Zum Beispiel haben sie mal gelesen, dass die ersten Bauern aus dem Orient nicht in Mitteleuropa, sondern in Südfrankreich und Südwestspanien um 6500 v. Chr. aufgeschlagen waren. Dort hatten sie die neolithischen Kulturen La Almagra und Lusitanian gebildet und sich nach den Gesetzen der menschlichen Kreatur weiterentwickelt. Und Sie fragen sich: Was ist aus ihnen geworden?
Dann haben Sie mal aus der gleichen Gegend eine TV-Reportage über die Megalith-Kultur gesehen. Vielleicht wurde dort schon die Hypothese vertreten, wonach deren Ausbreitung zeitlich um etwa 1.000 Jahre versetzt zur neolithischen Expansion am Atlantik erfolgte. Aufgefallen war Ihnen aber, dass die Großsteinsetzer ihren absoluten Höhepunkt hinsichtlich Anzahl und Größe der megalithischen Konstruktionen auf der iberischen Halbinsel gehabt haben müssen. Sie hätten sich später sowohl an der Atlantikküste, als auch über Südfrankreich und die Schweiz in unsere Richtung bewegt. Wer waren diese Leute, wundern Sie sich?
Auch von den ersten Kupfer- und Bronzeschmieden haben Sie gelesen, die in Andalusien wieder früher als bei uns Metall verhüttet haben sollen. Sie gehörten der sog. Glockenbecherkultur an, die auf den gleichen Wegen wie die Megalithleute expandierten und in Mitteldeutschland identische Artefakte hinterlassen haben. Quasi ganz Europa hätten sie militärisch überrollt (Bitte merken: bis Ungarn und Italien, nicht aber Griechenland!). Langsam fragen Sie sich, was dort im letzten Züpfelchen Europas eigentlich abgegangen ist?
Sie fangen an, spanische und portugiesische Fachliteratur zu lesen und erfahren, dass in den letzten Jahren dutzende Ringgrabenanagen in allen Größen auf der Iberischen Halbinsel entdeckt wurden, wie sie überall in Europa noch bis 1600 v. Chr. modern waren. Klar kennen Sie auch die archaischen Großreiche der Bronzezeit, wie die Palastkultur in Griechenland, die Minoer auf Kreta, die Hetiter in Anatolien, die phönizischen Hafenstädte im östlichen Mittelmeer und natürlich das Alte Ägypten. Und Sie grübeln: Muss es nicht auch ein zivilisatorisches Äquivalent im Westen am Atlantik gegeben haben? Die Innovationen aus dem Nahen Osten (Landwirtschaft, Megalithik, Metallbearbeitung) waren ja, wie oben gezeigt, immer kurz nach ihrer Einführung auch dort präsent.
So ist Ihnen vielleicht schon mal der Disput über die alten Wanderungen der Völker entlang der Ränder des Mittelmeeres bzw. später über eine alte Schiffsverbindung zwischen der Levante und Spanien bereits ab dem 5. Jahrtausend v. Chr. unter gekommen. Wenn die Phönizier ab 1000 v. Chr. Cádiz planmäßig aufgebaut haben, kann sich jeder selbst zurechtlegen, wie lange der Seeweg „hinter die Säulen des Herakles“ zuvor bekannt gewesen sein muss?
Sicher haben Sie schon von der Dorischen, minoischen, ionischen Wanderung oder der, der Seevölker gelesen. Dabei konnten Sie erkennen, wie um 1200 v. Chr. alle Hochkulturen am Mittelmeer zuerst von Erdbeben und Tsunamis zerstört und anschließend von Invasoren nacheinander vernichtet worden waren. Vielleicht haben Sie auch gestutzt, als Sie erfuhren, dass zur gleichen Zeit in Mitteleuropa abrupt die übliche Tradition der Ganzkörperhügelgräber abgebrochen wurde und die Urnenfelderleute sich aus dem Karpatenbecken heraus entwickelte. Von den damals bei uns allerorts schlagartig auftretenden Höhenwallanlagen, speziellen Waffen und vergrabenen Schätzen wissen nur wenige. Welche Katastrophe könnte solche Umwälzungen ausgelöst haben?
Die etablierte Wissenschaft erklärt ihnen das alles durch Zufälle, lokale Naturereignisse, Palastrevolten, rituelle Strömungen und prähistorischen Modewandel. Sie können also bisher auch nichts von folgenden Autoren gehört haben, sonst brauchte ich das Zeugs hier nicht zu schreiben: Frank Falkenstein, Bernhard Hänsel, Dirk Husemann, Wolfgang Kimmig, Robert Drews, Reinhard Jung, Mathias Mehofer, Margarita Primas, David Kaniewski, Gustav Lehmann, Albrecht Jockenhövel, Carrilero Millán A. Suárez, Marques Hans Holzhaider, Rosemarie Müller und Karl-Joachim Hölkeskamp. Alles gestandene Wissenschaftler und Hochschulprofessoren! Sie haben o.g. Zusammenhänge wissenschaftlich mit Klimamodellen, uralten Zeugnissen und logischen Mustern bei Völkerwanderungen untersucht. Ihre Erkenntnis: Um 1200 v. Chr. müssen verheerende Naturgewalten über ganz Europa hereingebrochen sein. Höhepunkt scheint eine Mega-Katastrophe am Atlantik gewesen zu sein (Meteor, Vulkan, Tsunami), mit anschließender Subsistenzkriese und Massenflucht. Die Flussauen in Deutschland, England, Frankreich, Spanien und Italien müssen überflutet, die Bevölkerung extrem dezimiert, die Überlebenden in die Mittelgebirge zentraleuropas getrieben worden sein. Dabei haben sie ihre Nachbarn überfallen und erreichten - diese vor sich hertreibend - im Dominoeffekt mit den Seevölkern Ägypten und mit der Schlacht im Tollensetal die Ostsee. Was aber mag damals am Atlantik passiert sein?
Wenn Sie jetzt nicht all die Experten oben extra lesen wollen, empfehle ich den Englischkundigen unter Ihnen in der Wikipedia den Artikel “Late Bronze Age collapse” unter https://en.wikipedia.org/wiki/Late_Bronze_Age_collapse. In Deutsch ist so etwas chancenlos, denn die Geschichtsadministratoren dort lehnen es ab, derartige Erkenntnisse zu veröffentlichen. Nicht einmal den englischen Text wollen sie übersetzen lassen. Vergleichen sie nun die dort beschriebene Katastrophentheorie mit allen oben genannten Wanderungen, Kriegen und Naturgewalten. Die Rätsel der Frühgeschichte scheinen plötzlich wie durch ein Wunder gelöst. Selbst die bisher mythischen
Geschichten wie der Kampf um Troja, die lydische Dynastie der Herakliden, der Einmarsch der Phryger in Anatolien, das Bündnis von Seevölkern und Libyern, der Ursprung der Philister, das zweimalige Auftreten eines Volkes namens Iberien (Spanien und Kaukasus) - alles passt in dieses Bild. Und welche imaginäre Kultur steckt nun hinter all dem Chaos?
Bestimmt sagt ihnen der Name Los Millares etwas. Diese über 4.000 Jahre alte befestigte Höhensiedlung in Spanien gilt mit ihren Mauern als Vorbild aller Burganlagen, wie sie nach 1200 v. Chr. in ganz Europa und dem Nahen Osten entstanden waren: Lage an einer alten Heer- und Handelsstraße, umwehrtes Dorf auf einem Bergsporn, zusätzliche Akropolis für die Herrscher, gute Rundumsicht, Quelle, Acker- und Weideland, Gräberfeld und Kultstätte in Sichtweite. Wissenschaftler setzen die Stadt mit Troja gleich und vermuten, die erste europäische Hochzivilisation gefunden zu haben. Davon wurden in Andalusien aus der Bronzezeit nicht wenige ausgegraben. Sie alle findet man irgendwie nur auf der Ostseite der iberischen Halbinsel, in den Bergen, weit weg vom Atlantik. Ihre Feldterrassen werden nur von denen rund um das Atlasgebirge im Maghreb übertroffen, was Sie ahnen lässt, woher sich die Zivilisationen in Iberien speisten. Wo aber könnte das Zentrum eines solch vorbildgebenden Gemeinwesens gelegen haben?
An wen könnten diese Genies ihr Wissen weiter gegeben haben?
Sicher haben sie schon die europäische und afrikanische Atlantikküste besucht. Sie zeugt mit ihren megalithischen Gräbern und Menhiren nicht nur von erfolgreichen prähistorischen Zivilisationen, sondern auch von den enormen Kräften, die das Meer überall auf die Landschaft ausgeübt hat. Wenn sie jetzt nach dem Ort der ältesten und meisten archäologischen Funde an der gesamten Atlantikküste fragen, dazu nach der größten Fläche einer möglichen zerstörten Siedlung, landen Sie unweigerlich in Südspanien, im Delta des Guadalete gegenüber von Cádiz. Dort wurden auf einem Areal von 10.000 Quadratmetern Artefakte besonders aus der Jungsteinzeit und der Bronzezeit in chaotischer Anordnung zueinander gefunden. Tausende neolithische Gräber im Umfeld konnten in eine Zeit vor über 5.000 Jahren datiert werden. Ab dem 2. Jahrtausend v. Chr. kann ihr Inhalt der Glockenbecherkultur zugeordnet werden. Genau in der Mitte des Deltas liegt die archäologische Ausgrabungsstätte Dona Blanca, in der in fünf Meter Tiefe monströse Zyklopenmauern angeschnitten wurden. Wer um Gotteswillen könnte hier gewohnt haben?
Genau um 1200 v. Chr. bricht diese Kultur ab. Irgend eine Katastrophe muss sie vernichtet haben. Wer sich mit Tsunamis beschäftigt ahnt, was hier abgegangen sein könnte.
Das Delta des Guadalete wird heute von sanften Hügeln umrahmt. Klettern sie auf deren höchsten Punkt! Trotz aller "neuzeitlichen" Überbauung erkennen Sie deutlich die ringförmige Struktur des Deltas, bestehend aus drei Hügelketten. Begutachten sie deren geologische Struktur, erkennen Sie Sandsteinfels, der einmal künstlich überhöht worden sein muss. Gegenüber ihres Standortes liegt die ehemalige Insel Cádiz, sicher einmal selbst Teil dieses zerstörten Kreises. Die Landschaft mutet wie ein künstlich geformter Sandstrand an, der überschwemmt wurde und aus dem sich nur noch die Reste der Berge über die Ebene erheben. Auf Ihrem Aussichtspunkt reihen sich rundgeschliffene Monsterwacker aneinander. Rundum finden sich Steine von roter, schwarzer und weißer Farbe, kalte und warme Quellen. Man kann sich gut vorstellen, dass hier eine blühende Zivilisation schon in der Frühzeit gedeihen konnte. Das Klima entsprach dem im östlichen Mittelmeer, der Boden ist fruchtbar, es gibt noch heute zwei Ernten im Jahr, das Gebirge Sierra Morena schützt vor kalten Winden aus dem Norden. Die gesamte Gegend heißt seit alters her „Gades“. Ja wo, in Dreiteufelsnamen, haben Sie das alles schon mal gehört?
Das archäologische Gelände Dona Blanca ist öffentlich zugänglich und liegt nahe der Hafenstadt Puerto de Santa Maria. Im Historischen Museum dort findet man glanzvolle Artefakte, die von einer einzigartigen Hochkultur zeugen. Sie kann den östlichen Zivilisationen in nichts nachgestanden haben. Ihre letzten Zweifel verschwinden aber angesichts der künstlichen Höhlen entlang der Ringhügel. Sie sind so groß, dass selbst antike Schiffe mit Segel und Ruder darin Platz gefunden hätten. Sie befinden sich tief unter der Erde und liegen heute noch auf dem Niveau des Meeresspiegels. Ihre Wände sind sauber bearbeitet, teils 10 Meter hoch und 30 Meter lang. Die Höhlen sehen wie alte Steinbrüche aus, denen man das Material für megalithische Großbauten entnommen hatte. Von den überdimensionalen Stollen führen Schleifspuren von Transportschlitten zum Meer (für Wagenräder zu eng beieinander liegend). Wer kann solche Höhlen angelegt haben, die wie „unterirdische Häfen für Dreiruderer“ anmuten?
Ein letzter Widerspruch könnte Ihnen zu den Völkerbewegungen nicht lange nach den Katastrohen um 1200 v. Chr. einfallen. Sie denken an die Ionische Kolonisation der griechischen Stadtstaaten, bei der beispielsweise Marseille gegründet wurde, die Phönizische Expansion aus dem Nahen Osten heraus, die auch Karthago hervorbrachte, die Etrusker, die jüngst als anatolische Lydier entlarvt wurden, aber auch an die Kelten, die von Zentraleuropa bis auf die Iberische Halbinsel gewandert waren. Es scheint so, als hätten ab 1000 v. Chr. alle Völker des Ostens ihre Ableger Richtung Westen geschickt. Als wenn dort neues Land entstanden wäre, oder - logischer - vernichtete Flora und Fauna sich langsam erholen würde. Dass die Invasoren so nebenbei die Indogermanische Sprache mitbrachten, zeigt, wessen geistiges Kind sie waren. Die Erklärung der Fachwelt wie Überbevölkerung, erneuter Klimawandel oder modischer Zeitgeist haben Sie schon als abwegig erkannt. Eine der ersten phönizischen Expeditionen muss um 1000 v. Chr. in das am weitesten entfernte Cádiz stattgefunden haben. Da kannte sich jemand aus!
In Südspanien entstand damals die Tartessische Kultur. Historische Quellen bezeichnen sie als schnell aufstrebendes und wohlhabendes Königreich. Die Ausgrabungsstätte Dona Blanca könnte entgegen der Meinung heutiger Archäologen ihr Zentrum gewesen sein. Siedelten hier die "Heimkehrer" auf den heiligen Ruinen ihrer Vorfahren?
So könnte ich Ihnen weitere Fragen stellen, aber Sie ahnen, was nun kommt. Setzen sie bitte bei allen das Wörtchen Atlantis als Antwort ein. Nehmen Sie alle von Platon beschriebenen Details des mythischen Königreiches her und vergleichen Sie es mit diesem Standort. Ach ja, natürlich müssen Sie statt dem Jahreskalender den ägyptischen Mondkalender benutzen, um nicht bei 11.000 Jahren für den Untergang von Atlantis durch eine Tsunamikatastrophe rauszukommen, sondern bei 1200 v. Chr. Und Sie sollten die ägyptischen Bezeichnungen für Insel und Halbinsel vergleichen, sowie sich mit der geografischen Entwicklung Iberiens beschäftigen. Viele Gebiete nördlich der Pyrenäen sind nicht älter als 5000 Jahre. Da fehlt nicht viel für ein Eiland.
Auf all diese Fragen hat mich Jürgen Hepke gebracht, der auf altantis.de seine Theorie unterbreitet. Ihm verdanke ich die Anregung für einen Vergleich aller dort aufgeführten Lokalisierungsversuche. Wer allerdings auf dieser Anhöhe über Dona Blanca gestanden hat, wird kaum mehr Zweifel an der Platzierung des Mythos Atlantis aufbringen können. Es müssen die bronzeschmiedenden Glockenbechertypen gewesen sein, die sich eine prosperierendes Reich aufgebaut hatten und eiskalt von den Naturgewalten erwischt worden sind. Die ringförmige Struktur ihrer Königsstadt wird heute nicht nur durch die Hügelketten, sondern auch durch Bewässerungskanäle in der Ebene verstärkt. Sogar die von Platon angegebenen Maße für die Inselkreise und für das riesige Umland des Andalusischen Beckens stimmen erschreckend genau überein.
Natürlich finden Sie vielleicht andere Antworten, besonders wenn Sie gerade ein Buch über die Lokalisierung von Atlantis andernorts geschrieben haben. Mich würde Kritik an meinen implizierten Fragen aber trotzdem interessieren.