Denn es braucht weder Aliens, Chronologiekritiker noch Verschwörungstheorien. Themen wie Basken, Seevölker, Dorische Wanderung, Atlantis oder indogermanische Invasionen sind längst zu deuten. Man muss nur die neuesten Veröffentlichungen von Archäologen, Genetikern, Geologen, Linguisten und Geografen zusammenbringen. Und die lassen sich durch die sog. Katastrophentheorie zusammenfassen, welche Auf- und Untergang aller urzeitlichen Kulturen nach den immer gleichen Abläufen erklärt: tektonische Verwerfungen (auch wegen kosmischer Impacte), Tsunamis und kurzfristige Besiedlung der Höhen, atmosphärische Winter und langfristige Agrar- und Subsistenzkrisen, kriegerische Völkerwanderungen und letztlich technologischer Fortschritt. Dazu stelle ich im Einstieg "Worum es hier geht“ 7 Hypothesen auf, die gerne diskutiert werden können. Die daraus resultierende Chronologie finden Sie in den Artikeln von 1. bis 7. durchnummeriert. Eine Übersicht der damaligen Kulturen ganz unten rechts…

Samstag, 20. September 2014

Was noch erforscht werden müsste:

Viele der vorhergehend geäußerten Thesen beruhen auf einfachen Schlussfolgerungen aus dem Studium historischer Publikationen. Wie man mir so vorwerfen kann, komplexes Sachverhalte vereinfacht zu haben, halte ich den Kritikern vor, nicht mal einen Schritt zurück zu treten, um das Gesamtbild zu betrachten. Denn das besteht aus einer Vielzahl von Puzzeln, die ganz deutlich Muster ergeben. Dazu kommt eine schlimme Einseitigkeit in der Kommunikation. Es scheinen immer nur die gleichen Themen zu sein, die der breiten Öffentlichkeit angeboten werden: Kelten, Ägypter, Troja, Stonehenge, Himmelsscheibe. Dabei gibt es spannende Publikationen, mit nie gehörtem Inhalt, die aber mit ihrem Fachchinesisch oder dem Preis potentielle Interessenten abschrecken. Außerdem verunsichern unterschiedliche Interpretationen historischer Zusammenhänge in Deutschland und Westeuropa bzw. den USA. Besonders verrückt: Riesige Landstriche scheinen von globalen Untersuchungen der Wissenschaft weitgehend ausgeklammert. Das könnte man vielleicht noch im Tienschan verstehen, aber Westeuropa? Hier gibt es jährlich neue Ausgrabungen, die aber niemand zusammenzuführen scheint. Außerdem lassen die beschränkten Mittel der Archäologie in Deutschland nicht viel mehr als Notgrabungen zu, während erhebliche Mittel dafür im Ausland eingesetzt werden. Dass die Erkenntnisse von Heimatforschern fast vollständig ignoriert werden, könnte man bei dem vielen Unsinn, der dabei zustande kommt, noch verstehen. Dass man gegen Raubgräber kämpfen muss, auch! So aber gehen der Archäologie permanent wesentliche Entdeckungen und Funde verloren. In einigen anderen Ländern ist das wesentlich effektiver gelöst. Nun wäre das ja nicht weiter dramatisch, wenn da nicht die vielen Rätsel unserer Herkunft wären. Um also die Bedeutung der atlantischen Kulturen für die Entwicklung Europas - und damit ihre Wanderbewegungen - umfassend darstellen zu können, scheinen weitere Untersuchungen notwendig:

 
  • Kam Homo sapiens, der sich über die Straße von Gibraltar nach Europa ausgebreitet hat, über die blühende Sahara aus den Tiefen Afrikas, oder - bei dem niedrigen eiszeitlichen Wasserstand - über das Mittelmeer aus dem Osten?
  • Mit der neolithischen, megalithische und der metallbearbeitenden Revolutiom tauchen in Spanien und Südfrankreich Kulturen auf, die noch vor Kurzem im Nahen Osten zu Hause waren. Gab es nach der letzten Eiszeit eine Landbrücke von Anatolien, über die Ägäis, nach Italien, und weiter über Sizilien, Malta und Algerien? Wie lange existierte diese und ab wann könnte eine signifikante Schiffsverbindung über das Mittelmeer bestanden haben? 
  • Was sonst machte die Iberische Halbinsel immer wieder zu einem Ausgangspunkt für Völkerwanderungen ins Herz Europas?
  • Fast völlig unreflektiert dümpelt die linguistische Verwandtschaft an der Atlantikküste vor sich hin. Alle Detailinformationen deuten darauf hin, dass baskisch, aquitanisch, azorisch, andalusisch, ja sogar gaskonisch, auf die gleichen Wurzeln zurück geführt werden können.
  • Unklar ist auch die genetische Dominanz des Y-Chromosoms R1b in Westeuropa. Wann kam es von wo auf welchem Weg dorthin und wie breitete es sich nach Mitteleuropa aus?
  • Für alle Megalith-Anlagen Europas müsste eine vergleichende Zustandsanalyse geschaffen werden. Besonders die Dolmen sollten unter dem Gesichtspunkt einer Erdabspülung durch Tsunamis und Wiederaufbau mit anderen technischen Mitteln betrachtet werden.
  • Wenn Iberien eine Insel gewesen sein soll, darf das Gebiet nördlich der Pyrenäen nicht älter als 5.000 Jahre sein. Für einige Regionen ist das bekannt (Landes, Camargue). Gilt dieses Alter prinzipiell durchgehend für die Landschaft nördlich der Pyrenäen vom Atlantik bis Marseille?
  • Die Kälteeinbrüche in der heutigen Nacheiszeit sollten mit den historischen Konsequenzen in Europa abgeglichen werden. Insbesondere für 1.200 v.Chr. müssen die Katastrophentheorien für Westeuropa interdisziplinär untersucht werden.
  • Wann wurden die großen Terrassenfelder angelegt, die die gesamte Kulturlandschaft West- und Mitteleuropas prägen?
Umgekehrt kann man so auch Voraussagen treffen: Wenn sich die in diesem Blog zusammengetragenen Thesen bewahrheiten sollten, müssten künftige Forschungen folgende Ergebnisse zeitigen:
  • Überall in Europa und dem Nahen Osten finden sich Spuren von Naturkatastrophen aus der Zeit um 1200 v. Chr. und zwar in der Abfolge: Erdbeben, Überschwemmung, Agrarkrise, kriegerische Wanderungen von West nach Ost, Rückwanderung.
  • Oberhalb aller Terrassenfelder Zentraluropas finden sich Spuren von menschlichen Siedlungen aus der Urnenfelderzeit oder danach.
  • Im Raum Cádiz wird das Zentrum einer bronzezeitliche Hochkultur ausgegraben, die vor 3.200 Jahren Strahlkraft für ganz Westeuropa besessen haben muss.
  • Die östlichen Grenzen der Zerstörungen an Megalithgräbern stimmen weitgehend mit den westlichen Grenzen der ersten Urnenfelderkulturen zusammen.
  • Wie in England und Italien kann auch in Frankreich und Spanien der Bevölkerungsrückgang jener Jahre nachgewiesen werden. Es erschließt sich, dass an der gesamten Atlantikküste die Siedlungstätigkeit weitgehend zusammengebrochen war. 
  • Im östlichen Mittelmeerraum werden weitere Elemente der Urnenfelderkultur entdeckt.
  • Die im ersten Post aufgeführten Wanderungsbewegungen müssen sich in der fortschreitenden Gen-Forschung widerspiegeln.
  • So wie im Mittelmeer deuten Sedimentablagerungen in England, Frankreich und Spanien auf große Tsunamis um 1200 v. Chr. an der Atlantikküste hin.
  • Und ganz aktuell: Die Ausgräber der Schlacht im Tollensetal mit mehreren Tausend Kriegern werden herausfinden, dass die fremden Angreifer aus Südwesteuropa stammen. Dass sie vor den Auswirkungen atlantischer Tsunamis ausreißen mussten, werden sie ganz sicher nicht in Erwägung ziehen.