Denn es braucht weder Aliens, Chronologiekritiker noch Verschwörungstheorien. Themen wie Basken, Seevölker, Dorische Wanderung, Atlantis oder indogermanische Invasionen sind längst zu deuten. Man muss nur die neuesten Veröffentlichungen von Archäologen, Genetikern, Geologen, Linguisten und Geografen zusammenbringen. Und die lassen sich durch die sog. Katastrophentheorie zusammenfassen, welche Auf- und Untergang aller urzeitlichen Kulturen nach den immer gleichen Abläufen erklärt: tektonische Verwerfungen (auch wegen kosmischer Impacte), Tsunamis und kurzfristige Besiedlung der Höhen, atmosphärische Winter und langfristige Agrar- und Subsistenzkrisen, kriegerische Völkerwanderungen und letztlich technologischer Fortschritt. Dazu stelle ich im Einstieg "Worum es hier geht“ 7 Hypothesen auf, die gerne diskutiert werden können. Die daraus resultierende Chronologie finden Sie in den Artikeln von 1. bis 7. durchnummeriert. Eine Übersicht der damaligen Kulturen ganz unten rechts…

Sonntag, 13. Mai 2018

1. Die Geschichte Europas im Rhythmus globaler Naturkatastrophen

Glockenbecher
gleich Glockenbecherkultur
Kulturelle und Technische Umbrüche
Die Archäologen erklären uns Historie logischerweise nach ihrem Fundaufkommen: Große Epochen ordnen sie nach Stein-, Kupfer-, Bronze- und Eisenwerkzeugen - unterschiedliche Kulturen meist nach ihrem Keramikstil. Zwar wurde erkannt, dass beispielsweise die Bronzezeit auf Grund von Entwicklungssprüngen noch einmal in eine frühe (ab 2200 v. Chr.), eine mittlere (ab 1600 v. Chr.) und eine späte (ab 1200 v. Chr.) unterschieden werden muss - aber nach den Ursachen für solchen Wechsel fragt kaum jemand. Scheinbar immer, wenn ein Doktorand eine unbekannte Scherbe findet, postuliert er eine neue Kultur. Entsprechend das Wirrwarr!
Besonders schlimm: Damit erforscht man keine Entwicklungen, Zusammenhänge, Wanderungen, und schon gar nicht die auslösenden Motive. Beispiele wären die Verbreitung von Landwirtschaft, Megalithik oder Metallbearbeitung, die ja überall zu unterschiedlichen Zeiten eingeführt wurden. Außerdem zeigt selbst das konservativste Chronologiemodell globale Zusammenhänge mit plötzlichen und extremen kulturellen und gesellschaftlichen Umbrüchen an, wie Erdbeben, Überschwemmungen, Völkerwanderungen und Kriege. Zeiten und Gebiete lassen sich ziemlich genau bestimmen und orientieren sich oft an den o.g. Klassifizierungen. Schauen wir uns dazu nur Mitteleuropa an (Im Nahen Osten immer 1000 Jahre früher):

Jhd. v. Chr.
Epoche
Klassifizierung
große Kulturen
extreme
Umbrüche
96-55
Mittelsteinzeit
Mesolitikum, erste Siedler
Tardenosien/ Thessalian Neolithic
6200
55-30
Jungsteinzeit
Neolitikum, erste Bauern
Cardial/ Linienband/
3900
30-22
Kupfersteinzeit
Chalkolithikum, erstes Metall
Schnurkeramik/ Glockenbecher

22-16
Frühe Bronzezeit
Bz A1-Bz A2, erste Bronze
Aunjetitzer
2200
16-13
Mittlere Bronzezeit
Bz B-Bz B2
Hügelgräber
1600
13-8
Späte Bronzezeit
Bz D-Ha B2/3
Urnenfelder
1200
8-5
Frühe Eisenzeit
Ha C-Ha D1-D3 erstes Eisen
Hallstatt

5-0
Späte Eisenzeit
LT A-LT D, Antike
Latene


Einfluss von Umweltkrisen
Diese Umbrüche scheinen von einem bestimmten Gebiet auszugehen und sich entsprechend den klimatischen, anthropologischen und geografischen Gegebenheiten auszubreiten. Ab der Bronzezeit wird das besonders deutlich. Da weiß jeder Archäologiestudent um die großen Umwälzungen von 1200 v. Chr. (Urnenfelderkultur, Seevölker etc.), jeder Laien-Klimatologe kennt die Auslöser (Wetterkollaps, Subsistenzkriese etc.) und jeder Hobbygeologe kann die Ursachen beschreiben (Erdbebenkette entlang des Mittelmeers und der Alpen). Die drei Wissenschaften finden aber einfach nicht zusammen, um eine der gravierendsten Umwälzungen in der Menschheitsgeschichte zu erklären. Als wenn die Experten Angst hätten, sich vor einem kirchendemagogischen Konzil verantworten zu müssen. Fachchinesisch heißt es dann: „…auf Grund verschiedener Umweltveränderungen zur späten Bronzezeit…“. Der Beinahe-Weltuntergang als Randnotiz der Geschichte?! Wer sich mit der Materie auskennt, weiß, dass ich nicht übertreibe. Deutsche Fachpublikationen gefallen sich besonders in diesen starren Denkmustern, angelsächsische erscheinen dagegen visionär. Archäologie ist in Deutschland Ländersache - wahrscheinlich deshalb der Eindruck tiefster Provinzialität.
Katastrophenszenario
Natürlich gibt es immer mal wieder Versuche, aus diesen konservativen Dogmen auszubrechen. In den Hinterzimmern deutscher Gelehrtenstuben soll es angeblich „hoch hergehen“. Immerhin haben einige Autoren "Klimawandel" in ihren Wortschatz aufgenommen, ohne aber die Auslöser zu hinterfragen. Einzelne versuchen eine Abhängigkeit von der Sonnenaktivität herzustellen. Doch Kaltzeiten können auch durch starke Wolkenfelder erzeugt werden. Inzwischen werden selbst Kriege als Ursache von kulturellem Wandel angesehen und die soll es schon vor den ersten Bauern gegeben haben. Und einzelnen Historikern dämmert, dass hinter diesen Gewaltexzessen mehr gesteckt haben könnte, als dass hier nur irgend ein Fürst sein „Mütchen kühlen“ wollte. Auch Einschätzungen wie Überbevölkerung, "allgemeiner Expansionswille" und Überstrapazieren natürlicher Ressourcen überzeugen nur noch bedingt. Einzelne Autoren weisen inzwischen auf eine Kausalkette von plötzlichen Naturkatastrophen, Klimawandel, Hunger, Kriege und kulturellen Umbrüchen hin. Und: solche Katastrophenszenarien sollen wiederholt unsere Welt bedroht zu haben. Tatsächlich scheinen bis zum Ende des Römischen Reiches alle großen Umwälzungen mit gravierenden Naturereignissen zusammen zufallen. Dabei geht es nicht um evolutionäre Prozesse aus einem schöpferischen Alltag heraus oder um einen allmählichen Klimawandel, wie ihn heute diese modernen Computermodelle beschreiben. Hier sprechen wir von schlagartig und unerwartet eintretenden Ereignissen, die unsere Spezies bedrohen. Der Witz: diese Katastrophen sind allesamt bekannt! Es gibt aber keine archäologische Theorie, um damit die Welt zu erklären:

Historische Klimamodelle zeigen Katastrophenzeiten an
Muster und Zyklen
Versucht hat es z. B. Prof. Falkenstein aus Würzburg (Siehe Referenzen im Anhang). Sein Ausgangspunkt: Eiskernbohrung z. B. auf Grönland und in Kanada zeigen in ihren jahrtausendealten Schichten die Ablagerungen der jeweiligen Atmosphäre: Pollen, Staub, Asche und Gaseinschlüssen lassen zeitlich zuordenbar Rückschlüsse auf Vulkaneruptionen mit anschließendem Rückgang der Pflanzenwelt zu. Gleicht man diese Zeiten mit historischen Ereignissen ab, sei es durch Schriftstücke oder archäologische Ausgrabungen, kann man eine ziemlich genaue Timeline der Umweltgeschichte erstellen. In dieser lassen sich mehrere Krisenzeiten festmachen, und zwar mit Schwerpunkten um 6200, 4500, 3900, 2200, 1600, 1200 v. Chr. und wahrscheinlich noch einmal im Jahr 536, jetzt unserer Zeit. Ich habe nun einfach alle Hinweise darauf gesammelt und im Anhang in einer Tabelle zusammengeführt. Jeder Kollaps scheint hier seine ganz bestimmte Eigenart zu besitzen.
Heutige Tsunamikatastrophen
Dazu kommen weitere Umbrüche, die aber nicht so stark ausgeprägt sind. Außerdem scheinen bestimmte Krisen sich über einen längeren Zeitraum hingezogen zu haben, etwa von 3900 bis 3500 v. Chr. Natürlich schwanken diese Zahlen je nach Autor, zu unterschiedlich auch die wissenschaftlichen Angaben, zu mystisch die Überlieferungen, zu gewagt manche Schlussfolgerung. Bei Recherchen dazu stößt man auf solch absonderliche Themenfelder wie Binge-Purge-Modell, 4,2 Kilojahrereignis,
Piora-Schwankung, Bond-Ereignis, Neolithische Subpluvial, Heinrich-Ereignis, Sahara Pump Theorie oder Storegga Slide-Erdrutsch. Sogar der Beginn der neolithischen Revolution um 10.000 v. Chr. wird mit Kometeneinschlägen in Polen damals in Zusammenhang gebracht. Wer sich die Mühe macht, diese Kausalitäten zu hinterfragen, erkennt schnell das System dahinter.
All die genannten verwirrenden Hypothesen ordnen sich nämlich in ein bestimmtes historisches Muster ein. Es scheint sich immer um die gleichen Abläufe zu handeln, wenn auch mit unterschiedlichen Ursachen, Varianten und Konstellationen:
Siedlungslücken in Korrelation mit Sonnenaktivitäten,
Ufersiedlungen und Alpquerungen
  1. Meteoriteneinschlag (nicht immer nachgewiesen)
  2. Tektonische Aufwürfe mit Erdbeben, Tsunamis und Vulkanausbrüchen, alles Flachland wird vom Meer her überflutet, über die Flussauen gelangt das Wasser bis tief ins Hinterland.
  3. Verdunklung des Himmels durch Staubpartikel, atmosphärischer Winter, Klimakollaps mit extremen Kälteeinbrüchen und Trockenheit, in der nördlichen Hemisphäre dagegen Dauerregen, Versumpfung der Täler, Flucht der Überlebenden in höhere Lagen, Absinken des kulturellen Niveaus.
  4. Agrarkrisen, die sich zu gesamtgesellschaftlichen Subsistenzkrisen ausweiten.
  5. Zusammenbruch der Gemeinwesen, kriegerische Völkerwanderungen in nicht betroffene Regionen, Verschmelzung mit anderen Zivilisationen, Schätze werden vergraben, neue Waffen tauchen auf.
  6. Wiederbesiedlung der sich langsam renaturierenden Gebiete, vielleicht auch Rückwanderung, Vermischung mit den restlichen Einheimischen, wiederum entstehen neue Kulturen.
  7. Aufschwung, neue Technologien (In Mitteleuropa langsame Vermischung von Ost- und Westkulturen, alle v. Chr.: Bandkeramiker (5700), Michelsberger (4400), Aunjetitzer (2300), Hügelgräber (1600), Urnenfelder (1200) - siehe Tabelle im Blog rechts unten)
Supereruptionen als Klimakiller
Statt einem Kometeneinschlag machen andere Wissenschaftler den verminderten Druck nach der letzten Eiszeit auf die nördlichen Erdplatten verantwortlich. Sie hätten sich nun quasi "entspannen" können. Das würde auch die abnehmende Häufigkeit von Erdbeben bis in die Jetztzeit erklären.
Die Tsunamis scheinen anfangs die meisten Opfer zu fordern. Gerade nach den verheerenden Fluten der letzten Jahre in Indochina beschäftigen sich immer mehr Geologen mit den Ursachen. Wissenschaftler der Uni Duisburg-Essen wollen herausgefunden haben, dass die bekannten "Paläo"-Tsunamis von einer Wucht geprägt waren, die nie alleine durch Tektonik zustande gekommen wäre. Es habe immer eine Kometen-Kollision gebraucht! Auch ihre Kollegen in Bamberg sind inzwischen weltweit unterwegs. Sie fanden in den Küstenregionen rund um Atlantik und Pazifik entsprechend alte Verwüstungen und Ablagerungen, die sie Impakt-Tsunamis zuordnen. Allerdings tun sich die Forscher bisher schwer, solche Katastrophen zeitlich zu umreißen. Eine der wenigen verfügbaren Untersuchungen stammt aus der Bucht von Christchurch in Neuseeland. Ich wollte es anfangs nicht glauben: Sie stimmen mit den Überlegungen dieses Blogs exakt überein. Die Autoren James und Catherine Goff vermuten dort Megatsunamis in den vorchristlichen Zeiten zwischen 6250-6500, 4800-5350, 4050-4450, 3400-3700, 2200-2300, um 1604 und noch einmal zwischen 1250-1350. Angesichts der Tatsache, dass es sich um das andere Ende der Welt handelt, ein erstaunliches Ergebnis. Die Umwälzungen scheinen nicht auf Europa beschränkt gewesen zu sein. Und was machen die Altgeschichtler aus solchen Sensationen?
Genetische Triften als Indiz globaler Katastrophen
Doch auch der extremste Tsunami zieht sich schnell wieder zurück, wenn er auch vordem das Werk Tausender Generationen vernichtet hat. Ohne die Technik der heutigen Zeit wäre das betroffene Land über Jahrhunderte für die Besiedlung verloren gewesen. Entscheidend für die menschliche Zivilisation scheint jedoch der Zusammenhang von Tektonik und Wetterkapriolen zu sein: Wenn ein Vulkan ausbricht, gelangt seine Asche hoch in die Atmosphäre und kann sich um die gesamte Erde ausbreiten. Die Aschewolke blockiert einen Teil der einfallenden Sonnenstrahlen, was zu einer weltweiten Abkühlung führt. Außerdem gelangt durch die Eruptionen Schwefeldioxidgas in die Luft. Wenn es die Stratosphäre erreicht, wird es zu Schwefelsäureteilchen, die die Sonnenstrahlen reflektieren und die Menge der Strahlung, die die Erdoberfläche erreicht, weiter reduziert. Die Folgen sind nicht nur extreme Kälte, sondern auch die fehlende Fotosynthese. Flora und Fauna brechen zusammen, die Bauerngesellschaften kollabieren. Je stärker die Eruption - desto größer die Konsequenzen.
Immerhin lassen sich auch die von der offiziellen archäologischen Lehrmeinung gedeckten lokal unterschiedlich wirkender Siedlungsschwankungen in Mitteleuropa, in das System der mutmaßlichen periodischen Katastrophenzeiten einordnen. Ute Seidel (Siehe Referenzen) verglich beispielsweise für Baden-Württemberg Siedlungslücken, mit Sonnenaktivitäten (Beryium-Gehalt in Eiskernen), Wasserstände an prähistorischen Ufersiedlungen und archäologische Funde an Pässen über die Alpen. Sie stellte fest, dass immer kurz nach einer Kaltzeit die Siedler verschwanden und zwar jeweils nach: 4400, 4250, 4000, 3500, 2200, 1500 alle v. Chr. Leichte Verschiebungen könnten auf unterschiedliche Ursachen, lokale Auswirkungen und zeitliche Verschiebungen hindeuten. Des Weiteren fand sie nicht nur heraus, dass Siedlungslücken mit Hochwasser verbunden waren, sondern dass es auch jeweils keinen Verkehr über das Hochgebirge nach Süden gab (generell erst ab 2900 v. Chr., Ötzi gegen 2250 v. Chr.).
Auch für Mitteldeutschland liegen solche Daten nach Markus Wehmer vor:
1. Phasen mit sehr wenig bekannten Fundstellen:
  • 4000-3600 v.u.Z. entspricht den hier postulierten Krisenzeiten zwischen 3900 und 3500 v. Chr.
  • 1800-1300 v.u.Z. - entspricht den Nachwirkungen von 2200 und 1600 v. Chr.
2. Phasen mit intensiver, durchgehender Besiedlung:
  • 2600-1800 v.u.Z. - Katastrophenzwischenzeit der erfolgreichen, Glocken- und Schnurkeramiker sowie deren Verschmelzung zu den Aunjetitzern
  • ab 1300 v.u.Z. - entspricht der sich entwickelnden Metallzeit mit dem Vordringen der Indogermanen nach Westen (Urnen-, Hallstatt-, Latene- u.a. Kulturen).
Der Portugiese Antonio Carlos de Valera sieht solche Krisen für die Iberische Halbinsel am Übergang von der Kupfer- zur Bronzezeit (2200 v. Chr.).
Populärwissenschaftliche Literatur
Allgemeinverständliche, aber anspruchsvolle Literatur darüber gibt es wenig. Ganz bestimmt zählt dazu das Buch des Historikers Wolfgang Behringer „Als im Sommer 1816 die Welt beinahe unterging“. Nils Minkmar hat eine schöne Einschätzung dazu verfasst: „… bis heute der heftigste bekannte Vulkanausbruch, der mit den folgenden Schlechtwetterperioden, Missernten und Teuerungen in nahezu allen Teilen der bewohnten Welt in Beziehung (stand). Das Klima wurde durch den Vulkanausbruch in einem nie gekannten Ausmaß und weltweit gestört. Mancherorts war es dunkel, nass und kalt, an anderen Orten viel zu heiß. Epidemien, soziale Unruhen, Hexenverfolgungen – jede Kultur wurde von den Folgen der Katastrophe irgendwie heimgesucht, ohne dass der allem gemeinsame Grund erkannt worden wäre. In Europa fiel der Sommer aus.
Seevölker auf der Flucht vor Klimakollaps?
Behringer findet eine Fülle von Zeugnissen unter anderen bei Lord Byron und Goethe, in denen sie die völlig ungewöhnliche Finsternis, Kälte und Nässe des Sommers 1816 beschreiben. Wie während der verregneten Tage dann die moderne Gruselgeschichte, wie Frankenstein und Vampire als Spätfolge des Vulkanausbruchs ersonnen wurden, das ist einer der faszinierenden Nebenerzählungen dieses Buchs. In einer noch ganz auf Landwirtschaft und Wasserkraft beruhenden Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung führte diese nie dagewesene, heftige Wetterkrise zu sich gegenseitig verstärkenden fürchterlichen Entwicklungen, die die Zeitgenossen über Jahre in Atem hielten.
Missernten und Kriege
Die Missernten erzeugten eine Teuerung, die beschleunigte den Anstieg der Arbeitslosigkeit und die Verarmung, Unruhen und Proteste folgten.“
Nun stelle man sich solchen Vulkanausbruch auf nahe Europas oder im Mittelmeer vor.
Ein anderes Buch, das die Katastrophenzeiten und ihre Auswirkungen überzeugend beschreibt, ist Werner Kellers „Und die Bibel hat doch recht.“ Wissenschaftliche Unschärfen beim Auf und Ab des Jüdischen Volkes lassen sich mit dem Erscheinungsjahr bereits 1955 erklären. Besonders aber der Exodus des Jüdischen Volkes aus Ägypten und die sog. 10 Plagen dort konnten mit dem Vulkanausbruch des Thera auf Santorin im Jahre 1628 v. Chr. in Verbindung gebracht werden. Mit Donner Hagel, Dunkelheit, Nässe, Kälte, Epidemien und der Veränderung des pH-Wertes im Nil durch Schwefelsäure lassen sich die Mythen wissenschaftlich erklären. Erstmals lassen sich die Ablaufmuster der Katastrophentheorie im Detail überprüfen.

Die Katastrophenzeit um 1200 v. Chr.
Nach Keller halfen die Umbrüche den Israeliten noch einmal um 1200 v. Chr. beim Einzug ins gelobte Land: Die Mauern von Jericho waren längst durch Erdbeben zerstört, als die jüdischen Angriffs-Fanfaren erklangen.
Bet Shean, Israel, Zerstörungshorizonte zu allen
Katastrophenzeiten
Solche Mythen gibt es nach der Sammlung in der unten angehängten Tabelle auf der ganzen Welt. Mit den Katastrophen finden sie eine wissenschaftliche Erklärung auch über den jeweiligen Wirkungshorizont hinaus. Beispielhaft zeigt sich wieder der Kollaps von 1200 v. Chr.: Allgemein bekannt sind am Mittelmeer: der natürliche Zerstörungshorizont in allen Ausgrabungsstätten, die anschließende Seevölkerinvasion und der Untergang aller Hochkulturen. In Mitteleuropa erkennt man Umbrüche zu Brandbestattung, Befestigung von Höhensiedlungen und Hortniederlegungen. Bekannt, aber völlig unbeachtet, sind zur gleichen Zeit der Untergang der Kulturen am Atlantik, der extreme Bevölkerungsrückgang in allen Flussniederungen Europas und die schlagartige Besiedlung der unwirtlichen Bergregionen. Auch regional finden sich viele Beispiele dafür, warum in Zentraleuropa die gleichen Prozesse abgelaufen sein müssen, wie am Mittelmeer: Ausbruch des Hekla 1159 v. Chr., Bergwerkeinsturz von Hallstatt, Zerstörung von Helgoland und des Stadtfelsen von Porto,
Tollensetal: Massenmord als Überlebenskampf?
Schlacht im Tollensetal, Abbruch der Pfahlsiedlungen, Beginn der Urnenfelderkultur. All das lässt sich überzeugend mit der Katastrophentheorie erklären und den Auswirkungen von Erdbeben, Tsunamis und Klimakollaps.
Auch die archäologisch nachgewiesene Entvölkerung der Britischen Inseln, der Poebene und Portugals damals wären somit erklärt. Die historischen Fakten scheinen alle für die Katastrophentheorie zu sprechen: Die Flucht der Menschen um 1200 v. Chr. vom Atlantik und den Flussauen weg, ihr Ringen um landwirtschaftliche Erträge in den Höhenlagen, die kriegerischen Auswanderungen nach Osten und Süden. Plötzlich werden sogar altbewährte Erklärungen in Frage gestellt: Die sog. Überspülfächer hinter der Küstenlinie, Sedimentablagerungen und Versalzungen im Hinterland des Meeres, versteinerte Muschelablagerungen im Hinterland, die Abspülungen der Hügelgräber bei gleichzeitiger Entstehung der Dolmen, deren spätere Überschichtung mit Bruchsteinen, sowie die teils gigantischen Terrassenfelder in den Bergen.
Neubesiedlung und Rückwanderung
nach dem Kollaps 1200 v. Chr.
Und selbst die entgegengesetzt laufenden Wanderbewegungen der Völker ab 1000 v. Chr. Richtung Westen lassen sich so als Rückwanderung deuten, nachdem sich Natur und Klima in den am schlimmsten betroffenen Regionen wieder beruhigt hatten: die phönizische und griechische Kolonisation, die Expansion der Kelten an den Atlantik, die West-Ausbreitung der Indogermanen. Sogar die römische Invasion in Afrika, Gallien und Spanien könnte als Heimkehr ins Land der Vorväter gedeutet werden. Bei aller Komplexität lassen sich mit der Katastrophentheorie geschichtliche Abläufe wieder auf einen Punkt bringen.

Weitere Indizien
Nicht in der Tabelle enthalten sind meine eigenen Kollaps-Hypothesen zur Geschichte Westeuropas, wie die "umgekehrt funktionierende Maltabrücke" zur Besiedlung Südspaniens über das Maghreb, die permanenten Völkerwanderungen aus Iberien heraus, die Entwicklung von Altstraßen aus wasserscheidenden Höhenwegen oder die Entstehung von Terrassenfeldern um 1200 v. Chr. (Siehe entsprechende Posts in diesem Blog). Gleichwohl versuche ich mir natürlich einen Reim auf die schwankende Siedlungsdichte hier in Mitteleuropa zu machen. Seit Jahren erforsche ich mit Gleichgesinnten die frühzeitlichen befestigten Höhensiedlungen Westeuropas (Hradiste, Haselbourg, Ertheneburg II oder Dona Blanca, siehe auch Post: „Relikte der Atlanter bei uns selber finden“). Wir haben in Südthüringen und Franken ja auch selbst viele hervorragend erforschte Beispiele (Heuneburg, Steinsburg, Staffelberg).
Höhensiedlung Ipf nach Katastrophe entstanden?
Nach unseren Erkenntnissen muss es aber zusätzlich tausende vergessene Anlagen in den Mittelgebirgen unseres Kontinents geben haben, die natürlich zu unterschiedlichen Zeiten gebaut wurden. Obwohl die steinigen Böden hier ja nicht besonders für die Landwirtschaft geeignet sind! Auffallend ist auch ihre Konzentration in der Nähe von wasserscheidenden Kammwegen. Und diese Zeiten korrelieren auffallend mit den oben aufgelisteten Katastrophenzeiten. Das lässt auf mehrere massenhafte Migrationsschübe schließen. Im Post "Siedlungsstrategien" habe ich beschrieben, wie man prähistorische Krisenarchitektur auch ohne archäologische Ausgrabungen einigermaßen zeitlich einordnen kann. Obwohl theoretische Archäologie keine wissenschaftlichen Grabungen ersetzen kann - sowohl 6200, 3900, 2200, 1600 und 1200 v. Chr. scheinen große Wanderungsbewegungen von Mittelmeer, Atlantik und Nordmeer her die europäischen Mittelgebirgsschwellen erreicht zu haben. Ihre Siedlungen müssten heute entsprechend zuzuordnen sein, denn neben notwendigen Wasserquellen, Acker- und Weideland sind sie an zeittypischen Mustern fest zu machen. Diese decken sich übrigens auch mit den archäologisch untersuchten Wohnstätten (Beispiele in Klammern):
  • nach 6200 v. Chr.: Siedlungen auf Erhebungen in und rund um den Fruchtbaren Halbmond - manchmal noch sog. Tells sichtbar (nur auf Hochebenen wie im anatolischen Çatalhöyük archäologisch ergrabbar)
  • vor 3900 v. Chr.: konzentrische Grabenanlagen an Flüssen in Ost- und Mitteleuropa, nach 3500 v. Chr. mit Gruben um befestigte Höhenlagen, dazu Großsteingräber (gesamte Bretagne, Dolmen von Degernau) und extreme Kleinsteinkonzentrationen, die künstliche Benutzungsspuren aufweisen (Geba, Tafraoute, Tempelberg Großjena, Altenbanz).
  • ab 2200 v. Chr.: befestigte Hügel und Bergnasen mit ersten Terrassen entlang der Höhenlinien, künstlich versteilten Abhängen, die bei langer Besiedlung heute Magerrasen aufweisen (wegen Humusabtrag und Überweidung). Meist finden sich auch Altsteinbrüche, die nicht aus dem Mittelalter stammen können, oft Steinhaufengräber, selten Lesefunde aus Kupfer oder Bronze.
  • nach 1600 v. Chr.: um das Mittelmeer Neuaufbau aller Siedlungen, Mitteleuropa: Berge oder Bergsporne mit deutlichen Befestigungen, wie Abschnittswälle oder Schanzen (Alteburg südlich von Arnstadt). Sie werden regelhaft von bronzezeitlichen (östlichen?) Hügelgräbern begleitet, die aber immer noch Körperbestattungen aufweisen (wie die Flurnamen Galgenberg oder Richtstätte assoziieren).
  • ab 1200 v. Chr.: Berge oder Bergnasen mit starken Steinwällen und parallelen Terrassenfeldern (Ipf über Bopfingen, Jenzig über jena). Ihre Gräber sind nun der Urnenfelderkultur verpflichtet (z.B. Aschenberg), manchmal Eisenfunde.
Urnenfelderkultur mit Grenze eines Atlantiktsunamis?
All diesen Zeiten werden von immer mehr Wissenschaftlern mit extremen Völkertriften in Verbindung gebracht. Es sieht wirklich so aus, als hätten die Höhenlagen Europas als Rückzugsgebiet katastrophengestresster Flachlandbewohner während der Fluten und des Dauerregens gedient. Natürlich können Massenemigrationen auch außerhalb der hier behandelten Katastrophenzeiten stattgefunden haben. Nämlich dann, wenn große Tsunamis in den Weltmeeren nur von Erdbeben ausgelöst wurden. Keine Vulkane - weniger Hinweise in Eiskernen - ein kaum nachweisbarer Kollaps.
Mit der Katastrophentheorie lassen sich nicht nur die großen historischen Fragen viel logischer beantworten, wie zu Völkerwanderungen und kulturellem Wandel. Auch lokale Phänomene erklären sich plötzlich wie von selbst. Beispiel Bretagne: Das Museum von Carnac beschreibt die Aufstellung von Thumuli mit Dolmen-Innenleben ab 4000 v. Chr., die Bruchsteinüberlagerung ab 2600 v. Chr. und den Lehmschichtüberzug ab 800 v. Chr. Ich interpretiere das mit: Erdhügelabspülung 3500 v. Chr. und Deformation der Steinschichtung 1200 v. Chr.
Oder das Beispiel Leichenverbrennung: Schon lange bevor die Urnenfelderkultur das Ganzkörpergrab ablöste, betrieben zwei kleine Völker die Brandbestattung in Hügelgräbern: die Hilversum-Kultur (Niederlande, 1800-900 v. Chr.) und die Schönfelder Kultur (Norddeutsche Tiefebene, 2900-2100 v. Chr.). Beide liegen im geografischen und zeitlichen Einflussgebiet großer Nordmeerfluten und scheinen den Brauch der kontinental agierenden Urnenfelderleute vorweg genommen zu haben. Die auslösenden Hintergründe dafür könnten Massenverbrennungen auf Grund von Epidemien oder der zu große Aufwand für Hügelgräber gewesen sein.
Staub als Klimamacher
Selbst ungelöste Rätsel wären mit der Kollaps-Theorie endlich einer zielgerichteten Forschung zuzuführen: Was löste diese Naturkatastrophen überhaupt aus? Spannungsausgleich in der Erdkruste oder kosmischer Impact? Beide weisen nämlich dieselben Folgeerscheinungen auf. Nach einem Einschlag kommen die tektonischen Platten ebenso ins Trudeln. Zu den führenden Adressen in Sachen Paläo-Tsunami-Forschung gehört das Institut für Geographie der Universität Duisburg-Essen. Dort sieht man “auffällige Ablagerungen und Formen im Küstenbereich des westlichen und östlichen Mittelmeeres, von Portugal, zahlreichen Antilleninseln und den Bahamas, deren Entstehung nicht durch "normale Erdbeben und Vulkaneruptionen" erklärt werden können. Die Wissenschaftler vermuten, dass "ozeanische Impakte größerer Meteoriten oder Kometen-Fragmente" dahinter stecken. Sie bezeichnen diese auch als “Impakt-Tsunamis”. Ihre Forschungen reichen zwar nur 1400 Jahre zurück, lassen aber einen Analogieschluss für alle Katastrophenzeiten zu. In unten stehender Tabelle finden sich so auch verschiedentlich Hinweise auf beide Szenarien, tektonische wie astronomische.
Atlantische Bronze nach 1200 v. Chr. als 
Kultur des Untergangs
Sicher gab es sogar viel mehr verheerende Katastrophen. Vergleicht man die folgende Aufstellungung mit jener der archäologischen Kulturen Mitteleuropas im Blog rechts unten, erkennt man den konzentrierten Zusammenbruch mehrerer Zivilisationen sowohl um 4500 als auch 3500 v. Chr. Die erste Bauernkultur im Osten, die Linienbandkeramik soll um 4900 v. Chr. abrupt untergegangen sein, um von vielen "kleinteiligen" Zivilisationen abgelöst zu werden. Gleichzeitig ergraben die Archäologen an mehreren Orten "Massaker und Kannibalismus". Was sie wieder mit ominösen "Umwelteinflüssen" erklären, könnte eine handfeste vergessene Flut von der Nordsee her gewesen sein. Doch dafür gibt es keinen weiteren Anhaltspunkte. In dieser Tabelle ist auch schön zu erkennen, wie sich in den Zeiten ohne Druck von Seiten der Umwelt die Ost- und Westvölker in Mitteldeutschland typischer Weise vermischten (Linienbandkeramik, Michelsberger, Aunjetitzer, Hügelgräber, Kelten).
Auch die Wetterkapriolen während der Katastrophen werden unterschiedlich gedeutet. Die schriftlich bezeugte Dürre im Nahen Osten um 1200 v. Chr. verleitet die meisten Autoren dazu, ein ähnliches Szenario in Mitteleuropa zu vermuten (Spanut, Falkenstein). Dagegen sprechen aber die menschenleeren Flussauen damals, das massenhafte Anlegen von Terrassenfeldern an den Südhängen der befestigten Höhensiedlungen und die Südostwanderung der betroffenen Völker. Das alles deutet eher auf Dauerregen und extreme Feuchtigkeit in den Niederungen Mitteleuropas hin sowie auf die Suche nach trockenen Regionen. Noch in der Hallstattzeit zeigt das Holz der Grabhügelkammern eine wesentlich höhere Feuchte als heute an. Bei den inzwischen Tausenden Terrassenbergen die ich in Westeuropa bestiegen habe, fand ich nirgends Hinweise auf Bewässerungen derselben. Was sagen die Wetterfrösche?
Klimazonen von Katastrophen unterschiedlich betroffen?
Die Klimazonen jetzt zeigen mit geografisch bedingtem Jetstream und atmosphärisch differenzierten Druckzonen die Wetterscheide zwischen feuchtem Norden und trockenen Süden an. Nach der Aerosoltheorie kondensiert Wasser in der Luft ab einer bestimmten Luftfeuchtigkeit an den dort vorhandenen Partikeln und es beginnen sich Tröpfchen zu bilden. Je höher die atmosphärische Wasserkonzentration, desto größer werden die Tröpfchen. Bei einer hohen Luftfeuchtigkeit stoßen sie zusammen, es kommt zur Wolkenbildung und letztendlich zum Regen. Man bezeichnet Aerosolpartikel daher als Wolkenkondensationskeime. Bei Konzentrationen von durchschnittlich 10.000 Partikeln je Kubikzentimeter Luft haben Aerosolpartikel Einfluss auf das Klima. So lässt sich der Zusammenhang von aschegesättigter Atmosphäre auf Grund von Vulkanausbrüchen und Klimakollaps in den nördlichen Breiten sinnvoll erklären. Es muss also bei uns permanent geregnet haben.
Und jetzt muss ich meine Frage wiederholen: Wenn der in Indonesien liegende Tambora 1815 schon solch einen Einfluss auf unser Wetter gehabt hat, was wäre, wenn solch eine Feuerspucker mit gleicher Intensität in Europa gewütete hätte?
Luftdruck entscheidend für Aerosolverteilung?
Die nachgewiesene Supernova des Thera auf Santorin 1628 v. Chr. und die des Hekla auf Island 1159 v. Chr. geben nach unserer Tabelle ein beredtes Zeugnis ab.
Manchmal lassen sich auch aus meiner Tabelle am Schluss die Auslöser einkreisen, die Konzentrationen und die geschützten Gebiete. 1600 v. Chr. scheint das auslösende Zentrum eindeutig im Vulkan Thera auf Santorin gelegen zu haben. Die anderen Hinweise deuten aber darauf hin, dass ganz Europa, ja die Welt gewackelt haben müssen. 1200 v. Chr. scheint die Hauptwelle vom nördlichen Atlantik ausgegangen sein, dafür sprechen die Auswirkungen in den großen Europäischen Flussauen. Der gesamte Donauraum, in dem sich anschließend die süddeutschen Hochkulturen entwickelten, scheint völlig unberührt. Das macht Sinn: Die Donau fließt ja auch ins Schwarze Meer. China und Amerika wurden "nur" von atmosphärischen Störungen erreicht.

Fazit: 
Wir können also einen direkten Zusammenhang von Naturkatastrophen und epochalem Wandel konstatieren! Der nackte Überlebenskampf scheint diese Umbrüche angestoßen zu haben. Die an uns überkommenen Ereignisse stellen natürlich allesamt zufällige Ausschnitte der historischen Wirklichkeit dar. Einige Wissenschaftler bringen z.B. auch die neolithische Revolution mit solch einem, uns aber weitgehend unbekannten Kollaps in Verbindung. Und siehe da: Alle epochalen Erfindungen, von der Landwirtschaft, über die Großsteinarchitektur bis zu den jeweiligen Metallbearbeitungen, stehen immer am Ende einer Katastrophenzeit. Selbst umfassend analysierte Historie wie die Südwanderung der Kelten, die römischen Invasionen oder die Hunneneinfälle könnten in einem neuen Licht erscheinen.
Katastrophenzeiten als Historische Epochen?
Den Untergang Roms als Konsequenz der germanischen Völkerbewegungen beschreiben ja schon viele Autoren als klimagemacht.
Aus all dem ergibt sich für mich nur eine Konsequenz: Ich schlage vor, unsere Geschichte nach Katastrophenepochen einzuteilen. Denn jeder Keramikstil zeigt friedlichen Alltag, jeder neue Werkstoff kontinuierliche Innovationen. So sympathisch mir solche Zeiten auch sind, die großen Veränderungen scheinen aus Katastrophen zu resultieren. Solch eine historische Gliederung ließe uns nicht nur die offenen Fragen der Geschichte verstehen, sondern auch die Probleme unserer Zeit: Wie sollen wir auf den Klimawandel, auf Naturkatastrophen, auf den Untergang großer Imperien, wie auf Massenmigration reagieren? Natürlich ist die Materie kompliziert und manchmal widerspruchsvoll. Ein einzelner kann da gar nichts richten. Wer aber zurücktritt, das ganz Bild auf sich wirken lässt, könnte einen neuen Ansatz finden, unsere Geschichte zu erklären. Auch heute warnen Wissenschaftler vor unvorhersehbaren Naturgewalten durch Meteoriten und Plattentektonik. Nicht wenige Philosophen beschreiben auch die aktuellen Kriege als Verteilungskämpfe im laufenden Klimawandel. Leider aber sieht es so aus, als ob wir den nächsten Kollaps weder mit geologischen oder historischen Kenntnissen, noch mit menschlicher Solidarität mildern können.

Anhang
Mutmaßliche Katastrophenzeiten mit bekannten extremen lokalen und globalen Erscheinungen (rot = mögliche Auslöser, gelb = epochale Innovationen in den Krisenzwischenzeiten). Die letzten 4 Kaltzeiten habe ich nur zum Vergleich in die Tabelle aufgenommen.


Jahr v. Chr.
Westlicher Mittelmeerraum
Nord-, Mittel- und Osteuropa
Östliches Mittelmeer, Naher Osten
Afrika
Asien
Amerika
6200
(8,2 Kilojahr Ereignis)
Ätna-Tsunami
Globaler Anstieg Meeresspiegel
mögliche Vertiefung der Straße von Gibraltar

bleibende Überflutung Maltabrücke

Storegga-Rutschung
Überflutung Ärmelkanal
Rhein-Maas: 2-4m höher
  
Erfindung Pflug

Siedlungslücke Zweistromland
300 Jahre Dürre und Kälte
Überflutung Bosporus
Aufkommende Hochseeschifffahrt
Domestizierung Ochse und Huhn
Starker neolithischer Schub

Feuchtigkeit Sahara erblüht
Überflutung Ägypten



Domestizierung Esel
6400 Großeruptionen Kurilen, Kamtschatka:
Indonesien: Kälte 
China: Anstieg Wasserspiegel
Untergang Pengtoushan-Kultur

Zunahme Schmelzwasser-abflüsse
4500

Temperaturrückgang Ende Monsumklima
Untergang La Almagra 4800
Erste Megalithanlagen
Vorstoß Eisgletscher ab 4700 
1. Einwanderung Kurgan-Völker
Untergang Rössen, Stichband

Trichterbecher und Chasseen entstehen

Klima wird trockener

Klima wird trockener
Ausbruch Kikai 4350

„Knick“ Dentro- und Radiokarbon-methode
3900/ 3500

Höhensiedlungen

Globale Abkühlung 

Wanderung der Megalithkultur von Spanien in die Schweiz




2600 Expansion Glockenbecher
Vorstoß Eisgletscher 3700
Wanderung der Megalithkultur von Britannien nach Skandinavien und Norddeutschland
4200-3900 Untergang Donaukulturen
Bau großer Erdwerke in Süddeutschland
Schönfelderkultur (2900-2100) mit erster regelhafter Brandbestattung
Kältewelle (3200)
1. Invasionswelle Indogermanen
Erfindung Rad und Wagen

Höhensiedlungen

Verlandung, Erdbeben in Zypern, Kriege, Massengräber









3000 BC Aufkommende Kupferverarbeitung
Meteoreinschlag Ägypten und ev. Arabien (Wabar)
Austrocknung Sahara
Migration zum Nil
Entstehung Ägypten

Erste Welle Indogermanen
Untergang Dnepr-Don-Kultur
China: Untergang Caiyuan-Kultur







Domestizierung Pferd
Meteoreinschläge Argentinien um 3000 BC
2200 

(4,2 Kilojahr Ereignis)

Untergang Glockenbecherkultur
Klimawandel Iberische Halbinsel

Sielungslücke

Pontische Völker überlagern die gesamte Population (Seeweg?)

Erste Höhen-Befestigungen mit eckigen Häusern wie Los Millares, erste Limesburgen wie die Motillas
Chimgau-Impakt

Meteoreinschläge Estland
Untergang Schnurkeramische Kultur

Sturmflut auf Orkney


Mesepotamien: Dürre, Hunger, Verlandung, Kriege,  Untergang Akkadisches Reich
2104 Sintflut nach Hebrä. Kalender
Seebeben Ägäis
Starke Expansion Indogermanen, Einzug Hethiter 


2200 BC Aufkommende Bronzeverarbeitung

Dürre, Sahara wird zur Wüste
Ägypten: 
Niedrigwasser Nil
Zusammenbruch Altes Reich (angeblich wegen Vulkanasche in den Wolken)
Meteoreinschläge Australien
Eruptionen Philippinen
Indien: Trockenheit
Wolga: Untergang Poltavka-Kultur
Expansion Indogermanen 
Kollaps urbaner Städte
China: Hunger, Dezimierung, Kriege, Longshankultur von unterentwickelter Yueshi verdrängt
Ausbruch Mont  Edgecumbe, Alaska

Trockenheit, Kälte
1600

Untergang El- Argar-Kultur
Motillas überstehen Trockenheit in La Mancha
Nuraghe auf Sardinien

2. Invasionswelle Indogermanen
Bau großer Hügelgräber
teils Brandbestattung (Hilversum-Kultur)
Himmelsscheibe von Nebra wird vergraben
neuer Qualität Bronze
1628 Eruption Thera, Santorin 
Zerstörung minoische Kultur, Nomadentum
1450 Mykener erobern minoisches Griechenland 

Ägypten:
10 Plagen, Katastrophales Gewitter,
Exodus der Juden

Arier wandern in Indien ein
Ural: Untergang Sintashta-Kultur
China: Untergang mehrerer Kulturen

USA: Klimakollaps, extremer Regen,  Olmeken wandern in Mexiko ein
Wachstumsschäden an kalifornische Krüppelkiefer  
1200
Erdbeben Porto, Tsunamis
Dürre, Untergang iberische Hochkulturen
Entstehung unterentwickelte Atlantische Bronze Kultur
Entvölkerung Poebene (Terramare)







Kolonialisierung Westeuropas durch Griechen, Phönizier, und Kelten 
Kometeneinschlag Nordeuropa 1192?
Eruption Hekla Island 1159
Erdbeben in Hallstadt
Entvölkerung  England, europäische Flussauen

Urnenfelderkultur mit durchgängiger Brandbestattung vom Karpatenbecken aus

teilweise Kannibalismus, massenhaft Völkerbewegungen, Höhenburgen, Horte
Erdbeben Helgoland Schlacht im Tollensetal
Untergang Pfahlbauten
Indogermanen bis an den Atlantik
Erdbeben in allen Ausgrabungsstätten
Kriege Ägypten-Hethiter 1247
Hunger im Hethiterreich
Orient: Nomadentum

Einzug der Israeliten ins geschwächte "Heilige Land" 
Untergang aller Hochkulturen (Mykene)




1000 Aufkommende Eisenverarbeitung
Kometeneinschlag Algerien

Ägypten: Ausgetrockneter Nil , Verlandung von Pi-Ramesse
1208 und 1180: Krieg mit iberischen Seevölkern 

China: Zeit der 100 Winterjahre“
Untergang Antronowo-Kultur (1. Streitwagen)




 


Domestizierung Ente
Ausbruch Hayes und Koniuji in Alaska

Große Seen: Untergang Old Copper Culture
3./ 4. Jhd. v. Chr.

Südwanderung Kelten
387 Brennus marschiert über die Alpen gen Rom
465 v. Chr. Chimgau-Komet (umstritten)
340 v.Chr. Cimbrische Flut
Südwanderung der Germanen 

Griechenland: Tsunamis in Potidaia, Euböa 
Hunger in Antiochia
278 anderer Brennus zieht gen Delphi
Attische Seuche

Flut Alexandria

Untergang mehrerer Ural-Kulturen

Paläo-Tsunami vor Long Island
207 n. Chr.

Kelten marschieren in Iberien ein
Tsunamis
Völkerwanderung
375 Einfall Hunnen
Auswanderung der Kimbern und Teutonen aus Jütland nach großer Flut (113 gegen Rom)
Neuseeland 181: Ausbruch Taupo

Untergang Schumak-Kultur
536 n. Chr.
Island: Vulkanausbruch

Ganz Europa: Jahr ohne Sonne
Chimgau-Einschlag?
Zusammenbruch Rom
Friesland 516: Sturmfluten, Kälte

Rheinhessen: Siedlungsleere
Vandalenkriege
Dänemark: Fimbulwinter
Irische Analen: Hunger
Aufschwung Hochmittelalter

Byz. Procopius: 15 Jahre Verdunklung Himmel, Kälte, Justianische Pest, Gotenkriege
Schwarzes Meer: Flutwellen Dauernebel
Untergang Sassanitenreich 

Jahr ohne Sonne
Ev. Eruption Krakatau oder Rabaul
China: Erdbeben, Sommerschnee, 

Ganz Asien: Jahr ohne Sonne
Eruption Ilopanko
El Salvador

Dürre in Peru
Kollaps Teotihuacán, Gupta-Reich
Kleine Eiszeit 1300-1700
erhöhter Vulkanismus
Überall kälter aber nicht nässer
Pest

Jütland: 13-14. Jhd. mehrere Sturmfluten, 1362 Marcellusflut
Hunger, Missernten, Pest, Epidemien
Bauernaufstände

Industrielle Revolution

Pest, Hunger,
Himmelsphänomene

Zusammenbruch Byzanz 1453
1257 Ausbruch Samala Indonesien

China, Japan, Korea: Erdbeben, Hunger 
Indien: Monsumkollaps
russ. Osten: Meteoreinschläge
Kansas: Meteoreinschläge
Dürre, Untergang Anasazi
1816

Jahr ohne Sommer
Eiskerne Grönland: Sulfatablagerungen von Vulkanen
Schweiz: Notstand
Revolutionen 1848/49
Indonesien: Ausbruch Tombora,
12.000 direkte Ofer, 100.000 indirekte

Missernten Hungersnöte