Denn es braucht weder Aliens, Chronologiekritiker noch Verschwörungstheorien. Themen wie Basken, Seevölker, Dorische Wanderung, Atlantis oder indogermanische Invasionen sind längst zu deuten. Man muss nur die neuesten Veröffentlichungen von Archäologen, Genetikern, Geologen, Linguisten und Geografen zusammenbringen. Und die lassen sich durch die sog. Katastrophentheorie zusammenfassen, welche Auf- und Untergang aller urzeitlichen Kulturen nach den immer gleichen Abläufen erklärt: tektonische Verwerfungen (auch wegen kosmischer Impacte), Tsunamis und kurzfristige Besiedlung der Höhen, atmosphärische Winter und langfristige Agrar- und Subsistenzkrisen, kriegerische Völkerwanderungen und letztlich technologischer Fortschritt. Dazu stelle ich im Einstieg "Worum es hier geht“ 7 Hypothesen auf, die gerne diskutiert werden können. Die daraus resultierende Chronologie finden Sie in den Artikeln von 1. bis 7. durchnummeriert. Eine Übersicht der damaligen Kulturen ganz unten rechts…

Sonntag, 13. Juli 2014

Initialzündung für diesen Blog

Ich bin Fernsehjournalist und damit berufsbedingt skeptisch. Seit Jahren beschäftige ich mich hobbymäßig mit der Geschichte meiner Heimat Südthüringen und der Rhön. Irgendwann stieß ich auf die Geschichte vom Fund einer Goldmünze auf dem Dolmar, eines die Landschaft dominierenden Berges bei Meiningen. Dort haben Heimatforscher schon immer eine „keltische Kultstätte“ vermutet und Archäologen in den letzten Jahren wirklich eine hallstattzeitliche Wallsiedlung ausgegraben.
Der Dolmar mit seiner Wallanlage aus der Hallstattzeit
Das wertvolle Geldstück hatte 1819  Freyherr von Donop in seinem schwülstigen Schinken "Das magusanische Europa“ den Phöniziern zugerechnet. Die Münze sollen „Atlanter“ nach Mitteleuropa eingeschleppt haben. Welch ein Irrsinn, dachte ich damals! Natürlich hatte ich von der Legende um das vorzeitliche Inselreich Atlantis gehört, wusste aber auch, welch Schindluder damit getrieben wird. Hunderte selbsternannte Experten wollen die untergegangene Königsstadt entdeckt haben. Parallel dazu flatterte eine Studie auf meinen Tisch, dass wir Deutschen zu 10 % jüdische und zu 5 % phönizische Gene in uns tragen. Das faszinierte mich und ich begann zu recherchieren: Zunächst untersuchte ich die vielen Platon-Übersetzungen, von dem ja bekanntlich die Atlantis-Story stammt. Dann verglich ich sie mit den ganzen Lokalisierungsversuchen weltweit und siebte sie durch anerkannte wissenschaftliche Erkenntnisse und einigermaßen gesunden Menschenverstand. Als dieser Blog entstand, war das noch schwierig. Heute findet man gute Übersichten bei https://de.wikipedia.org/wiki/Lokalisierungshypothesen_zu_Atlantis und http://atlantisforschung.de/index.php?title=Hauptseite.
Reste der ringförmigen Inseln von Atlantis
Bei all den genannten Orten blieb nur eine einzige Hypothese übrig, die ausreichend plausibel klang. Sie stammt von dem weithin unbekannten Hobbyhistoriker Karl Jürgen Hepke, der Atlantis auf die Iberische Halbinsel und deren Königssitz in das heutige Kaff Dona Blanca gegenüber Cádiz verortet. Die gewagte These beschreibt er auf seiner Internetseite Tolos.de, die ein Normalsterblicher aber nur lesen sollte, wenn er an Ufos und Aliens glaubt. Leute wie ich – die das nicht tun – haben es schwer, dort einen Kern zu finden. Doch so etwas ist ja mein Job. Inzwischen beschreibt Hepke die Sache einigermaßen übersichtlich auf www.tolos.de/Santorin1.htm.
Natürlich habe ich zunächst gezweifelt, alle Register des investigativen Journalismus gezogen, hingefahren, mit dem Autor diskutiert, Alternativen angeboten. Doch die Indizien waren nicht aufzuweichen. Hepke beruft sich auf alte Erkundungen in Südwestspanien. Er beschreibt die Atlanter als bronzezeitliche Siedler entlang der europäischen Westküste, deren Vorfahren vielleicht aus Afrika über die Straße von Gibraltar, eventuell auch mit dem Schiff aus dem Osten des Mittelmeeres gekommen waren.
Atlantis - die Hauptstadt eines neolithischen Königreiches?
In der Megalithkultur sollen sie eine ungeahnte Blüte erlebt haben und diese im Laufe der Jahrtausende nicht nur nach Frankreich, England und Britannien, sondern auch entlang der Nordseeküste bis nach Skandinavien getragen haben. Selbst in der darauf folgenden Glockenbecherkultur
hätten sie Glanz und Wanderungsrichtung aufrecht erhalten. Doch um 1.200 vor Christi soll Schluss gewesen sein. Ihr Königssitz in Spanien sei von einer gigantischen Naturkatastrophe hinweggefegt worden. Die Menschen wären dann, um ernährendes Land kämpfend, nach Westen geflohen, hätten andere vor sich hergetrieben, Kriege geführt, ganze Weltreiche zerstört und seien dann nur wenige Generationen später, in ihre sich langsam von der Katastrophe erholende Heimat zurück gekehrt.
Beispiele für erforschte Wanderung damals Richtung Osten

Diese verrückte Story wäre kaum einer Erwähnung wert, wenn sie nicht auf wundersame Weise viele der noch offenen Fragen der Menschheitsgeschichte beantworten würde: Die gravierenden geologischen, klimatischen und gesellschaftlichen Umwälzungen um 1.200 v. Chr. in ganz Europa und im Nahen Osten, das unmotivierte Entstehen der Urnenfelderkultur danach, den plötzlichen Bau so vieler Wallanlagen auf Bergen in Mitteleuropa, das Vordringen der „Seevölker“ im Mittelmeer, die Dorische Wanderung, den Aufstieg der zugewanderten Spartaner, die Schlacht um Troja, ja selbst den Untergang aller Hochkulturen jener Zeit im östlichen Mittelmeerraum. Die Indizien-Kette würde sogar den Erfolg der Phönizier und den Kolonisationsdruck nach 1.000 v. Chr. von Ost nach West im Mittelmeer, ja letztlich den Einfall der Römer nach Gallien erklären.
Das alles klang für mich spannend und ich machte mich auf die Spur. Das Wirrwarr dazu in Büchern, im Netz, selbst bei Fachleuten, brachte mich auf die Idee, ein bisschen Übersicht in den Laden zu bringen und eigene Ideen beizusteuern. Schließlich behauptet ja auch von den Experten jeder stock und steif etwas anderes. Und schließlich wäre mit Hepkes visionären Ansätzen sogar der phönizische Münz-Fund hier auf einer prähistorischen Wallanlage südlich des Rennsteigs erklärbar…