Denn es braucht weder Aliens, Chronologiekritiker noch Verschwörungstheorien. Themen wie Basken, Seevölker, Dorische Wanderung, Atlantis oder indogermanische Invasionen sind längst zu deuten. Man muss nur die neuesten Veröffentlichungen von Archäologen, Genetikern, Geologen, Linguisten und Geografen zusammenbringen. Und die lassen sich durch die sog. Katastrophentheorie zusammenfassen, welche Auf- und Untergang aller urzeitlichen Kulturen nach den immer gleichen Abläufen erklärt: tektonische Verwerfungen (auch wegen kosmischer Impacte), Tsunamis und kurzfristige Besiedlung der Höhen, atmosphärische Winter und langfristige Agrar- und Subsistenzkrisen, kriegerische Völkerwanderungen und letztlich technologischer Fortschritt. Dazu stelle ich im Einstieg "Worum es hier geht“ 7 Hypothesen auf, die gerne diskutiert werden können. Die daraus resultierende Chronologie finden Sie in den Artikeln von 1. bis 7. durchnummeriert. Eine Übersicht der damaligen Kulturen ganz unten rechts…

Donnerstag, 15. Oktober 2020

Spuren des uralten Israels

Zehntausend Jahre Krieg aus dem Blickwinkel eines heutigen Besuchers

Israel - gelobtes Land über alle Zeiten!  Der fruchtbare Küstenstreifen zwischen Mittelmeer und arabischer Wüste scheint in jeder Hinsicht vom Herrgott - welcher auch immer - gesegnet worden zu sein.
Ursachen dürften neben Wetter und Vegetation in seiner Geografie und Geschichte zu suchen sein. Hier mussten alle entlang: Homo erectus als er Afrika verließ, Homo neandertalis als er vor der Kälte in Europa flüchtete, Homo sapiens, als er sich anschickte, die Welt zu erobern. In den Höhlen des Carmel-Gebirges fand man ihre Knochen, Arbeitsgeräte und Feuerstellen. Als Jäger und Sammler hatten sie in den Bergen entlang der Küste einen gewissen Schutz und einen grandiosen Überblick auf die Ebenen am Meer. Hier soll sich auch der moderne Mensch mit dem Neandertaler gepaart haben.
Fisch muss ihre Leibspeise gewesen sein, denn nahe des Küstenortes Atlit haben sie vor vielleicht 15.000 Jahren ihre ersten Häuser gebaut. Die liegen heute etwa 300 m vor der Küste in 10 m Tiefe. Der Schlick hat ihre steinernen Altäre, Gräber, ja sogar Brunnen gut erhalten. Aus den verspeisten Fischsorten, konnte man schließen, dass sie bereits die Hohe See befuhren. Selbst den Übergang zum Ackerbau gegen 9000 v. Chr. konnten die Unterwasserarchäologen nachvollziehen. Und den Untergang der Siedlung: Um 6000 v. Chr. muss eine große Flut über die Welt gekommen sein. England wurde vom Festland getrennt, der Bosporus überflutet und eben auch unser erstes Fischerdorf.
Atlit Yam

Vielleicht ist das auch der Grund, warum Viehzucht und Bodenbearbeitung vom Fruchtbaren Halbmond nach Ägypten einen Umweg machen mussten. Die neolithische Expansion soll nicht entlang der Küste der Levante über die Sinai-Halbinsel erfolgt sein, sondern über das Jordantal, die Arabische Halbinsel, Jemen und Äthiopien. Die Wüste jenseits also östlich des israelischen Küstengebirges scheint damals noch fruchtbar gewesen zu sein. Gleichzeitig mit der Landwirtschaft muss sich der Handel entwickelt haben. Am Kreuzpunkt von Jordan und alten Karawanenstraßen in den Osten entstand bereits vor 10.000 Jahren das berühmte Jericho. Bei uns waren damals noch nicht mal die Eiszeitgletscher vollständig abgetaut. Über die Jahrtausende wurde die Siedlung immer wieder aufgegeben, zerstört und neu überbaut. So entstand dieser Schutthügel, arabisch Tell genannt.
Jericho
Jericho war die erste Stadt der Welt, die sich mit steinernen Mauern und Türmen umgab. Sie liegt etwa 400 m unter dem Meeresspiegel und gilt damit als die tiefste Siedlung der Welt. Das extrem salzhaltige Tote Meer, schadeten aber weder Ackerbau noch Viehzucht. Selbst heute, da das Jordantal zur Wüste geworden ist, erlauben noch immer viele Süßwasserquellen eine üppige Landwirtschaft. Es soll auch der erste Ort gewesen sein, den die Juden um 1200 v. Chr. bei ihrem Einmarsch in die Küstenregion eingenommen hatten. Mit dem Klang ihrer Hörner sollen sie laut Bibel die Mauern Jerichos zum Einsturz gebracht haben. Heute wissen die Archäologen, dass damals ein gewaltiges Erdbeben kurz zuvor bereits alle Siedlungen rund um das ganze Mittelmeer zerstört hatte. Heute sitzt unweit Jerichos die Palästinensische Autonomiebehörde.

Israel - begehrliches Land - für alle Völker der Region! Lage, Klima und Fruchtbarkeit waren gleichzeitig sein Fluch. Über Jahrtausende stritten die Herrscher um Pfründe und Einfluss: Ägypter, Hyksos, Hetither, Syrer, Perser, Parter, Griechen, Römer, Kreuzzügler, Araber, Türken und Briten - um nur die Großmächte zu nennen. In Tausenden Schlachten schafften sie es nur deshalb nicht, die Bevölkerung auszurotten, weil immer wieder neue Menschen hinzu kamen. Jede alte Stadt hier stammt mindestens aus der Bronzezeit vor 5500 Jahren und liegt an alten Handelsstraßen in den Nahen Osten. Armageddon dar, wo die Endschlacht zwischen Gut und Böse stattfinden wird.
Megiddo
Herausragendes Beispiel: Megiddo: Seine Lage an einem Gebirgsengpass kennzeichnet die Stelle, wo alle Heere und Händler durchmussten. In seinem Tell stapeln sich 20 Schichten vom 4. Jht. bis zur Zeitenwende übereinander. Auch während der Jüdischen Landnahme findet sich ein Brandhorizont. Die Stadt hatte von Anfang an starke Mauern, stolze Paläste und zum Schluss Ställe für 450 Pferde. Das Geheimnis seiner ständigen Wiedergeburt war eine unterirdische Quelle, zu der sich die Bewohner hinab gegraben hatten. Die Assyrerkönige machten Megiddo im 6. Jahrhundert v. Chr. zu einer Provinzhauptstadt. Danach schwand seine Bedeutung rapide, bis sie schließlich aufgegeben wurde. In der Bibel stellt sich Megiddo als das mystische

Israel - heiliges Land. Hier leben 3 Weltreligionen zusammen, mal friedlich, dutzende Male aber auch, indem sie sich wechselseitig massakrierten.
Urkundlich zuerst werden die Juden fassbar. Sie nannten das eroberte Land Kanaan. Viel Zeit hatten sie nicht, eine Nation zusammenzuschmieden. König David und sein Sohn Salomon bauten das ebenfalls bronzezeitliche Jerusalem zur ihrer Hauptstadt aus. Sie ließen den ersten legendären Tempel errichten, dort wo heute die Goldene Kuppel des islamischen Felsendomes glänzt. Nordreich Israel ging 722 v. Chr. im Kampf gegen die Assyrer unter, das Südreich Juda wurde 587 v. Chr. von Babylonien erobert. Deren Nebukadnezar II. musste 2 Anläufe für die Eroberung Jerusalems nehmen. Er soll den Tempel zerstört und die jüdische Oberschicht in Geiselhaft nach Babylon verschleppt haben. Als Babylon seinerseits von den Persern geschlagen wurde, durften die Juden nach einigem Hin und Her wieder heimkehren, wo sie gleich mit dem Tempelneubau begannen.
Nach ihrem Tod zerfiel das Reich in 2 Teile. Das
Doch große Reiche kommen und vergehen. Die Perser wurden 334 v. Chr. von Alexander dem Großen geschlagen und Israel kam auch in den Nachfolgestaaten von Alexanders Großreich - den Diadochen-Ländern - unter hellenistischen Einfluss. Die Juden behielten lange eine gewisse Autonomie, auch als im Jahre 66 v. u. Z. die Römer einmarschierten. Der damalige jüdische König, Herodes der Große, ist für seine enorme Bauwut bekannt. Am Toten Meer ließ er die Festung Masada ausbauen. Von hier aus konnte er das Jordantal und einen Übergang über den Salzsee kontrollieren. Um 30 v. Chr. entstanden nicht nur eine starke Garnison, sondern auch luxuriöse Paläste mit Fresken und Mosaiken im Pompejischen Stil, sogar Badehäuser mit Fußbodenheizung. Als die Römer später in Jerusalem den jüdischen Tempelschatz plünderten und es zum ersten Aufstand kam, verschanzten sich auf Masada etwa 1000 rebellierende Juden. Die römische Militärmaschine schloss die Festung mit 8 Militärlagern komplett ein. Sie errichtete eine riesige Rampe, auf der ein Belagerungsturm mit Rammbock bis an die Mauern hinauf geschoben werden konnte. Die Aufständischen, die in den riesigen Zisternen genug Wasser und Vorräte gespeichert hatten, sollen heldenhaft gekämpft haben. Als aber die Römer den Festungswall durchbrachen, empfing sie Totenstille. Alle Menschen auf dem Plateau hatten sich in einem Massensuizid umbringen lassen. Nur 2 Frauen und einige Kinder sollen aus ihren Verstecken gekrochen sein.
Masada mit römischer Rampe rechts


Noch 2 weitere große Aufstände zettelten die Juden gegen ihre römischen Besatzer an. Alle wurden grausam niedergeschlagen. Die Römer zerstörten in Jerusalem den 2. heiligen Tempel, bauten ein Jupiterheiligtum darüber und verboten den Juden auf Androhung der Todesstrafe die Stadt zu betreten. Den Menschen blieb nur die massenhafte Flucht aus ihrer Heimat. Die Juden nennen es Diaspora. Seit dem sind sie in aller Welt zerstreut. Um sämtliche Erinnerung zu tilgen, bezeichneten die Römer ihre neue Provinz nun Palästina. Diese Bezeichnung geht auf die Philister zurück, die von See her, aber etwa zeitgleich mit den Juden nach Kanaan gekommen sein sollen. Die Römer, später die Oströmer oder Byzantiner herrschten nun sechshundert Jahre über das Land. In ihre Zeit fallen Leben und Tod von Jesus Christus. Oberhalb Jerichos liegt das griechisch-orthodoxe Kloster Qarantal. Hier soll Jesus 40 Tage lang gefastet und den Versuchungen des Satans widerstanden haben. In Jerusalem durchlitt er sein Martyrium und wurde zu Grabe getragen. Nach und nach entwickelte sich seine Heilslehre zur Staatsreligion im römischen Reich.
ant5ikes Bet Shean mit bronzezeitlicher Akropolis


Die antike Lebensart lässt sich am besten in Bet Shean erleben. Ebenfalls in der Jordansenke, nahe zum See Genezareth liegend, war sie nach dem 3. Jahrhundert die wichtigste Stadt im Norden Israels und später Bischofssitz. Ihr Name damals: Skytopolis. Die Ähra ihrer prunkvollen Gebäude reichte von der hellenistischen, über die römische, bis zur byzantinischen Zeit. Sie hatte zeitweise 40.000 Einwohner und alles, was damals eine prosperierende Stadt aufweisen musste: Amphitheater, Promenade, Einkaufszentrum, Tempelberg der Vorfahren, Badehäuser, öffentliche Toilette, später die Christliche Kirche. Während der jüdischen Aufstände fanden Pogrome gegen ihre Glaubensgenossen statt. Auf dem Tell wurden wieder 20 Schichten ausgegraben, darunter auch die aus der Zeit der Kämpfe zwischen Juden und palästinensischen Philister. Die hängten die Leichname von Saul und seinen Söhnen an die umkämpfte Mauer. Skytopolis hielt sich bis zur arabischen Eroberung, wurde 749 von einem Erdbeben zerstört und vergessen.
Jerusalem

Israel - mörderisches Land - durch alle Seiten. Nun werden die ersten Zahlen der Völkermorde jener Zeit genannt. Als die Perser 614 ins Byzantinische Reich eindringen, sollen ihre jüdischen Verbündeten im befreiten Jerusalem 90.000 Griechen gemeuchelt haben. 15 Jahre später hat sich Byzanz die Stadt noch einmal zurückgeholt, und die Christen rächten sich ihrerseits mit einem Massaker an den Juden. Kurz darauf eroberten die Heere des neu entstandenen Islams die Stadt nebst ihrem Umland. Eine neue Weltreligion verschaffte sich Platz. Zwar durften sich nach 500 Jahren auch wieder Juden in Jerusalem ansiedeln, aber das Verhältnis der Araber zu den ungläubigen Christen und Juden schwankte zwischen Toleranz, Diskriminierung, Massenmord und Vertreibung. Königreich Jerusalem“ das bedeutendste war.
Geteiltes Jerusalem
Immer wieder eroberten andere arabische Herrscher die Stadt, Dynastien wechselten, Glaubensrichtungen - schon damals beharkten sich Sunniten und Schiiten ohne jede Gnade. In Jerusalem errichtete man damals auf dem Tempelberg den Felsendom, in Anlehnung an den Mythos der Himmelfahrt Mohameds. Nach altem Muster wurden die heiligen Stätten der anderen mal abgerissen, mal durften sie neu aufgebaut werden. Die Grabeskirche Jesu erhielt am Ort des byzantinischen Vorgängerbaus ihr heutiges Gesicht. Schon damals blühte das Pilgerwesen aller 3 Religionen. Trotzdem oder gerade deshalb eroberten die Kreuzritter 1099 das Heilige Land. Bei der Einnahme von Jerusalem sollen sie in 3 Tagen 20.000 Muslime und Juden gemeuchelt haben. 200 Jahre herrschten die europäischen Ritter an dem schmalen Küstenstreifen der Küste der Levante. Sie gründeten in mehreren Kreuzzügen 4 Staatswesen, von denen das „Lateinische
Kreuzfahrerstaaten

Der einzige Hafen in dem die Europäer bei jedem Wetter Nachschub löschen konnten, war Akkon. Die kleine Halbinsel hatte in der Bronzezeit zu den phönizischen Stadtstaaten gehört. Nun wurde sie christliche Trutzburg. Da Jerusalem 1187 an Saladin gefallen war, avancierte Akkon nun Hauptstadt des christlichen Königreichs. Die Stadt soll eine der letzten Stützpunkte der Kreuzfahrer gewesen sein. Aber auch sie fiel 1291. Ganz zum Schluss musste das Château Pèlerin - einst eine der größten Kreuzfahrerfestungen – aufgegeben werden. Seitdem herrschten wieder die Muslime in Israel. Erst ägyptische Mamluken, dann die Osmanen. Und die blieben nun 600 Jahre. Von ihnen erhielt Akkon sein heutiges Gesicht. Die Altstadt wird noch immer fast ausschließlich von israelischen Arabern bewohnt. 1799 hatte Napoleon die Zitadelle 61 Tage lang vergeblich belagert. Einer Legende nach warf er beim Rückzug seinen Hut ins Meer und rief. „Wer Akkon erobert, erobert die Welt!“. Seine zurückgelassenen Kanonen stehen heute auf dem Festungswall. Von hier schaut man auf die neue, nur von Juden besiedelte Stadt.

Israel - geteiltes Land. Hier gibt es mehr Zäune und Mauern als anderswo in dieser Welt. Gerade in Jerusalem! Die heute über 800.000 Einwohner scheinen sich daran gewöhnt zu haben. Denn schon seit dem Mittelalter ist die Altstadt in ein jüdisches, christliches, armenisches und muslimisches Viertel geteilt. Die heilige Stadt wird sowohl von Israel als auch Palästina als Hauptstadt beansprucht. Seit dem 19. Jahrhundert waren wieder Millionen Juden eingewandert - auf der Flucht vor Diskriminierung in ihren ehemaligen Heimatländern. 1909 gründeten sie Tel Aviv, die erste moderne Stadt in Palästina. 1917 konnte die Herrschaft der Osmanen durch den Sieg der Briten im Ersten Weltkrieg beendet werden. Mit einem Mandat der UNO teilte das Empire 1922 das Gebiet in zwei Verwaltungsbezirke, Palästina und Jordanien.
Tel Aviv
Als die Engländer nach dem 2. Weltkrieg abzogen, überfielen 6 arabische Nachbarländer den gerade neu gegründeten Staat Israel. Seit dem wird gekämpft. Selbst zwischen und nach den 3 regulären Kriegen mit den arabischen Nachbarn kehrte keine Ruhe ein. Hauptkonflikt sind die neuen Siedlungen, die die Juden poe a poe in die Wüste der Palästinensergebiete hinein pflanzen. Die Unversöhnlichkeit sticht dem Fremden beim Wechsel in die arabischen Gebiete über die Mauern sofort ins Gesicht. Man fühlt sich 50 Jahre zurückversetzt, dazu in einer völlig fremden Kultur. Trotz ungleichem Kräfteverhältnis - das Prinzip Auge um Auge vereint die beiden Kontrahenten. Und das war im Nahen Osten leider immer so. Menschen können wohl alles lernen - nicht aber aus Geschichte.
Haifa
Kehren wir also zum Ausgangspunkt unserer Geschichte zurück. Ganz in der Nähe der Steinzeithöhlen liegt Haifa mit heut vielleicht 600.000 Einwohnern. Es ist nicht nur der wichtigste Hafen Israels, hier ist auch die für das Land inzwischen so wichtige IT-Technik zu Hause. Haifa hat alle Höhen und Tiefen Israels voll miterlebt. Von ehemals 60.000 Arabern leben noch 15.000 hier. Nach dem Zerfall der Sowjetunion mussten in der Stadt 40.000 jüdische Russen integriert werden. Auch in jüngster Zeit gab es furchtbare Selbstmordanschläge. Trotzdem gilt Haifa als einer der wenigen Orte Israels, an denen Juden und Araber heute relativ friedlich zusammenleben. Statistisch finden die wenigsten ethnischen oder religiösen Auseinandersetzungen statt. Könnte das nicht ein Beispiel für das friedliche Miteinander von Juden und Arabern abgeben? Sie haben nämlich keine andere Wahl.
Und so muss man fragen: Israel - quo vadis - was wird aus dir?