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Zentren der Nuraghen
auf Sardinien
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Die publizierte Geschichte der Mittelmeerinsel scheint ein Paradebeispiel für die eindimensionale Sicht vieler Archäologen: Jede urzeitliche Entwicklung in
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Sardiniens Anbindung an den Festlandsockel |
Sardinien soll aus dem Osten inspiriert worden sein! Das würden uns die Keramik-Scherben verraten! Dabei weisen Indizien darauf hin, dass der entscheidende Motor für die prähistorischen Vorgänge auf dem Eiland im westlichen Iberien gestanden haben könnte.
Genetische Untersuchungen der mtDNA Haplogruppe J zeigen nämlich vor 45.000 Jahren bereits eine Verwandtschaft der Sarden mit den Basken an. Auch vor 13.000 Jahren sollen auf die Insel Menschen eingewandert sein, die DNA-Beziehungen in die Pyrenäen aufweisen. Damals muss es wegen der Masse an eisgebundenem Wasser eine Landbrücke von Sardinien über Korsika an das Europäische Festland gegeben haben. Auf topografischen Karten ist das bei mutmaßlichen minus 100 Metern Meeresspiegel deutlich zu erkennen. Erst mit der Eisschmelze, deren Höhepunkt gegen 6200 v. Chr. angenommen wird, scheint sich die Insel heraus geschält zu haben.
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Wie kamen die ersten Bauern um 7000 v. Chr. nach Sardinien? |
Die Cardium-Kultur soll noch den Sprung nach Sardinien geschafft haben, jene urzeitlichen Siedler, die die Landwirtschaft aus dem Nahen Osten über die Ägäis nach Italien herangeführt hatten. Merkwürdigerweise sind auch die mit den Basken über ihre DNA verwandt. Spätestens gegen 4200 v. Chr. soll aber jedes Insel-Jumping unterbrochen gewesen sein. Die Abgeschlossenheit hätte nun einen hohen genetischen und kulturellen Anteil aus Steinzeit und Neolithikum bewahren können - sagen die Experten. Der entwickelte sich aber scheints nicht viel anders als auf dem Festland. Die Gletschermumie Ötzi beispielsweise soll um 3250 v. Chr. Verwandte auf Sardinien gehabt haben. Man kann also ständige Kontakte mit dem Umland voraus setzen, was nur mit hochseetauglichen Schiffen zu erklären wäre.
Danach aber kommt der Westen ins Spiel.
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Sardinien als Bestandteil der Megalithkultur |
Als spätestens gegen 3900 v. Chr. die Megalithkultur aus Spanien heraus zu wandern begann, tauchten mit der Ozieri-Kultur Menhire und Großsteingräber auch auf Sardinien auf. Einzelne Wissenschaftler bringen das mit Naturkatastrophen auf der iberischen Halbinsel in Zusammenhang. Malta mit seinen berühmten Steintempeln fällt als Impulsgeber aus, weil es selbst erst damals begonnen haben soll, Steine zu schichten. Auch sonst gab es nirgendwo im Umfeld vergleichbare Strukturen, was die Einwanderung aus dem Westen vermuten lässt, zumindest deren religiöse Idee. Die megalithischen Anlagen entwickelten sich nun immer weiter bis zu den sog. Gigantengräber später.
Von wo die Kupferverarbeitung gegen 2700 v. Chr. auf Sardinien übernommen wurde, darüber streiten die Gelehrten. Es geschah auf jeden Fall zeitgleich wie im spanischen Andalusien.
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Sardinien als Stützpunkt der Glockenbecherkultur? |
Die Bronzeverbreitung wiederum lässt sich mit dem Einmarsch der Glockenbecherkultur gegen 2000 v. Chr. verknüpfen, mit ihren typischen Armschutzplatten, Dolchen und Trinkgefäßen. Über deren Herkunft und Ausbreitung wird offiziell gestritten, aber nach Sardinien kamen sie - genetisch nachgewiesen - über die Balearen aus Iberien. Nach Meinung einzelner Forscher sollen die Bechertrinker von dort bis nach Zentraleuropa, Italien, Südgriechenland und sogar Ägypten vorgedrungen sein. Darauf deuten die komplizierten Bewegungsmuster der Haplogruppe R1b hin. In all diesen Ländern hätten sie mit den Einheimischen neue Zivilisationen gebildet.
Auf Sardinien entsteht die sog. Bonnanarokultur, die anfangs noch auf die Becherform zurückgreift. Sie fängt an, gigantische Trockenmauerburgen zu bauen, sogenannte Nuraghe. Sie bestanden aus einem zentralen Wehrturm umgeben von teils komplexen Nebengelassen. Es scheinen autarke Militärstützpunkte zur Beherrschung des lokalen Umfeldes gewesen zu sein. Nach ihnen wird ab 1600 v. Chr. die ganze Kultur auf Sardinien bezeichnet, die sog. Nuraghenkultur.
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Nuraghen: 3600 Jahre alte "Ritter"-Burgen? |
Die Burgen sehen wie die Vorläufer aller antiken und mittelalterlichen Befestigungsanlagen Europas aus. Davon gibt es noch heute viele Tausend auf Sardinien. Sie verlangen eine lange Baugeschichte, sehr viele zur Erbauung notwendige Bewohner und eine wichtige Militärstrategie dahinter. Neben den Nuraghen zeugen aber auch viele andere Bauwerke von einer Hochkultur in dieser Zeit auf Sardinien. Diese kann durchaus mit den Errungenschaften in Troja damals verglichen werden. Nicht wenige dieser Monumente waren dem Einfangen von Wasser gewidmet.
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Nuraghen auf Sardinien |
Herrschte damals eine Trockenperiode? Einem Mythos nach soll das alles vom Volk der Pelagi errichtet worden sein. Das heißt so viel wie, „die aus dem Meer kamen“ und assoziiert einen Namensverwandtschaft mit den umstrittenen Pelasgern. So werden die ältesten, also vor-indogermanischen Bewohner Griechenlands bezeichnet. Sind wir hier den Alteuropäern auf der Spur? Alle Historiker sehen diesbezüglich eine Invasion aus dem östlichen Mittelmeerraum heraus, können das aber nur mit Scherben davor und danach begründen. Doch dazu später!
Denn das wichtigste: Nebenan beim Nachbar in Spanien stehen genau die gleichen Turmanlagen herum, dort Motillas genannt. Deren Bau begann entsprechend früher, um 2200 v. Chr. So sind die Anbauten auch komplizierter, aber sie sollen von den gleichen Glockenbecherleuten gebaut worden sein.
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Motillas in Spanien |
Archäologen bewundern sie besonders wegen des genialen Systems der Wasserspeicherung. Mir ist vollkommen unklar, warum kein Archäologe diese Verwandtschaft erkennt. Die Burgen ziehen sich durch halb Spanien von der Mittelmeerküste bis auf das fruchtbare Hochplateau von La Mancha immer im Abstand von 4 bis 5 Kilometern. Damit könnten sie eine Art Limes gegen fiktive Feinde aus dem Norden für die zeitgleich bestehende Hochkultur von El Argar gedient haben. In Spanien werden die Errungenschaften der Motillas jedoch als eigenständige bronzezeitliche Kultur klassifiziert. Um es nochmal klar zu sagen: Wir reden hier über das 3. Jahrtausend vor Christi. Griechische Philosophen und Römische Legionäre waren noch „Lichtjahre“ weit entfernt. Die Motillas standen den Bauten der Hochkulturen in Mesopotamien und Ägypten technologisch in nichts nach. Und genau zu dem Zeitpunkt, als in Spanien diese Kultur zusammenbrach, tauchte die gleiche Architektur auf Sardienien auf.
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Gigantengräber |
Es wurden auch ähnliche Anlagen auf Balearen, Korsika (Torre) und der italienischen Insel Pantelleria gefunden. Da wieder um 1600 v. Chr. Tsunamis vom Atlantik her über das Flachland Spaniens hinweg gerollt sein sollen, könnte es sich auch um die Flucht wesentlicher Teile einer ganzen Zivilisation gehandelt haben. Schwerpunkt der iberischen Becher-Invasoren muss die sardische Halbinsel Sinis gewesen sein, genau in der Mitte des Eilands. Auf Sinis wurden auch die bis zu 2 Meter großen Giganten-Skulpturen von Monte Prama gefunden. Sie werden ebenfalls der Nuraghen-Kultur zugeschrieben.
Aber was ist nun mit den Scherben, die sind ja real? Seit den ersten Vorratskulturen ähneln die Töpfe auf Sardinien der Keramik aus der Ägäis. Das reicht den Archäologen für einen immer währenden östlichen Einfluss zu plädieren. Der wird auch immer vorhanden gewesen sein, denn die Insel lag ja auf der wichtigsten Handelsroute des Mittelmeeres zwischen Ost und West. Der erste vermutete Kontakt sind die sog. Augensymbole auf Gefäßen in Iberien von etwa 3200 v. Chr., die sonst eigentlich nur in Mesopotamien vorkommen.
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Sardinien im Kampf der prähistorischen Kulturen? |
Dann stießen die Ausgräber auf diese Pithoi-Großgefäße aus der Ägäis, die auf der Iberischen Halbinsel ab 1500 v. Chr. als Särge verwendet wurden. Da Hochseeschifffahrt - ab 3500 v. Chr. nachgewiesen - bis ins Mittelalter hinein aus technischen Gründen nur in Küstennähe möglich war und nur über Zwischenstationen funktionierte, könnte Sardinien quasi in die Rolle eines „Unterhändlers“ gedrängt worden sein. Und Töpfe waren in jeder Hinsicht das gängigste Import- und Export-Gut. Auf die Sprungbrett-Funktion deuten auch die sogenannten Ochsenhautbarren aus Kupfer hin, die ab 3000 v. Chr. massenhaft an der Südküste der Insel gefunden wurden. Die stammen alle aus Zypern, obwohl Sardinien selbst genug Kupfer besaß, um Alltagsgegenstände herzustellen. Da man die gleichen Barren auch in Frankreich ausgegraben hat, scheint zumindest hier ein „Handelsknoten Sardinien“ logisch. Unsere Insel ein Posten für Händler und Krieger, die über das Mittelmeer wollten?
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Kreuzweg der Kulturen? |
In schriftlicher Zeit, ab etwa 800 v. Chr., ist das für phönizische und griechische Kolonisten ausreichend belegt. Dafür spricht auch die oben erwogene Invasion der Pelasger.
Schauen wir uns die Sprache an: Heutige spanische und venezianische Dialekte auf Sardinien scheinen aus der Neuzeit zu stammen. Aber es gibt genügend muttersprachliche Linguisten, die aus den toponymischen Landschaftsnamen eine nuraghische oder protosardische Sprache rekonstruieren wollen. Diese soll sich als Folge mehrerer Invasionen von der Iberischen Halbinsel herausgebildet haben. Wieder wird eine Verbindung mit dem Baskischen hergestellt und - jetzt wird es spannend - mit dem Etruskischen im späteren Italien! Dazwischen liegt das Tyrrhenische Meer. Tyrrhenisch ist die Bezeichnung der Griechen für die Etrusker. Wieder ein Hinweis auf diese Brückenfunktion? Erst nach 1200 v. Chr. sollen sich die östlichen indogermanischen Sprachen bis Sardinien ausgebreitet haben. Eingeführt von Phöniziern, Karthagern, Römern und später sogar Germanen, die übrigens alle die Nuraghe nachgenutzt haben.
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Europa im Rhythmus von Klimaschwankungen |
Das sei aber nur möglich gewesen, so wieder einzelne alternative Forscher, weil vordem die westlichen Hochkulturen am Atlantik periodisch von Naturkatstrophen zerstört worden waren. Tatsächlich fallen alle hier genannten Zeiten für den Wechsel der Kulturen auf Sardinien mit einem jeweils von Geologen ausgemachten Umwelt-Kollaps vor Christi zusammen: 10500, 6200, 3900, 2200, 1600 und 1200. Diese Jahreszahlen sind in ganz Europa mit Erdbeben, Vulkaneruptionen, Klimakatastrophen, Agrarkrisen, Völkerwanderungen, Kriegen und kulturellem Wechsel verbunden. Für den letzten großen Umbruch ist auch das gemeinsame Ende für Motillas und Nuraghe nachgewiesen. Ursache könnten wieder Fluten im Mittelmeer gewesen sein. So wurden viele dieser Urburgen auf Sardinien aus einer inzwischen versteinerten Schlammschicht ausgegraben, vorrangig im Südwesten. Überhaupt scheinen die Nuraghen um so mehr zerstört, je näher sie zur Meerenge von Gibraltar liegen. Wer herausbekommt, wie hoch diese mutmaßlichen Flutablagerungen reichen, weiß, wie hoch der oder die Tsunamis gewesen sein müssen. Daraus lässt sich u. a. auf die Katastrophen-Auswirkungen in Iberien schließen.
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Sarden unter den Seevölkern in Ägypten? |
Wieder könnte es um 1200 v. Chr. eine kriegerische Flucht Richtung Osten gegeben haben, denn auf Mallorca wurde erst jüngst ein entsprechend datiertes Schwert ausgegraben. Das heute nach ihren Befestigungsanlagen bezeichnete Volk der Nuraghen wurde später von den Phöniziern als Srdn bezeichnet. Den gleichen Namen trugen in ägyptischen Hieroglyphen Hilfstruppen gegen die Hethiter und Teile der sog. Seevölker, die gegen 1200 v. Chr. alle Hochkulturen des östlichen Mittelmeerraumes platt gemacht haben. Um die Namensübereinstimmung wird gestritten. Erst bei den ab 1000 v. Chr. gegen Westen expandierenden Phöniziern aus der Levante gilt der Bezug als gesichert. Waren die Sarden Teil einer Völkerwanderung, die den östlichen Mittelmeerraum attackierte?
An dieser Stelle muss jeder renommierte Wissenschaftler aussteigen. Nach den Beschreibungen des griechischen Philosophen Platon aus der Mitte des 4. vorchristlichen Jahrhunderts nämlich, soll eine starke Seemacht von jenseits der Säulen des Herakles (Gibraltar) ganz Europa bis nach Tyrrhenien (Mittelitalien) und in Afrika bis Ägypten okkupiert haben. Ihr Name: Atlantis! Einzelne Autoren sehen in der Glockenbecherkultur deren archäologisches Äquivalent, in Cádiz die Nachfolgerin der in den Fluten untergegangenen Hauptstadt, in der Iberischen Halbinsel deren ursprüngliches Eiland. Die von Platon beschriebene Expansion der Atlanter über Tyrrhenien (später Etrurien) nach Athen kann so nur über das Sprungbrett Sardinien gelaufen sein. Der Schriftsteller Sergio Frau geht sogar so weit, die Insel als das eigentliche Atlantis darzustellen. Das hieße aber Platon zu vergewaltigen! Letztlich bleiben das alles nur indizienlastige Spekulationen.
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Sardinien als Sprungbrett der Kolonisten ab 1000 v. Chr. |
Als sicher gilt nur: Ja, Sardinien wurde aus dem Nahen Osten geprägt. Zweimal sogar entscheidend: Im Neolithikum und während des Phöniziereinfalls. Dawzischen aber müssen etwa 4000 Jahre Einfluss vom großen Nachbarn Iberien gelegen haben. Wie überall nämlich wurde die Entwicklung der Insel durch ihre geografische Lage bestimmt. Der exponierte Standort zwischen Gibraltar und Mittelmeer scheint sie in die Rolle eines Sprungbretts gezwungen zu haben, zwischen den atlantischen Völkern und dem Nahen Osten. Letzterer als der immerwährende Nabel der prähistorischen Welt.