Denn es braucht weder Aliens, Chronologiekritiker noch Verschwörungstheorien. Themen wie Basken, Seevölker, Dorische Wanderung, Atlantis oder indogermanische Invasionen sind längst zu deuten. Man muss nur die neuesten Veröffentlichungen von Archäologen, Genetikern, Geologen, Linguisten und Geografen zusammenbringen. Und die lassen sich durch die sog. Katastrophentheorie zusammenfassen, welche Auf- und Untergang aller urzeitlichen Kulturen nach den immer gleichen Abläufen erklärt: tektonische Verwerfungen (auch wegen kosmischer Impacte), Tsunamis und kurzfristige Besiedlung der Höhen, atmosphärische Winter und langfristige Agrar- und Subsistenzkrisen, kriegerische Völkerwanderungen und letztlich technologischer Fortschritt. Dazu stelle ich im Einstieg "Worum es hier geht“ 7 Hypothesen auf, die gerne diskutiert werden können. Die daraus resultierende Chronologie finden Sie in den Artikeln von 1. bis 7. durchnummeriert. Eine Übersicht der damaligen Kulturen ganz unten rechts…

Sonntag, 20. September 2020

Die Britischen Inseln und ihr Sonderstatus in prähistorischer Zeit

Siedlungs- und Überschwemmungs-
potential auf den Britischen
Inseln (von grün nach braun)
Wer diskutiert schon die Möglichkeit großer Naturkatastrophen auf der Inselgruppe im Nordwesten unseres Kontinents? Dabei fanden dort seit der ersten Besiedlung wieder und wieder gewaltige Umbrüche statt, die den Mustern der in diesem Blog postulierten Katastrophentheorie entsprechen. Darauf verweisen archäologische Funde, die zerklüfteten Küsten und die ur- und frühzeitliche Besiedlungsgeschichte. Immer kurz nach dem jeweiligen Kollaps, zu dem ja auch die Eiszeiten gehören, folgten erst Entvölkerung und später eine Neubesiedlung. Die Zugereisten dominierten nicht lange danach alle restlichen indigenen Einwohner. Die Experten streiten zwar über den jeweiligen Anteil von Invasoren und Einheimischen, aber genetisch und kulturell obsiegte immer das Neue. Dabei kamen die Okkupanten jeweils auf vier Hauptrouten durch Europa nach England - ab 10.000 v. Chr. vor allem aus dem Fruchtbaren Halbmond im Nahen Osten, der ja auch die Keimzelle der Großsteinsetzer und Metallurgen war:
  • Über Anatolien, Nordkaukasus und Osteuropa, Niederlande
  • Über Anatolien, Ungarn, Deutschland, Niederlande
  • Über Anatolien, Griechenland, Italien, Südfrankreich, Bretagne
  • Über Anatolien, Griechenland, Italien, Malta, Maghreb, Iberische Halbinsel, Bretagne
Steinzeitliche (grün), neolithische
und metallverarbeitende (rot, blau, gelb)
Wege nach Britannien (es fehlt eine Komponente
nördlich vom Schwarzen Meer
Das bedeutet zunächst, dass die Britischen Inseln bei allen kulturellen Errungenschaften - Landwirtschaft, Megalithik, Metallverarbeitung – das europäische Schlusslicht waren. Außerdem muss hervorgehoben werden, dass der Weg über Nordafrika, Gibraltar und die Pyrenäenhalbinsel der in jeder Hinsicht stärkste Impulsgeber war. Wie die gesamte Atlantik- und Nordmeerküste von Portugal bis Skandinavien gehörten die Inseln dem westlichen megalithischen Kulturkreis an, mindestens von 4000 bis 1200 v. Chr. Das begann schon während der Eiszeiten, als sich Homo sapiens anschickte, die Welt zu erobern.
  • Elstereiszeit (im Alpenraum Mindeleiszeit genannt) vor 400.000-320.000 Jahren
  • Saaleeiszeit (in den Alpen Riß-) vor 300.000-130.000 Jahren
  • Weichseleiszeit (Alpen: Würm-) vor 115.000-10.000 Jahren
Während dieser Katastrophenzeiten waren die Britischen Inseln unbewohnt, wurden aber sofort nach dem Zurückweichen des Eises über eine damals noch bestehende Landbrücke neu besiedelt. Letztmalig gegen 10.000 v. Chr. als im Vorderen Orient die Menschen bereits begannen, Ackerbau und Viehzucht zu betreiben. Alle Neubesiedlungen - so die Genetiker - sollen damals aus Afrika heraus über den Gibraltargraben erfolgt sein. Das setzt zumindest dort Einbäume oder Flöße voraus.
Trotz der in jener Zeit vorherrschenden Tundra begannen die Jäger und Sammler Britanniens bereits im Mesolithikum (9600-hier 4000 v. Chr.) sesshaft zu werden. Das soll mit der Dezimierung des Großwildes einher gegangen sein, als die Menschen verstärkt auf Fischfang und Standwild ausweichen mussten (Overkill-Theorie). Aus dieser Zeit stammen Funde u. a. aus Star Carr in Yorkshire und die Muschelhaufen von Oronsay (Hebriden). In Howick in Northumberland wurden 9600 Jahre alte Überreste eines runden Gebäudes von sechs Meter Durchmesser gefunden.
Von Anfang an war Britannien Bestandteil der von Afrika
 aus besiedelten Atlantischen Kultur

Die Landbrücke zwischen England und Festlandeuropa soll je nach Quelle zwischen 6200 und 5000 v. Chr. unterbrochen worden sein. Die Wissenschaft ist sich über die Ursachen uneins, ob durch tektonische Katastrophen oder den langsamen Anstieg des Meeresspiegels nach der letzten Eiszeit. Die Einführung der Landwirtschaft muss so verzögert, die langsame Entwicklung der Hochseeschifffahrt aus dem Mittelmeerraum heraus hingegen befördert worden sein. Gegen 4700 v. Chr. sollen sich dann Nadel- und Laubwälder durchgesetzt haben.

Um 4000 v. Chr. - 1000 Jahre später als im übrigen Europa - kam endlich das Neolithikum auf die Inseln. Erst Rinderzucht, dann Ackerbau! Knochenfunde belegen auch typischen Folgeerscheinungen wie Bevölkerungsexplosion und Bewegungsmangel. Historiker streiten zwar, ob sich die neolithische Revolution durch Einwanderung oder Übernahme vom Festland vollzog, eine neue Genetik aber ist unbestritten (R1b-V88). Als sicher gilt auch die Vermischung von neolithischen Männern und mesolithischen Frauen. Der älteste genetisch verwandte Viehtreiber soll um 5100 v. Chr. in den südlichen Pyrenäen gelebt haben, dessen Vorfahren wiederum aus Anatolien stammen. Seine Nachfahren werden in den megalithischen Basken bzw. den späteren Aquitaniern gesehen, die auch die französische Bretagne erreichte. Nachfolgend müssen aber auch andere Bauern-Kulturen auf die die britischen Inseln gekommen sein. Das Gesamtbild:
  • Im Süden aus Anatolien, Serbien, Sardinien, Südfrankreich und Iberien die Printed-Cardium Pottery-Kultur (5000-1500 v. Chr.), die in Großbritannien (genetisch als väterliche Abstammungslinie G2ac) gegen 4000 v. Chr. ankam.
  • Der nördliche Zweig entwickelte sich zunächst auf dem Balkan als Starčevo-Kultur (6000-4500 v. Chr.) und setzte sich in Deutschland, den Benelux-Staaten und Nordfrankreich als Linienbandkeramische Kultur (dort 5500-4500 v. Chr., G2a, H2, T1a1) fort.
  • Je nach Autor werden auch Viehzüchter aus den Steppen nördlich des Kaukasus als Einwanderer aufgeführt.
Schon damals sollen die beiden, sich nun 4000 Jahre diametral gegenüberstehenden Kulturkreise in Europa entstanden sein, mit diffuser Grenze meist am Rhein: Der westliche, alteuropäische, später megalithische und der östliche vor allem mit Holz arbeitende, später indogermanische. Auch die moderne Kluft zwischen nordeuropäischem Kochen auf Butterbasis und der südeuropäischen Küche mit Olivenöl könnte darauf zurück zuführen sein.
Das gesicherte Nahrungsmittelaufkommen beförderte nun weiteres Bevölkerungswachstum. Es gab genug Arbeitskräfte, um Grabhügel (zum Beispiel West Kennet Long Barrow, 3500 v. Chr.) und Monumente (Silbury Hill, 2500 v. Chr.) zu errichten. Es wurden Langhäuser aus Holz aufgestellt (Claish, Balbridie) und in Bergwerken wie Cissbury, Blackpatch und Harrow Hill in West Sussex, später auch in Grimes Graves in Norfolk baute man Feuerstein ab.
Ausgebaute Wege sind in Irland bereits seit dem Mesolithikum bekannt. In Großbritannien stammen die ersten aus dem Neolithikum. Ein hölzerner Steg über ein Moor in Somerset (Sweet track, Somerset Levels) datiert etwa auf 3807 v. Chr. Der Belmarsh Trackway in London ist sogar 200 Jahre älter. Um Platz für Landwirtschaft und Viehhaltung zu schaffen, wurden vermehrt Wälder gerodet.
Ausbreitung der Megalithik

Die verspätete Ankunft der Kulturen in Britannien bewirkte auch, dass die jeweiligen Kulturen in ausgereifter Form ankamen. Insbesondere die bereits in Iberien voll entwickelte Megalithik, bei der satte jungsteinzeitliche Bauern anfingen, Großsteine aufeinander zu wuchten. Deren Verbindung über die Bretagne nach Britannien wird kaum bestritten. Die Megalith-Tradition beherrschte mit ihren noch heute sichtbaren Dolmen und Cairns damals ganz Westeuropa, natürlich gegen Osten schwächer werdend. Eine diffuse Grenze gegen die östlichen protoindogermanischen Völker findet sich damals von Rügen beginnend in Mittel- und Süddeutschland. Menhire und Großsteinsetzungen wurden aber auch in Osteuropa ja Asien gefunden.
Auf den Britischen Inseln scheinen die Megalith-Architekten damals vor allem Großsteingräber mit Erdüberwurf gebaut zu haben (Tumuli), wie den Addington Long Barrow, gegen 3500 v. Chr. Außerdem begannen die Menschen in der Jungsteinzeit, wie auch im übrigen Europa, befestigte konzentrische Erdwerke anzulegen. Beispielgebend stehen hier das gigantische Durrington Wall, eine riesige Ringgrabenanlage oder das bekannte Woodhenge mit seinen Palisaden anzeigenden Pfostenlöchern. Die Steinkreise entstanden wahrscheinlich erst später.
Wyke down henge ditch pits dorset

Um 3500 v. Chr. muss es wieder Umwälzungen auf den Britischen Inseln gegeben haben, dessen Hintergründe aber vollkommen im Dunkeln liegen. Die Archäologen finden überall neue Keramik-Formen. Oben genannte Großsteingräber und Ringwälle werden der sog. Grooved Ware Keramik-Tradition zugeordnet. Die entstand ab 3400 v. Chr. ganz oben auf den nördlichen Orkney-Inseln, wie in Skara Brae, und hatte ihren Höhepunkt gegen 3100 v. Chr. Nun passierte merkwürdiges: Wider aller Logik wanderte diese gen Süden und erreichte 2800 v. Chr. Südengland. Dort traf sie auf die sog. Petersborough Ware (3400-2500 v. Chr.). Im auch damals unwirtlichen Norden soll sich eine überlegene Zivilisation entwickelt haben und die in jeder Hinsicht Begünstigtere im Süden verdrängt haben? Noch dazu, wo ab 3000 v. Chr. das Kupfer über den Ärmelkanal gekommen sein soll und neue Waffen gefertigt wurden. Das erscheint nur plausibel, wenn man die Auswirkungen von Vulkanen, Tsunamis und atmosphärischen Wintern in Island oder Schottland auf das Migrationsverhalten ins Kalkül zieht. Doch gegen 2500 v. Chr. verschwanden beide Kulturen im Süden vollständig und mussten neuen Invasoren Platz machen. Nur die Grooved-People konnten sich im schottischen Hochland noch bis 2000 v. Chr. halten.

Bei den Neuankömmlingen handelt es sich um die so genannte Glockenbecherkultur, erkennbar an den typischen Töpfen, Armschutzplatten und Kupferdolchen. Die Becher-Kultur beherrschte bis 2200 ganz Europa, unsere Britischen Inseln sogar bis 1800 v. Chr. Über deren Ursprung, Wirken und Wanderungen wird unter den Experten noch heftig gestritten (Siehe entsprechender Post in diesem Blog!). Neueste genetische und archäologische Untersuchungen deuten aber darauf hin, dass sie aus Iberien kamen und dort alle typischen Erscheinungen einer expandierenden Hochkultur aufwiesen (Außer einer Schrift!). Vereinzelte Forscher sehen sogar das erste europäische Großreich. Sie sollen Europa in einer Art Zangenbewegung erobert haben. Ein Zweig war unsere bekannte atlantische Stoßrichtung. Der Zweig jedoch, der unsere Eilande erreichte, muss einen Umweg über Ungarn genommen haben. Er soll von dort indogermanisches Blut aus dem Osten mitgebracht haben, die Haplogruppe R1b mit dem sog. Steppenanteil L21. Dieser Zustrom hätte bis 1600 v. Chr. angehalten. Andere Genetiker sehen diesen östlichen Einfluss damals noch nicht und verschieben ihn um 1000 Jahre nach hinten (Siehe weiter unten!).
Rining of Brodgar

Erst jetzt sollen die zahllosen Steinkreise oder Henge in Britannien entstanden sein, oft auf Basis hölzerner Vorgängeranlagen. Die Becherleute waren nämlich Vollblut-Megalithiker, die mit ihren Monumenten bis in den äußersten Norden Schottlands vorstießen (Maes Howe), allerorts Menhire in die alten konzentrischen palisadenbestückten Erdwerke bohrten (Avebury) und solch gigantische Bauwerke wie das steinerne Stonehenge aufeinander wuchteten. Einige Autoren glauben allerdings, dass die Becherkultur (englisch Beaker) erst kurz nach dem Errichten des berühmten Steinkreises eintrafen. Viele Forscher gehen aber davon aus, dass erst sie es waren, die die Kupferverarbeitung auf die Britischen Inseln brachten. Denn die Glockenbecherleute waren auch geschickte Goldschmiede.
Gegen 2200 v. Chr. wurden die Europäischen Kulturen erneut „durcheinander gewürfelt“. Jetzt mehren sich allerorts Anzeichen für große Naturkatastrophen, besonders an den tektonischen Rändern der Europäischen Platte, besonders im Mittelmeer. Auch wenn das einheitliche Bechernetzwerk damals zerbrach, fühlten sich die zersplitterten westeuropäischen Nachfolgekulturen in Ihrer Tradition. In den Gräbern der Wessex-Kultur (2000-1600 v. Chr. fand man Dolche und Goldschmuck der Becherleute (Bush Barrow, Wiltshire). Glaubt man französischen Publikationen, sollen ihre Vettern als Artenacianische Kultur dem östlichen indogermanischen Druck am Rhein noch bis 1200 v. Chr. widerstanden haben. Manifestiert in der Kette an Megalith-Bauten entlang der östlichen Abhänge der Vogesen. Das hinderte westlich megalithische Becherleute und östliche schnurkeramische Indogermanen nicht, sich in Mitteleuropa zur Aunjetitzer- Kultur (2200-1600 v. Chr.) zu vermischen. Auch sie soll die Insel erreicht und die Bronzeverarbeitung gegen 2100 v. Chr. eingeführt haben (Auch hier könnte R1b-L21 eingeströmt sein). Durch die Zugabe von etwas Zinn wird Kupfer ja bekanntlich härter. Großbritannien hatte entsprechend reiche Zinnvorkommen, vor allem in Cornwall und Devon. Um 1600 v. Chr. war britisches Zinn durch Handel in ganz Europa verbreitet.

Erst die Katastrophe um 1200 v. Chr. lässt sich deutlich aus den archäologischen Funden herausschälen. Wissenschaftler wiesen eine Entvölkerung in Britannien nach und entsprechend das Fehlen von jeglichen Handelsgütern, sprich Außenkontakten. C. Burgess beispielsweise weißt in „Population, Climate and Upland Settlement“ nach, das nach einer Periode kontinuierlichen Bevölkerungswachstums mit einem Populationsoptimum im 13. Jahrhundert v. Chr. ein Kollaps folgte, bei dem die Bevölkerung in ca. 200 Jahren um die Hälfte zurückging. Das britische Hochland sei in dieser Zeit gänzlich entvölkert worden.
Europa nach den Katastrophen von 1200 v. Chr.

Das könnte mit der zum gleichen Zeitpunkt nachgewiesenen Supernova des Hekla auf Island, den logischen Sturmfluten und verstaubter Atmosphäre zusammenhängen. Agrar- und Subsistenzkrisen wären die Folge. Anschließend muss eine massenhafte Neubesiedlung der britischen Inseln stattgefunden haben. Wieder scheinen zunächst Abkömmlinge des atlantischen Kulturkreises zwischen 1200 und 700 v. Chr. am schnellsten gewesen zu sein. Ihre Genetik, die sog. Haplogruppe R1b-DF27, kommt hauptsächlich auf der iberischen Halbinsel und in Westfrankreich vor. Sie macht heute zwischen 4 und 12% der männlichen Abstammungslinien in Großbritannien und Irland aus; außer im schottischen Hochland, wo sie größtenteils fehlt. Damals herrschte an der gesamten Westküste die sog. Atlantische Bronzezeit, eine gegenüber Vordem unterentwickelte Nomadenkultur. (Die sehr geringe Häufigkeit von DF27 in Norddeutschland und Skandinavien schließt heute einen germanischen Ursprung für den größten Teil der DF27-Linien in Großbritannien und Irland aus.)
Ausbreitung der Indogermanen ab 4000 v. Chr.
(ab 900 v. Chr. in Britanien)

Entscheidend aber für alle weitere Entwicklung muss die indogermanische Invasion aus dem Osten damals gewesen sein. Sie kam ab 900 v. Chr. über Ostfrankreich und Belgien in den Süden Englands. Bis zum Ende der Bronzezeit, hier 750 v. Chr., sollen über 90% der britischen und irischen Männer jetzt deutlich das Chromosom R1b-L21 Y getragen haben. Dies soll ja aus den Steppen Russlands stammen und wird damit zum Inbegriff der protokeltischen väterlichen Linie. Genetiker vermuten, dass zwischen 20% und 35% der Abstammungslinien von Müttern auf indogermanische Okkupanten zurückgeführt werden können, seien es hallstättische, später keltische, römische oder zum Schluss germanische. Diese sich kontinuierlich zunächst aus dem indogermanischen Karpatenbecken heraus entwickelte innovativen Zivilisationen kolonialisierten Mitteleuropa, Gallien, Norditalien und ganz Westeuropa. Gegen 750 brachten sie das Eisen nach Britannien und waren nun nicht mehr aufzuhalten. An mehreren Orten entstanden befestigte Höhensiedlungen wie in Camulodunum.
Die Ungleichheit zwischen väterlichen und mütterlichen indogermanischen Abstammungslinien ist nicht überraschend, wenn man bedenkt, dass indoeuropäische Sprecher von den Schwarzmeerküsten als militärische Eroberer in ganz Europa vorrückten und sich zunehmend mit den eroberten Bevölkerungsgruppen vermischten. Während sich ihre väterlichen Abstammungslinien in allen eroberten Regionen wie ein Lauffeuer ausbreiteten, beobachten wir folglich einen langsam abnehmenden Gradienten von Ost nach West für mütterliche Haplogruppen.

Nun tauchten bei Griechen und Römern die ersten schriftlichen Zeugnisse auf. Britannien erhält erst jetzt seinen Namen in Anlehnung an die alte Wanderroute von der französischen Bretagne aus. Im ersten Jahrhundert v. Chr. sollen mehrere La Tène-Stämme wie die belgischen Atrebates und die gallischen Parisii den Kanal überquert und sich in Südengland und Yorkshire niedergelassen haben. Der kulturelle Einfluss von La Tène breitete sich im 1. Jahrhundert v. Chr. auch auf ganz Irland aus. Es ist möglich, dass die Picten, deren Kunst für den La Tène-Stil charakteristisch war, von undokumentierten La Tène-Kelten abstammen oder vielleicht von einem Ableger der Parisii aus Yorkshire, der von den Römern nach Norden vertrieben worden war.

Die Überquerung des Ärmelkanals scheint nie ein Problem gewesen zu sein. Schiffsfunde und punktuelle Siedlungskeimzellen an den Küsten, lassen eine maritime Verbindung zum Festland und zum Mittelmeer mindestens seit der Bronzezeit als sicher erscheinen. Die Erzählungen von antiken Philosophen, wie Platon und Homer, liefern dafür weitere Indizien. Auch bei Herodot wurden um 410 v. Chr. die sagenhaften Zinninseln oder Kassiteriden als Herkunftsort des in den Mittelmeerraum eingeführten Zinns erwähnt. Die erste detailreiche Beschreibung der Britischen Inseln und ihrer Bewohner erfolgte durch den Seefahrer Pytheas aus der damals griechischen Kolonie Marseille, der um 325 v. Chr. deren Küsten erkundete. Das reichlich vorhandene Zinn wurde exportiert und von phönizischen Fernhändlern aus dem Nahen Osten weiterverkauft.

So verwundert es auch nicht, dass
Ausbreitung und Restbestände der Kelten
  • bis 200 v. Chr. auch der letzte Winkel im Nordwesten indogermanisch dominiert wurde,
  • keine heutige Siedlung auf den Britischen Inseln älter ist, als die keltische Zeit hergibt
  • die Pikten (100-400 jetzt unserer Zeit) zweisprachig agierten, brythonisch und nichtindogermanisch. 
  • trotzdem noch die typisch runden Häuser der Megalithiker bevorzugt wurden
  • die keltische Invasion um 100 v. Chr. zwar sprachlich, nicht aber archäologisch nachewiesen wurde, denn die Indogermanischen Vorgänger waren ja seit 900 v. Chr. anwesend
  • für Irland zumindest nach 1200 v. Chr. das Prinzip der Übernahme und nicht der Zuwanderung dominierte, denn es hatte ohne genetische Veränderungen den gleichen kulturellen Stand wie Festland-Europa
Die Römer betrieben ihre endgültige Okkupation Großbritanniens unter Kaiser Claudius im Jahre des Herrn 43 n. Chr., nachdem Cäsar bereits 55/54 v. Chr. militärische Abstecher unternommen hatte. Innerhalb von zwei Jahrzehnten waren die größten Teile von England und Wales erobert worden und sollten über drei Jahrhunderte lang eine Provinz des Römischen Reiches bleiben.
Britannien - Außenposten des Römischen Imperiums
Im zweiten Jahrhundert wurde auch das Tiefland Schottlands romanisiert. Die keltischen Sprachen waren in die unbesetzten Randbereiche verdrängt worden. Sie liefern heute noch viele Hinweise für alte Flur- und Ortsnamen in ihrer vormaligen Heimat auf dem Festland. Das heutige Englisch scheint sich aber erst am Ende von Antike und Völkerwanderung manifestiert zu haben. Die Römer gründeten über 70 Städte in Großbritannien, und siegten vor allem durch ihren überlegenen Lebensstil. Das wichtigste was sie brachten, war die Schrift. Aus den Aufzeichnungen über ihre Landnahme lassen sich Schlussfolgerungen auf vorhergehende Invasionen ziehen: Massen an Soldaten gründeten mit indigenen Frauen Familien. Fachleute sagen, damals war die genetische Entwicklung bereits weitestgehend abgeschlossen.
Als die Römer ihre Soldaten 407 für andere Krisenherde im Reich abziehen mussten, holte sich die gallo-römische Oberschicht germanische Söldner zum Schutz auf die Insel, vor allem Sachsen und Angeln. Wie das ausging ist bekannt, denn alles Weitere kann ja nun überall nachgelesen werden.

Fazit:
Noch bis ins Mittelalter
funktionierten die alten
Verbindungen

Die Siedlungsgeschichte der Britischen Inseln macht einen Zusammenhang von kulturellem Wechsel und Naturkatastrophen um 6200, 4500, 3500, 2200, und 1200 v. Chr. deutlich. Das ist die Liste der auch im übrigen Europa auftretenden Kollapse. Es fehlt nur die Katastrophenzeit von 1600 v. Chr., die ja mit der Explosion des Vulkans Thera auf Santorin in Verbindung gebracht wird. Was im Mittelmeer aber beispielsweise zu den 10 Biblischen Plagen in Ägypten geführt hat, scheint auf den fernen Inseln im nordwestlichen Europa keinen Einfluss gehabt zu haben.

Trotz der hier ja nur zusammengefassten periodischen Ent- und Be-siedlungswellen rätseln die meisten Historiker heute weiter an den Umständen für den oft drastischen Wandel der Besiedlung rum. Insbesondere um 2500 v. Chr. soll ja nach Ankunft de Glockenbecherleute die gesamte einheimische genetische Population zu Grunde gegangen sein. Ohne die Katastrophentheorie würde das auf ein komplettes Massakrieren aller einheimischen Männer hinauslaufen. Wahrscheinlich aber waren die schon vordem katastrophen-dezimiert oder ausgewandert. Wie es aussieht bringen die Wissenschaftler auch nach 1200 v. Chr. die Reihenfolge der R1b-Haplogruppe L21 und DF27 durcheinander. Einig scheint man sich hingegen zu sein, dass ab 900 v. Chr. etwa, technologisch überlegene indogermanische Krieger, mit Bronzewaffen ausgerüstet und auf Pferden reitend, massenhaft indigene Frauen nahmen, und eine herrschende Elite gründen. Kelten, Römer und Germanen scheinen die letzten gewesen zu sein, die am britischen Genpool - wenn auch minimal - mitmischten. Alles Nachfolgende war dann nur noch dynastisches Machtgerangel auf Kosten der Massen!