Denn es braucht weder Aliens, Chronologiekritiker noch Verschwörungstheorien. Themen wie Basken, Seevölker, Dorische Wanderung, Atlantis oder indogermanische Invasionen sind längst zu deuten. Man muss nur die neuesten Veröffentlichungen von Archäologen, Genetikern, Geologen, Linguisten und Geografen zusammenbringen. Und die lassen sich durch die sog. Katastrophentheorie zusammenfassen, welche Auf- und Untergang aller urzeitlichen Kulturen nach den immer gleichen Abläufen erklärt: tektonische Verwerfungen (auch wegen kosmischer Impacte), Tsunamis und kurzfristige Besiedlung der Höhen, atmosphärische Winter und langfristige Agrar- und Subsistenzkrisen, kriegerische Völkerwanderungen und letztlich technologischer Fortschritt. Dazu stelle ich im Einstieg "Worum es hier geht“ 7 Hypothesen auf, die gerne diskutiert werden können. Die daraus resultierende Chronologie finden Sie in den Artikeln von 1. bis 7. durchnummeriert. Eine Übersicht der damaligen Kulturen ganz unten rechts…

Dienstag, 25. Februar 2020

Der Apennin-Kamm als ur- und frühzeitliche Fernverkehrsader

Geografisch-historische Untersuchungen in Italien
Die Apennin-Halbinsel


Wer hier schon mal rein geschaut hat, kennt meine Obsession, Altstraßen mit historischen Fluten und Klimakapriolen in Verbindung zu bringen, besonders im Blog Fränkisches Thüringen. Bisher habe ich immer urkundlich belegte Alttrassen im Gelände abgeklappert, um nachzuweisen, dass sie alle nach dem gleichen Muster entstanden sein müssen, nämlich nach der sinnfälligen Verbindung von wasserscheidenden Höhenwegen. Es sieht so aus, als ob die meisten seit neolithischer Zeit bis ins Frühmittelalter genutzt worden wären. Die Prinzipien dahinter will ich nicht immer wiederkäuen - ich denke, am besten erklärt das mein Post hier über die vielen Rennwege in Europa.
Um sicher zu gehen, dass die hier postulierten Strukturen auch funktionieren, möchte ich heute den Spieß einmal umdrehen. Nehmen wir einfach mal eine bekannte geografische Wasserscheide und suchen nach historischen Bewegungsmustern: Der Apennin - offiziell vom westlichen Rand der Alpen bis nach Sizilien. Wie jeder Hobbygeograf bediente ich mich Dutzender Karten, der Auswertung von Satellitenbildern, einer Tiefenrecherche lokaler Geschichtsbeschreibungen und Vorortbegehungen.
Schon mal was von einem durchgehenden Weg auf dem Kamm dort gehört. Gibt es auch nicht, aber naturgemäß eine Wasserscheide. Also habe ich diese in eine interaktive Karte bei Google Maps eingetragen (rote Linie) und an ihr entlang nach kennzeichnenden Relikten gesucht. Startpunkt war nach geografischer Einordnung die sog. Grenze zu den Seealpen in Ligurien und dann immer weiter Richtung Südosten.
Bitte öffnen: Interaktive Karte mit prähistorischen Artefakten...
Das war frustrierend: Keine Straßen, keine historischen Highlights, keine archäologischen Funde. Der Gebirgszug war vielerorts auch viel zu schroff, um mit zweirädrigen Ochsenkarren befahren zu werden, wie es unsere Vorfahren ja 5000 Jahre lang gemacht haben. Ist meine ganze Theorie Nonsens?
Und doch musste es eine Höhenverkehrslinie geben, sie bietet sich für das schmale Italien ja geradezu an: Schnell, effizient und sicher. Außerdem sollen alle Niederungen Italiens mehrfach anhaltend überschwemmt gewesen sein - archäologisch nachgewiesen um 4500 v. Chr. an den Ringgrabenanlagen in Passo di Vorvo und noch einmal an der Terramare-Kultur in der Poebene um 1750 und 1150 v. Chr. (Wahrscheinlich erst Tsunamis, dann Sturzfluten aus den Bergen). Das ganze wird von mutmaßlichen Aktivitäten des Vesuv um 1700 und 1200 v. Chr. begleitet. Da scheint man lange nur in den Bergen gelebt zu haben! 
... umgeschaltet auf Satellit
Einfach mal aus Spaß habe ich dann unten im Süden beim Übergang nach Sizilien angefangen und - da waren sie plötzlich, die typischen Muster einer prähistorischen Verkehrsachse, sogar in besonders ausgeprägter Form. Kammstraßen und schmale Wanderwege, uralte Bergdörfer mit Terrassenfeldern, siedlungsferne Trockenmauergebilde, künstlich fortifikatorisch versteilte Abhänge, Steinhaufen als mutmaßliche Gräber, Menhire und Kreuze als Kennzeichen für Passkreuzungen, alle direkt am Kamm (Rot: die hier erwähnten Artefakte). Und mir fiel es wie Schuppen von den Augen: Kein Mensch wollte je von Sizilien nach Ligurien - bzw. umgekehrt.
Ob Überschwemmung oder Trockenheit: Der Apennin 
blieb als Siedlungs- und Transportverbindung
Jede historische Bewegung in Italien fand zwischen den Alpen, vornehmlich dem Flusstal der Etsch bzw. dem Valcamonica statt. Ob die ersten Bauern der Impressokultur, die alten Feuersteinhändler, Ötzi, die Pfahlhausbauer, die meisten Kelten, Italiker, Römer, Langobarden, deutsche Könige - sie alle marschierten über die Alpen, quer durch die Poebene, um frühesten bei Bologna in den Apennin einzusteigen. Und genau da beginnen am Kamm die heute noch fassbaren befestigten Höhensiedlungen - mein Steckenpferd. Denn mindestens alle 20 Kilometer, dem Tagepensum eines alten Gespanns mit Zugtieren, muss auch heute noch eine ur- oder frühzeitliche Sicherungs- und Versorgungsstation erkennbar sein, das Hauptkriterium einer alten Heer- oder Handelsstraße. Doch dazu gleich mehr.
Apennin: bis in höchste Lagen besiedelt, mit vielen 
Siedlungsverdachtsplätzen

Was sollten die Altvorderen in Ligurien? Archäologisch schwach belegt über alle Zeiten. Die Römer bauten hier zwar noch vor der Zeitenwende die Via Julia Augusta, aber das war nur Durchzugsgebiet nach Südfrankreich. Selbst Hannibal nutzte gegen 218 v. Chr. einen Pass viel weiter nördlich und schlug seine ersten Schlachten in der Poebene. Dort ist natürlich alles Schwemmland und nur Archäologen können da etwas finden. Aber ab Bologna zieht sich ein Höhenkamm auf die Apennin-Wasserscheide, an dem sich - langsam beginnend und nach Südwesten steigernd - all jene oben aufgezählten Siedlungs- und Verkehrsmuster zeigen. Auf den Bergen nördlich und östlich der Toskana überwiegen noch verdächtige künstlichen Bodendeformationen und siedlungsferne Landwirtschaft in den sanft abgehenden Talanfängen. Wer sollte da schon archäologisch graben. Erst auf der Höhe Cartena scheint die Dichte mit befestigten Höhensiedlungen geradezu zu explodieren. Warum beschreibe ich weiter unten.
Wenn sie mir also folgen wollen, empfehle ich Ihnen in der Karte im Süden zu beginnen. Noch heute sind über 70 Prozent des 1500 Kilometer langen wasserscheidenden Kammes variantenreich mit einem zweispurigen Fahrzeug benutzbar.
Bis nahe der Gipfel befahrbar
Oft lässt sich der genaue Verlauf an seinem schmalen Grad erkennen. Das reicht von Pial, gegenüber dem ionisch (700 v. Chr.) begründeten Messia, bis hinauf an den Breitengrad von Rom und seiner Gründung Sulmona (300 v. Chr.) direkt an unserem Weg. Das sind schon über 50 Prozent des Kamms. Und dort, wo das Mittelgebirge zu hoch und zu steil wird, findet man die Wege direkt unterhalb und parallel zu ihm (Orange Linie) . Wie in den Alpen an Lagern der Feuersteinhändler nachgewiesen, scheint man dort die höher liegenden Ränder der Täler genutzt zu haben. Mehrere Hochebenen des Gebirges in Nord-Süd-Richtung sind ja geradezu prädestiniert, komfortable Strecken aufzunehmen. Es gab ja noch keine Karten, es galt Jahrhunderte lang zu probieren. Einziges Problem: Abseits des Kammes mussten Flüsse gequert werden, aber gerade in wasserreichen Gegenden, wie oberhalb von L’Aquila waren die steilen Abhänge ja nicht anders zu umgehen. Austrocknung und Melioration erlaubten erst ab der Zeitenwende etwa eine stetige Nutzung der Täler. Wo erkennbar habe ich zeitliche Alternativen eingezeichnet, wie zwischen Assergi und Cappella Di San Vincenzo, wo sich sogar mehrere kammnahe Wege möglich waren (brauen Linie). Bemerkenswert auch die „Rennstrecke“ zwischen Scheggia und Apecchio, wo die Launen der Natur in eine mutmaßlich frühmittelalterliche Abkürzung münden.
Eldorado unerforschter Geschichte
Und nun zu den Artefakten am Weg. Da sind zunächst direkt auf der Höhe hunderte dieser typisch italienischen Spornsiedlungen, in denen auch heute noch urbanes Leben stattfindet. Sie alle entsprechen mit ihren (vielfach überbauten) parallelen Terrassenfeldern den bekannten etruskischen befestigten Höhensiedlungen (brauner Ringbutton) aus der Zeit von 800 - 400 v. Chr. Am deutlichsten hier in der Karte bei Cortona zu analysieren. Überall dort, wo auf denen archäologisch gegraben wurde (Montepulsiano, Orvieto), kamen Spuren bronzezeitlicher Vorgängersiedlungen zu Tage. Natürlich scheint es keine Untersuchungen an unserem Kammweg gegeben zu haben - wer käme auch schon auf solch eine abstruse Idee. Aber der Vergleich und die Tatsache, dass in ganz Europa und um das Mittelmeer nach 1200 v. Chr. so gebaut wurde, sind schon ziemlich starke Indizien. Und so habe ich auch alle siedlungsfernen Schanzen- und Terrassenstrukturen (blauer Ringbutton) entlang der Wasserscheide als befestigte Sicherungsstationen eines Urweges markiert. An den meisten solcher Orte zeigen sich im obersten Bereich Abflachungen und Schanzstrukturen, die aus künstlich versteilten Abhängen, Gräben oder Trockenmauern bestehen. Teilweise sogar bis in extreme Höhenlagen über 1500 m.
Bergsporne immer wieder überbaut
Dass müssen die Vorgänger der „befestigten Höhensiedlungen“ gewesen sein. Ihr Untergang könnte etwas mit der Verlegung des Weges im Lauf der Zeit zu tun haben. Weitere Indizien für Siedlungsarchitektur am Kamm, wie sonst auch in Europa: extrem viele Steinbrüche an den Siedlungsverdachtsplätzen, die aus endneolithischen Grubenwerken oder ab der Zeitenwende aus Mauer-Spendern für Bruchsteine entstanden sein können. Hochteiche, wie Quellen unabdingbar für frühzeitliche Höhensiedlungen, teils noch heute im Hochweidebetrieb genutzt. Und natürlich die vielen siedlungsfernen Kapellen am Weg, wie in Zentraleuropa ab 800 etwa die Vereinnahmung heidnischer Kultplätze und Wege symbolisierend. Bemerkenswert, dass auch viele dieser wüst gefallenen Ruinen-Bergdörfer an unserer Strecke liegen. Natürlich kann ich nicht unter die Erde gucken, zu welcher Kultur, sprich Zeit sie gehören. Wegen der Sprachbarriere ist mir auch die Flurnamenforschung verwehrt. Das können nur Muttersprachler! Die sog. Straßendörfer geben die Richtung einer Heer- oder Handelsstraße vor, die Terrassendörfer die spätere Nachnutzung der Feldabhänge von Höhensiedlungen im Frühmittelalter vielleicht.
Daneben zeichnen sich - nach Norden zunehmend - auch oft konzentrische Strukturen in Luftbildern ab, noch ohne diese typischen Parallelterrassen. Begleitet aber werden diese von deutlichen Absätzen entlang der Höhenlinien. Das ist typisch für früh- und mittelbronzezeitliche Höhensiedlungen in Europa (z. B. zwischen Calaskio/ Castel del Monde und Assergi). Sie fallen aber kaum ins Auge, was auf sehr alte oder nur kurzzeitige Nutzung schließen lässt. Manchmal scheint nur einen kleine Fläche von Steinen beräumt worden zu sein, manchmal taucht der Name Camp auf. Zum Tal hin gab es naturgemäß immer mehrere Varianten. Serpentinen scheinen erst aus der Neuzeit zu stammen! Ich hoffe, die Karte ist selbsterklärend.
Noch heute bis zu 90 Prozent befahrbarer Kamm
Noch ein kleiner Abgleich unseres Höhenweges mit der Italienischen Geschichte. Vor 1200 v. Chr. sind archäologische Funde recht spärlich. Die Flut damals muss ganze Arbeit geleistet haben. Ab 1000 v. Chr. beginnt die Wiederbesiedlung der Apennin-Halbinsel durch bereits indogermanisierte griechische Kolonisten per Schiff und Italiker zu Fuß über die Alpen. Durch die Vermischung mit Einheimischen konsolidierten sich u.a. gegen 800 v. Chr. die Etrusker. Wie wir schon wissen: Die wahrscheinliche Blütezeit der befestigten Höhensiedlungen und damit der wasserscheidenden Kammwege. Küstennahe Flachlandsiedlungen wie Paestum gab es erst ab 600 v. Chr. Aus dieser Zeit könnten auch die ersten großen Abkürzungen des Höhenweges stammen. Benevento beispielsweise (an der durch die Abkürzung notwendige Furt des Flusses Colore Irpino ist eine samnitische Gründung aus dieser Zeit. Genau so wie Castell di Sangro! Das soll eine strategisch wichtige Befestigung von der Antike bis ins Mittelalter gewesen sein. Dort erfährt man auch erstmals vage etwas von einem Nord-Süd-Schnellweg namens Fondovalle Sangro, der Molis und die Abruzzen verbunden haben soll. Das Straßendorf Montalto - wie übrigens noch drei mal an unserer Strecke - macht beispielsweise in seiner Ost-West-Ausrichtung geografisch nur Sinn, wenn es unserer Nord-Süd-Abkürzung folgt.
Früher blühende Landschaften mit dichter Siedlungstätigkeit
Einer Passquerung stehen die schroffen Täler dort entgegen.
Auch auf das große Rom gehen einige Gründunge am Apennin-Höhenweg zurück, wie Ocriticum. Aber das scheinen schon alles bewachte Passübergänge gewesen zu sein, die wir deren Kreuz- und Quer-Invasionen ab 300 v. Chr. verdanken. Alles schien nur noch in die Ewige Stadt zu wollen. Über die Römerstraßen (hellblaue Linie) - ihrer Zeit vielleicht 2000 Jahre voraus - wird ja allerorts geschrieben. Die Nutzung des Kamm- und kammnahen Höhenweges des Apennin schien damals zwar zurück zu gehen, aber partiell war da noch lange Leben. Beispielsweise nutzte die Via Appia, seit 312 v. Chr. die erste Römerstraße, partiell unseren Höhenweg bzw. dessen Alternativen. Niemand weiß, wo genau Hannibal lang marschiert ist, aber die schnellste Verbindung zwischen seinen Schlachten am Trasimenosee und Cannae führte 500 Kilometer über unsere Wasserscheide. Zumindest eine Schalacht des Karthagischen Heerführers ist an einer Abkürzung unserer Magistrale nachgewiesen, in Numisto. Die heutige Hauptstrecke nach Rom über Bologna-Florenz mit dem markanten deutschen Soldatenfriedhof am Futapass hat es scheinbar bis zum Ende der Antike überhaupt nicht gegeben. Es fehlen jegliche Hinweise auf eine sonst jeden Winkel des Landes erfassende Römerstraße. Zwar soll Florenz um die Zeitenwende im sumpfigen Arnotal an der Via Cassia gegründet wurden sein, aber es gibt keine alten Befestigungen Richtung Bologna. Das wiederum soll 700 Jahre früher von Etruskern gegründet worden sein und zeigt - wie oben ja schon beschrieben - eine typisch vorzeitliche Heerstraße - aber nur bis zum Pass! Von dort geht es nicht weiter! Die Höhenzüge sind atypisch leer und in den Tälern habe ich nur scheinbar viel jüngere Gründungen gefunden. Wer also nach Rom wollte, musste entlang unserer Höhenlinie nach Osten und konnte erst bei Arezzo nach Süden abbiegen, ebenfalls etruskisch - also vorrömisch - gegründet. Damit sind wir auch wieder am Anfang unserer Überlegungen, dass der Kammweg weiter westlich wahrscheinlich niemals begangen wurde (Das mutmaßlich prähistorische Fort bei Rigoso scheint eine Querung abgesichert zu haben.).
Der Apennin: Prähistorische Fahrbahn von 
Afrika nach Europa und umgekehrt?

Das ganze wird sogar noch viel verrückter: Die historische Geografie zeigt uns gigantische Umwege für Fernreisende über die Alpen Richtung Rom, die überzeugend nur mit der unüberwindbaren Versumpfung der Flussauen erklärt werden können: Via Mailand und Turin scheint es über die genuesische Via Cassia an der Küste entlang gegangen zu sein, mit Pass unseres Kammes bei Giovi. Alles was über den Brenner und den Balkan nach Italien kam, musste die gesamte Poebene bis an deren Ende marschieren, bevor man nach Süden über den Apennin abbiegen konnte. Bologna wäre solch ein Abzweig, die offizielle Römerstraße Via Aemilia führte hingegen bis Rimini und von dort über die Via Flaminia nach Rom. Auch über San Marino verläuft eine alte Strecke - wahrscheinlich verdankt das Fürstentum seinen Selbständigkeit deren Bedeutung. Die effizienteste Route aber aus geografischer Sicht - und nicht erst die Römer suchten nach günstigen Alternativen - scheint über Cesena geführt zu haben. Das soll eine umbrische Gründung ab 1000 v. Chr. gewesen sein. Von dort geleitet wieder ein wasserscheidender Höhenweg mit Befestigungsverdachtsplätzen von der Bronzezeit bis ins Frühmittelalter zu unserem Kamm. Nicht umsonst liegt Ravenna an dieser Peilung, das im 5. Jahrhundert zur Hauptstadt des untergehenden römischen Reiches wurde. Eine Schellstraße nach Rom war da lebenswichtig! Es ist als logisch, dass es mit den befestigten Höhensiedlungen Richtung Süden erst am Pass in Scheggia (Rimini-Rom) richtig losgehen konnte. Ab hier blieben viele Höhensiedlungen bis heute erhalten.
Denn auch später ist die Verwaltung eines langobardischen Nord- und eines Südreiches im Italien des 6. Jahrhundert ohne kurze Verbindungswege nur schwer vorstellbar. Während die Sarazenen ab 800 etwa vorrangig die Küstenstädte plünderten, waren gerade die Normannen ab der Jahrtausendwende etwa gerne und zahlreich in den Bergen des Apennin unterwegs. Und: auch damals noch wollten eigentlich alle nur in das päpstliche Rom. Das alte Straßennetz hatte seine Schuldigkeit erst in der Neuzeit getan.
Deutlich selten zeigen sich mittelalterliche Burgen an unserem Kamm. Wenn, dann stehen sie meist an Pässen, Furten oder auffällig nahe an vorzeitlichen Befestigungen. Sie lassen sich alle in eine Zeit datieren, als sich zumindest Teile Italiens zu konsolidieren begannen, also ab 1000 etwa. Wegeschutz war da nicht mehr zwingend.
Davor aber könnte es sich bei den hier eingezeichneten Siedlungsverdachtsplätzen durchaus lohnen, den wissenschaftlichen Spaten ansetzen! Denn wir haben ein historisch plausibles, strategisch angelegtes Straßensystem gefunden, dass sich an der Wasserscheide des Apennin orientiert.