Denn es braucht weder Aliens, Chronologiekritiker noch Verschwörungstheorien. Themen wie Basken, Seevölker, Dorische Wanderung, Atlantis oder indogermanische Invasionen sind längst zu deuten. Man muss nur die neuesten Veröffentlichungen von Archäologen, Genetikern, Geologen, Linguisten und Geografen zusammenbringen. Und die lassen sich durch die sog. Katastrophentheorie zusammenfassen, welche Auf- und Untergang aller urzeitlichen Kulturen nach den immer gleichen Abläufen erklärt: tektonische Verwerfungen (auch wegen kosmischer Impacte), Tsunamis und kurzfristige Besiedlung der Höhen, atmosphärische Winter und langfristige Agrar- und Subsistenzkrisen, kriegerische Völkerwanderungen und letztlich technologischer Fortschritt. Dazu stelle ich im Einstieg "Worum es hier geht“ 7 Hypothesen auf, die gerne diskutiert werden können. Die daraus resultierende Chronologie finden Sie in den Artikeln von 1. bis 7. durchnummeriert. Eine Übersicht der damaligen Kulturen ganz unten rechts…

Freitag, 5. Juni 2020

Sechs Einwanderungswellen und sechs große Naturkatastrophen auf der Iberischen Halbinsel?

Siehe interaktive Karte: Die nach den Veröffentlichungen 
wichtigsten Ausgrabungsstätten
 auf der Iberischen Halbinsel
Die Pyrenäen-Halbinsel war ja oft Gegenstand der Untersuchungen hier, und trotzdem blieben bei den kulturellen Umbrüchen immer einige Unsicherheiten. Hauptgegenstand waren zunächst die Impulse, die Spanien und Portugal von außen erhalten und in alle Welt ausgesandt hatten. Ihre überregionale Wirkung bis Zentraleuropa ist ja zumindest für die Megalithik und die Glockenbecherkultur nachgewiesen. Aber was passierte damals im Land selbst? Die befestigten Höhensiedlungen sind dabei, wie überall, ein heute noch augenscheinliches Spiegelbild dieser bewegten Geschichte. Sie konnten Überschwemmungen, Angriffen und neuzeitlicher Überbauung oft trotzen. Wenn man also die bekannten archäologischen Wohnplätze in eine Karte einträgt (Bitte anklicken!) und sie chronologisch ordnet (Siehe Tabelle ganz unten!) müsste sich also ein Gesamtbild von Aufstieg und Untergang ergeben. Hier das vorweg genommene Fazit:

Kaltzeiten nach atmosphärischen Wintern
1. Zeitlich und räumlich geordnet, ergeben die Ausgrabungsstätten Muster, die Rückschlüsse auf Entwicklungs- und Wanderungsrichtungen zulassen. Besonders die Einwanderungen korrelieren mit vorhergehenden Dezimierungen von Kulturen.
2. Alle kulturellen Brüche auf der Iberischen Halbinsel entsprechen den hier postulierten Katastrophenzeiten um 6200, 4500, 3500, 2200, 1600, und 1200 v. Chr. (Tsunamis und atmosphärische Winter) Siehe Post "Europa im Rhythmus globaler Naturkatastrophen"
3. Alle neuen Kulturen scheinen anschließend über das Mittelmeer aus dem Nahen Osten eingewandert zu sein. Wenigstens 500 Jahre später erfolgte eine „Ableitung“ der Population entlang der atlantischen Küste und über Südfrankreich/Schweiz bzw. Sardinien/Norditalien nach Zentraleuropa.
Die interaktive Karte lässt sich auch auf Bodenstrukturen
umschalten

4. Die neue Kulturen bildeten immer in einzelnen Regionen abgegrenzte Siedlungszentren, die Rückschlüsse darauf zulassen, wo die vorangegangenen Naturkatastrophen gewütet hatten
5. neue Kulturen siedeln oft nahe der Wohnplätze ihrer Vorgängerkultur (Machtdemonstration und Eindämmung)

In Spanien und Portugal wird Archäologie anders klassifiziert. Die gefundenen Artefakte ordnet man nicht nach Kulturen mit Namen zufälliger Fundplätze und renommierten Ausgräbern, sondern einfach nach den Perioden der eingesetzten Werkzeuge bzw. bekannter Völker. Dadurch gibt es weniger Chaos, aber auch weniger Übersicht im Detail. Beginnen wir in der Altsteinzeit: Wegen dem typischen Fischfang finden sich die ersten Siedlungsspuren erwartungsgemäß in den Küstengebirgen der Pyrenäenhalbinsel (blau).
Der Weg der ersten Bauern aus Anatolien auf die 
Pyrenäenhalbinsel
Die ersten Bauern (rot) aus dem Nahen Osten kamen bekanntlich aus dem Fruchtabaren Halbmond des Nahen Ostens. Ägäis und Adria waren damals noch weitgehend wasserfrei. Gegen 7000 v. Chr. teilten sie sich in Italien. Die eine Generationenwanderung entwickelte sich über Sizilien, Malta, das nordafrikanische Maghreb und Gibraltar. Sie kam als La Almagra Kultur (ab 5200 v, Chr.) auf der Halbinsel an. Die andere Route bewegte sich als Cardial- oder Impresso-Kultur über die Alpen und Südfrankreich (ab 5600 v. Chr.) Beide können somit als östliche Einwanderer nach den Katastrophen durch den Anstieg des Meeresspiegels nach der letzten Eiszeit mit Höhepunkt 6200 v. Chr. bewertet werden (Überschwemmung Atlit Yam-Israel, Bosporus und Ärmelkanal). Nun waren alle Wege zum Ursprung der neolithischen Expansion versperrt. Wahrscheinlich begann sich unmittelbar darauf hin die Hochseeschifffahrt zischen der Levante im Nahen Osten und der Levante in Westspanien zu entwickeln.
Die Ausdehnung der Megalithkultur: Tausende 
Artefakte in Italien, Griechenland und Anatolien werden 
prinzipiell "vergessen" 
Auch die kulturellen Umwälzungen um 4500 v. Chr. in ganz Europa könnten südlich der Pyrenäen Auswirkungen gehabt haben. Jedenfalls beginnen nicht viel später die Megalithbauern ihre Großsteine aufeinander zu wuchten. Und dieser Brauch stammt ja ebenfalls aus dem Östlichen Anatolien (Göbekli Tebe gegen 10000 v. Chr.). Die größten Dolmen (sprich: meisten Leute) findet man im südspanischen Antequera, in luftigen aber trockenen Höhen nahe dem Hauptwasserscheidenweg nach Zentraleuropa und Gibraltar, dem Einfallstor aus Nordafrika. Ob die megalithische Idee dazu mit dem Schiff über das Mittelmeer gereisert ist, kann nur spekuliert werden. Großsteinsetzungen in Griechenland, Italien, Nordafrika, vor allem aber auf Malta legen das nahe. Ihre anschließende Wanderung von der Pyrenäenhalbinsel entlang der Atlantikküste nach Norden (Bretagne, Norddeutschland) und Richtung Schweiz, Süddeutschland wird aber bei fast allen außerdeutschen Publikationen unterstützt. Selbst die nachgewiesene erste Kupferverhüttung um 4500 v. Chr. kann ja nur über das Meer aus dem Orient inspiriert worden sein, denn in Zentraleuropa war ja metallurgisch noch „tote Hose“.
Die Glockenbecherkultur in den Fußabdrücken 
der Megalithiker
Die imaginären Umbrüche um 3500 v. Chr. in Europa enden jedenfalls mit der Ankunft der völlig neuen Glockenbecherkultur (grün) an der Mündung des Tajo am portugiesischen Atlantik, die mit ihren Töpfen aus Nordafrika und ihrer Massenverwendung von Kupfer wieder ihren üblichen Ursprung verraten könnten. Ab 3000 v. Chr. entstehen besonders im Süden Zentralorte, die wie Stadtstaaten große Territorien beanspruchen. Bereits 500 Jahre später beherrschen sie - wie ihre megalithischen Vorgänger - halb Europa. Los Millares (3500-2200 v. Chr.), einen Stadt mit Akropolis und Mauerbastionen auf dem Weg zur Hauptwasserscheide braucht als archäologisches Highlight schon keinen Vergleich mehr mit den Hochkulturen Mesopotamiens und Ägyptens zu scheuen. Nur dort lagen die Herrschaftszentren zwischen tektonischen Platten, während Westeuropa ein statistisch beständiges Erdbebengebiet darstellt. Hier müssen oft Naturkatastrophen gewütet haben. Wahrscheinlich ist das der Grund, warum sich so keine Schrift entwickeln konnte. Der Streit von Genetikern und Archäologen über die Wanderung der Becher nach Mitteleuropa und von dort (nach Vermischung) mit indogermanischer Komponente nach England, wird in diesem Blog mit der Theorie von der Zangenbewegung beantwortet.
Die neu zugewanderte Kultur nach 2200 v. Chr. scheint 
nur den Süden beansprucht zu haben
Um 2200 v. Chr. aber war der Becher-Spuk wieder vorbei: Eine völlig andersartige Genetik machte sich bis 2000 v. Chr. auf der Iberischen Halbinsel breit, die aus dem Kaukasus stammen soll (Mutationen von R1b). Verschiedene Publikationen behaupten, dieser Prozess sei bereits gegen 2500 v. Chr. eingeleitet worden. Dafür gibt es aber keine archäologischen Hinweise. Dependancen auf Sizilien, Sardinien und Mallorca verweisen wieder auf das Schiff als Transportmittel. Nach den Musterabläufen der Katastrophentheorie sollten Macht und Infrastruktur der Bechertrinker im Wesentlichen aber bereits vordem gebrochen gewesen sein. Entsprechend der Wirkungslinien, auch im übrigen Europa, scheint die Zerstörungskraft vom Atlantik ausgegangen zu sein. Denn die Neuankömmlinge müssen nicht nur die Bronze mitgebracht haben, ihre zahlreichen Städte der El Argar Kultur (orange) finden sich so fast ausschließlich im Südosten der Halbinsel. Das assoziiert bestätigend - wie auch in Frankreich und England - eine vorangegangene Flut an der westlichen Seite der Halbinsel vom Atlantik her. Ab 2000 v. Chr. aber werden auch dort wieder Siedlungsfunde gemeldet (Dona Blanca).
Castro de las Cogotas I. und II.
Die gravierenden Veränderungen um 1600 v. Chr. südlich der Apenninen könnten wirklich vom Ausbruch des Thera auf Santorin ausgelöst worden sein, wie ja auch in Ägypten, der Levante und Griechenland nachgewiesen. Die ebenfalls als Levante bezeichnete Ostküste Spaniens ging damals komplett unter. Die zentralen Hochebenen blühen auf (lila). Es soll dort hunderte Höhenburgen gegeben haben (Siehe Portugiesische Archäologie!), wie das Castro de las Cogotas für etwa 250 Siedler. Es existierte von 1700-1100, und nach einer Siedlungspause noch mal von 1000-800 v. Chr. Ihre Nekropole zählte 1400 Gräber. Solche Festungen soll es hunderte gegeben haben. Ein zentraler Hauptort damals wurde bisher aber noch nicht ausgemacht. Allein die Begräbnisstätte von Dona Blanca bei Cadiz beginnt in der damaligen mittleren Bronzezeit. Einzelne Hobbyforscher verorten hier das sagenhafte Atlantis. Differenzen der einzelnen Zerstörungshorizonte zu den Katastrophenzeiten erkläre ich mir mit ungenügenden Forschungen. Fakt aber wieder: Die neuen Kulturen sind aus Griechenland und Syrien beeinflusst.
Dutzende Motillas (von 2200-1200 v. Chr.) scheinen 
Andalusien gegen den Norden beschützt zu haben
Die Zerstörungen um 1200 v. Chr. müssen dann wieder von einer Atlantik-Welle herstammen. Bewiesen scheint ja die Supernova des Hekla auf Island. Nur die Iberer - erst jetzt erstmals als solche beschrieben - an der östlichen Mittelmeerküste blieben weitgehend verschont. Im Westen am Atlantik aber soll nichts überlebt haben. Die Burgen werden „wie mit Kies überschüttet“, so einige Ausgräber. Scheinbar flohen große Teile der Bevölkerung damals per Schiff ins östliche Mittelmeer. Die Seevölker jedenfalls sollen aus Iberien stammen.
Dort fangen ab 1000 v. Chr. wieder Zivilisationen aus dem östlichen Mittelmeer an, die zerstörten Gebiete am Atlantik zu besiedeln (schwarz). Das Prinzip funktioniert wie früher auch! Diesmal sind es die Indogermanen. Man liest zwar überall andere Zahlen, aber zuerst scheinen Phönizier und Urnenfelder-Leute, ab 800 von Norden auch Kelten angekommen zu sein. Die siedeln sich als Castrokultur im Nordwesten an. Bei Cadiz bildet sich nahe der Mittelbronzezeitlichen Nekropole das reiche und deshalb im Osten bekannte Tartessos heraus (700-500). Es folgen Karthager, Römer, Westgoten und Mauren - alles nun bereits überall nachlesbar!
rekonstruierte Häuser aus den Festungen der 
Castro-Leute
Resümee: Die Klassifizierung der Siedlungszentren auf der Iberischen Halbinsel erlauben strukturierte Einblicke in deren historische Entwicklung. Sie scheinen von den in ganz Europa bekannten Naturkatastrophen besonders stark betroffen gewesen zu sein. Neben dem Auf und Ab für die einheimischen Zivilisationen müssen danach auch immer Einwanderer über das Mittelmeer aus dem Nahen Osten gekommen sein. Wahrscheinlich siedelten die Neuankömmlinge vorrangig dort, wo die vormaligen Zerstörungen, respektive die Wiederstände der überlebenden Indigenen am geringsten ausfielen.

Anlage: Wichtige archäologische Siedlungsplätze auf der Pyrenäenhalbinsel, grob nach Zeiten und Regionen unterteilt.

Zeit v. Chr.
Epoche
Archäologische  Kulturen
Wichtige Siedlungen (In Karte entsprechend eingefärbt)
Region
40000-10000
Paläolithikum
Altsteinzeit

Parque Arqueológico do Vale do Côa (bis Eisenz.)
Malerei El-Castillo-Höhle
W

N
10000-7000
Mesolithikum
Erste Siedlungen

Höhlengrab Los Azules
Muschelhaufen am Tajo
S
W
7000-3000

Neolithitikum
Erste Bauern Megalith-Anlagen ab 4800
Cardial- oder Impresso 5600-3000 Nordwesten Spaniens ab 4700
La Almagra 5200-4800, Südosten Landwirt. voll ausgebildet, erste Großsteinanlagen ab 4800
Evora, Viseu,
Ambona ab 5500
Alentejo,
Perdigões  5500-4500, Dolmen
Antequera ab 3500, gr.Dolmen
NW

W


S
3000-2200







Chalkolithikum
Kupferzeit
Megalith






Glockenbecher 2900-2200, befestigte Höhensiedlungen
erste Zinnen, Akropolis Austausch Ostsee-Ägypten, Tholoi: falsche Kuppeln, Erste Verhüttung 4500
Los Millares 3500-2200,
Zambujal 3000-2200 (1700)
Petra do Ouro
Cerro do Castelo de Santa 2400-1900
Machtvakuum im Norden und im äußersten SW
SO
SW
SW
W
SW
O
2200

Untergang aller Stadtstaaten

W
2200-1600
Frühbronze
Megalith
El Argar,
Neue Genetik von Osten, befestigte Höhensiedlungen, rechteckige Häuser, mehr Leute“, Expansion nach Norden? Regionalisierung ab 1900
Antas uva.,
Motillas,
Dona Blanka bei Cadiz 2000-1800

SO
Mitte
SW
1600
Supernova Thera

El Argar Brandschicht, Hunger „ländliche Weiterentwicklung“
O
1600-1200
Iberische Bronze,
Megalith
Langsamer kult. Wandel „wie Naher Osten“, Pithoi-Gräber: Körper in Urne, Augensymbole,
Aufschwung „wie Troja“
Castro de Las Cogotas, nochmal 1000-800
Immer noch Motillas?

Machtvakuum im Süden?
Mitte

Mitte
1200


Supernova Hekla, Island
Untergang aller europ. Kulturen
„wie mit Kies zugeschüttet“
„Seevölker aus Iberien stammend“
W
1200-0
Atlantische Bz.

Frühe Eisenzeit, Antike, erste Schrift

„nicht städtisch“
„niedriges Niveau“
Indog. Iberer ab 1100,
Phönizier 1000
Urnenf., Hallstatt. 800
Kelten, Castro ab 700
Griechen, SW, 700
Tartessos 700-500
Turdentaner SW
Karthager 237
Römer 209
Westgoten 415 n.C.
Mauren 712 n.C.


Puig de Castellet
Cadiz
Numantia
Sagunt
“noch zu finden”
vermutl. von „Tartessos“
Cartagena
Mehrere Provinzhauptstädte
Madrona
Cordoba


O
SW
N
NW
O
SW
SW
SW
Überall
Mitte
Süden