Waren die Urnenfelderleute die geflohenen Atlanter? |
Ipf: Rückzugsort der Geflohenen? |
"Neuzeitliche" Versuche antike Landschaften zu ergründen |
Hier eine Liste der keltischen Stämme in Westeuropa.
Demnach sollen zwischen Rhein, Main und Laine - ausdrücklich auch im Thüringer Wald, meiner Heimat - die Volcae oder Volker gesessen haben. Mit diesem Wissen macht die Besichtigung von Steinsburg, Staffelstein und Ehrenbürg doch gleich viel mehr Spaß. Nach der massenhaften Südwanderung der Kelten in den letzten 200 Jahren vor der Zeitrechnung hat man die Volcae auch wirklich in Südfrankreich und Anatolien ausmachen können. In ihre ehemaligen Stammesgebiete sickerten nach und nach die Germanen.
Alte Interpretationen von Ptolemäus |
Er produzierte um das Jahr 150 n. Chr. einen Atlas, der die gesamte bekannte Welt damals beschrieb: Die „Geographike Hyphegesis“. Sie enthält etwa 8.000 Ortsangaben und detaillierte Beschreibungen. Wir Barbaren in Mitteleuropa kommen dabei gar nicht so schlecht weg. Dutzende aufgeführte Orte beschreiben ein lebendiges urbanes Leben. Dabei werden nicht nur die antiken Städte am Rhein fast vollständig wiedergegeben, sondern auch viele Standorte im freien und wilden Germanien.
Neue Interpretationen von Ptolemäus |
Das Problem nur: Zuordenbare archäologische Funde, historische Bezüge, entsprechende Flurnamen, Geländemarken wie Wallanlagen oder Gräber, wenigstens ein nachvollziehbarer Niederschlag in der Sagenwelt – Fehlanzeige!
Germania Antiqua |
Die „Germania Antiqua“ erschien erstmals 1720 in Paris, aber die meisten antiken Bezeichnungen darin sind bei Ptolemaios, also aus dem 1. nachchristlichen Jahrhundert entliehen. Das Besondere jedoch: Die bekannten Orte mit historischen Reverenzen jener Zeit stimmen mit den eingezeichneten Orten exakt überein, wie Trier für Augusta Treverorum, Augsburg für Augusta Vindelicorum oder Köln für Colonia Agrippinensis. Für all diese Orte hat man auch archäologische Nachweise für ihre alte Bezeichnung gefunden. Der Autor der „Germania Antiqua“, N. Sanson, muss also über alte römische Quellen verfügt haben, zu denen heute nur spekuliert werden kann. Er unterscheidet in seinem Atlas sogar einfache Orte und befestigte Burgen. Aus manchen lateinischen Bezeichnungen lassen sich eindeutig auch keltische Vorgängersiedlungen ableiten, da der Name des jeweils keltischen Stammes mit erwähnt wird. Es handelt sich hier also um prähistorische Orte, die bereits vor dem Wechsel der Zeitenwende, als die Römer kamen, existiert haben müssen.
Interessant wird die „Germania Antiqua“ besonders dort, wo Siedlungen mit unbekanntem Namen eingezeichnet sind und an gleicher Stelle im heutigen Gelände bedeutende Orte oder große verlassene keltische Wallanlagen liegen. Beispiel: Bergium. Der Ort taucht außer bei Prolemaios nirgends sonst auf, ist in der „Germania Antiqua“ aber eindeutig knapp südlich vom Zusammenfluss des Mains und der Regnitz eingezeichnet. Und da liegt nur Bamberg! Wenn man die Siedlungsstrategie der Kelten an Verkehrswegen und Flussübergängen analysiert, wird das Ganze recht plausibel. Außerdem hat man keltische Götzenbilder im Schwemmsand der Regnitz und andere prähistorische Artefakte am Bamberger Dom gefunden. Rund um die Stadt liegt ein weiteres halbes Dutzend prähistorischer Wallanlagen. Auch der „Alten Burg“ über der Stadt traut man eine keltische Vergangenheit zu. So immerhin die Indizienlage! Ein weiteres Beispiel: Für den Staffelstein wird allerorts der ptolemäische Name Menosgada diskutiert. Nirgends aber findet sich ein Beleg. Trotzdem stimmt er mit der „Germania Antiqua“ überein. Nach den gleichen Prinzipien kann jeder Heimatforscher seine Region mit Ptolemäus abgleichen. Hier einige weitere Beispiele für laténezeitliche Höhenwallanlagen oder exponierte Orte zur Diskussion:
Name bei Ptolemaios
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Lokalisierung bei Sanson/
Wallanlage
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Bemerkung
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Z. Vergl. Lokalisierung
TU Berlin
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Menosgada
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Staffelstein
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Seit langem vermutet
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Bamberg/ Staffelstein
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Melocabus
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Dolmar
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neu
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Bad Hersfeld
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Locoritum
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Lohr am Main
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Keine prähist. Funde
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Lohr am Main
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Calegia
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Jena/ Jenzig oder Johannisberg
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neu
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Hameln
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Bicurgium 1
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Mühlhausen (nur kleine Wallanlage bei
Bickenriede)
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2x gleiche Ortsbezeichnungen?
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Jena
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Bicurgium 2
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Weiße Elster zw. Gera und Greiz ev. Wall
Großdraxdorf
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Steinsburg Römhild
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Gravionarium Gauonariom
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Bleßberg
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neu
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Schlüchtern
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Pheugarum
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Fulda (Vielleicht auch Oppida Milseburg)
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neu
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Göttingen/ Hegemünden
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Luppia
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Lippstadt
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östl. von Alisio
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Bernburg
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Argelia
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Arnstadt/ Alteburg
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neu
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Brünn
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Bergium
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Bamberg
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Siehe oben
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Marktbreit
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Luppurtum
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Leipzig
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neu
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Dresden
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Nomisierium
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Dresden
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neu
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Trophea Drusi
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Magdeburg
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neu
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Paderborn
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Canduum
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Hann. Münden?
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neu
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Eisenach
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Deuona ybi postea
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Würzburg
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Andere: Würzburg = Artaunum
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vallatum
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Manching
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neu
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Alkimoennis
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Ulm
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neu
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Kelheim Altmühl
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Celeusum
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Kelheim/ Michelsberg
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neu
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Brigobanne Brigodurus
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Heuneburg
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Andere: „an Brege und Brigach liegend“
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Moguntiacum
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Mainz
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von kelt. Gott Mogon
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Mainz
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Artaunum
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Heidetränk /Oberursel
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Friedberg
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Campotunii
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Kempten
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Kelt Estionen
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Kempten
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Noviomagus
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Speyer
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Kelt Kemeter
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Speyer
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Colonia Agrippinensis
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Köln
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Kelt. Ubier
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vbi postea Cantiabis
| Stuttgard-Cannstatt, event. Kappelberg | neu | |
Stuacatum | Eichstätt Kloster Wallburg |
neu
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Abilunum | Nürnberg |
neu
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Ich möchte mit dieser Aufstellung nicht irgendwelche wissenschaftlichen Zuordnungen in Frage stellen, schon gar nicht die der Uni Berlin. Denn auch die „Germania Antiqua“ wirft Fragezeichen auf: Die meisten großen bekannten keltischen Oppida am und um den Main herum sind gar nicht eingezeichnet, wie die Steinsburg bei Römhild, die Ehrenbürg bei Forchheim oder aber die Alte Schanze bei Sulzfeld. Dazu muss es Hunderte vergessene Siedlungen aus jener Zeit gegeben haben. Allerdings scheinen die meisten beim Einmarsch der Römer schon verlassen gewesen und von den nachfolgenden Germanen nicht wieder besiedelt worden zu sein. Außerdem fehlen in dieser Karte so kontinuierlich besiedelte Orte wie Xanten, Bonn oder Neuss. Entweder hatte man die fehlenden zu Zeiten von Ptolemaios nie gekannt, bereits wieder vergessen oder sie gingen bei N. Sanson verloren. Doch das sind Spekulationen. Bis zu deren Aufklärung aber kann man sich ja mal von Indizien leiten lassen.
So oder so: Bis in unsere Zeit lassen sich die Siedlungsorte der mutmaßlich aus dem Westen vertriebenen Stämme verfolgen. Auf Steinsburg oder im Ringwall von Manching haben nicht irgendwelche imaginären Kelten gelebt, sondern Typen wie Du und ich, die ihre Lebensumstände nichts aus Jux und Tollerei gestaltet haben. Immer ging es um Umwelt-Zwänge und technologische Möglichkeiten. So kann ihre Herkunft und genetische Abstammung genau bestimmt werden. Und nach allem was wir wissen, führen ihre Spuren auch an den Atlantik...
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