Denn es braucht weder Aliens, Chronologiekritiker noch Verschwörungstheorien. Themen wie Basken, Seevölker, Dorische Wanderung, Atlantis oder indogermanische Invasionen sind längst zu deuten. Man muss nur die neuesten Veröffentlichungen von Archäologen, Genetikern, Geologen, Linguisten und Geografen zusammenbringen. Und die lassen sich durch die sog. Katastrophentheorie zusammenfassen, welche Auf- und Untergang aller urzeitlichen Kulturen nach den immer gleichen Abläufen erklärt: tektonische Verwerfungen (auch wegen kosmischer Impacte), Tsunamis und kurzfristige Besiedlung der Höhen, atmosphärische Winter und langfristige Agrar- und Subsistenzkrisen, kriegerische Völkerwanderungen und letztlich technologischer Fortschritt. Dazu stelle ich im Einstieg "Worum es hier geht“ 7 Hypothesen auf, die gerne diskutiert werden können. Die daraus resultierende Chronologie finden Sie in den Artikeln von 1. bis 7. durchnummeriert. Eine Übersicht der damaligen Kulturen ganz unten rechts…

Sonntag, 21. September 2014

Atlantis - Totgeredet und doch real? (Film)

Nie wurde über ein Thema seit der Antike mehr spekuliert, nie der interessierte Laie mehr betrogen, als beim Thema über das sagenhafte Königreich. Man getraut sich hier gar nicht Position zu beziehen: Doch nur eine der etwa 75 Lokalisierungstheorien entspricht wirklich Platons Beschreibung. Und dort ist man schon lange am Graben...


Eine bessere Auflösung des Videos findest Du unter YouTube:
https://www.youtube.com/watch?v=KExThPJ2Jcg  


Atlantische Kulturen in Griechischen Mythen: Beispiel Atlantis

Vor der Schrift war die exakte mündliche Weitergabe
Wer sich mit der schriftlosen Zeit des atlantischen Europas beschäftigt, findet auch Hinweise in den später entstandenen antiken Mythen. Deren Wahrheitsgehalt ist naturgemäß umstritten und bedarf einer kritischen Bewertung, so wie es Keller mit der Bibel und Schliemann mit Troja tat. Der umfassendste Beitrag zu Atlantis kommt vom griechischen Philosophen Platon, der etwa 360 vor der Zeitrechnung über das sagenhafte Inselreich Atlantis in seinen Werken Timaios und Kritias schrieb (Siehe Übersetzung ganz unten). 
Platon: ringförmige Inseln am Meer
Dort wird detailliert ein wohlhabendes, gut organisiertes Königreich beschrieben, dessen Hauptstadt auf ringförmigen Inseln nahe des Meeres lag. Den Herrschern muss es so gut gegangen sein, dass sie sich anschickten, den Mittelmeerraum, ja ganz Europa zu annektieren. Nur Athen soll ihnen widerstanden haben. Zur Strafe hätten die Götter Atlantis in den Fluten des Meeres untergehen lassen.
Seit der Antike nun rätseln die Menschen, wo dieses Land gelegen haben könnte. Da gibt es reichlich Raum für Spekulationen! So sieht sich der heutige Atlantis-Forscher einer ungeahnten Anzahl von Interpretationen gegenüber.
Auf http://atlantisforschung.de/index.php?title=Hauptseite und https://de.wikipedia.org/wiki/Lokalisierungshypothesen_zu_Atlantis sind sie alle aufgelistet und können gut verglichen werden.
Hepkes Lokalisierung von Atlantis gegenüber von Càdiz
Bei einer kritischen Gegenüberstellung dieser Lokalisierungsthesen wird schnell ein Mangel deutlich: Bis auf zwei Autoren scheinen sich alle nur die Punkte bei Platon herausgesucht zu haben, die für ihre jeweilige Idee sprechen. Wirklich schlüssig bleibt von den beiden nur eine und die führt außerdem an den westeuropäischen Atlantik: Südspanien! Sie stammt von Jürgen Hepke, einem Ingenieur aus Stade und wird unter http://www.tolos.de/Santorin1.htm einigermaßen übersichtlich beschrieben. Er hat dabei alle Kriterien Platons wörtlich genommen. Während die anderen Autoren bei Widersprüchen sofort den Verstand Platons anzweifeln, fahndet er nach logischen Erklärungen. Die zunächst abwegig klingende Lokalisierung ergibt bei genauer Analyse eine schon erschreckende Übereinstimmung:
Wo könnte Atlantis gelegen haben?
Platon erklärt ja, die Atlantische Hauptstadt habe, von Griechenland aus gesehen, jenseits der Säulen des Herakles gelegen - also hinter Gibraltar im Atlantik. Mögliche Orte bleiben demnach Amerika, die afrikanische oder die europäische Westküste. Für einen Kontinent dazwischen im Atlantik gibt es nach wie vor keine Belege. Amerika entfällt, denn in der Zeit vor Platon betrieb man ausschließlich Küstenschifffahrt. Es verbleiben der afrikanische oder der europäische Westen. Afrika scheidet wegen dem ausdrücklich von Platon hervorgehobenen Metallreichtum aus. Dieser findet sich nur nördlich davon in Europa! Frankreich, England, die Bretagne und Skandinavien können wegen der von Platon beschriebenen 2 Ernten im Jahr ausgeschlossen werden. Nur der Süden der Iberischen Halbinsel erfüllt alle Hinweise Platons zu Geographie, Klima, Vegetation, Landwirtschaft und Tierwelt (Siehe Anlage unten).
Spanien soll Atlantis sein?
Selbst die aufgeführten Elefanten könnte es damals in Spanien gegeben haben: Entweder als Rest des so genannten Südelefanten oder als afrikanischer Import. Was Rom-Bezwinger Hannibal noch 1.000 Jahre später mit Elefanten in Spanien anstellte, ist bekannt.

Eigentlich recht überzeugend alles, wenn da nicht die Zeitangabe des Griechen wäre, die den Untergang von Atlantis markieren soll: „Vor 9.000 Jahren“, also 11.000 aus heutiger Sicht. Dazu muss man wissen, dass Platon seine Story über Umwege aus Ägypten erhalten hatte. Dort rechnete man damals mit dem Mondkalender. Wenn also die 9.000 Jahre durch 12 Monate dividiert werden, kommt man auf 750 Jahre. 360 v. Chr. soll Platon getextet haben, plus 750 Jahre sind 1110 Jahre v. Chr.
Die Aktivitäten der Europäischen Platte
Und das ist genau die Zeit, in die Geologen und Klimaforscher eine Supereruption des Hekla auf Island nebst Beinahe-Weltuntergang legen (1159 v. Chr.). Das könnte, betrachtet man eine historische Erdbebenkarte, mit der Zerstörung von Atlantis korrelieren.

Die in diesem Blog vertretene Katastrophenthese um 1250 v. Chr. würde demnach die vorbereitenden Erdbeben entlang der Europäischen Platte beschreiben. Die Angriffe der so genannten Seevölker auf Ägypten in den Jahren 1208 und 1177 v. Chr. müssen dann schon von den nach neuen Land suchenden Atlantern ausgeführt worden sein. Diese Fakten scheinen angetan, bei aller geschichtlichen Unwägbarkeit, doch einige Sicherheit in die Überlegungen bringen.
"Hinter" Spanien liegt die "größte" damals
bekannte Landmasse
Platon aber sprach von einer „Insel Atlantis, die mit ihrem dahinter liegenden Festland größer sei, als Asien und Libyen zusammen". Das könnte sich mit der gleichlautenden ägyptischen Übersetzung von Insel und Halbinsel erklären oder mit der geologischen Entwicklung der Iberischen Halbinsel nördlich der Pyrenäen. Dort sammeln sich nämlich die Ausschwemmungen des Hochgebirges, die an entscheidenden Stellen nachweislich jünger als 5.000 Jahre sind (Landes und Camargue). Entlang der heutigen tiefsten Linie führt der französische Canal du Midi. Sein höchster Punkt liegt bei 143 Metern. Spanien könnte also fast, wenn nicht sogar komplett mit Wasser umgeben gewesen sein. Und die von Platon beschriebenen "dahinterliegenden" Kontinente Europa und Asien sind nun tatsächlich größer, als alles damals bekannte Land.

Auch die mythische Königstadt Atlantis mit ihren drei kreisrunden Inseln lässt sich im Rahmen der Theorie Hepkes lokalisieren.  Platon selbst verortet sie in die atlantische Region „Gadeira“. Und genau so heißt heute noch die Gegend gegenüber der spanischen Insel Cádiz. Sie entspricht sogar in allen Details den Beschreibungen Platons hinsichtlich Größe und Vegetation (Siehe Anlage unten).
Atlantis gleich Glockenbecherreich?
Für mich sind aber nicht Lage oder Jahre entscheidend, sondern die historische Einordnung der Atlanter. Es gab vor der Katastrophenzeit um 1200 v. Chr. nur eine archäologische Kultur, die „hinter den Säulen des Herakles“ aktiv war, die nach neuesten Erkenntnissen Richtung Europa expandierte und, nach Platon, erst „vor den Toren Athens aufgehalten" werden konnte: die Glockenbecherleute (Siehe Post 6. "Die Expansion nach Norden und Osten"). Diese kontinuierlich aus der Megalithkultur erwachsene Völkergruppe wird von Archäologen in der Zeit von 2600 bis 1800 v. Chr. beschrieben. Sie sollen von Iberien aus ganz Westeuropa okkupiert haben. Mit der Übernahme der Bronze ab 2200 v. Chr. (vermutlich über das Mittelmeer) könnten sie Mitteleuropa noch vor den östlichen Metallschmieden bereichert haben. In Griechenland und seinen Einflusssphären wurden bisher keine ihrer typischen Artefakte wie Armschutzplatten und Dolche gefunden. Hier könnten sie von den Griechen gestoppt worden sein, so wie in Mitteleuropa von den Schnurkeramikern. In obenstehender Grafik wären dann auch gut die Grenzen des atlantischen Reiches abzulesen. Kulturgeschichtlich kann man solch ein großes Staatengebilde durchaus als westliches Pendant zu den damaligen östlichen Hochkulturen der Ägypter, Hethiter, Assyrer und Minoer einstufen.
Wo waren die Hochkulturen in Westeuropa?
Und wie passt nun der von Platon beschriebene Untergang von Atlantis "in den Fluten des Meeres" in die offizielle Geschichte und die hier postulierte Katastrophenzeit um 1.200 v. Chr. (Siehe Post 6. "Der Untergang...")? Er würde am besten durch einen Tsunami erklärt, der vom Atlantik herangerollt sein muss. Dort, wo man nach seinen Spuren explizit gesucht hat, fand man sie auch: So berichtet die Uni Marburg von so genannte Überspülfächern und speziellen Sedimentablagerungen beim griechischen Levkas, die eindeutig auf große Tsunamis in jenen Jahren hinweisen. Auch die dicke Schlammschicht, die damals Tyrins nachhaltig bedeckte, assoziiert eine verheerende Überschwemmung. In der Marokkanischen Sous-Ebene konnte ich die muschelhaltigen, 20 Meter dicken Ablagerungen eines Atlantik-Tsunamis selbst in Augenschein nehmen. Egal: Irgendeine Naturkatastrophe am Atlantik muss damals die Geschicke Europas nachhaltig verändert haben. Ob  Meteoriteneinschlag, Erdbeben, Vulkanausbruch oder Tsunami - nachgewiesen sind großflächige Zerstörungen, Klimawandel, Niedergang der Landwirtschaft, Bevölkerungsrückgang und Massenauswanderung in den Osten. Auf Atlantis bezogen bedeutet das:
"Seevölker" greifen Ägypten an
Jetzt scheinen nicht mehr nur ein paar Glockenbecher benutzende Kampfverbände unterwegs gewesen zu sein, sondern ganze Völker mit Kind und Kegel, die nicht mehr aufzuhalten waren. Sie müssen, im Dominoeffekt mit anderen Völkern, sowohl Süd- als auch Mitteleuropa überrollt haben. In den schriftlosen Gegenden, wie bei uns, lässt sich das alles durch archäologische Funde nachweisen: befestigte Höhenburgen entstanden plötzlich allerorts, Schätze wurden vergraben und neue Waffen eingesetzt. Dort, wo die Historie schon aufgeschrieben werden konnte, tragen die Völkerwanderungen exakte Namen: Die Dorische Wanderung, die Ionische Kolonisation, der Seevölkersturm. Überall werden unschlagbare Kampfverbände beschrieben, die mit einem Tross samt Kind und Kegel über das östliche Mittelmeer herfielen und die Hochzivilisationen der Mykener, Hetiter und Phönizier vernichteten. Sie setzten sich in den eroberten Gebieten fest und gründeten neue Staatengebilde (Philister, Phryger). Erst die Pharaonen konnten sie aufhalten, aber wahrscheinlich auch nur für kurze Zeit (Siehe Post 6. Der Untergang…).

Die westlichen Grenzen der Urnenfelderkultur als Grenzen
eines Tsunamis?
Die vorherrschende und zeitlich konzentrierte Wanderbewegung von West nach Ost um 1200 v. Chr. lässt sich nur durch einen Kollaps am Atlantik schlüssig erklären. Ein Tsunami muss Spanien, Frankreich, England und Teile Italiens zu großen Teilen überflutet haben. Das jedenfalls assoziieren der extreme Bevölkerungsrückgang damals dort, die anschließende siedlungsarme Kultur der "Atlantischen Bronze" und die westlichen Grenzen der später einsetzenden Urnenfelderkultur. Die in den Osten geflohenen und vertriebenen Menschen scheinen keine Zeit, keine Kraft und nicht mehr genügend Leute gehabt zu haben, um große Grabhügel aufzubauen. Schlagartig setzte ein neues Bestattungsritual ein: Die Toden wurden verbrannt und ihre Asche in Urnen unters Feld gebracht. Eine Folge von Massenverbrennungen nach Epidemien?

Und wie nach einer großen Flut sehen viele Gebiete am Atlantik noch heute aus.
Ringhügel um das Delta des Guadalete gegenüber von Càdiz
Jürgen Hepke, der die Küste wieder und wieder untersucht hat, gebührt das Verdienst, die Hauptstadt Atlantis sinnfällig und schlüssig lokalisiert zu haben. Sie lag demnach genau gegenüber der Insel Cádiz im Mündungsdelta des Guadalete: Die Geländestrukturen sind dort dergestalt, dass die Atlanter nicht mehr viel hätten schippen mussten, um ihre drei Ringinseln aufzuschütten. Zumindest wenn man nach dem geht, was ein oder mehrere hypothetische Tsunamis übrig gelassen hätten.
Aber noch heute umschließen drei Hügelketten deutlich das Delta des Flusses vor Cádiz. Auf ihnen wurden megalithische Gräberfelder aus einer Zeit von vor über 5.000 Jahren gefunden. Im 3. Jahrtausend v. Chr. kann ihr Inhalt der Glockenbecherkultur zugeordnet werden.
Höhenprofile um die Ausgrabungsstätte Dona Blanca
(Funde zwischen 2600 und 1200 v. Chr).
Und jetzt die Sensation: Im Zentrum der Ringhügel liegt die archäologische Ausgrabungsstätte von Dona Blanca. Dort wurden in der untersten Schicht monströse Steinfundamente angeschnitten, die ebenfalls aus dieser Zeit stammen sollen. Ich frage mich, welchen Beweis es denn noch bedarf.
Diese Ausgrabungsstätte passt auch gut zu der in diesem Block vertretenen Rückwanderungstheorie: Die vertriebenen Völker müssen nach 200 Jahren Klima- und Subsistenzkriese in die zerstörten Gebiete zurück gekehrt sein. Dona Blanca wurde nämlich ab 1.000 v. Chr. von den Trägern der so genannten Tartessischen Kultur überbaut. Kleinsteinige Mörtelmauern, die vom Wiederaufbau zeugen. Der glorreiche Name Atlantis scheint inzwischen verloren gegangen zu sein. Bekannt aber ist die Kolonialisierung von Cadiz durch die Phönizier damals. Die scheinen auch die tonangebende Elite bei den Tartessern gewesen zu sein. Hatten sich Überlebende der Atlantikkatastrophe als Seevölker an die Küste Phöniziens retten können (Siehe 7. Post "Die Rückwanderung")?
Klimakollaps um 1200. v. Chr.
Und ahnen nun die spanischen Experten in Andalusien, auf welchem Schatz sie da sitzen? Das archäologische Gelände Dona Blanca nahe der Hafenstadt Puerto de Santa Maria ist öffentlich zugänglich. Es war zwischen 1905 und 1911 vom deutschen Archäologen Adolf Schulten ausgegraben worden, der nach Tartessos suchte. Er interpretierte das Ruinen-Areal als eigenständige Vorgängerkultur von Tartessos aus dem 26. bis 13. Jahrhundert v. Chr. Das passt genau in Hepkes Lokalisierung und meine Glockenbecher-Zuordnung. Im Geschichtsmuseum von Puerto liegt so manches Artefakt, das älter als 3.200 Jahre ist, und demnach noch von den Atlantern stammen könnte. Doch das ist nicht alles! Im Umland von Dona Blanca finden sich Spuren aller von Platon beschriebenen Details der alten Königsstadt: die einstigen Kanäle zwischen den Ringinseln, heute kleine Bewässerungsgräben, kalte und warme Quellen, Steine von roter, schwarzer und weißer Farbe, selbst die von Platon angegebenen Maße passen genau in die Landschaft. Hauptindiz ist sicherlich die bei Platon verwendete Bezeichnung "Gades". Die Region heißt heute noch so.
Cuevas alis Schiffsdogs alis Steinbrüche?
Mein Lieblingsargument aber sind die von ihm beschriebenen "unterirdischen Häfen", die sich in den ringförmigen Inseln befunden haben sollen. Keine andere Lokalisierungsstelle von Atlantis besitzt diese überdimensionalen Höhlen, in denen sogar vorantike "Dreiruderer" Platz gefunden hätten.  Nördlich von Dona Blanca liegen Dutzende dieser künstlichen Gewölbe, die Wände sauber bearbeitet, teils 10 Meter hoch und 30 Meter lang. Es sieht so aus, als ob hier die megalithischen Vorgänger der Glockenbecher-Atlanter die zyklopischen Steine für ihre Mauern herausgearbeitet hätten. Zumindest ziehen die umstrittenen Felsengleise von den Höhlen zum Meer. Heute dienen die Cuevas den Bauern als Ställe und Lagerhallen. Wer sie gesehen hat, verliert jeden Zweifel an der Glaubwürdigkeit von Platons Bericht.
Von den tonangebenden Historikern jedenfalls, scheint noch keiner dort gewesen zu sein. Sie tun Platon als Mythos ab. Er habe ein fiktives idealisiertes Staatsgebilde beschreiben wollen. Mit den vielen Details wollte er die Phantasie seiner Zuhörer beflügeln.
Ausgrabungsstätte Dona Blanca
Ja, in Dreiteufelsnamen, warum hat er dann Beschreibungen gewählt, die sein Anliegen in keiner Weise vorangebracht haben, wie die Farbe von Steinen, Tier- und Pflanzenarten, Maße von Landschaften, Straßen, Inseln, bis zu solch abartigen Einzelheiten wie die Überdachung von Kanälen? Das alles brauchte keine "idealer" Staat. Platons Beschreibungen von Athen im gleichen Text werden nicht angezweifelt.
Die Archäologen vor Ort jedenfalls weisen jeden Hinweis auf das Platon'sche Inselreich von sich. Das habe der deutsche Ausgräber Schulte im vorigen Jahrhundert gesagt. Man sollte sich mal mit dessen Intentionen und den beschränkten Möglichkeiten damals beschäftigen. Die Spanier warten eben auf ein Schriftstück, auf dem steht: Hier lag das große Atlantis! Dabei weiß sowieso kein Mensch, wie sich wer in schriftloser Zeit genannt hat.
Wer allerdings in seinen historischen Überlegungen künftig das prähistorische „Iberien“ durch „Atlantis“ ersetzt, statt mit "Glockenbecherleuten" mit "Atlantern" arbeitet, für 1.200 v. Chr. eine gigantische Katastrophe am Atlantik ansetzt und anschließend die Atlanter mit "Urnenfelderkultur" und "Seevölker" verbindet, kann die vielen unbeantworteten Fragen, die noch auf dieser Zeit liegen, im Schlaf beantworten.
Platons Maße und die in Càdiz sind identisch


Anlage: Platon über Atlantis

Der griechische Philosoph Platon hat etwa 360 vor der Zeitrechnung das mythische Inselreich Atlantis in seinen Werken Timaios und Kritias beschrieben. Hier nur jene Textpassagen, die sich mit der Kennzeichnung des Landes und seinem Königssitz beschäftigen. Es ist die manchmal etwas sperrige Übersetzung aus dem Griechischen von tolos.de, die aber in ihrer Formulierung die Denkweise damals gut wiedergibt:

"Wir hatten von der Aufteilung der Götter erzählt, die sich die ganze Erde in bald größere, bald kleinere Lose geteilt hatten, sich Tempel erbauen und Opfer darbringen ließen. Poseidon, dem jene Insel Atlantis zum Lose fiel, bevölkerte dieselbe mit seinen eigenen Nachkommen, die er mit einem sterblichen Weibe an folgender Stelle der Insel erzeugte: An der Seeküste, gegen die Mitte der ganzen Insel, lag eine Ebene, die schöner und fruchtbarer als irgendeine andere gewesen sein soll. In dieser Ebene aber, wiederum nach der Mitte zu, befand sich ein allerwärts niedriger Berg, vom Meer etwa 50 Stadien entfernt (1 Stadion entspricht ungefähr 192 Metern, d.h. in etwa 10 Km Entfernung). Auf diesem Hügel wohnte ein Mann namens Euenor, aus der Gruppe der anfänglich der Erde entwachsenen, (ein Neandertaler?) welcher die Leukippe zur Frau hatte. Beide erzeugten eine einzige Tochter, Kleito. Als das Mädchen die Jahre der Mannbarkeit erreichte, starben ihr die Mutter und auch der Vater. Poseidon aber, von Liebe ergriffen, verband sich mit ihr. Er befestigte den Berg, indem er ihn ringsum durch größere und kleinere Gürtel abwechselnd von Erde und Wasser abgrenzte. Es waren zwei Ringe aus Land und drei Gräben, die er gleichsam mitten aus der Insel heraus drechselte. Sie waren gleich weit voneinander entfernt, was den Hügel für Menschen unzugänglich machte, da es damals noch keine Schiffe oder Schifffahrt gab.
Poseidon konnte, als Gott ohne Schwierigkeiten, der in der Mitte liegenden Insel fröhliches Gedeihen verleihen. Er führte zwei Flüsse heran, der eine aus einer warmen Quelle, der andere aus einer kalten. So konnte die Erde Nahrungsmittel aller Art zur Genüge entstehen lassen.

Ferner erzeugte er fünf männliche Zwillingspaare, ließ sie aufziehen und teilte die ganze Insel Atlantis in zehn Teile. Dem zuerst Geborenen verlieh er den Wohnsitz seiner Mutter samt dem Umland und machte ihn als größten und vorzüglichsten zum König der übrigen, die übrigen aber zu Statthaltern. Jede Herrschaft bestand aus weitem Land mit zahlreichen Bewohnern. Allen gab er Namen und nach dem ältesten König Atlas wurden die ganze Insel und das Meer benannt, welches deshalb das Atlantische hieß. Seinen nachgeborenen Zwillingsbruder nannte Poseidon griechisch Eumelos, in der Sprache des Landes aber Gadeiros. Ihm fiel der äußerste Landstrich zu, nach den Säulen des Herakles hin und so heißt dieses Gebiet der Insel jetzt das Gadeirische. Den einen der zweiten Zwillingsgeburt nannte er Ampheres, den anderen Euaimon; den erstgeborenen des dritten Paares Mneseus, den nachgeborenen Autochthon; den älteren des vierten Elasippos, den jüngeren Mestor; dem Erstling der fünften wurde der Name Azaes, dessen jüngerem Bruder der Name Diaprepes beigelegt. Sie alle nun, sowie ihre Nachkommen, beherrschten viele Menschenalter hindurch auch viele andere im Atlantischen Meere gelegene Inseln. Sie dehnten auch, wie schon früher berichtet wurde, ihre Herrschaft über die innerhalb der Säulen des Herakles nach uns zu Wohnenden bis nach Ägypten und Tyrrhenien hin aus.

Die Nachkommen des Atlas aber wuchsen nicht bloß an Zahl und Ansehen, sondern behaupteten auch ihre Königswürde viele Menschenalter hindurch, indem der älteste sie stets auf den ältesten übertrug. Sie hatten dabei eine solche Fülle an Reichtum erworben, wie weder vorher bei irgendeinem Herrschergeschlecht in den Besitz von Königen gelangt war, noch in Zukunft so leicht gelangen dürfte. Bei ihnen war für alles gesorgt, wofür in Bezug auf Stadt und Land zu sorgen nottut. Als Herrschaft floss ihnen zwar von außen her vieles zu, aber das meiste für den Lebensbedarf lieferte ihnen die Insel selbst. Das wichtigste waren die schmelzbaren Erze, die durch den Bergbau gewonnen wurden. Da gab es eine besondere Art welche unter den damals Lebenden, mit Ausnahme des Goldes, am höchsten geschätzt wurde. Heute ist es nur noch dem Namen nach bekannt, damals dagegen wurde das besondere Erz an vielen Stellen der Insel aus der Erde gegraben (Bronze?). Auch sonst brachte die Insel alles in reicher Fülle hervor, ob es um Wald für die Werke der Bauleute ging oder um ausreichend viele wilde und zahme Tiere. Auch das Geschlecht der Elefanten gab es hier zahlreich; gab es doch genug Nahrung für alle, ob sie nun an Seen, Sümpfen, Flüssen, auf Bergen oder in der Ebene lebten. Allen ging es in gleicher Weise wie diesem größten und gefräßigsten aller Tiere. Was ferner jetzt irgendwo die Erde an Wohlgerüchen erzeugt, an Wurzeln, Gräsern, Holzarten, Blumen oder saftigen Früchten, das erzeugte auch sie und ließ es wohlgedeihen, sowie desgleichen die durch Pflege gewonnenen Früchte; die Feldfrüchte, die uns zur Nahrung dienen, und das, was wir außerdem - wir bezeichnen die Gattungen desselben mit dem Namen der Hülsenfrüchte - zu unserem Unterhalt benutzen.

Was Sträucher und Bäume an Speisen, Getränken und Salben uns bieten, die uns zum Ergötzen und Wohlgeschmack bestimmten, schwer aufzubewahrenden Baumfrüchte und was wir als Nachtisch dem Übersättigtem, eine willkommene Auffrischung des überfüllten Magens, vorsetzen. Dieses alles brachte die heilige, damals noch von der Sonne beschienene Insel schön und wunderbar und in unbegrenztem Maße hervor. Da ihnen nun ihr Land dieses alles bot, waren sie auf den Bau von Tempeln und königlichen Palästen, von Häfen und Schiffswerften sowie anderen Gebäuden im ganzen Land bedacht und schmückten es in großer Zahl aus.

Zuerst überbrückten sie die um den alten Hauptsitz laufenden Gürtel des Meeres, um nach außen und nach der Königsburg einen Weg zu schaffen. Diese Königsburg erbauten sie aber von Anfang an als Wohnsitz der Götter und ihrer Ahnen. Jeder Inhaber der Burg versuchte durch Neubauten und Ausschmückung seinen Vorgänger nach Kräften zu übertreffen, bis sie ihre Wohnung zu einem durch Umfang und Schönheit Staunen erregenden Bau erhoben.

Vom Meere aus führten sie einen 300 Fuß breiten, 100 Fuß tiefen und 50 Stadien langen Durchstich nach dem äußersten Ringgürtel, durch welchen sie einen Hafen schufen, in dem auch die größten Schiffe ausreichend Platz hatten.

Auch durch die einzelnen Erdgürtel führten sie Durchstiche, breit genug um einen Dreiruderer die Durchfahrt von dem einen zu dem anderen zu gestatten, und überdachten dieselben, damit man unter der Überdachung hindurch schiffen könne; denn die Erdgürtelränder erhoben sich hoch genug über das Meer.

Die Breite des größten Gürtels, mit welchem das Meer durch den Graben verbunden war, betrug drei Stadien; ebenso breit war der folgende Erdgürtel. Von den beiden nächsten hatte der flüssige eine Breite von zwei Stadien (390 m) und der Feste war wieder ebenso breit wie der ihm vorausgehende Flüssige. Ein Stadion breit war endlich der um die in der Mitte liegende Insel selbst herumlaufende.

Die Insel aber, auf welcher die Königsburg sich erhob, hatte 5 Stadien (ca.1Km) im Durchmesser. Die Insel sowie die Erdgürtel und die 100 Fuß (ca. 30 m) breite Brücke umgaben sie von beiden Seiten mit einer steinernen Mauer und errichteten auf den Brücken an den Durchgängen nach jeder Seite Türme und Tore. Für die Steine dazu - teils weiße, teils schwarze, teils auch rote – wurde die Insel und auch die Ringgürtel ausgehöhlt und man schuf so unterirdische Häfen, die vom Felsen selbst überdacht wurden.

Zum Bauen benutzten sie teils Steine derselben Farbe, teils fügten sie zum Ergötzen, um ein von Natur damit verbundenes Wohlgefallen zu erzeugen, ein Mauerwerk aus verschiedenartigen zusammen. Die äußerste Ringmauer versahen sie mit einem Überzug aus Kupfer, den inneren übergossen sie mit Zinn, den um die Burg selbst aber mit einem wie Feuer glänzendem Bergerz (Vielleicht Bronze).

Der Königssitz innerhalb der Burg war folgendermaßen aufgebaut: In der Mitte befand sich ein unzugängliches, der Kleito und dem Poseidon geweihtes Heiligtum, mit einer goldenen Mauer umgeben, ebenda, wo einst das Geschlecht der zehn Herrscher erzeugt und geboren wurde. Dahin brachten sie jährlich aus den zehn Landschaften jedem die Früchte der Jahreszeit als Opfer.

Der Tempel des Poseidon selbst war ein Stadion lang, 500 Fuß breit und von einer entsprechenden Höhe, seine Bauart fremdländisch. Von außen hatten sie den ganzen Tempel mit Silber überzogen, mit Ausnahme der mit Gold beschlagenen Zinnen. Im Innern war die Wölbung von Elfenbein, mit Verzierung von Gold, Silber und ihrem speziellen Erz; auch Wände, Säulen und Fußboden bedeckten sie mit diesem Erz.

Im Innern stellten sie goldene Standbilder auf; den Gott stehend, als Lenker eines mit sechs Flügelrossen bespannten Wagens, der vermöge seiner Größe mit dem Haupt die Decke erreichte; um ihn herum auf Delphinen hundert Nereiden, denn so viel glaubte man damals , gäbe es von ihnen.

Auch viele andere Standbilder befanden sich darin, von Männern, die das Volk geheiligt hatte; außerhalb aber umstanden goldene Bildsäulen den Tempel aller derer, die von den zehn Königen abstammen nebst ihrer Frauen. Dazu kamen viele andere große Weihgeschenke der Könige und ihrer Bürger aus der Stadt selbst und dem außerdem ihrer Herrschaft unterworfenen Lande. Auch der Altar entsprach seinem Umfange und seiner Ausführung nach dieser Pracht und ebenso war der königliche Palast angemessen der Größe des Reiches und der Tempel entsprechend ausgeschmückt. So benutzten sie auch die kalt und warm strömenden Quellen, die einen reichen Zufluss an Wasser hatten und wovon jede durch Annehmlichkeit und Güte des Wassers wundersam zum Gebrauch geeignet war. Sie umgaben sie mit Gebäuden und am Wasser gedeihenden Baumpflanzungen, sowie mit teils für die warmen Bäder im Winter überdeckten Baderäumen. Der königliche lag abgesondert von denen des Volkes sowie denen der Frauen, geschieden auch von den Schwemmen der Pferde und des anderen Zugviehs, alle mit einer der Bestimmung eines jeden angemessenen Einrichtung.

Von dem abfließenden Wasser aber leiteten sie einen Teil nach dem Haine Poseidons, zu Bäumen aller Art, vermöge der Trefflichkeit des Bodens von überirdischer Schönheit und Höhe. Den anderen Teil aber leiteten sie über neben den Brücken hinlaufenden Kanäle, nach außerhalb der Ringe, wo vielen Göttern viele Tempel aufgebaut waren. Außerdem waren da viele Gärten und Übungsplätze für Menschen und davon geschieden für Pferde, auf jeder der beiden Inseln.

Unter anderem verlief auf der größten Ringinsel eine Rennbahn, deren Breite ein Stadion betrug und welche ihrer Länge nach zum Wettrennen der Pferde bestimmt, die ganze Insel umkreiste. Zu beiden Seiten dieser Rennbahn befanden sich die Wohnungen der Leibwächter. Die Zuverlässigeren aber waren auf dem kleineren, der Königsburg näheren Gürtel als Wachtposten verteilt und denjenigen, die durch ihre Treue vor allen anderen sich auszeichneten, waren Wohnungen in der Königsburg angewiesen. Die Schiffswerften für die Kriegsschiffe und waren mit allem notwendigen Zubehör ausgerüstet.

Das waren die Einrichtungen in der Nähe des Königssitzes. Außerhalb der drei Häfen aber verlief vom Meere aus eine Mauer rings um die gesamte Anlage. Sie war vom größten Hafen und Gürtel 50 Stadien entfernt und schloss sich wieder dort, wo der Durchstich zum Meer einmündete.

Den Raum innerhalb nahmen zahlreiche und dicht gereihte Wohnhäuser ein; die Einfahrt zum größten Hafen aber waren mit überall herkommenden Fahrzeugen und Handelsleuten überfüllt, welche bei solcher Menge am Tag und in der Nacht jedwedes Geschrei, Lärm und Getümmel erzeugte.

Die ganze Gegend erhob sich, der Erzählung nach, sehr hoch und steil über das Meer. Die Umgebung der Stadt aber war ein vom Meer ins Landesinnere verlaufende gleichmäßige Ebene, durchaus mehr lang als breit, also vom Meere landeinwärts 3000 Stadien (603 Km) lang, aber in der Mitte 2000 (402 Km) breit.

Nordwärts war der Landstrich gegen die kalten Winde geschützt. Die umliegenden Bergen wurden wegen ihrer Menge, Größe und Anmut gerühmt, die alle jetzt noch vorhandenen überträfen. Es gab viele reiche Ortschaften sowie Flüsse, Seen, Wiesen mit ausreichendem Futter für alles wilde und zahme Vieh. Außerdem waren da Waldungen, die durch ihren Umfang, Artenreichtum und Vielfalt für alle Vorhaben vollkommen ausreichend waren. Zwei Ernten brachte ihnen jährlich der Boden, den im Winter der Regen des Zeus befruchtete, während man im Sommer die Feldfrüchte von den Durchstichen aus bewässerte.

Was die Kriegerzahl betraf, so war angeordnet, dass von den wehrtauglichen Bewohnern der Ebene jeder Bezirk, dessen Fläche sich auf 10 mal 10 Stadien belief, insgesamt 60 000 Mann plus einen Feldhauptmann zu stellen hatten. Die Anzahl der von den Bergen und anderweitigen Landstrichen her kommenden wurde als unermesslich angegeben und alle waren, ihren Wohnorten und deren Lage nach, diesen Bezirken und Feldhauptleuten zugeteilt.

Jeder Hauptmann hatte vorschriftsgemäß für das Feld zu stellen: je 10.000 Streitwagen den sechsten Teil mit jeweils zwei Kriegern, ferner ein Doppelgespann ohne Wagenstuhl, welches einen leicht bewaffneten Streiter und den Lenker der beiden Pferde trug, weiter je zwei schwergerüstete Bogenschützen und Schleuderern, dazu je drei leichtgerüstete Steinwerfer und Speerschleuderer. Zum Schluss kamen noch vier Seesoldaten zur Bemannung der 1200 Schiffe dazu. So war die Kriegsrüstung für den Herrschersitz des Königs angeordnet, für die neun übrigen anders, was anzugeben, zu viel Zeit erheischen würde.

Herrsch- und Strafgewalt waren von Anbeginn folgendermaßen geordnet: Jeder einzelne der zehn Könige herrschte in seiner Stadt über die Bewohner seines Gebietes und über die meisten Gesetze. Er bestrafte und ließ hinrichten, wen er wollte. Das verhältnis untereinander war nach einem Gebot Poseidons geregelt. Es war von den ersten Königen überliefert und auf einer Säule ihres speziellen Bergerzes aufgezeichnet worden. Diese stand im Tempel Poseidons mitten auf der Insel. Hier trafen sich die Könige, das eine Mal im fünften, das andere mal im sechsten Jahre, um der geraden und der ungeraden Zahl gleiche Ehre zu erweisen. Bei diesen Zusammenkünften berieten sie sich über gemeinsame Angelegenheiten, untersuchten, ob jemand einem Gesetze zuwider handle, und fällten ein Urteil.

Über die Ehrenrechte der einzelnen Könige gab es manche besonderen Gesetze. Das wichtigste war: keiner dürfe gegen den anderen die Waffen erheben und alle müssen sich Beistand leisten, wenn jemand unter ihnen versuchen sollte, in irgendeinem Staate dem Königshaus den Untergang zu bereiten. Gemeinsam aber, wie ihre Vorgänger, sollten sie sich beraten über Krieg oder andere Unternehmungen und dabei dem atlantischen Geschlechte immer den Vorrang einräumen. Einen seiner Anverwandten zum Tode zu verurteilen, sollte ohne Zustimmung des größeren Teils der Zehn, in keines Königs Gewalt stehen.

Bei solchen Grundsätzen also und in Anbetracht der göttlichen Natur entwickelte sich alles gut. Dann aber verkümmerte der von Gott stammende Bestandteil ihres Wesens, häufig mit sterblichen Gebrechen versetzt. Das menschliche Gepräge gewann die Oberhand, sie vermochten ihr Glück nicht mehr zu ertragen und sie entäußerten sich des schönsten unter allem wertvollen. Gerade diejenigen wurden verherrlicht, die ungerecht waren und ihre Macht missbrauchten. Es war ein schmachvoller Anblick.“

Soweit der Originaltext! Jetzt folgt bei Platon lang und breit die Erklärung, warum die Götter Atlantis vernichten wollten. Diese mahnende Polemik erinnert an die Bibel: Wenn ihr nicht nach unseren Regeln lebt, werdet ihr vernichtet. Platon selbst hat sich mit dieser Beschreibung keinen Gefallen getan. Er ist dadurch bei vielen kritischen Menschen in den Geruch eines Mahners geraten, der die Geschichte von Atlantis nur erfunden hat, um einen Idealstaat zu kreieren. Trotz der Ausführlichkeit und der Details verweisen die meisten Wissenschaftler die Geschichte ins Reich der Fabeln. Vielleicht aber hat Platon genau das bezweckt? Man muss bedenken, dass die Atlanter und ihre Nachfahren, die Phönizier und Punier, bei den Griechen die meistgehassten Leute damals waren. Die seit Jahrhunderten währende Konkurrenz auf dem Mittelmeer und die grausamen Kriege, die man gegeneinander führte, waren zur Zeit Platons im 4. Jhd. v. Chr. hochaktuell. Sein Vorfahre Solon, der die Atlantis-Story aus dem ägyptischen Sais mitgebracht hatte, soll anfangs sogar die Absicht gehabt haben, sie zu einem Theaterstück zu verarbeiten. Er zögerte aber, sie der griechischen Öffentlichkeit zu präsentieren. Platon jedoch erschien die Geschichte zu wertvoll, um sie der Vergessenheit anheimfallen zu lassen. Vielleicht hat er sie mit der für die Griechen berühmten Schläue mit einem Schluss versehen, der sie in die Nähe einer Fabel rückte. So konnte er sie, ohne unangenehm aufzufallen, unters Volk bringen.

Samstag, 20. September 2014

Was noch erforscht werden müsste:

Viele der vorhergehend geäußerten Thesen beruhen auf einfachen Schlussfolgerungen aus dem Studium historischer Publikationen. Wie man mir so vorwerfen kann, komplexes Sachverhalte vereinfacht zu haben, halte ich den Kritikern vor, nicht mal einen Schritt zurück zu treten, um das Gesamtbild zu betrachten. Denn das besteht aus einer Vielzahl von Puzzeln, die ganz deutlich Muster ergeben. Dazu kommt eine schlimme Einseitigkeit in der Kommunikation. Es scheinen immer nur die gleichen Themen zu sein, die der breiten Öffentlichkeit angeboten werden: Kelten, Ägypter, Troja, Stonehenge, Himmelsscheibe. Dabei gibt es spannende Publikationen, mit nie gehörtem Inhalt, die aber mit ihrem Fachchinesisch oder dem Preis potentielle Interessenten abschrecken. Außerdem verunsichern unterschiedliche Interpretationen historischer Zusammenhänge in Deutschland und Westeuropa bzw. den USA. Besonders verrückt: Riesige Landstriche scheinen von globalen Untersuchungen der Wissenschaft weitgehend ausgeklammert. Das könnte man vielleicht noch im Tienschan verstehen, aber Westeuropa? Hier gibt es jährlich neue Ausgrabungen, die aber niemand zusammenzuführen scheint. Außerdem lassen die beschränkten Mittel der Archäologie in Deutschland nicht viel mehr als Notgrabungen zu, während erhebliche Mittel dafür im Ausland eingesetzt werden. Dass die Erkenntnisse von Heimatforschern fast vollständig ignoriert werden, könnte man bei dem vielen Unsinn, der dabei zustande kommt, noch verstehen. Dass man gegen Raubgräber kämpfen muss, auch! So aber gehen der Archäologie permanent wesentliche Entdeckungen und Funde verloren. In einigen anderen Ländern ist das wesentlich effektiver gelöst. Nun wäre das ja nicht weiter dramatisch, wenn da nicht die vielen Rätsel unserer Herkunft wären. Um also die Bedeutung der atlantischen Kulturen für die Entwicklung Europas - und damit ihre Wanderbewegungen - umfassend darstellen zu können, scheinen weitere Untersuchungen notwendig:

 
  • Kam Homo sapiens, der sich über die Straße von Gibraltar nach Europa ausgebreitet hat, über die blühende Sahara aus den Tiefen Afrikas, oder - bei dem niedrigen eiszeitlichen Wasserstand - über das Mittelmeer aus dem Osten?
  • Mit der neolithischen, megalithische und der metallbearbeitenden Revolutiom tauchen in Spanien und Südfrankreich Kulturen auf, die noch vor Kurzem im Nahen Osten zu Hause waren. Gab es nach der letzten Eiszeit eine Landbrücke von Anatolien, über die Ägäis, nach Italien, und weiter über Sizilien, Malta und Algerien? Wie lange existierte diese und ab wann könnte eine signifikante Schiffsverbindung über das Mittelmeer bestanden haben? 
  • Was sonst machte die Iberische Halbinsel immer wieder zu einem Ausgangspunkt für Völkerwanderungen ins Herz Europas?
  • Fast völlig unreflektiert dümpelt die linguistische Verwandtschaft an der Atlantikküste vor sich hin. Alle Detailinformationen deuten darauf hin, dass baskisch, aquitanisch, azorisch, andalusisch, ja sogar gaskonisch, auf die gleichen Wurzeln zurück geführt werden können.
  • Unklar ist auch die genetische Dominanz des Y-Chromosoms R1b in Westeuropa. Wann kam es von wo auf welchem Weg dorthin und wie breitete es sich nach Mitteleuropa aus?
  • Für alle Megalith-Anlagen Europas müsste eine vergleichende Zustandsanalyse geschaffen werden. Besonders die Dolmen sollten unter dem Gesichtspunkt einer Erdabspülung durch Tsunamis und Wiederaufbau mit anderen technischen Mitteln betrachtet werden.
  • Wenn Iberien eine Insel gewesen sein soll, darf das Gebiet nördlich der Pyrenäen nicht älter als 5.000 Jahre sein. Für einige Regionen ist das bekannt (Landes, Camargue). Gilt dieses Alter prinzipiell durchgehend für die Landschaft nördlich der Pyrenäen vom Atlantik bis Marseille?
  • Die Kälteeinbrüche in der heutigen Nacheiszeit sollten mit den historischen Konsequenzen in Europa abgeglichen werden. Insbesondere für 1.200 v.Chr. müssen die Katastrophentheorien für Westeuropa interdisziplinär untersucht werden.
  • Wann wurden die großen Terrassenfelder angelegt, die die gesamte Kulturlandschaft West- und Mitteleuropas prägen?
Umgekehrt kann man so auch Voraussagen treffen: Wenn sich die in diesem Blog zusammengetragenen Thesen bewahrheiten sollten, müssten künftige Forschungen folgende Ergebnisse zeitigen:
  • Überall in Europa und dem Nahen Osten finden sich Spuren von Naturkatastrophen aus der Zeit um 1200 v. Chr. und zwar in der Abfolge: Erdbeben, Überschwemmung, Agrarkrise, kriegerische Wanderungen von West nach Ost, Rückwanderung.
  • Oberhalb aller Terrassenfelder Zentraluropas finden sich Spuren von menschlichen Siedlungen aus der Urnenfelderzeit oder danach.
  • Im Raum Cádiz wird das Zentrum einer bronzezeitliche Hochkultur ausgegraben, die vor 3.200 Jahren Strahlkraft für ganz Westeuropa besessen haben muss.
  • Die östlichen Grenzen der Zerstörungen an Megalithgräbern stimmen weitgehend mit den westlichen Grenzen der ersten Urnenfelderkulturen zusammen.
  • Wie in England und Italien kann auch in Frankreich und Spanien der Bevölkerungsrückgang jener Jahre nachgewiesen werden. Es erschließt sich, dass an der gesamten Atlantikküste die Siedlungstätigkeit weitgehend zusammengebrochen war. 
  • Im östlichen Mittelmeerraum werden weitere Elemente der Urnenfelderkultur entdeckt.
  • Die im ersten Post aufgeführten Wanderungsbewegungen müssen sich in der fortschreitenden Gen-Forschung widerspiegeln.
  • So wie im Mittelmeer deuten Sedimentablagerungen in England, Frankreich und Spanien auf große Tsunamis um 1200 v. Chr. an der Atlantikküste hin.
  • Und ganz aktuell: Die Ausgräber der Schlacht im Tollensetal mit mehreren Tausend Kriegern werden herausfinden, dass die fremden Angreifer aus Südwesteuropa stammen. Dass sie vor den Auswirkungen atlantischer Tsunamis ausreißen mussten, werden sie ganz sicher nicht in Erwägung ziehen.

Freitag, 19. September 2014

Was von den Atlantischen Kulturen blieb

Schieflage der Forschung oder der Interpretation?


Der Westen rollte den Osten auf?
Die archäologischen und historischen Untersuchungen in Spanien, Frankreich, England und Deutschland scheinen in groben Zügen die in diesem Block aufgeführten Wanderungen von Iberien nach Zentraleuropa zu bestätigen: Die Besiedlung durch Homo sapiens, sein erneuter Vorstoß nach der letzten Eiszeit und die Einwanderung der ersten Bauern über die Straße von Gibraltar. Die Expansion der Megalithkultur und der Glockenbecherleute von dort nach Zentraleuropa. Leider nur scheint kaum jemand nach den Hintergründen dieser permanenten Impulse von der Iberischen Halbinsel zu fragen. Nicht nach dem menschlichen "Nachschub" aus Afrika, nicht nach den Wanderungen über das vor 6200 v. Chr. viel flachere Mittelmeer, nicht nach einer permanenten Schiffsverbindung in und aus dem Nahen Osten. Nicht einmal untersucht werden die Hochkulturen am Atlantik, ihr Untergang um 1200 v. Chr., die Gleichzeitigkeit der chaotischen Ereignisse in Westeuropa und am Mittelmeer, die scheinbar friedliche Okkupation des gesamten Westens ab 1000 v. Chr. und damit die Motivation der Indogermanisierung Westeuropas. Wer etwa mit Platon anfängt, wer Erdbeben und Tsunamis im Zusammenhang mit Atlantis damals beschreibt, wird als Spinner abgetan. Während sich in Spanien, Portugal, England, Frankreich und den USA alternative Interpretationen hervorwagen, scheint in Deutschland eine starre Lehrmeinung zu dominieren. Trotz den erhellenden Arbeiten des Deutschen Archäologischen Instituts in Madrid!
Erste Hochkulturen: Was war in Westeuropa?
Für viele Europäer ist die atlantische Küste und ihr Hinterland das Traum-Ferienziel schlechthin: Gibraltar, Portugal, der Golf von Biskaya, die Bretagne, Wales, Irland, Schottland. Wir lieben diese archaische Welt mit unverfälschter Natur und den vielen vorzeitlichen Relikten. Doch nicht nur geographisch scheint die Gegend irgendwie an den Rand unseres Kontinents gerückt worden zu sein. Die offizielle prähistorische Forschung mit ihren vielen schriftlichen Quellen von den Hochkulturen des Ostens haben uns den Blick Richtung Westen verstellt. Doch auch wenn es dort keine Hieroglyphen und Keilbuchstaben gab, müssen sich in prähistorischer Zeit die gleichen gesellschaftsbildenden Prozesse abgespielt haben, wie im Nahen Osten. Niemand will dabeivdem fruchtbaren Halbmond im Nahen Osten seine entscheidende innovative Rolle streitig machen.
Wege der Innovationen nach Westeuropa
Es gibt weder klimatische, geografische oder gar intellektuelle Hinweise darauf, dass die Entwicklung in Westeuropa anders verlaufen sein soll, als überall auf der Welt: mit Hochkulturen, Stadtstaaten und militärisch expandierenden Großreichen. Nur das ewige Hin und Her der Völkermassen, wie im Nahen Osten, scheint es hier nicht gegeben zu haben. Wo aber die größten Konflikte herrschen, entsteht immer auch der meiste Fortschritt, z.B. in Form von Schrift. Der einzige Unterschied: Man hatte nicht nur die unwirtliche Sahara im Rücken, sondern auch den damals schier unüberwindlichen Ozean. Für eine erfolgreiche Expansion blieb also nur der Weg Richtung Nordosten. Das könnte eine Antwort auf die Fragen sein, warum sich die Menschen am Atlantik immer wieder Richtung Zentraleuropa aufmachten und warum wir keine Aufzeichnungen finden. Doch auch wenn ich falsch liege, gehören die alten Siedler entlang des Atlantiks in unserer Ahnentafel mit an vorderste Stelle. Auch der Westen steuerte Fortschrittliches für Zentraleuropa bei: Ab 5500 v. Chr. die erste Landwirtschaft, ab 4500 v. Chr. die Megalith-Idee  und ab 3000 v. Chr. vermutlich die erste Metallbearbeitung.
2200 v. Chr. in Spanien: Motillas, als Vorbild für den
mittelalterlichen Burgenbau
Siedlungen wie La Almagra, Los Millares, El Argar und andere Bechervölker konnten es mit allen zeitgleichen Kulturen in der Welt aufnehmen. Vielleicht fehlte der logistische Druck, Zahlen und Buchstaben einführen zu müssen? Alle wissenschaftliche Beweise sind dabei natürlich besser als solche Hypothesen, aber wirklich bestätigen sämtliche jüngeren Forschungen in Archäologie und Genetik immer wieder die hier postulierten Vermutungen.

Genforschung noch ausbaufähig

Noch stellt sich der moderne Europäer genetisch mehr als Mischmasch urzeitlicher Völkerströme dar, wo jeder mit jedem irgendwie verwandt erscheint: Nach einer Studie der Uni Huddersfield sollen nur noch 6 Prozent aller Europäer direkt von den Urvätern abstammen, die den Kontinent in der Altsteinzeit vor 45.000 Jahren besiedelt hatten. Überwältigende 80 Prozent von uns seien eher mit Menschen verwandt, die auf dem Höhepunkt der letzten Eiszeit, vor 25.000 Jahren angekommen waren. Und die scheinen nicht aus dem Osten, sondern aus dem Südwesten Europas zu uns vorgerückt zu sein. Doch wie kamen die nach Spanien? Aus Afrika, sagen die Forscher! Von den Bauern, die später um 5500 v. Chr. die Landwirtschaft zu uns brachten, sind laut dieser englischen Studie nur noch 10 Prozent Gen-Material übrig. 

Sind wir eher Phönizier?
Doch Gen-Analysen gibt es viele und sie werden genauso oft unterschiedlich interpretiert: Der Blog „studium generale“  (http://studgendeutsch.blogspot.de/) berichtet, dass die Zusammensetzung der deutschen Bevölkerung hinsichtlich ihrer genetischen Abstammung zu 45% westeuropäisch sei (y-Chromosom R1b, siehe Erläuterungen unter Post 2. „Kultureller und genetischer Kristallisationspunkt am Atlantik“). Diese werden dort als keltisch bezeichnet. 25% werden Skythen und Wikinger, 15% Wikinger und Slawen – also insgesamt Indogermanen (R1a) zugeordnet. Dadurch entsteht eine fast paritätische Mischkultur in Europa, was ja den Intensionen dieses Blogs entspricht.  Das Schweizer Institut Igenea sei aber mit seinen Untersuchungen nur 800 bis 1.000 Jahre zurückgegangen, sagen Kritiker. So entsteht lediglich ein kleiner Ausschnitt, können weder frühzeitliche Völkerbewegungen noch Entwicklungen sichtbar gemacht werden. Historischen Sinn würden solche Betrachtungen also nur über die Entwicklungen der letzten 12.000 Jahre und über die ganze Welt erbringen! Immerhin bezeichnen die Igenea-Leute 5% als phönizisch und 10% als jüdisch, was wiederum auf eine Gen-Drift aus dem Nahen Osten verweist. Forscher vermuten hier die vielen Judenvertreibungen, Kreuzzüge und Handelsfahrten im Mittelalter.
Immer noch umstrittene Gen-Verteilung in Europa
Andere wiederum verbinden die Genwanderung R1b mit der Neolithischen Expansion. Das würde den hier postulierten Thesen entsprechen, einer frühen "Überland-Wanderung" und eines späteren überseeischen Kontaktes zwischen Levante und Iberien (Siehe Post 3. "Woher die Westeuropäer kamen"). 
Dass hier noch viel in Bewegung ist, zeigt auch der jüngste Fund eines Homo sapiens in Marokko: Er verlegte nicht nur unsere Entstehungszeit noch einmal 100.000 Jahre zurück, er brachte auch die Expansion über Gibraltar wieder ins Gespräch.
Das aber postuliert z. B. die Anthropologie von Manfred Hiebl schon lange: Er widerspricht nicht nur der gängigen Out-of-Afrika-Theorie recht überzeugend, sondern verlegt auch den Ausgangspunkt der zweiten Wanderungswelle für den Homo sapiens nach Südostasien. Schon davor sei Westeuropa über die Sahara besiedelt worden. Die Basken in ihrer Gebirgsenklave sind für ihn das jüngste Volk Europas, mit den ältesten Genen, gefolgt von den Sarden und Samen. In Spanien und England sollen knapp 11 Prozent der Männer von nordafrikanischen Mauren und fast 20 Prozent von iberischen Juden abstammen. Das würde mit den Überlegungen hier korrelieren.
Den überzeugendsten Beweis meiner Thesen lieferte 2019 die Studie ... Darin wird die neolithische Besiedlung der britischen Inseln aus dem nahen Osten heraus über - raten Sie mal - Iberien nach gewiesen. Hauptproblem aber bleibt die aus meiner Sicht falsche Interpretation der R1b-Wanderung und ihrer Zuordnung zur Glockenbecherkultur (Siehe Post: Die vergessene Völkerwanderung). Die derzeit beste Übersicht im Netz dazu liefert die Eupedia.

Mythen und Realität

Erst nach Einsetzen der schriftlichen Quellen kann man den archäologischen Kulturen auch direkte Völker zuordnen. Schon früh beschäftigten sich Autoren mit dem Atlantik:
Atlantis hypothetisch nach Platon?
Atlantis heute nach Hepke?
Der griechische Philosoph Platon resümiert um 360 vor der Zeitrechnung über Atlantis „jenseits der Säulen des Herakles“, also hinter Gibraltar im Atlantik. Er ist auch der einzige, der detailliert eine Naturkatastrophe dort - also in Westeuropa - zu vorantiker Zeit beschreibt. Jürgen Hepke, eine Ingenieur aus Stade, verortet in diesem Zusammenhang Atlantis gleich gegenüber von Cádiz ins Mündungsgebiet des Guadalete. Das ist nach meiner Überzeugung - bei einem Vergleich aller Lokalisierungstheorien - die überzeugendste Zuordnung. Sie macht einzig auch nach kulturhistorischen Aspekten Sinn.
Der Historiker Herodot, berichtet nicht viel später von einem Schiffseigner Namens Kolaios. Den soll 660 v. Chr. ein Sturm an die Küste Tartessos (Südwestspanien) verschlagen haben, von wo er mit viel Silber als reicher Mann zurück kam. Auch im Alten Testament wird das wohlhabende Tarschisch zu Zeiten von König Salomon im ersten vorchristlichen Jahrtausend erwähnt. Um 850 v. Chr. beschreibt der legendäre Dichter Homer in seinem Epos "Odysseus" die Irrfahrt zu den Phäaken. Diese werden von verschiedenen Autoren gerne in Südspanien oder gar England angesiedelt. Der Händler Pytheas soll laut griechischem Historiker Strabon um 350 v. Chr. sogar die ganze Westküste Europas bis Britannien bereist haben. Noch der römische Dichter Avienus setzte Tartessos mit Gades gleich und verortet es an die Grenze von Libyen, also Afrika. Das alles aber sind Beschreibungen aus einer Zeit nach 1000 v. Chr. Die hier vertretene Katastrophentheorie beschreibt diese Periode als Rückwanderung der in den Osten geflohenen Völker in zerstörtes und fast menschenleeres Land am Atlantik.
So gaben die schriftlichen Zeugnisse auch immer noch reichlich Raum zum spekulieren.

Archäologie als Rettungsanker?

Modell von Los Millares in Spanien, 3200 v. Chr.
Seit nunmehr 150 Jahren ergräbt sich die Wissenschaft am Atlantik genau jenen Zusammenhang, wie er in den zurückliegenden Posts beschrieben wird: Die frühe Besiedlung Spaniens und Südfrankreichs durch Bauern ab 5200 v. Chr., die immerwährende Verbindung zum Nahen Osten, die mehrfache Migration nach Zentraleuropa aus Spanien heraus, der enorme Bevölkerungsschwund zu den Katastrophenzeit - besonders um 1200 v. Chr., der kulturelle Kollaps danach. Selbst hier in Mitteldeutschland trifft man allerorts auf Zeugen dieser Invasionen: Megalithanlagen und Glockenbecherartefakte bis nach Osteuropa hinein, die Aunjetitzer- Hochkultur mit ihrer Himmelsscheibe als Vermischung mit den östlichen Schnurkeramikern, das südwestliche Burgenprinzip als befestigte Höhensiedlung auf jedem dritten Berg bei uns, ihre Wege längs der Wasserscheidenhöhenrücken, usw., usw.
Die eingangs aufgezählten Kulturen in Spanien müssen, nach den wissenschaftlichen Ausgrabungen, zu den Fortschrittlichsten der Menschheitsgeschichte zählen. Schon vergleichen Archäologen Los Millares mit dem zeitgleichen Troja, El Argar soll das erste Staatengebilde Europas gewesen sein. So wurde in Spanien auch nach Atlantis und Tartessos gegraben. Der deutsche Archäologe Adolf Schulten fand 1924 bei Cadiz im ehemaligen Delta des Guadalete eine prähistorische Zivilisation aus der Zeit ab 3.500 bis 1300 v, Chr. Doch er schloss kategorisch aus, in der Ausgrabungsstätte Dona Blanca die mystische Königsstadt gefunden zu haben. Und diese Meinung ist nun seit fast Hundert Jahren Gesetz! Es gab eben keinen neuen Grabungen!
Platons Beschreibungen ernst genommen
Jürgen Hepke kam in den 80er Jahren durch das Studium von Platons Werken zu der Überzeugung, dass hier nicht nur das durch Tsunamis völlig verschliffene Atlantis gelegen haben muss, sondern auch, dass es durch Tartessos, wenigstens in Teilen, überbaut wurde. Ich habe mir die Ausgrabungsstätten in Südspanien alle angesehen. Der Tell bei Dona Blanca ist typisch für die Bauweise zu Beginn der Antike, also nach der Katastrophenzeit um 1200 v. Chr. Eine andere Kultur als die der Tartessischen ist für jene Zeit bei Cadiz nirgends klassifiziert. Es gibt auch keine vergleichbaren Ausgrabungsstätten in der Region. An der tiefsten ausgegrabenen Stelle in Dona Blanca aber (unterhalb des Mittelalterlichen Turms) gucken die gleichen Zyklopenmauern aus der Erde, wie in Mykene, Troja oder Megiddo. Damit meine ich jedoch nicht deren antike Burgen, sondern die sich darunter verbergenden Befestigungen aus neolithischer und Bronzezeit. Die Monsterquader von Dona Blanca müssen also zu einer früheren Zivilisation gehören. Spanische Archäologen vermuten hier eine bisher unbekannte spätbronzezeitliche Kultur, die um 1300 v. Chr. untergegangen sein soll. Die vielen hier ausgegrabenen Artefakte liegen im Archäologischen Museum von El Puerto de Santa Maria nebenan. Sie reichen zurück bis 3500 vor Christus. Näher kann man wohl Atlantis nicht kommen. Bei aller Ehrfurcht vor den Leistungen der Altforscher - sollte hier nicht noch mal eine Schaufel in die Hand genommen werden?
Ab 5500 v. Chr.: Die ersten Bauern am Rhein kamen
über Südfrankreich!
Obwohl Hepkes Thesen aus der populärwissenschaftlichen Literatur dazu recht überzeugend heraus stechen, kann er die etablierte Wissenschaft nicht überzeugen.
Doch Schliemann wurde anfangs auch verlacht. Heute gräbt und taucht man nach Tartessos besonders 30 km nördlich von Cadiz, an der Mündung des Guadalquivir  - immer mit viel Rummel, immer ohne überzeugende Ergebnisse. Dabei brauchte man, so Hepke, nur in Dona Blanca ein bisschen tiefer zu gehen. Schon in der Antike habe man die beiden Flüsse Guadalquivir und Guadalete gelegentlich verwechselt...

Ab 4800 v. Chr.: Die Großsteinsetzer kommen
Resümee

Natürlich betreiben die Spanier auch anderen Ortes umfangreiche archäologische und historische Forschungen, Franzosen und Briten sowieso. Auch das Deutsche Archäologische Institut in Madrid mischt kräftig mit. Trotzdem konnte bisher noch niemand die Fragen nach den Hochkulturen am Atlantik klären. Als hätte es Westeuropa zischen 5000 und 1000 vor Chr. gar nicht gegeben.
In der Öffentlichkeit werden wieder und wieder nur Glanzlichter wie die Höhlenmalerei des Magdalenien, Stonehenge oder die Kelten präsentiert. Doch was passierte dazwischen, besonders im 12. Jahrhundert vor der Zeitrechnung?
Ab 2600 v. Chr.: Die Bechertrinker kommen (Erstes Bier?)
Erst die schriftlich nachgewiesenen Völkerbewegungen am Atlantik von Phöniziern, Römern, Germanen, Mauren und Franken gelten in der Forschung als opportun.
Dazu kommt ein psychologisches Moment: Viele Wissenschaftler scheinen Probleme mit den westlichen Kulturen zu haben: Durch ihr Studium sind sie auf den Nahen Osten fixiert, wer keine alten Schriften vorzuweisen hat, gilt als Spekulant, Rassen darf es schon gar nicht geben, das Wort Indogermanen klingt zu sehr nach 3. Reich. Professoren schätzen, wie alle Angestellten, nicht nur ihr monatliches Salär, sondern auch ihre Integrität. Das Prinzip einer "geltenden Lehrmeinung" scheint nirgends stärker ausgeprägt zu sein, als bei den Historikern. So bleiben die vielen Fragezeichen um die atlantischen Kulturen und ihre Geheimnisse: Stammt der maurische Name Andalusien vom griechischen Atlantis ab?
1200 v. Chr.: Die Überbleibsel nach der Flut werden
 als degenerierte "Atlantische Bronze Kultur" klassifiziert
Waren die großen Steinstelen besonders in der Bretagne Kraftzentren, Kultobjekte oder einfach nur Richtungsanzeiger? Von wann bis wann gab es eine ununterbrochene Schiffsverbindung Westeuropas zum Nahen Osten? Sind die Impulse aus Spanien mehr über den Golf von Biskaya nach Nord-Europa eingeflossen oder mehr über Südfrankreich? Es ist z.B. bekannt, dass sich im Flusstal der Rhone, welches sich bis in die Schweiz hinzieht, bereits in der Steinzeit Menschen mit exotischen Produkten, um nicht zu sagen Händler, tummelten. Doch das soll Thema einer der nächsten Posts werden (Die Europäische Hauptwasserscheide).
Nun könnte man natürlich fragen, ob es nicht egal sei, wer wo und wann seine Chromosomen verteilt hat. Irgendwie kommt doch sowieso alles aus dem Osten. Mag sein! Doch mich lässt es verzweifeln, wenn ich durch die Lande ziehe, ständig auf alte Hohlwege, überwachsene Wallsiedlungen, urige Geländenamen treffe und kein Mensch in der Gegend hat auch nur ein Ahnung davon, was in seiner Heimat so los war. Kaum einer weiß, wo er herkommt,
Ab 1000 v. Chr.: Die Urnenfelderleute kehren nur zögerlich an den Atlantik zurück
die meisten kümmern nur ihre Alltagssorgen beim Tanz ums goldene Kalb. Dabei wäre das eine hilfreich fürs andere…

Dienstag, 29. Juli 2014

6. Die Katastrophenzeit um 1200 v. Chr. und der Untergang der alten Kulturen

Noch heute gehört Westeuropa zu den gefährlichsten 
Erdbebengebieten
Die unbekannte Hypothese

Entgegen der gängigen Lehrmeinung muss um 1.200 v. Chr. ganz Europa und der Nahe Osten von Naturkatastrophen heimgesucht worden sein. Überall machen Wissenschaftler in jener Zeit Erdbeben, Vulkanausbrüche, Wetterkapriolen, verkümmerten Pflanzenwuchs, kriegerische Auseinandersetzungen, zerstörte Siedlungen, Völkerwanderungen und eine dezimierte Bevölkerung aus. Obwohl diese Meldungen die selbe Zeit und gleichermaßen West-, Mittel- und Südeuropa, als auch den Nahen Osten betreffen, ficht das die etablierten Geschichtsschreiber nicht an. Zumindest im deutschsprachigen Raum werden die Umwälzungen damals zu Einzelerscheinungen erklärt, also Zufällen: das Verschwinden aller Zivilisationen Westeuropas, der
Die Urnenfelderkultur brauchte nach 1200 v. Chr. 400 Jahre,
um die Gebiete am Atlantik vorzustoßen
Urnenfelderumbruch, der Untergang aller Hochkulturen am Mittelmeer, die Seevölkerinvasion, die Kolonisierungswellen später, die Verbreitung der Indogermanen etc., etc. Die modere Wissenschaft ist nicht in der Lage, 200 Jahre Chaos in ein einheitliches lehrfachübergreifendes Modell zu gießen. Und das, obwohl immer mehr Geologen, Historiker, Klimaforscher und Archäologen das düstere Szenario bestätigen. Hauptursache dieser Ignoranz könnte das weitestgehende Ausblenden der historischen Abläufe an der Atlantikküste sein: Es gäbe dort zu wenige Funde, keine Hochkulturen, ein anerkanntes Geschichtsmodell schon gar nicht. Dabei liefert die sog. auslaufende Bronzezeit in Spanien, Frankreich und auf den britischen Inseln genug Informationen, um eine neue Theorie zu bergründen. Einige Wissenschaftler haben das versucht, sind aber grandios gescheitert.

Eine neue Epoche?

Die Katastrophentheorie um 1200 v. Chr. sucht nach einer gemeinsamen Ursache der Umwälzungen damals.
Flucht und Vertreibung durch Naturkatastrophen 
Und: Sie kann damit nicht nur all die offenen Fragen beantworten, sondern althergebrachte Deutungen in einem neuen Licht erscheinen lassen. Arbeitsprinzip ist der Abgleich historischer und natürlicher Phänomene der Erdgeschichte. Klimaveränderungen in der Frühzeit beispielsweise müssen astronomische oder geologische Ursachen haben. So entstand z.B. die These vom Aussterben der Dinosaurier durch Kometeneinschläge. Es kommen aber auch "hausgemachte" Katastrophen in Betracht: Schaut man sich z. B. die Ränder der Kontinentalplatten an, wird schnell das Risiko deutlich, dem die Menschheit permanent ausgesetzt ist. Tektonische Verwerfungen, Vulkanausbrüche, Erdbeben, Tsunamis und Klimaveränderungen sind uns auch heute bekannt. Solche Szenarien aber scheint es  während der Menschheitsgeschichte mehrmals in extremen und globalen Ausmaßen gegeben zu haben.
Erdbeben bestimmten die Entwicklung
mehrerer Epochen in Europa
Verschiedene Wissenschaftler aus der ganzen Welt beschreiben sie u.a. für 6200, 4200, 3900, 2200 und 1200 v. Chr. (Siehe z.B. Late Bronze Age collapse). Diese Zeiten untersuchen nun diverse Katastrophentheorien (Siehe Post: Europa im Rhythmus globaler Naturkatastrophen). Hintergrund könnte die Gewichtsverlagerung zwischen den Erdplatten im Zusammenhang mit der Schmelze der gigantischen Eismassen ab 12000 v. Chr. sein. Für die Entwicklung der menschlichen Gesellschaft müssen alle verheerend gewesen sein: Siedlungszerstörung, Überschwemmungen, Wetterkapriolen, Dauerregen, anderenorts auch Trockenheit, Ernteausfall, Agrar- und Subsistenzkrisen. Die Folgen können dann immer nur kriegerische Völkerwanderungen, der Zusammenbruch ganzer Zivilisationen und das Entstehen neuer Kulturen gewesen sein (Siehe Tabelle rechts unten auf dieser Seite). Die im Anhang dieses Blogs aufgeführten Autoren untersuchen einige dieser Zeiten, erlauben aber leider keine geschlossenen Hypothese. Selbst Frank Falkenstein, der in seiner "Katastrophentheorie zum Beginn der Urnenfelderkultur" am weitesten ging, gibt Ungereimtheiten zu. Dies ist der Versuch einer Abrundung.

Ausgangspunkt Atlantik?

Bereich der Subsistenzkrise nach dem
Tamboraausbruch 1851
Aus Staubschichten in Eiskernbohrungen von Grönland und verkümmerten Wachstumsringen von Eichen in Kalifornien, Irland und Anatolien lassen sich globale Klimakatastrophen in den Jahren 1628, 1159, 207 vor Chr. und 540 nach Chr. ableiten. Das erste Jahr fällt mit der Eruption des Vulkans Thera auf Santorin zusammen, der die minoische Kultur auslöschte. Was folgte, ist von heutigen großen Feuerspuckern bekannt, wie dem indonesischem Tambora, der im Jahr 1851 die ganze Welt in Mitleidenschaft zog: Monstertsunami, zweijährige globale Aschewolke, extremer Temperatursturz, abnorm hohe Niederschlagsmengen, Unwetter, Ernteausfall, Hungersnöte, Epidemien, soziale Unruhen und Massenauswanderungen. Die 10 Plagen Ägyptens lassen grüßen. Nach dem Kollaps um 1600 v. Chr. soll ein weiteres Vordringen der ersten indoeuropäischen Völker nach Anatolien und Griechenland möglich geworden sein. Genannt werden vor allem die Hethiter, die ein den Ägyptern ebenbürtiges Reich gegründet hatten. Manche Forscher erklären deren Erfolg mit einem Monopol in der Metallverarbeitung, andere mit einem Machtvakuum auf Grund vormaliger Verwüstungen in der Ägäis.
Erdbeben und Tsunami in Japan
Das zweite o.g. Katastrophenjahr ist der hier betrachtete Fall. 1159 v.Chr. soll mit dem nachgewiesenen Ausbruch des isländischen Vulkans Hekla übereinstimmen. Bei kontinentalen Verschiebungen könnten aber auch andere Vulkane ausbrechen. Selbst dem Ätna auf Sizilien schreiben einige Wissenschaftler damals Aktivitäten zu. Manche setzen die Konzentration der Naturkatastrophen 100 Jahre früher an, andere später. Deshalb wähle ich die Formulierung "um 1200 v. Chr." Die Eruption des Hekla aber scheint der Höhepunkt und Ausdruck europaweiter Erschütterungen gewesen zu sein. Denn um 1200 v.Chr. weisen alle archäologischen Ausgrabungsstätten rund um das Mittelmeer eine Zerstörungsschicht auf: So wurde Troja in Anatolien um 1250 v. Chr. durch ein Erdbeben zerstört, ebenso Mykene und Tyrins in Griechenland oder die phönizischen Hafenstädte wie Ugarit oder Byblos. Selbst die Siedlungshügel in Israel wie Megiddo, Jericho und Bet She'an zeigen um 1200 v. Chr. Bebenschäden.
1200 v. Chr.: zerstörte Hochkultur in Spanien
Auch die Hügelgräberkultur in Mitteleuropa und die ominöse Kultur der Iberischen Bronze in Spanien sollen damals zerstört worden sein. Die Aufzählung ließe sich beliebig fortsetzen. In Mitteleuropa, ohne Steinhäuser, können diese Erschütterungen nur indirekt nachgewiesen werden: Am Nordrand der Alpen wurden um 1200 v. Chr. die Salzbergwerke von Hallstatt verschüttet. In der Nordsee scheint es die Küste um Helgoland zerrissen zu haben. Im andalusischen Ronda muss damals der Stadtfelsen von einem Erdbeben gesprengt worden sein. Das alles lässt sich plausibel nur
mit einem großem Inferno am Atlantik erkläreb, begleitet u.a. durch die sog. H3-Eruption des Hekla auf Island. Denn was folgt auf Erdbeben und Vulkanausbrüchen am Meer?

Flutung der Küste?

Japan als Vorgeschmack auf mögliche
Katastrophen?
Gewaltige Tsunamis sind uns sogar aus der Neuzeit bekannt. Doch wie das Erdbeben von Lissabon 1755 oder die Verwüstungen, die Monster-Wellen 1858 an der gesamten europäischen Westküste angerichtet haben - sie alle können nur Schatten der Vorkommnisse um 1200 v. Chr. gewesen sein. Wissenschaftler haben einen plötzlichen und kompletten Abbruch der Siedlungstätigkeit nicht nur in England und Südfrankreich nachgewiesen, sondern auch in den Flussniederungen von Rhone, Rhein, Main und Donau. So war die Anzahl der Menschen auf den britischen Inseln nach C. Burges zwischen 1300 und 1100 v. Chr. um die Hälfte geschrumpft. Für die gleiche Zeit beschreibt C. Barfield die Poebene bis zum Gardasee in Italien als "nahezu entvölkert". Auch in Frankreich und Spanien lassen Lücken im Fundaufkommen auf einen Siedlungskollaps schließen.
Obwohl die ersten Burgen in Europa (Motillas)
im Hochland von La Mancha um 1200 v. Chr. 
nicht zerstört wurden, gab es danach keinen Neubau
In Spanien bricht mit der Katastrophe die Hochkultur der sog Motillas schlagartig ab. Archäologen in Andalusien bezeichnen die Ausgrabungen um 1200 v. Chr. "wie mit einer Schicht von Erde und Steinen überzogen". Verfolgt man die Ränder der Europäischen Platte, verwundern die Auswirkungen im Mittelmeer nicht. Auch dort müssen Erdbeben, vielleicht auch Vulkane, gewütet haben. Um das griechische Levkas herum zeigen so genannte Überspülfächer und spezielle Sedimentablagerungen eindeutig große Tsunamis in jenen Jahren an (Uni Marburg). Auch die dicken Schlammschichten, die damals Tyrins oder Sardinien bedeckten, assoziieren eine verheerende Überschwemmung. So könnte auch das heutige Problem der Bodenversalzung am Mittelmeer seinen Auslöser gefunden haben.
Grenze des Zerstörungshorizontes?
Die Atlantische Bronze Kultur
Archäologisch wird die Zeit zwischen 1300 und 800 v. Chr. in Westeuropa als sog. Atlantische Bronze klassifiziert. Sie ist gekennzeichnet durch Siedlungsarmut, kulturellen Niedergang, Verwischung regionaler Eigenheiten, vergrabene Waffen und Nomadentum. Ihre Grenze entspricht genau einem möglichen Flutungsgebiet atlantischer Tsunamis.
Weitere Indizien liefern die bronzezeitlichen Grabhügel entlang der gesamten Atlantik- und Nordseeküste. Alle ungeschützten lockeren Erdaufwürfe müssen im 13. Jhd. v. Chr. weggeschwemmt worden sein. Nur die megalithischen Grabkammern blieben als die heute sichtbaren entblößten Steintische (Dolmen) übrig. Ausschließlich solche Grabanlagen scheinen keinen Schaden genommen zu haben, die komplett aus Steinmaterial waren oder erhöht auf Bergen standen. Folgt man dem Zustand dieser Großsteinsetzungen in ganz Westeuropa, wird nicht nur die Wirkungsrichtung eines Vulkanausbruchs auf Island deutlich, sondern auch eine hypothetische Grenze dieser Flut (Siehe Post: Megalithische Steinsetzungen als Indikatoren einer verheerenden Flutwelle um 1200 v. Chr.)
Ausbreitungsgebiet eines möglichen 
"Hekla"-Tsunamis
Natürlich kommen auch andere Ursachen dieser Katastrophen in Frage: Manche Wissenschaftler machen dafür Kometeneinschläge verantwortlich und verweisen auf den Kaali- und den Wabar-Meteoritenkrater, die damals entstanden sein könnten. Die Uni Göttingen sieht sowohl "globale tektonische Verwerfungen, als auch Einschläge von Meteoriten". In jüngster Zeit wird auch das Kollabieren der Kanarischen Inseln diskutiert. Tsunamis allein aber hätten den Überlebenden einen sofortigen Wiederaufbau ermöglicht, wie er tausendfach in der Siedlungsgeschichte nachgewiesen ist. Nicht so aber bei großen Vulkanausbrüchen oder Kometeneinschlägen! Denn eine weitere Folge wäre ja die große Menge in die Atmosphäre geschleuderter Asche- und Staubpartikel. Die Konsequenzen sind jahrelange Verdunklung des Himmels, Kälte und Dauerregen, in äquatornäheren Regionen hingegen extreme Trockenheit.
Kaltzeit auch vor 3.200 Jahren
Mehrere Universitäten, wie die von Toulouse, beschreiben für die Katastrophenzeiten eine Abkühlung des Klimas mit anschließender Dezimierung von Flora und Fauna. Auch für 1200 v. Chr. wird so ein Temperatursturz nachgewiesen, z. B. an Hand fossilen Blütenstaubs aus einem Salzsee in Zypern. Die Laubwälder Skandinaviens sollen gegen 1.000 v. Chr. komplett verschwunden gewesen sein. Auch Untersuchungen von Pollen des Olivenbaums aus Sedimentschichten des Toten Meeres belegen einen globalen Klimakollaps im 12.Jhd. v. Chr. Die Landwirtschaft in allen betroffenen Agrargesellschaften kann dem nicht stand gehalten haben. Die Folgen, so Klimaexperten, müssen eine weltweite, so genannte Subsistenzkrise mit Bodenerosion, Missernten, Mangelernährung, Krankheiten und hoher Sterblichkeit gewesen sein. Um die Größenordnung zu verdeutlichen: Die Auswirkungen des weit entfernten indonesischen Vulkanausbruchs am Tambora 1815 waren in Europa zwei Jahre lang zu spüren und wurden von Wolfgang Behringer aktuell als Beinahe-Weltuntergang beschrieben. Die Subsistenzkrise nach 1200 v. Chr. scheint im Nahen Osten 100, in der Ägäis 200, in Mitteleuropa sogar 400 Jahre gedauert zu haben!

Der Ablauf

kriegerische Völkerwanderung
mit Kind und Kegel
Das sind die Ausgangsbedingungen für die nun folgenden, nie dagewesenen gesellschaftlichen Umwälzungen in Europa und dem Vorderen Orient. Sie müssen verheerender gewesen sein, als die Völkerwanderungen am Ende der Antike. Für die Menschen eine Apokalypse! Die Betroffenen im 13. Jahrhundert v. Chr. hinterließen uns ihre Verzweiflung in Sagen und Mythen. Die Deukalionische Flut, Atlantis, der Untergang Trojas, die Sintflut, ja selbst Teile des alten Testaments fänden so einen realen Hintergrund. Analysiert man diese Aufzeichnungen und vergleicht sie mit den Erkenntnissen der archäologischen Ausgrabungen dort, offenbart sich ein Muster von Flucht und Vertreibung und zwar in der einheitlichen Abfolge von West nach Ost. Nicht wenige Wissenschaftler haben versucht, die Abläufe damals zu ergründen. Nur ein Szenario aber erklärt alle damaligen Erscheinungen: Auf dem Höhepunkt der Katastrophenzeit um 1200 v. Chr. scheinen Erdbeben und vulkanische Aktivitäten den Vorderen Orient und ganz West- und Südeuropa erschüttert zu haben. Gewaltige Tsunamis müssen über die gesamte Atlantikküste und das Mittelmeer hereingebrochen sein. Diese Überschwemmungen der bis an die Gebirge heranreichenden Flussauen müssen zunächst die Überlebende in die Flucht getrieben haben.
1200 v. Chr.: Entstehung und Ausbreitung
der Urnenfelderkultur
Doch entscheidender scheint die Langzeitwirkung gewesen zu sein! Auf Grund der extrem wasser- und staubgesättigten Atmosphäre kann es in Westeuropa jahrzehntelang kein Sonnenlicht, dafür aber Dauerregen gegeben haben. Jede ausgefallene Ernte führte die Menschen tiefer in eine landwirtschaftliche und damit gesellschaftliche Krise. Um diesem Dilemma zu entkommen, konnten sie nur auswandern. Geografisch bedingt kam dafür nur der Weg in den Osten in Frage, an Alpen und Balkan natürlich auch nach Norden und Süden. Indem sie dabei ihre Nachbarn überfielen, lösten sie eine Kettenreaktion im Sinne einer kriegerischen Völkerwanderung aus. Die könnte bis in die Karpaten, Anatolien, ja bis in den Orient geführt haben. Was sich damals an Zerstörung von Zivilisation und menschlichem Leid zugetragen haben muss, wollen wir uns besser nicht vorstellen. Doch lassen wir die Fakten sprechen: In ganz Mitteleuropa konstatieren Archäologen wirklich ab 1200 v. Chr. massenhaft kriegerische Bewegungen in diesen Räumen sowie gesellschaftliche und kulturelle Umbrüche.
Befestigte Bergsiedlungen plötzlich allerorts
In den Mittelgebirgen entstanden fast schlagartig befestigte Wallanlagen; bereits bestehende Höhensiedlungen wurden mit großen Stein-Holz-Mauern gesichert. So, als ob man sich nicht nur vor Fluten, sondern auch vor Angreifern schützen musste. Die Kriegsparteien werden sicher nicht nur Einheimische gewesen sein, sondern auch konkurrierende Auswanderer. Heute fallen die Abhänge solcher Bergsiedlungen oft durch aufwendig angelegte Terrassenfelder auf. Hintergrund könnten die Humusabspülungen auf Grund von Unwettern und permanentem Regen gewesen sein. Die Täler jedenfalls waren völlig versumpft und menschenleer. Urwege, die in diese Zeit datiert werden können, wie die Hohe Straße zwischen Kocher und Jagst, verliefen ausschließlich über Höhenrücken.
In Mitteleuropa gab es damals zwar keine Steinhäuser, um Zerstörungen nachzuweisen, dafür aber ein anderes Indiz: Ab 1200 v. Chr. zieht sich durch ganz Mittel- und Osteuropa ein plötzlich und intensiv auftretender Horizont von so genannten Hortfunden. Die Menschen müssen also ihre Schätze vor irgendeiner Bedrohung in der Erde vergraben haben. Die Fachwelt sieht darin "kultische Niederlegungen", andere vermuten einfach das Verstecken von Wertgegenständen. Doch selbst eine Niederlegung und die damit verbundene "Anbetung der Götter" macht angesichts der unberechenbaren Natur und mutmaßlicher Angreifer Sinn.
Schlachtfeld an der Tollense um 1300 v. Chr.
Gleichzeitig tauchten um 1200 v. Chr. in Mitteleuropa erstmals moderne Waffen auf, wie Helme, Hiebschwerter und Lanzen. Aus dieser Zeit wurden z.B. Überreste einer großen Schlacht im Tollense-Tal, heutiges Mecklenburg-Vorpommern, ausgegraben. An ihr sollen Tausende Krieger teilgenommen haben, wovon die eine Seite über hunderte Kilometer aus dem Süden angereist sein soll. Die Archäologen heute stehen ratlos vor ihren Ausgrabungen und können sie keinem historischen Ereignis zuordnen. Denn mit Völkerwanderungen auf Grund einer Naturkatastrophe im Westen, beschäftigt sich in diesen Kreisen kaum jemand (Siehe Post "Die Katastrophenzeit 1.200 v. Chr. in der Forschung").

Neues Weltbild in Mitteleuropa?

Wichtigstes Indiz aber für einen Kollaps damals: Quasi aus dem Nichts war um 1200 v. Chr. in Zentraleuropa eine neue Begräbnistradition entstanden: Die Urnenfelderkultur. Sie trat im Karpatenbecken das erste mal auf, dem von den Katastrophen am wenigsten betroffenen Teil Europas. Die Donau war damals der einzige Fluss Europas, deren Auen keinen Siedlungsabbruch aufwies. Brandbestattungen gab es auch schon vordem (z.B. Schönfelder Kultur, 2900-2100 v. Chr.), nicht aber in dieser ausschließlichen Form. Jahrtausende lang hatte man die Toten überwiegend in flachen Steinkistengräbern oder Hügelgräbern beerdigt. Nun wurden sie einfach verbrannt, verscharrt, später in Urnen beigesetzt. Auslöser könnte die erzwungene Massenverbrennung von Leichen z.B. nach Epidemien oder der scheinbar geringere Aufwand gewesen sein.
Alteuropäische Becherkulturen und
indogermanische Schnurkeramiker
um 2000 v. Chr.
Vor dem Kollaps hatten in Europa zwei große Kulturkreise gelebt: Im Westen diverse Nachfolgegruppen der alteuropäisch sprechenden Glockenbecherleute, im Osten solche der indogermanischen Schnurkeramiker. Beide hatten sich zu den Aunjetitzern vermischt (2200-1600) die in der Hügelgräberkultur aufging (1600-1200 v. Chr.). Man hatten sich arrangiert und konnten mit der Bronze einigen Wohlstand erzeugen.
Von den Naturkatastrophen um 1200 v.Chr. scheinen aber nur die westlichen und nördlichen Kulturen in Europa etwas abbekommen zu haben (Flut- und Wolkenbildung vom Hekla ausgehend), wie die Hügelgräberkultur im flachen Mitteleuropa, in Frankreich die Artenacianische-, in Spanien die sog. Iberische Bronze- und in England die Wessex-Kultur. Nach dem Kollaps gab es sie nur noch rudimentär. Entsprechend bewegen sich die Grenzen der Urnenfelderkultur auch zwischen dem mutmaßlichen Ausbreitungsgebiet eines Tsunamis am Atlantik und den östlichen Indogermanen. Deren spätere Ausbreitung von 800-100 v. Chr. erfolgte auch genau in jene Regionen, die vordem mutmaßlich zerstört worden waren. 


Die Seevölker im östlichen Mittelmeer
Politischer Ausgangspunkt im östlichen 
Mittelmeerraum vor dem Kollaps 

Einzelne Forscher gehen sogar davon aus, dass die Urnenfelder-Tradition über den Balkan bis nach Griechenland und Anatolien hinein getragen wurde. Dort im östlichen Mittelmeerraum waren ja bereits mit den Naturkatastrophen alle archaischen Städte in Mitleidenschaft gezogen worden. Aus Schrifttäfelchen der Hetiter und Ugariter wissen wir, dass Hunger geherrscht haben muss. Im Gegensatz aber zum Norden soll es extrem trocken gewesen sein. Dieses Paradoxon erklären Klimatologen mit dem atmosphärischen Gegensatz von Nord- und Südeuropa, hier quasi als Ausgleich zum übermäßig dampfgesättigten Wolkenhimmel bei uns. Und es gibt noch einen Unterschied zu Westeuropa: Die Schriftkundigen an Olymp, Jordan, Nil und in Kanaan haben die Geschehnisse damals dokumentiert.
Zuerst berichten ägyptische Hieroglyphen von ominösen Seevölkern, die die Küsten am östlichen Mittelmeer bedrängten. Wer die "Leute inmitten des Meeres" waren, woher sie kamen, darüber rätselten die Historiker lange. Jüngste genetische Untersuchungen bewiesen aber, dass sie von der Iberischen Halbinsel bzw. dem westlichen Mittelmeerraum stammen.
Seevölker vs. Ägypter auf dem Totentempel
in Medinet Habu
Dort lebte vor dem Kollaps die im Flachland völlig zerstörte Kultur der sog. Atlantischen Bronze. Einige Forscher setzt die mit dem Mythischen Atlantis von Platon gleich. Nur in den Hochebenen von La Mancha blieben die sog. Motillas (2200-1200 v. Chr.) erhalten. Das sind die allersten komplexen Burgenbauten Westeuropas, die noch dazu in ihrer Anordnung als Grenzfesten interpretiert werden. Sie waren in Trockenbauweise ausgeführt, die in ihrer Genialität kaum zu überbieten waren. Doch so oder so: Nach den Relief-Beschreibungen am Totentempel in Medinet Habu und anderen Quellen kamen sie aus dem "Norden". Die Ägypter behaupten weiter, dass die Seevölker nicht nur mit Schiffen, sondern auch auf Streitwagen angegriffen hätten. Außerdem sollen ihre Familien im Tross dabei gewesen sein. Die Seevölker wurden zwar nur in Ägypten explizit so genannt, aber zeitgleiche Angriffe auf die umliegenden Staaten in Lydien, Griechenland und Phönizien legen den Schluss nahe, dass es sich um die gleichen Aggressoren gehandelt haben muss.
Die Seevölkerinvasion
Alles, was sich ihnen in den Weg stellte, scheinen sie vernichtet zu haben: die mykenischen Stadtstaaten auf dem griechischen Festland (Pylos, Mykene, Tiryns, Theben, Korinth etc.), alle Hafenstädte an der östlichen Mittelmeerküste, wie das bedeutende Handelszentrum Ugarit in Syrien. Letztlich müssen sie auch den entscheidenden Anstoß für den Zusammenbruch des hethitischen Großreiches gegeben haben. Nicht nur die Palastwirtschaft in Griechenland brach zusammen, auch blühende Städte wurden verlassen, die Bevölkerung kollabierte, sogar die damalige Schrift ging vollständig verloren. Um die gleiche Zeit muss auch die so genannte Dorische Wanderung stattgefunden haben, von der die Informationen so spärlich sind, dass sie viele Wissenschaftler ins Reich der Fabel verweisen. Nachgewiesen aber sind ja Völkerbewegungen von Zentral-Europa nach Griechenland hinein, die unter anderen auch die Spartaner anspült haben müssen.
Griechen setzen auch nach 
Anatolien über
Sie waren so schnell erfolgreich, dass ihr König Menelaos in der Mythologie die Griechen nach Troja führen konnte. Dort findet sich in der archäologischen Schicht VIIa – ca. 1.200 v. Chr. - ein Brandhorizont mit wahrscheinlicher Fremdeinwirkung. Historiker gehen davon aus, dass Troja ein den Hetitern tributpflichtiger Stadtstaat war. Archäologisch lässt sich nachweisen, dass zur gleichen Zeit viele mykenisch geprägte Griechen nach Anatolien und Zypern übersetzten, die Küste okkupieren und neue Städte gründeten. Die nach der stärksten Gruppe benannte Ionische Kolonisation wird als Flucht und Invasion gleichermaßen beschrieben. Selbst bis in den äußersten Winkel des Schwarzen Meeres scheint es die Okkupanten getrieben zu haben. In Georgien wird zu dieser Zeit ein Reich fassbar, das den gleichen Namen trägt, wie später die Pyrenäenhalbinsel: Iberien! Auch die nomadischen Juden fielen um 1200 v. Chr. nach Kanaan ein. Für Werner Keller war das in seiner Bibelanalyse nur deshalb möglich, weil die lokalen Machthaber durch Katastrophen und Kriege bereits stark geschwächt waren.
Kriegerische Vernichtung aller 
Hochzivilisationen um 1200 v. Chr.
Erst die Ägypter sollen die Seevölker aufhalten haben, die nicht nur vom Meer her, sondern auch aus Libyen und Palästina ins Niltal eingedrungen waren: Nachdem schon vorher Abwehrschlachten stattgefunden haben sollen, besiegte 1208 v. Chr. der ägyptische Pharao Merenptah die vereinten libysche Stämme und Seevölker in der Schlacht bei Sais. Ein Erfolg, den sein Nachfolger Ramses III. um 1177 v. Chr. wegen neuer Angriffe noch einmal wiederholen musste. Die Pharaonen triumphierten zwar, müssen aber so angeschlagen gewesen sein, dass die Libyer bald darauf die Herrschaft am Nil übernehmen konnten. Manche Autoren setzten die libyschen Krieger wieder mit den Iberern gleich. So scheint es auch anderen Eindringlingen gelungen zu sein, sich festzusetzen, wie die Philister in der kanaanitischen Küstenebene. Manche Archäologen glauben zwar, dass sie zwangsangesiedelt wurden, aber das tut hier nichts zur Sache.
Philisterstädte in Kanaan: Siedlungsgebiete der 
zur Flucht gezwungenen Seevölker 
Das Volk der Philister lebt übrigens im Namen Palästina weiter. Sie ließen in der Bibel Goliat auf David los. Seiner Größe wegen legen einige Autoren die Heimat der Seevölker weit in den europäischen Norden. (Siehe Post "Phönizien und das prähistorische Westeuropa") Aus den genannten Namen der einzelnen Seevölker und deren Aussehen schlussfolgern Wissenschaftler, dass es sich um Krieger nur aus dem nördlichen Bereich des Mittelmeers gehandelt haben kann. Nach der Katastrophentheorie wütete auch dort die Natur. Doch die Seevölker können genauso gut von der Iberischen Halbinsel stammen, denn Bewegungen vormaliger Gruppen der Iberischen Bronze über Sardinien und Sizilien Richtung Osten sind belegt. Offiziell aber blieb der gesamte Westen, Mitteleuropa und erst Recht Nordafrika von solchen Betrachtungen ausgeschlossen. Doch nicht nur die Philister scheinen sich erfolgreich angesiedelt zu haben. Die Phryger in Zentral-Anatolien folgen archäologisch unmittelbar den Hethitern und benutzten die gleiche Keramik wie auf dem Balkan und in der Lausitz. Doch auch direkt am Atlantik scheint in den Bergen der Pyrenäen ein kleines Volk überlebt zu haben: Die Basken, heute die letzten mit einer wahrscheinlich alteuropäischen Sprache...

Was wird uns noch erwarten?
Reflexion

All die bisher genannten archäologischen Erkenntnisse in Spanien, Mitteleuropa und der Levante sind einzeln gut erforscht, einen Zusammenhang aber sieht die etablierte Wissenschaft nicht. Immer wieder werden die Geschehnisse bis zur Unkenntlichkeit relativiert. Nur ganz wenige Archäologen sind bei ihren Untersuchungen zu ähnlichen Schlüssen gekommen, wie dieser Blog (Siehe Referenzen). Das Prinzip Ursache und Wirkung scheint hier für die meisten Historiker keine Geltung zu besitzen. So wird die Urnenfelder-Kultur als Modeerscheinung mit neuen spirituellen Strömungen abgetan. Woher, bitte schön, sollen die gekommen sein? Radikale Veränderungen wurden in der Geschichte ausschließlich durch katastrophale Rahmenbedingungen erzwungen. Es scheint, als hätten die Menschen keine Zeit, keine Kraft und keine Führung mehr für aufwendige Hügelgräberbestattungen gehabt. Die Experten streiten zwar noch, ob die vielen Wallanlagen in Mitteleuropa damals von den siegreichen Okkupanten oder den Ansässigen zum Schutz vor ihnen gebaut worden waren, aber ich denke, die Sache ist klar: Diese Bautradition der terrassenförmigen Höhenburgen verweist nach Südspanien, wo sie mit Los Millares gegen 3000 v. Chr. erstmals angewendet wurde. Die Einheit von umwehrter Bergsiedlung, Akropolis, Kultfelsen, Gräberfeld, Quelle, Ackerland und Lage an einem Urweg findet sich z. B. auch im albanischen Lezha, auf dem türkischen "Teufelstisch" bei Kücükköy oder im israelischen Megiddo wieder. Von den größten dieser befestigten Höhensiedlungen in Mitteleuropa ging in den folgenden Jahrhunderten die Macht der Sieger aus, als sie sich zu keltischen Oppidas entwickelten. Gravierende soziale Unterschiede treten erst ab 1200 v. Chr. auf..

Resümee

Apokalypse Sintflut
Die Umwälzungen um 1200 v. Chr. müssen ganz Europa und den Nahen Osten gleichermaßen betroffen haben. Sie können so auch auf eine einheitliche Ursache zurückgeführt werden. Wegen der Häufung kollabierender Strukturen und den allerorts starken Auswirkungen sollten sie als einheitliche historische Epoche klassifiziert werden: Die Katastrophenzeit um 1200 v. Chr. Das würde manches geschichtliche Rätsel klären helfen. Ausgangspunkt muss eine alles vernichtende Katastrophe an der Atlantikküste gewesen sein. Am ehesten überzeugt dabei ein Tsunami, wegen der schlagartigen Dezimierung der Bevölkerung in England, Spanien und Italien sowie angesichts der Grenzen der aus dem Nichts entstandenen Urnenfelderkultur. Als Ursache scheinen nur Vulkane und/oder Meteoriteneinschläge in Frage zu kommen, denn nur sie erklären den Klimazusammenbruch und die langanhaltende Subsistenzkrise. All das muss eine fluchtartige und kriegerische Völkerbewegung Richtung Osten ausgelöst haben.
Seevölker mit Büschel- und Hörnerhelm
Jedenfalls folgen die bekannten historischen Abläufe solchen von geologischen, klimatischen und sozialen Umbrüchen. Dabei sind die Überlebenden der Überschwemmung sicher nicht vom Atlantik bis Ägypten durchmarschiert, denn in der Levante wurden nur wenige Urnenfelder-Artefakte gefunden. Aber der Wanderungsdruck nach Osten könnte eine Kettenreaktion bei anderen Völkern ausgelöst haben. Da die ägyptischen Hieroglyphen nicht nur von Kriegern, sondern auch von ganzen Familien auf Ochsenkarren berichten, sollte von einer Völkerwanderung in dieser Zeit gesprochen werden. Eine der Thesen dieses Blogs! Über die Länge der Katastrophenzeit kann diskutiert werden. Sie kann aber durch den Zerstörungshorizont am Mittelmeer ab 1250 v. Chr. und der Endausbreitung der Urnenfelderleute im 8. Jhd. v. Chr. begrenzt werden.

Ausblick

Neulandgewinnung im Westen ab 1000 v. Chr.
Doch Erde und Klima beruhigten sich am Ende dieser Zeit wieder. Die Menschen richteten sich ein, vermehrten und entwickelten sich. Die Einführung des Eisens brachte Fortschritt und Wohlstand. An den Küsten des östlichen Mittelmeers baute man die Hafenstädte wieder auf und die Phönizier reckten sich empor. In der Erinnerung der Fischer und Händler dort aber scheinen die zerstörten Länder im Westen weiterhin present gewesen zu sein. Dort muss nun fast menschenleeres Land auf Urbanisierung gewartet haben. Nur wenige Generationen nach der Flucht strömten phönizische und griechische Kolonisten zurück in die alte Heimat ihrer Vorfahren. Auch auf den befestigten Höhen Zentraleuropas werden neue Zivilisationen fassbar - erst die Hallstatt-, dann die Latènekultur und damit schon das Volk der Kelten. Auch sie machten sich auf, bis in den letzten Winkel Westeuropas vorzudringen. Die Rückwanderung und damit der Siegeszug der Indogermanen begann! Doch das ist schon die nächste These und damit auch der nächste Post.