deutschland zur Rheinquelle macht, diesmal in die südlichen Alpen. Betrachtet man die relative Fundarmut in den Vogesen, könnte das sogar die prähistorische Hauptroute in den Nordosten gewesen sein. Sie kommt über die sog. Burgunder Pforte nach Deutschland. Diese gilt unter Historikern über alle Zeiten als das geographische, klimatische, kulturelle und politische Einfallstor mediterraner Einflüsse in die kalte „Alemannia“.
Fahren wir auf der offiziellen Europascheide weiter fort, bleibt die Anzahl der Sicherungsposten zunächst konstant. Auf der Höhe Autun macht sich noch eine neolithische Route zur Burgunder Pforte auf. Aber genau an der Stelle, wo die bisher parallel laufende römische Via Agrippa nach Norden ausbricht, wird es dünn. Tatsächlich haben schon mehrere Historiker auf die Schwierigkeiten hingewiesen, die Römer, Burgunder und Franken bei der Überwindung der Vogesen hatten. Es sind zwar zwei Römerpässe bekannt, deren Straßen aber anschließend schon im Tal verliefen. Trotzdem scheint es auch einen alten Höhenweg an der Wasserscheide gegeben zu haben.

Deutschland
Hauptwasserscheidenwege Deutschland
Denn rund um den Kaiserstuhl weist eine hohe Zahl von Terrassenbergen, besonders zwischen Limburg und Burkheim, auf eine frühzeitliche Querung des Rheins hin. Den Weg unterstützen aber auch viele Flur- und Ortsbezeichnungen, wie -ar, Hall-, Katz-, Kalt-, Bern-, Hahn-, Hund- oder Brand-. Trotz unbefriedigender Übersetzungsversuche in der Literatur - man findet sie überall an prähistorischen Wegen, nicht nur im deutschsprachigen Raum. Auch die befestigte Hochfläche bei Kirchzarten, die von Archäologen als das ptolemäische Tarodunum gedeutet wird, bekommt so ihre historische Berechtigung. Nach diesem Schema habe ich eine hypothetische Abkürzungstrasse Richtung Osten eingezeichnet.
In Abhängigkeit vom Wasserstand des Rheins könnten die alten Reisenden unsere Europäische Wasserscheide auch erst bei Lauw verlassen haben. Dort nämlich muss man „rüber“ nach Basel, will man nicht - der Wasserscheidenlinie folgend - wieder „rückwärts“ nach Westen. Dabei quert man auch die Burgunder Pforte, heute als Rhein-Rhone-Kanal. Die letztgenannte Strecke scheint doppelt so lang zu sein, wie die Abkürzung über Lyon und Schweiz.
In Massen aber tauchen prähistorische Funde erst wieder im Osten der Burgunder Pforte, um Basel auf. Hier scheinen die Sandbänke des Rheins auch bei Hochwasser eine sichere Furt ermöglicht zu haben. Über den Schwarzwald-Höhenweg konnte man nun schnell jenen Punkt erreichen, den die Rheinabkürzung Kaiserstuhl - Waldau im Hochschwarzwald angestrebt hatte:
Magischer Treffpunkt mehrerer Urstraßen: Kaltenherberg 
im Schwarzwald
Kaltenherberg. An gleicher Stelle stößt auch noch der Alpen-Ausschlag unserer Wasserscheide wieder hinzu. Er kommt hier paradoxerweise aus dem Osten und verläuft so parallel nicht nur entgegengesetzt zur Donauströmung, sondern auch zum weiteren Verlauf der Europäischen Wasserscheide. Über die Alp-Spitzen hatte es natürlich keinerlei Altsiedlungen oder -straßen gegeben. Erst ab Immenstadt im Algäu scheinen sich die alten Verkehrswege ihrer wieder bedient zu haben. Sie brachten in der Frühzeit Pfahlbautraditionen und in der Antike römische Machtinteressen von Italien heran. (Zur Abkürzung Geisingen komme ich gleich.) Alle 3 Trassen bilden also bei Waldau ein prähistorisches Dreieck - bewacht durch den verschanzten Steinberg. Seine künstlich versteilten Abhänge und der schmale Übergang zum Berg dahinter war leicht zu verteidigen. Nun geht es in einem Bogen gemeinsam weiter bis zur Donauquelle, typisch abgekürzt durch Furtwangen! Auch andere bedeutende mittelalterliche Städte wie Ertingen, Geisingen oder Freiburg im Breisgau könnten sich aus stark frequentierten prähistorischen Furten zwischen den Wasserscheiden-„Ausschlägen“ entwickelt haben.
An einer Abkürzung: Alte Burg, Langenenslingen
Süddeutschland erschließt sich mir prähistorisch als Muttersprachler endlich ohne Zweifel und aufwendige Recherchen. Auch entlang unserer Magistrale finden sich alle sesshaften Kulturen seit der letzten Eiszeit. Das gilt für die Befestigung von Hohentwiel aus der Rössner-Kultur (4700-4500 v. Chr.), den Statuenmenhir von Gallmersgarten,aus der Megalithkultur (hier von 2800-2200 v. Chr.), bronzezeitliche Grabhügel ohne Ende (1600-1200 v. Chr.) und danach die Urnenfelderzeit wie auf der Achalm bei Eningen. Als Referenz bei den Abkürzungen steht Sasbach am Kaiserstuhl (Rössener Kultur) und die Bronzezeitliche Heuneburg bei Ertingen. Leider sind die vielen Großsteingräber, die die ehrenamtliche „Cairn-Forschungsgesellschaft“ gefunden hat, von der Fachwelt nicht anerkannt. Die Mehrzahl der Wissenschaftler sehen vor 3000 v. Chr. den Rhein als diffuse Grenze zwischen Megalithikern im Westen und den Bandkeramikern im Osten. Die Herkunft der Rössener Kultur aus Südfrankreich wird in Deutschland nicht öffentlich diskutiert. Dabei passt sie mit ihren Begräbnis- und Höhensiedlungstraditionen durchaus in das uns bekannte Bild.
kulturelle, genetische und historische Grenze am Rhein
Erst die Glockenbecher-Typen sollen im großen Stil den Rhein überschritten, und sich neben den Schnurkeramiker aus dem Osten mit ihren Kupferäxten (2800-2200 v. Chr.) niedergelassen haben. Dass Schnurkeramik nicht auf der spanischen Halbinsel bekannt ist, werten einige Wissenschaftler als zusätzlichen Beweis für den dortigen Ursprung der Glockenbecherkultur. Erinnern wir uns: Die meisten glauben nämlich immer noch an deren Herkunft aus dem Karpatenbecken. Auch in Süddeutschland sollen bisher nur unbefestigte Flachlandsiedlungen der Bechertrinker ausgegraben worden sein. Viel hat die Archäologie in Baden-Württemberg dazu nicht veröffentlicht.
Meine Rad-Touren über die Kammwege aber zeichnet ein wahres Eldorado alter Schanzanlagen am Europäischen Scheideweg. Nur wenige davon sind in Schwaben archäologisch klassifiziert: Der bronzezeitliche Farrenberg über Mössingen, der früheisenzeitliche Magdalenenberg über Villingen-Schwenningen, mehrere keltische Viereckschanzen, die seit der Bronzezeit befestigte Hochfläche um Erkenbrechtsweiler, oder der seit der Steinzeit besiedelte Ipf über Bopfingen. Nicht wenige dieser Höhenwohnplätze zwischen Schwarzwald und Bayerischem Wald wurden über mehrere Kulturen hinweg betrieben. Mit der Hypothese eines Europäischen Wasserscheiden-Höhenweges könnten sie alle einen völlig neuen Sinn bekommen. Bisherige Deutungsversuche als Kultplätze, Refugien, Fliehburgen, Wachen für Bergbau oder Gebirgspässe sollten mit der Interpretation als „Fernwegestation in westöstlicher Richtung“ verglichen werden. Wie in Frankreich nämlich könnten sie schon Tausend Jahre früher als Verteiler atlantischer Traditionen aus Südspanien fungiert haben. Auch in Deutschland findet man ja diese kleinen megalithischen Steinkistengräber entlang der Mittelgebirgsketten haufenweise. Die mit einer Hype glorifizierte Heuneburg bei Hundersingen beispielsweise, wird so auch zu nichts weiter als einer, zugegeben erfolgreichen, bronzezeitlichen Versorgungs- und Wachstation auf der Verbindung der bis Ertingen rechts und links der Donau parallel verlaufenden Europäischen Hauptwasserscheide. Auf gleichem Weg liegt 20 Kilometer weiter die in jeder Hinsicht bedeutendere Große Heuneburg.
An einer Abkürzung: Die Kleine Heuneburg über der Donau
Und wer kennt die? So geht es auch den meisten auf unserer Magistrale anzutreffenden Befestigungen, die aber in jeder Hinsicht dem Erscheinungsbild ihrer untersuchten Kollegen entsprechen. Dazu gehören die vielen Kuppen mit Schanzkanten um Albstadt, über Burladingen oder die auf der Lützelhalb über Wehingen. Als Versorgungspunkte haben sich entsprechende Berge nicht nur geologisch angeboten, sie wären im System sogar zwingend gewesen, wie der Nagelberg über Treuchtlingen oder der Petersberg östlich von Marktbergel. Das ganze mutet wie ein großes Strategiespiel an, wie sie heute für Computer-Gamer angeboten werden. Mit meinen Deutschkenntnissen kann ich nun entlang der Wasserscheide die vielen alten Flurnamen ins Spiel bringen, die die später eingewanderten Germanen sinnigerweise den vorgefundenen Relikten gegebenen haben. Natürlich in Dutzenden Variationen! Für Siedlungen: Burg-, Stein-, Wall-, Heiden-, Herren-, Platte-, Rot- (von einstmals gerodet), oder Galgen- bzw. Gericht- (wo sich spätere Bewohner nur ein prähistorisches Gräberfeld nicht anders erklären konnten). Für Wege: Hardt-, -leite, Steiger, Trift, Graben, -hohle, Straß-, -furt, Wein- (von Weg oder Wagen). Für Kultplätze: Heiligen-, Hain-, Ehren-, Loh-, Oel-, Weiß-, Haag- etc. Diese Bestimmungs- oder Grundwörter findet man an allen Urwegen im gesamten deutschsprachigen Raum. Und immer wieder tauchen auf unnatürlich deformierten Höhen Verbindungen mit „Kirch-“ auf, wie wir es ja schon von der Überbauung heidnischer Plätze aus Frankreich kennen. Oder die vielen Pfaffen-Kuppen: Während der Christianisierung waren die Heilsbringer nämlich grundsätzlich mit einem Heerbann unterwegs. Auch wenn einige dieser befestigte Plätze (z. B. mit Namen wie Wart- oder Wacht-) aus dem Mittelalter stammen müssen, ihre Lage offenbart uns Bewegungen immer entlang der Kammwege.
Die Ausbreitung der Megalithkultur in Europa
Doch weiter: Bei der Fundplatzkonzentration um Heiligenholz/ Hohe Lohe südlich von Bopfingen scheint der Umweg zur Quelle der Wörnitz und der Altmühl abgekürzt worden zu sein. Von hier bis Schillingsfürst verläuft die Wasserscheide nämlich parallel zur Verlängerung des bekannten fränkisch/ thüringischen Keltenerlebnisweges von Meinigen über Bad Windsheim bis Donauwörth. Dieser wird unter Altwegeforschern als Teilstück der seit dem Neolithikum begangenen Kontinentaltrasse von Italien nach Skandinavien diskutiert. Der Abzweig wird wieder von einer Vielzahl von Siedlungsverdachtsplätzen um den eindeutig zu klassifizierenden Sandberg gesichert. 20 Kilometer weiter östlich kommen wir auf der Abkürzung ins heutige Bayern und da wird es einfach: In der genialen Internetplattform „Bayernatlas“ sind nämlich nicht nur alle bekannten archäologischen Funde eingetragen, sondern auch alle urzeitlichen Verdachtsplätze. Einmalig für Deutschland! Jetzt sind fast alle meine Versorgungsstationen rot eingefärbt. Leider habe ich mir das Portal erst nach meiner Kontinentalreise erschließen können - 90 Prozent meiner Vermutungen aber wurden bestätigt. Besonders hinsichtlich der linearen Fund-Konzentration entlang der Urstraßen.
Wegbegleiter: Bronzezeitliche Hügelgräber
In Donauwörth kam z.B. die römische Via Claudia Augusta, die spätere mittelalterliche Via Imperii aus dem Süden hoch. Alle diese Höhenwege trafen sich wieder an der Schanze Nagelberg bei Treuchtlingen. Dort stößt auch unser Scheidenweg wieder aus dem Norden herunter, durchweg mit Versorgungsfesten aus allen Zeiten gespickt. An dem mit Schanzen und Terrassen überladenen Dilllberg-Massiv bei Postbauer-Heng kreuzt er den völlig vergessenen frühen Höhenweg, der alle keltischen Oppida im Osten Frankens verbindet, wie Manching, Schellenberg, Großberg, Buchberg, Houbirg, Ehrenbürg, Staffelberg usw. usw. Sie liegen alle jeweils über den notwendigen Flussfurten, die meisten waren schon neolithisch von den ersten Bauern besiedelt gewesen. (Auf der Linie Dillberg/ Neumarkt kreuzte noch im Mittelalter auch die Goldene Straße von Frankfurt-Regensburg-Prag.)
Nun streben wir einer weiteren prähistorischen Kreuzung zu, der Vierfachwasserscheide von Saale, Eger Naab und Main. Hier am „magischen“ Schnittpunkt zwischen Gefrees, Weißenstadt, Bischofsgrün und Wal-penreuth wacht die verdächtigte Höhensiedlung „Haidberg“, an der, wegen einer Erzader, jeder Kompass verrückt
Am Weg: Magischer Treffpunkt mehrerer Urstraßen: 
der magnetische Haidberg bei Zell
spielt. Wenn es je eine befestigte Wache an einer Altstraße gegeben hat - hier macht sie nicht nur doppelt Sinn, sondern präsentiert sich auch nach den gängigen Mustern wie Schanzen, Terrassen und einem typischen Altsteinbruch. Wir kommen zu dieser Kreuzung über den sog. Seehügel mit dem Siedlungsverdachtsplatz Fels-„Platte“, hoch liegender Quelle und alten Rodungen am „Seehaus“. Von Norden stößt der mutmaßliche Zinn-Höhenweg vom Ärmelkanal bis zur Donau heran (mit Teutoburger Wald, Hessischem Bergland-Thüringer Wald, Frankenwald-Fichtelgebirge-Oberpfälzer Wald-Böhmerwald). Unsere nach Nordosten ausgerichtete Wasserscheide führt als Kammweg „Vogtland-Erzgebirge“ weiter nach Polen und in die Baltischen Länder (Siehe Post „Der Erzgebirgshöhenweg…“). Wir aber haben uns ja für die offizielle Hauptscheide entschieden und die zweigt am Haidberg nach Südosten ab, Richtung Pfälzer-, Bayerischer-, und Böhmerwald. Auch die östlichen deutschen Mittelgebirge waren trotz ihrer Höhe mit Unterbrechungen seit 3300 v. Chr. besiedelt gewesen. Es begleiten uns typischerweise also wieder unentwegt Menhire, Steinkreuze, Steinwälle, Felsplateaus und Kapellen. Auf dem Kammweg kreuzen auch mehrere Trassen von Süddeutschland in Richtung Prag, die auch als „Abkürzungen“ unseres Scheidenweges fungiert haben könnten. Hinter Karlstift verlassen wir aber den Höhenzug zur Donau wieder, um auf unserer imaginären Kontinentallinie weiter nach Osten zu reisen. Das Dreieck muss von dem völlig unbekannten Binderberg beim österreichischen Reichenauerwald bewacht worden sein, obwohl dessen prähistorische Schönheit kaum zu übertreffen ist: Mehrere Ringwälle aus Monstersteinen, Dolmengräber, Menhire, handgroße Steine mit Benutzungsspuren...
Megalithische Sicherungsstationen selbst im Fichtelgebirge 
am Schneekopf
Es ist jedoch schwer vorstellbar, dass sich Fernreisende mit solchen „Haken“ durch Europa bewegt haben sollen. Auch deshalb habe ich die Abkürzungen und tangierenden Höhenwege mit eingezeichnet, um die großen Bewegungslinien zu erfassen. Es sieht so aus, als ob mit fortschreitender klimatischer Trockenheit und Melioration der Täler immer mehr effektive „Schleichpfade“ hinzu gekommen sind. Die wichtigste hier in der Fränkischen Alp scheint von Weißenburg in Bayern nach Furth im Wald und weiter Richtung Prag geführt zu haben. Die Konsequenz war allerdings wieder mehrere Flussquerungen, hier auch Naab und Regen. Von Weißenburg bis Regensburg kann ihr prähistorischer Verlauf mit Furten und Stationen deutlich nachverfolgt werden. Danach scheint es den Flurnamen entsprechend mehrere Varianten gegeben zu haben. Wer die Gegend kennt, weiß, dass die meisten Wasserläufe leicht zu überqueren waren. Neben der dargestellten frühen Variante tangierte man im Mittelalter sicher auch Roding und Cam. Im steilen Oberpfälzisch-Bayerischen Wald führen außerdem mehrere Altstraßen als Parallelwege unterhalb des Kamms entlang. Das geschieht dann schon auf heutigen Trassen (zwischen Neureichenau und Rainbach), wo sich die Hügelsiedlungen als frühmittelalterlich ausweisen. Auf Hochebenen variiert die Wegführung wie üblich stark, so bei Edelbruck und Sommerau.

Tschechien und Slowakei
Hauptwasserscheide in Osteuropa
Die Geschichte Böhmens und Mährens ähnelt der in Süddeutschland. Auch hier rechnet man die frühen Bauern den Bandkeramikern, später der Trichterbecherkultur aus dem Osten zu. Bei Kraliky wird der Abzweig der Nord-Ostsee-Wasserscheide vom neolithischen Mittelberg ebenso bewacht, wie später von neuzeitlichen Betonbunkern. Über die Talwasserscheide der Mährischen Pforte soll ein Zweig der archaischen Bernsteinstraße verlaufen sein. Die Hohe Tatra und die steilsten Berge der Beskiden scheinen zwischen Herrenberg und Waagsdorf in den südlichen Tälern umfahren worden zu sein. Die Überbleibsel der Glockenbecher-Reisenden vor 4500 Jahren aber sollen sich nach neuesten Erkenntnissen bis Weißrussland und die Ukraine hinziehen. Dementsprechend lassen sich unsere Begleitmuster am Scheideweg auch bis weit in die Ost-Karpaten verfolgen. Die letzten Schanzen und Terrassen habe ich am polnischen „Schwarzen Buckel“ zwischen Dubne und Obrucne gefunden. Und nicht weit hinter dem Ende unserer Reise steht im ukrainischen Mukatschewo eines der größten latenezeitlichen Oppida Europas. Von der Ausbreitungsrichtung her könnte es passen. Vielleicht verfolge ich das Ganze irgendwann mal weiter, wie überhaupt die Karte ständig ergänzt werden muss.

Resümee: 

Sogar eine der vielen Atlantis-Lokalisierungen liegt am 
Anfang des Weges: Das Delta des Guadalete gegenüber
von Cadiz
Wer es bis hier zu lesen geschafft hat, genießt meinen vollen Respekt. Ich weiß aber nicht, wo ich kürzen könnte. Die doch sehr zähe Materie ist sicher nur für Altstraßenforscher interessant. Vielleicht aber gibt sie auch einigen Heimathistorikern Anregungen für ihre Region. Denn weiter als nach Urkunden aus dem Mittelalter getraut sich da kaum einer zu recherchieren.
Auch wenn es wegen der Dimensionen aberwitzig klingt: Die archäologisch nachgewiesenen Kontakte frühester Kulturen, scheinen mit den verbindenden Wasserscheiden-Höhenzügen direkt fassbar zu werden. Natürlich gab es auch immer Wege in den Niederungen, aber die sind von heutiger Infrastruktur fast völlig unkenntlich gemacht. Von neolithischer Zeit bis ins Frühmittelalter reihen sich deren Relikte an den Kammwegen entlang. Die wichtigste Trasse muss dabei die Europäische Hauptwasserscheide gewesen sein. Auf ihr könnten nicht nur effektive Heer- und Handelszüge stattgefunden haben, sondern sogar Völkerwanderungen. Das suggerieren entsprechende kulturelle Bewegungen, die „Perlenketten“ befestigter Höhensiedlungen und die strategische Orientierung der entsprechenden Infrastruktur (20-Kilometer-Regel, Abkürzungen, Furten). Die am kulturellen Fortschritt ausgerichtete Stoßrichtung zielt dabei überwiegend von Südspanien nach Zentraleuropa, mit den Schwerpunktzeiten megalithischer- und glockenbecherbeeinflusster Kulturen (4000 - 1000 v. Chr.). Sie verebbt genau in jenen Regionen, wo auch die Glockenbecherexpansion endete. Welchen Einfluss dort die von Osten und Süden einströmenden indogermanischen (Holz-)Kulturen hatten, müssen Experten klären.
Kupferzeitlicher Wanderer Ötzi
Ich bin nur ein interessierter Laie, dem im Detail sicher Fehler unterlaufen können, dem sich aber lehrmeinungsfern die Logik der großen Zusammenhänge aufdrängt. Bestimmt habe ich höchstens ein Zehntel aller Hinweise an der kontinentalen Wasserscheide gefunden. Das schlussfolgere ich aus dem Vergleich mit der Dichte der von mir entdeckten Artefakte entlang des Rennsteigs in meiner Heimat am Thüringer Wald. Nur in Bayern mit seinem digitalen Atlas scheint die Trasse auch archäologisch gesichert. In den anderen Ländern könnte das Projekt Wasserscheide ja ganze Wissenschaftsgenerationen beschäftigen. Für Hinweise wäre ich dankbar.
Skeptikern sage ich: Es bleibt der Fakt, dass nicht nur die ersten Bauern und Schmiede in diesen Dimensionen operierten, sondern auch später Kelten, Römer, Goten und Franken. Die Kleinstaaterei begann erst nach Karl dem Großen. Keiner der frühen Reisenden ist einfach nur „ins Blaue hinein“ marschiert. Die Erschließung des Wilden Westens in den USA zeigt uns, wie so etwas funktioniert. Außer bei den Waffen gab es die entscheidenden Technologien schon in der Frühzeit (Erfindung des Rades ca. 4500, Domestizierung Zugtiere 3500, Kupfer 3000, Bronze 2200, Eisen 1000 v. Chr.)
Dies alles könnte uns nicht nur Anlass sein, die Siedlungsentwicklung Europas neu zu bewerten und weitere archäologische Grabungen zu initiieren. Vor allem sollten wir uns tief vor der Genialität und Umtriebigkeit unserer Altvordern aus vorschriftlicher Zeit verneigen.