Denn es braucht weder Aliens, Chronologiekritiker noch Verschwörungstheorien. Themen wie Basken, Seevölker, Dorische Wanderung, Atlantis oder indogermanische Invasionen sind längst zu deuten. Man muss nur die neuesten Veröffentlichungen von Archäologen, Genetikern, Geologen, Linguisten und Geografen zusammenbringen. Und die lassen sich durch die sog. Katastrophentheorie zusammenfassen, welche Auf- und Untergang aller urzeitlichen Kulturen nach den immer gleichen Abläufen erklärt: tektonische Verwerfungen (auch wegen kosmischer Impacte), Tsunamis und kurzfristige Besiedlung der Höhen, atmosphärische Winter und langfristige Agrar- und Subsistenzkrisen, kriegerische Völkerwanderungen und letztlich technologischer Fortschritt. Dazu stelle ich im Einstieg "Worum es hier geht“ 7 Hypothesen auf, die gerne diskutiert werden können. Die daraus resultierende Chronologie finden Sie in den Artikeln von 1. bis 7. durchnummeriert. Eine Übersicht der damaligen Kulturen ganz unten rechts…

Donnerstag, 9. Februar 2017

Wo Prof. Falkenstein in seiner Katastrophentheorie irrte

Krisenauslöser Vulkan
Mitten in der Bronzezeit kam es in ganz Europa unvermittelt zu Massensterben, die Menschen begannen plötzlich ihre Verstorbenne zu verbrennen, Völkerwanderungen brachen los, die Stämme fielen übereinander her, Großreiche zerbrachen, Hochkulturen gingen unter. Frank Falkenstein, heute Professor am Lehrstuhl für Vor- und Frühgeschichte der Uni in Würzburg, entwickelte 1997 dazu eine „Katastrophen-Theorie zum Beginn der Urnenfelderkultur“. Damals für etablierte Archäologen so abwegig wie heute: Das sei alles nur Zufall! Dumm nur, dass mit dieser Hypothese auch alle anderen offenen Fragen der damaligen Zeit erklärt werden können (Seevölker, Troja, Dorische Wanderung, Ionische Kolonisation, Jüdische Landnahme, etc.).
Prof. Frank Falkenstein
Die Genialität Frankensteins bestand nicht nur darin, dass er die Überlegungen aus vielen Wissenschaftszweigen zu den Umbrüchen um 1200 v. Chr. zusammenführte, sondern auch in der Erkenntnis, dass kein kurzzeitiges Einzelereignis wie z.B. ein Erdbeben ausreichte, um solch einen Kollaps herbeizuführen. Nur ein über Jahrzehnte auf Instabilität hinwirkendes Phänomen habe Europa derart aus dem Gleichgewicht bringen können: Eine so genannte Subsistenzkrise. Sie wird als Zusammenbruch aller wirtschaftlichen und sozialen Beziehungen in der Gesellschaft definiert. Damit bestätigt er die wichtigsten in diesem Block vertretenen Meinungen. An einigen Stellen seiner Hypothese aber bemerkt Falkenstein selbst ein paar Ungereimtheiten in seinem ansonsten geschlossenen Entwurf. Wahrscheinlich blieb ihm deshalb auch die Anerkennung seiner Kollegen versagt. Dabei ließen sich diese Irritationen leicht aus der Welt schaffen. Denn der Meister scheint einfach ein paar entscheidende Konsequenzen seiner These unberücksichtigt gelassen zu haben. Doch der Reihe nach:
Frank Falkenstein leitet die katastrophalen Umbrüche in Europa um 1200 v. Chr. aus einem Klimakollaps ab, der durch den Ausbruch des isländischen Vulkans Hekla im Jahre 1159 v. Chr. entstanden sein könnte.
Der Hekla heute
Dabei zieht er die verheerenden Auswirkungen zu Rate, die die Eruption des indonesischen Vulkans Tambora im Jahr 1851 auf Europa hatte (zweijährige globale Aschewolke, extremer Temperatursturz, abnorm hohe Niederschlagsmengen, Unwetter, Ernteausfall, Hungersnöte, Epidemien, soziale Unruhen und Massenauswanderungen). Diese sind exzellent dokumentiert. Wenn - so der Professor - ein weit entfernter Vulkan Europa so an den Rand eines Kollapses bringen konnte, welche Auswirkungen hätte dann ein Feuerspucker direkt vor der Haustür gehabt? An Hand von Eiskernbohrungen in Grönland und Wachstumsringen von Eichen auf der ganzen Welt schließt die Wissenschaft ja schon lange auf europäische Klimakatastrophen in den Jahren 1628 v.Chr., 1159 v.Chr., 207 v.Chr. und 540 n.Chr. Falkenstein bringt die zweite Zahl überzeugend mit dem Hekla in Verbindung und leitet daraus sinnfällig ab:
Globale Katastrophenzeiten
  • Die tiefgreifenden Umwälzungen um 1200 v. Chr. in ganz Europa und dem Nahen Osten müssen eine zentrale Ursache gehabt haben. Dafür könnte eine Naturkatastrophe im Atlantik (Vulkanausbruch) verantwortlich sein. Eine solche erklärt jedenfalls am besten die bekannten Erscheinungen damals, wie partieller Bevölkerungsschwund, kulturelle Revolutionen (Bestattungsritus, Keramik), sowie Völkerwanderungen, meist von West nach Ost bis ans Schwarze Meer und mit Überwindung von Alpen und Balkan sogar Richtung Mittelmeer.
  • Der Eruption von 1159 v.Chr. muss die typische Staubpartikelübersättigung der Stratosphäre gefolgt sein, mit kontinentaler Verdunklung, Dauerregen und Kollaps der Landwirtschaft. Die daraus resultierende 200-jährige Agrar- und Subsistenzkrise löste den Umbruch zur Urnenfelderkultur aus, europaweite Kriege, massenhafte Anlage von befestigten Bergsiedlungen, kulturellen Niedergang und Wertevernichtung durch Opfergaben und Hortniederlegungen (die Leute haben ungewöhnlich viele Schätze vergraben).
  • Das Entstehungszentrum der Urnefelderkultur scheint im Karpatenbecken Ungarns gelegen zu haben, dehnte sich danach schnell aus, überwand sogar den Balkan und die Alpen und könnte im östlichen Mittelmeer als Ankunft neuer Völker aus dem Norden interpretiert werden (Seevölker). 
  • Nach nur wenigen Jahrzehnten setzt eine Umkehr der Wanderungsrichtung ein (bei Falkenstein skizziert durch die Ritz- und stempelverzierten Keramikgruppen, die aus dem Osten einmarschierten).
Bis hierher scheint alles zu stimmen. Doch leider lässt der sonst so geniale Frankenstein entscheidende Konsequenzen des Vulkanausbruchs außer Acht: Erdbeben! Diese sind nämlich immer Teil von tektonischen Störungen und lösen im Meer Tsunamis aus. Hier ist der Hekla durch die Insellage durchaus mit dem Tambora vergleichbar, auch wenn dessen zerstörerische Intensität größer gewesen sein soll. 1815 waren dort 10.000 Menschen auf den Inseln ringsum durch die Eruption direkt getötet worden, weitere 100.000 durch Flutwellen und Hungersnöte besonders in Südostasien. Überträgt man das Szenario auf die Situation in Westeuropa vor 3200 Jahren, muss
Ausbreitung eines möglichen Tsunamis vom Hekla aus
  • der Ausbruch des Hekla von einer Welle zerstörerischer Erdbeben in ganz Europa begleitet worden sein, wie sie ja auch von allen Ausgrabungsstätten im östlichen Mittelmeer, den Bergwerken in Hallstatt, von Helgoland und dem Stadtfelsen in Porto bekannt sind.
  • ein starker Tsunami von Island aus ganz Nord- und Westeuropa überspült haben und damit zumindest im weiten Hinterland der Küsten und die Flussauen hinauf alles Leben ausgelöscht haben (von Falkenstein selbst mit dem Bevölkerungsschwund in England, Südfrankreich, Italien und den Flussauen von Rhein, Main und Weser belegt).
  • diese Flutwelle sich aber anschließend gleich wieder zurückgezogen haben, jedoch versandetes und salzübersättigtes Land hinterlassen haben.
    Historischer Erdbebenatlas:
    Flachland = Überschwemmungsland?
  • zusätzlich der Dauerregen aufgrund von Atmosphärenverseuchung jedweden Feldanbau in den Flussniederungen unmöglich gemacht haben. Die Überlebenden und ausgewanderten Neusiedler wurden auf die Berge getrieben, erkennbar an den plötzlich massenhaft auftretenden befestigten Höhensiedlungen (von Falkenstein an der fehlenden Siedlungstätigkeit in den Flussniederungen festgemacht).
  • die von Hunger und Verzweiflung getriebene kriegerische Expansion Richtung Osten und Süden einen Dominoeffekt bei den dort Altansässigen ausgelöst haben, ähnlich der Flucht vor dem Hunnensturm während der Völkerwanderung am Ende der Antike.
  • nach der geografischen Situation West- und Mitteleuropas neben den Gebirgen nur der Donauraum von einer mutmaßlichen Heklawelle verschont geblieben sein.
In Ergänzung zur Theorie Falkensteins scheint also vor dem schleichenden Untergang der Zivilisation (Subsistenzkrise) ein plötzliches Massensterben (durch Flutwellen) gestanden zu haben. Und erst danach können die kriegerischen Völkerwanderung eingesetzt haben. Wenn wir diese logischen Konsequenzen in die Katastrophentheorie des Professors zur Entstehung der Urnenfelderkultur einfügen, können alle seine Selbstzweifel und Fragen at Acta gelegt werden:
  1. Wie kommen die scharfen Grenzen des Entstehungsgebietes der Urnenfelderkultur zustande? In den Küstenregionen am Atlantik scheint es kaum Tsunmi-Überlebende gegeben zu haben. Im Bergland aber konnten sich die Übriggebliebenen sammeln und viele neue befestigte Siedlungen gründen.
    Die Subsistenzkrise muss sie aber weiter in den Osten getrieben haben, wo sich im Karpatenbecken überschwemmungsfreies Land gefunden haben könnten. Vom Schwarzen Meer scheinen keine Fluten ausgegangen zu sein, denn aus der Donauaue sind keinen Dezimierungen bekannt. So konnte sich hier, aus Einheimischen und Zugewanderten, das Kristallisationszentrum des neuen Grabritus entwickeln. Dessen Grenzen werden also genau durch geografische Vorgaben bestimmt: Wellenausbreitung im Flachland und in den Flusstälern, vorherrschte Windrichtung  für Aschewolken von West nach Ost, Endpunkt der katastrophalen Auswirkungen. So tat sich die Urnenfelderkultur auch bis 800 v. Chr. schwer, in die ehemals überfluteten Gebiete vorzudringen.
  2. Warum gerade die vorrangige Ausbreitung nach Osten? Im Westen liegt der Atlantik und Bauern brauchen fruchtbaren Boden! Neueste Ausgrabungen in Portugal, Spanien und Italien lassen dort noch stärkere Naturgewalten damals als im Nahen Osten vermuten (Untergang Los Millares und El Argar).
    Die nach 1200 v. Chr. entlang der Küste von Archäologen ausgegrabene "Atlantische Bronze" weist viele Merkmale kultureller Degeneration auf und könnte ebenfalls als Grenze einer Flut gedeutet werden. So wie die Überlebenden nördlich von Pyrenäen und Alpen im Karpatenbecken erstmals Ruhe gefunden haben, könnten die Protoiberer auf Schiffen geflüchtet sein. Dieser Druck Richtung Osten scheint im Seevölkersturm seinen Höhepunkt gefunden zu haben, der die Hochkulturen im östlichen Mittelmeer hinwegfegt hatte. Selbst wenn die entsprechenden Krieger nicht vom Atlantik bis Ägypten durchmarschiert und nach dem Dominoprinzip selbst Opfer einer Invasion waren. 
  3. Wie kam der neue Bestattungsbrauch zustande? Verbrennen der Leichen könnte ein Schutz vor Epidemien nach Massensterben gewesen sein; Urnenbestattungen scheinen auch einen geringeren Aufwand als die vormaligen Hügelgräber bedeutet zu haben. Die waren ja außerdem immer an feste Siedlungen gebunden. Neue Riten assoziieren außerdem neue Religionen: Die alten Götter hatten im Schutz der Menschen vor Katastrophen versagt. Vielleicht war auch ein Trauma im Spiel, von der verheerenden Wirkung des Wassers. Die früheren Erdwerke scheinen ja vielfach weggeschwemmt worden zu sein (Vergleiche Höhensiedlungen und die abgespülten Dolmen am Atlantik).
  4. Stimmt die offizielle Chronologie der Bronzezeit überhaupt mit dem Vulkanausbruch überein? Falkenstein lässt sich hier auf einen akademischer Streit um die Grenze zwischen Mittlerer und später Bronzezeit ein, der den katastrophalen Umbruch um 1200 v. Chr. markiert. Dabei scheint die Heklaeruption nur eine von vielen Katastrophen gewesen zu sein, könnten sich Vor- und Nachbeben über Jahrzehnte hingezogen zu haben. Das ermöglicht nur ein sehr diffuses Bild der Abläufe. Ohne den Zusammenhang von Eruption und Subsistenzkrise aufweichen zu wollen: Zusätzlich zum Hekla kämen für die Flut im Atlantik ja auch unterseeische Beben oder Meteoriteneinschläge als Ursache in Frage. Doch bei aller Unwägbarkeit ist doch am wichtigsten, dass die scheinbar globalen Katastrophen einen einheitliche Ursache haben. Nur so ergeben die unterschiedlichen Erscheinungen einen Sinn.
  5. Warum entvölkern sich die Flussniederungen damals, wie an Isar und Main, obwohl dort mit der Wanderungsrichtung eigentlich ein massenhafter Zuzug stattgefunden haben müsste?
    Terrassen und Schanzen am Ipf
    Der Main fließt in den Rhein und scheint mit obiger Fluttheorie hinreichend erklärt. Das Wasser der Tsunami-Flut scheint schnell wieder abgelaufen zu sein, aber der mit der Staubanreicherung der Atmosphäre zusammenhängende Dauerregen scheint alle Täler und flaches Land nachhaltig unter Wasser gesetzt zu haben. Und da sind wir bei der Isar, die in die Donau mündet: Auch wenn es dort keine Flutwelle gegeben hat, das anschließende Wetter muss jede Bewirtschaftung der Flussniederungen unmöglich gemacht haben. Ein Verglich der beiden Flusssysteme macht außerdem deutlich, dass Versalzung und Versandung bei der Nordmeer-Flutwelle einen untergeordnete Rolle gespielt haben müssen. Angesichts der Wallanlagen in Mitteleuropa erkennt auch der Laie: die Neusiedler können sich ihre befestigten Höhensiedlungen nicht nur nach militärischen Gesichtspunkten ausgesucht haben. Neben einer Quelle am Berg musste auch immer landwirtschaftliche Fläche vorhanden sein, oder sie wurde nachträglich mit Terrassenfeldern angelegt. Diese zeigen sich heute in den ausgelaugten und abgespülten Magerrasenabhängen an vielen ehemaligen keltischen Oppida, besonders deutlich in Franken und in der Rhön.
  6. Wenn es einen Zusammenhang von Urnenfelderumbruch und Seevölkern gibt, warum finden sich dann so wenige entsprechende Artefakte im östlichen Mittelmeer?
    Seevölkerinvasion um 1200 v. Chr.
    Nach allem was wir aus der Geschichte wissen, scheinen Völker einer Aggression nicht selten dadurch aus dem Weg gegangen zu sein, in dem sie ihrerseits die entgegengesetzten Nachbarn überfielen. Die ganze Völkerwanderung am Anfang unserer Zeitrechnung muss nach diesem Prinzip abgelaufen sein. Die grundsätzliche Bewegungsrichtung blieb dabei bestehen. So müssen die Seevölker vor Ägypten nicht zwangsläufig Vertriebene vom Atlantik gewesen sein. Die bekannten Wanderungen im Mittelmeer Richtung Westen sind uns aber als mythische Kriege schriftlich überliefert. Sie erscheinen in ihrer Reihenfolge als Indiz für eine einheitliche Ursache im Westen - wahrscheinlich am Atlantik: Zusammenbruch der El Argar-Kultur in Spanien, Einmarsch der Spartaner in Griechenland, Trojanischer Krieg mit Besetzung Ioniens, Vernichtung des Hetitischen Großreiches, Seevölkersturm mit Zerstörung der vorphönizischen Stadtstaaten und Angriff auf das Reich am Nil. In dieses Muster passt auch die Tatsache, dass die Seevölker sowohl per Treck als auch mit dem Schiff unterwegs waren.
  7. Trägt die Katastrophentheorie die komplizierte Gemengelage im alten Griechenland?
    Griechische Expansion um 1200 v. Chr.
    Alle Archäologen von Rang und Namen haben in Griechenland gegraben und eigene Hypothesen aufgestellt. Wenn man diese Einschätzungen aber von allen Konjunktiven befreit, bleibt in der Quintessenz eine kriegerische Einwanderung um 1200 v. Chr., gemeinhin als Dorische Wanderung bezeichnet. Selbst wenn diese neuerdings als langsame Diffusion beschrieben wird, bleibt zur gleichen Zeit der Zusammenbruch der sog. spätminoischen Palastkultur III. Mehr braucht es nicht um hier ins Bild zu passen.
  8. Wie ist die Situation auf der Apenninenhalbinsel einzuschätzen? Laut Falkenstein sollen ja die urnenfeldisch beeinflusste Fundgruppe der Fazies Canegrate über die Alpen gekommen sein. Doch viel weiter als bis zur Poebene können sie es nicht gebracht haben. Diese scheint ja auch überschwemmt gewesen zu sein, denn sie wird  als völlig entvölkert beschrieben. Der historische Erdbebenatlas oben assoziiert Flutwellen auch im Mittelmeer. Einige Wissenschaftler sehen so auch Ausbrüche des Ätna damals.
  9. Warum finden sich keine der für Krisenzeiten so typischen Hortniederlegungen und Deponien in England, an der französischen Atlantikküste, in Spanien und an der Nordsee? Natürlich weil diese Gebiete ja überflutet gewesen sein müssen und zwar ganz plötzlich. Niemand scheint hier noch etwas in Sicherheit gebracht haben zu können. Dass in Irland schon vor der Katastrophe Schätze vergraben wurden, kann mit den Vorbeben zu tun haben.
  10. Wieso kommt es nach Ende der Subsistenzkrise zu einer umgekehrten Ost-West-Trift der Völker? Die Natur hatte sich wieder beruhigt und eine Rückkehr in fruchtbares Landes scheint nur logisch.
    Kolonisation ab 1000 v. Chr.
    Nach 200 Jahren Notstand (8 Generationen) könnte die Erinnerung an die gelobte Heimat auch noch wach gewesen sei. Wie in diesem Blog dargelegt, ergänzen sich wieder die Mythen mit den archäologischen Erkenntnissen: die Phönizische Expansion aus dem Nahen Osten heraus, die auch Karthago und Cadiz hervorbrachten (ab 1000 v. Chr.), die Kolonisation der griechischen Stadtstaaten, bei der beispielsweise Marseille gegründet wurde (ab 800 v. Chr.), die Etrusker, die jüngst als anatolische Lydier entlarvt wurden, aber auch die Kelten, die von Zentraleuropa bis auf die Iberische Halbinsel und nach Britannien wanderten (ab 600 v. Chr.). Damit könnte auch der Siedeszug der Indogermanen bis ins letzte westliche Zipfelchen Europas erklärt werden.
In diesem Stil lassen sich weitere kleine Ungereimtheiten in Falkensteins Werk ohne Mühe ausbügeln. Was seiner Genialität aber keinen Abbruch tun soll. Er schrieb seine Thesen ja bereits 1997 auf und seit dem ist archäologisch viel geschehen. Der Witz dabei: Alle neuen Ausgrabungen passen in das von ihm entworfene Bild: Die Schlacht im Tollensetal, der Untergang der Nuraghen-Kultur auf Sardinien, die Hortniederlegung der Himmelsscheibe von Nebra, die Erforschung mehrerer Wallanlagen in Mitteleuropa (u.a. Bernstorf), auch neueste Ausgrabungen im östlichen Mittelmeerraum. Und dennoch bleiben offene Fragen, die einfach noch niemand beantworten kann:
  • Was war eigentlich mit der Iberischen Halbinsel? Wurde auch sie von einer Welle überrollt? Sind die so andersartigen Basken vielleicht die Überlebenden, die die Pyrenäen vor der Flut geschützt hatten?
  • Wie kam dieser absonderliche südliche Seitenarm der Urnenfelderkultur nach Katalonien zustande? Wenn die Poebene überflutet war, muss es auch Südfrankreich erwischt haben. Waren dort die Verwüstungen vielleicht nicht so stark und man konnte schnell in die sicheren Berge Ostspaniens gelangen?
  • Welcher Zusammenhang besteht zwischen den Katastrophenszenarien im Norden und im Mittelmeer? Gab es dort auch Vulkaneruptionen?
  • Was ist mit den anderen Jahreszahlen möglicher Klimakatastrophen, die sich aus den Eiskernen und Holzproben für Europa ergeben haben? Laut Falkenstein finden sich viele Hinweise in den Mythen der Mittelmeervölker. Aber auch die offizielle Geschichte lässt manchen Zusammenhang erahnen:
  • 1628 v.Chr. die Eruption des Thera auf Santorin,
  • 1159 v.Chr. unsere hier behandelte Katastrophenzeit um 1200 v. Chr.,
  • 207 v.Chr. beginnende Südwanderung der Kelten und
  • 540 n.Chr. Untergang des Römischen Reiches.
Prof. Falkenstein reagiert heute recht zurückhaltend auf Anfragen zu seiner in jungen Jahren entwickelten Theorie. Auch wenn er öffentlich seine Katastrophentheorie nicht mehr verfolgt, distanziert hat er sich von ihr nie. Auch auf Nachfrage nicht. Zitat: „Ist halt schwer zu beweisen.“ In der Spezialausgabe 4.16 von SPEKTRUM der Wissenschaft „1200 v. Chr. - das dramatische Ende der Bronzezeit“ beschreibt Falkenstein die Urnenfelderkultur als eine aus dem Nichts entstandene neue Religion. Wie soll auch die Deutsche Professoren-Besoldung weitere Giordano Brunos hervorbringen!? Die frühe Hypothese Frankensteins aber hätte das Zeug, unser Weltbild nachhaltig zu verändern.

Montag, 6. Februar 2017

Einstieg: Worum es hier geht - Die vergessenen Westeuropäer


Wer waren die Typen, die am Atlantik in der Steinzeit Menhire
aufstellten und wozu?
"Wenn Du irgend etwas nicht verstehst, such nach Naturkatastrophen und deren Auswirkungen..." J.H.
Wer sich für prähistorische Geschichte interessiert und entsprechend viele Bücher verschlingt, kennt die so genannten Rätsel der Frühgeschichte: Seevölker, Atlantis, das Dunkle Zeitalter, Ausbreitung der Indogermanen etc. Besonders zu Westeuropa fallen dem Laien bald Wiedersprüche auf, die er nirgendwo erklärt bekommt. Beispiele: Die ständigen Völkerbewegungen aus Iberien und Südfrankreich heraus, die Ähnlichkeit von Kulturen in Spanien und Mitteldeutschland (Glockenbecher - Aunjetitzer), die Häufung von Katastrophen um 1200 v. Chr. in Europa und dem Nahen Osten, das unmotivierte Auftreten der Urnenfelderkultur verbunden mit vielen Höhensiedlungen, Schatz-Niederlegungen und neuen Waffen allerorts. Die, die es wissen müssten, halten sich streng an ihre Lehrmeinungen und die lautet in allen o. g. Fällen: "Zufällig", "strittig", "kann nicht sein". Verfolgt man die dabei auftretenden unterschiedlichen Positionen, landet man meist bei den Hochkulturen im Nahen Osten. Jedes Kind kennt die ägyptischen Pyramiden, niemand aber die rätselhaften Motillas der El Argar-Kultur in Spanien.
Ankunft der ersten Bauern aus dem Nahen Osten heraus
Außer zu ein paar Highlights, wie Stonehenge oder der Himmelscheibe von Nebra, fehlt meist die vielbeschworene interdisziplinäre Forschung. Visionen, Hypothesen, Zusammenhänge bieten oft nur Endzeit- und UFO-Forscher sowie Chronologiekritiker an. Wem das nicht plausibel erscheint und tiefer gräbt, entdeckt plötzlich einige Historiker und Archäologen, die sich den offenen Fragen im Westen widmen, aber von ihrer Zunft nicht anerkannt werden. Trotzdem erscheinen deren Schlussfolgerungen logisch, sie entsprechen nur nicht dem gängigen Geschichtsbild. Das hat nichts mit Verschwörungstheorien zu tun, wenig mit der Amts- und Aktengläubigkeit bei uns, sondern mehr mit dem monetären System: Wer die Lehrmeinungen der großen Institutionen missachtet, findet weder Anstellung noch Auftrag. Aber es gibt Ausnahmen! Denn in den archäologischen und historischen Veröffentlichungen werden immer wieder Muster deutlich, nach denen sich Geschichte auch ohne schriftliche Zeugnisse immer wieder selbst erklärt. Ein Zauberwort dabei heißt Völkerwanderungen:
Der historische Erdbebenkatalog
des Deutschen Geoforschungszentrums
Jäger und Sammler mussten sich auf der Suche nach Beute immer bewegen. Gebirge, Meere oder Wetter konnten sie nur bedingt aufhalten. Die neolithische Revolution am Ende der letzten Eiszeit gegen 10.000 v. Chr. wurde auf Grund der dezimierten Wildbestände geradezu erzwungen. Die ersten Bauern waren nun von Wetter und fruchtbaren Böden abhängig. Das Klima aber, ein weiteres Zauberwort, hat seit der "Sesshaftwerdung" mehrere Kapriolen geschlagen. Dazu kamen andere einschneidende Naturkatastrophen und Kriege. Dadurch scheint die langsame Migration der "Generationsrodungen" durch plötzliche und massenhafte Abwanderungen durchbrochen worden zu sein. Weitere Schlüsselfunktionen scheinen Tsunamis und dem Wasserstand der Meere zuzukommen. Wenn wir wissen, dass gegen 6200 v. Chr. der Ärmelkanal und der Bosporus überflutet wurden, kann man sich vorstellen, was an den europäischen Küsten los war und wie sich danach der Schiffsverkehr entwickeln musste. Flutwellen, die die großen Ströme hochzogen, oder extreme Regenperioden, die das Leben in den Tälern unmöglich machten, müssen die Menschen in die Berge getrieben haben.
Wieso unterscheiden sich Westeuropäer (R1b) genetisch 
so prinzipiell von den Osteuropäern (R1a)? 
Auch hier fanden Bewegungen von Völkern statt, die meist nur als simpler Handel abgetan werden. Unsere Altvorderen könnten aber oft nur der Not gehorchend weiter gezogen sein. Doch die etablierte Wissenschaft geht bei den strittigen Themen äußerst reserviert mit vergleichende Rekonstruktion nach gesundem Menschenverstand um. Für sie scheint nur das fixierte Wort oder die chemische Altersbestimmung ausgegrabener Artefakte zu zählen. Das aber hilft in vorschriftlicher Zeit und bei globalen Zusammenhängen kaum weiter. Gott sei Dank bringt inzwischen die Genetik frischen Wind in den Laden. Aber auch hier ist jede Analyse nur so gut wie das Geschichtsverständnis des jeweiligen Genetikers.
Grund genug also für einen interessierten Laien, ein bisschen zusammenzuführen, zu hinterfragen und zu spekulieren. Wer waren diese Typen da im Westen, was führte sie
massenhaft nach Mitteleuropa und wo kamen sie überhaupt her. Da der Atlantik sozusagen als geologische Leitplanke fungiert, nenne ich sie einfach Atlanter! Die Betrachtung hier will wissenschaftlich korrekt, aber allgemein verständlich sein. Sie reicht von der Besiedlung Europas durch den Homo Sapiens, über die Einführung der Landwirtschaft, ihre Ausbreitung, die Klimaveränderungen, Naturkatastrophen, Völkerwanderungen und die spätere Kolonisation vom östlichen Mittelmeer aus, bis ins letzte Zipfelchen Galliens. Da sich der Blog nur an speziell Interessierte wendet, setze ich bestimmte historische Grundkenntnisse voraus. Ansonsten kann man ja seine Suchmaschine anwerfen. Auch die Mythen und Sagen zu diesem Thema sollen zu Wort kommen, wie das Für und Wider um das sagenhafte Reich von Atlantis, die so genannten Seevölker, die Bibel und beispielsweise ihre 10 Plagen. Für mich entscheidende Veröffentlichungen dazu finden Sie als Referenzen im Anhang. Aus den wichtigsten logischen Schlüssen habe ich Hypothesen abgeleitet, die gerne diskutiert werden können:


  • These I (Katastrophentheorie): Es scheint in der Siedlungsgeschichte mehrere globale Ereignisse gegeben zu haben, die starke Völkerwanderungen und den Untergang großer Kulturen herbei geführt haben.
    Historisches Temperaturmodell von heute (0) aus rückwärts
    Vor der Zeitrechnung können sie grob folgenden Jahren zugeordnet werden: um 6200, 3900, 2200, 1600 und 1200. (Siehe Post: Die Geschichte Europa im Rhythmus globaler Naturkatastrophen) Diese müssen immer nach den gleichen Mustern abgelaufen sein, die sich am besten durch extreme Naturkatastrophen beschreiben lassen.
    1. Meteoriteneinschlag (nicht immer nachgewiesen)
    2. Tektonische Aufwürfe, entsprechend aus bestimmten Zentren heraus, mit Erdbeben, Tsunamis und Vulkanausbrüchen, alles Flachland wird vom Meer her überflutet, über die Flussauen gelangt das Wasser bis tief ins Hinterland.
    3. Verdunklung des Himmels durch Staubpartikel, atmosphärischer Winter, Klimakollaps mit extremen Kälteeinbrüchen und Trockenheit, in der nördlichen Hemisphäre dagegen Dauerregen, Versumpfung der Täler.
      Alltag in der Fr ühzeit?
    4. Agrarkrisen, die sich zu gesamtgesellschaftlichen Subsistenzkrisen ausweiten (Sonnenaktivitäten, die oft als Ursache heran gezogen werden, passen nicht zu den vorhergehenden Zusammenhängen).
    5. Zusammenbruch der Gemeinwesen, Kriegerische Völkerwanderungen in sichere Höhenlagen und nicht betroffenen Regionen, Verschmelzung mit anderen Völkern.
    6. Wiederbesiedlung der sich langsam renaturierenden Gebiete, vielleicht auch Rückwanderung, Vermischung mit den restlichen Einheimischen, kultureller Wandel.
    7. Aufschwung, neue Technologien (In Mitteleuropa langsame Vermischung von Ost- und Westkulturen: Bandkeramiker, Michelsberger, Aunjetitzer, Hügelgräber, Kelten - siehe Tabelle im Blog rechts unten)
  • These II (Entstehung Alteuropas): So muss es mehrere große Völkerwanderungen aus Südwesteuropa in Richtung Zentraleuropa gegeben haben.  Die Iberische Halbinsel und Südfrankreich scheinen dabei Impulse von außen, vorwiegend aus dem Nahen Osten weitergeleitet zu haben: 
    Wanderrouten nach Mitteleuropa
    (Die Strömungen aus den russischen Steppen heraus sind hier
    nicht berücksichtigt) 
    1. Homo Sapiens muss vor vielleicht 30.000 Jahren zusätzlich und alternativ zur Ost-Route über das Horn von Afrika auch über Gibraltar (grün) - wahrscheinlich sogar über die damals noch existierende Maltabrücke nach Europa eingeströmt sein (Siehe in diesem Blog: 2. Post "Kultureller Kristallisationspunkt am Atlantik")
    2. Die massenhafte Wiederbesiedlung des Kontinents nach der letzten Eiszeit, beginnend vor vielleicht 16.000 Jahren, könnte sich nicht nur auf den vier o.g. Routen vollzogen haben (Siehe 3. Post "Woher die Westeuropäer kamen"), sondern auch aus den nördlichen Steppen Asiens heraus.
    3. Bei der Expansion der ersten Bauern aus dem Nahen Osten, die ab 6000 v. Chr. nach Europa kamen, kann es nicht nur die Donau-Route gegeben haben (gelb). Nachweislich ackerten am Oberen Rhein um 5.500 v. Chr. zuerst jene Landwirte, die über die Küstenregionen des Mittelmeeres nach Westeuropa eingewandert waren (rot).
      Die ersten Bauernkulturen in Europa
    4. Einen ähnlichen Weg über das Mittelmeer sollten die Megalith-Traditionen genommen haben, als Ausdruck des überschüssigen Potentials der etablierten Bauern und damit der neolithischen Expansion 1000 Jahre hinterher hinkend (Siehe 4. Post "Hochkultur am Atlantik"). Ihren Höhepunkt scheinen die Großsteinsetzungen um 4000 v. Chr. in Iberien erreicht zu haben, wovon aus sie anschließend über die Küstenregion (grün) nach Norden wanderten. Gleichzeitig müssen Megalithkulturen über die Trasse "Südfrankreich und Schweiz" nach Mitteleuropa eingeströmt sein (teils blau und ein Stück rot).
    5. Die Expansion der iberischen Glockenbecher-Kultur ab 2.600 v. Chr. scheint ebenfalls auf diesen Pfaden stattgefunden zu haben (grün, teils blau und wieder rot). Bestandteil ihres Gebäcks könnten nicht nur die R1b-Gene, sondern auch die Metallverarbeitung gewesen sein. Da beide aus dem Nahen Osten stammen, bleibt wieder nur die Route via Mittelmeer (Siehe 5. Post "Die Expansion der Westeuropäer..." und "... ein erstes westliches Großreich?"). 
  • These III (Anstieg des Mittelmeers bis 6200 v. Chr.): Die ersten Bauern aus dem Nahen Osten können Südfrankreich gegen 7000 v. Chr. unmöglich über den Balkan erreicht haben. Denn da waren die Donaubauern mit einer anderen Genetik. Sie müssen also irgendwie "quer" durch das Mittelmeer gekommen sein. Da sie auch ihr ganzes Vieh mitschleppten und es damals nur Einbäume und Flöße gab, sollten sie trockenen Fußes dorthin gelangt sein. Weil die Wanderung auch immer an die Bearbeitung fruchtbaren Bodens gebunden war, ergibt sich nur ein logischer Schluss:
    Die Anatolien-Spanien-Route (Die hellgrünen Flächen
    im Mittelmeer waren vor 6200 v. Chr. begehbares Land

    Der Meeresspiegel, auf dem Höhepunkt der letzten Eiszeit um nachweislich 120 Meter gefallen, konnte damals noch nicht wieder seinen heutigen Stand erreicht haben. Er scheint erst gegen 6200 v. Chr. mit der Überflutung des Bosporus und des Ärmelkanals festgemacht werden zu können. Damit ergeben sich zwei neolithische Wanderrouten südlich von Taurus, Balkan und Alpen: 
    1. Von Anatolien, über Ägäis, Griechenland, Italien, über die Alpen bis Südfrankreich und Schweiz (Cardial-/ Impressokultur, rote Trasse oben).
    2. Abzweig in Italien und über Sizilien, Malta, Tunesien, Algerien und Marokko Capsien-Kultur) bis nach Südspanien (La Almagra Kultur, blau)
  • These IV (Hochseeschifffahrt ab 6200 v. Chr.): Mit dem Anstieg des Meeresspiegels nach der letzten Eiszeit wurden die alten Wege gekappt. Damit musste sich ab etwa 6000 v. Chr. langsam die Hochseeschifffahrt im Mittelmeer entwickeln. Sie scheint die alten Kontakte aufrecht erhalten und neue geknüpft zu haben. Tatsächlich wurden bereits bei ägäischen Fischern um 5000 v. Chr. Hochseefische nachgewiesen. Wie weit da aber wer gekommen ist, kann nur spekuliert werden. Zwischen dem östlichen Mittelmeer (Griechenland, Phönizien, Ägypten) und Südspanien scheint aber eine permanente Schiffsverbindung ab dem 4. vorchristlichem Jahrtausend sinnvoll (Syrische Augenidole, Pithos-Gräber, Ausbreitung Metallverarbeitung und Rad nach Andalusien). Ebenso sollte man die Heilige Seefahrt im küstennahen Atlantik beherrscht haben. Der Brauch, große Steine zu bewegen, kam ja erst lange nach der Kanalflutung nach Irland und England. 
    Die den ersten Bauern folgende Megalithkultur
  • These V: (Megalitkultur auf den Pfaden der ersten Bauern) Diese Megalith-Kultur muss ebenfalls aus dem Nahen Osten (Göbekli Tebe) über das Mittelmeer nach Westeuropa und von dort nach Norden gewandert sein. Sie sollte als kultureller Ausdruck der bereits etablierten Bauern angesehen werden. Die alten Landwirte mussten ja erst einen Überschuss erwirtschaften, um solche Großsteinsetzungen hinzukriegen. Die Megalithische muss der Neolithischen Expansion auf der gleichen Route immer im zeitlichen Abstand von etwa 1.000 Jahren gefolgt sein. Denn in Osteuropa dominieren deutlich die Holzkistengräber in den  Hügelgräbern. Gewandert sind - nun auf Schiffen - natürlich nicht die Steinanlagen, sondern die "Idee" davon. In Südspanien treten die Dolmengräber ab 4800 v. Chr. auf und erreichen ihren Höhepunkt gegen 4000 v. Chr. Von dort jedenfalls scheinen sich die Megalith-Leute als einheitliche Kultur über ganz Nordeuropa verbreitet zu haben, in Symbiose und Differenzierung natürlich mit den Einheimischen. Auf der eigentlichen "Zwischenstation" Malta konnte der Brauch nach Isolierung der Insel in den Tempeln seine Vollendung finden.
    Die Glockenbecherkultur als erstes europäisches Großreich?
    (Die Landes in Frankreich standen damals noch unter Wasser
    und das Zentralmassiv war Vulkangebiet)
    Genauso erging es den "abgeschiedenen" Ägyptischen Pyramiden durch Wüstenbildung von Sahara und Sinai, die das südliche Ende der megalithischen Expansion kennzeichnen. 
  • These VI (Glockenbecherkultur als erstes Großreich Europas): Der Ursprung der neuen Kultur auf der Iberischen Halbinsel könnte wieder eine Invasion aus dem Mittelmeerraum, relativ sicher aber aus Nordafrika heraus gewesen sein. Die Bewegungen der Glockenbechertrinker, die ab 2900 v. Chr. aus Iberien heraus ganz Europa überschwemmt haben muss, lassen sich am überzeugendsten mit der Expansion einer Hochkultur vom südwestlichen Atlantik erklären (Siehe Post: Die Glockenbecherkultur - das erste westliche Großreich?). 
  • These VII (Zuwanderung der Iberer vom Schwarzen Meer) Nach einer mutmaßlichen Flut gegen 2200 v. Chr. kamen pontische Invasoren auf die Iberische Halbinsel. Das wurde zweifelsfrei genetisch belegt. Sie brachten die Bronze und eckige Häuser mit. Die Neuankömmlinge müssen aus der gleichnamigen Region in Georgien zugewandert sein. Sie löschten die Glockenbecherkultur aus und dominierten bald den gesamten Gen-Pool. Die aus dieser Zeit in Iberien ausgegrabene El Argar Kultur trägt alle Züge der damals typischen großen Hochzivilisationen - außer einer Schrift. Sie muss während der allseits bekannten Katastrophe um 1600 v. Chr. bei der Supernova des Thera auf Santorin untergegangen sein (10 biblische Plagen und Auszug der Juden aus Ägypten). Nur die Motillas wurden von einer unbekannten Macht weiter betrieben. Diese könnte bei den nachgewiesenen Umwälzungen damals als Sieger hervorgegangen sein. Damit bekommt der Mythos von Atlantis bei Cadiz neue Nahrung (Siehe Post: … griechische Mythen...).    
    Glockenbecher und Schnurkeramik treffen sich in der Mitte
     Europas und verschmelzen 2300 v. Chr. zur 
    Aunjetitzer-Kultur
  • These VIII (Bipolarität Europas): All diese Strömungen scheinen wieder und wieder in Mitteleuropa auf Völkerbewegungen aus dem Osten gestoßen zu sein. So entstanden zwei große Kulturräume: Ich nenne sie alteuropäisch und indoeuropäisch. Sie bildeten sich wahrscheinlich schon am Ende des Mesolithikums heraus. Sicher aber ab Beginn des Neolithikums bis hin zur Mittleren Bronzezeit konnte sich so diffus um den Rhein herum eine Grenze der großen Kulturen, der Gene, der Bräuche herausbilden. Natürlich gab es beständig Verschiebungen (LBK in England). Archäologisch aber manifestiert sich diese Grenze in den unzähligen megalithischen Höhenbefestigungen entlang der Eifel, des Hundsrück, der Vogesen und des Juras, kulturell vielleicht mit den französischen Artenacianern. Während sich der Westen aus den Hochkulturen des Nahen Ostens über das Mittelmeer und Iberien speisen konnte, rückten von Osten unablässig neue Stämme aus den Steppen Russlands vor (Siehe Tabelle rechts!). Von Anfang an standen sich so megalithische, alteuropäisch sprechende Kulturen und  proto- bzw. indogermanische, meist holzverarbeitende Reitervölker gegenüber. In Krisenperioden sicherlich keine friedliche Gegend. In Zeiten zwischen den Katastrophen kam es aber immer wieder auch zu Vermischungen (Aunjetitzer).  
  • These IX (Supernova des Hekla): Um 1.200 v. Chr. müssen ungewöhnlich viele und starke Naturkatastrophen die Siedlungen in ganz Europa und dem Nahen Osten zerstört und große Wanderungsbewegungen ausgelöst haben. Bei den daraus resultierenden kriegerischen Auseinandersetzungen scheinen alle Zivilisationen Europas (Iberische Bronze, Wessex, Hügelgräber) - nicht nur die Hochkulturen des Mittelmeerraumes (Mykener) - untergegangen zu sein. Auch in Mitteleuropa verschanzten sich die Menschen in befestigten Bergsiedlungen, vergruben außergewöhnlich viele Schätze und führten neue Waffen ein. Sämtliche Einzelereignisse scheinen aber zusammenhängende Phänomene mit einheitlicher Ursache zu sein. Dafür eignen sich wieder am besten Kometenimpakte im Atlantik, sicher aber tektonische Verwerfungen der europäischen Platte, deren Vulkaneruptionen und Erbeben den ganzen Kontinent betroffen haben müssen. Am plausibelsten erscheint die nachgewiesene Eruption des Hekla damals. 
    Ein Tsunami als westl. Grenze der Urnenfelderkultur?
    Begleitende Tsunamis scheinen die flachen Teile der Iberischen Halbinsel, Frankreichs, Englands, Norddeutschlands und Italiens überflutet zu haben. Betroffen sollten nicht nur die Küstenregionen gewesen sein, sondern auch die flachen Auen entlang der großen Flüsse. Die Entvölkerung des Westens damals und die Platon'sche Geschichte von Atlantis wären damit erklärt. Natürlich ziehen sich Tsunamis schnell wieder zurück. Aber die anschließenden sog. Subsistenzkrisen (z.B. Hungersnöte), wie sie von den atmosphärischen Wintern großer Vulkanausbrüche der Neuzeit bekannt sind (Tambora, Hekla), macht die bekannten historischen Folgen klar: Flucht der Überlebenden als dominoartige Bewegung der Völker Richtung Osten, die aus dem Nichts entstehende Urnenfelderkultur in Mitteleuropa, die Dorische Wanderung nach Griechenland, von dort die Ionische Kolonisation nach Anatolien, vielleicht auch die Iberische Ansiedlung im Kaukasus, ganz sicher aber und im Besonderen die Seevölkerinvasion auf Kreta, Zypern, in Hatti,
    Phönizien und Ägypten.
    Grenze eines mögliche Atlantik-Tsunamis?
  • These X (Untergegangene Atlantische Kultur): Die Atlantische Bronze-Kultur - archäologisch zwischen 1300 und 800 v. Chr. in Westeuropa klassifiziert, scheint diesen Untergang ebenfalls zu illustrieren. Sie ist gekennzeichnet durch Siedlungsarmut, kulturellen Niedergang, Verwischung regionaler Eigenheiten, vergrabene Waffen und Nomadentum. Ihre Grenze entspricht genau einem möglichen Flutungsgebiet atlantischer Tsunamis. Die unmotiviert auftretende Urnenfelder-Kultur, wohl 1200 v. Chr. erstmals im Karpatenbecken entstanden, könnte eine "spirituelle" Konsequenz solcher Migrationen sein, vielleicht auch aus dem Massensterben z. B. durch Epidemien heraus. Sie breitete sich zwar anschließend über ganz Europa aus, mied aber anfangs die atlantischen Küsten (Siehe 6. Post: "Der Untergang der alten Völker..."). Damit umreißt sie einen möglichen Auslösungsherd und dessen Wirkungsbereiche.
  • These XI (Siedlungslücken im Tal - Befestigungen in der Höhe): Entsprechend konnten sich die aus der Urnenfelderkultur kontinuierlich entwickelnden Hochzivilisationen wie Hallstatt und Latène zwangsläufig nur in Süddeutschland entwickeln.
    Die Ausbreitung der Indogermanen
    Die Auswertung aller Hinweise lässt nämlich den Schluss zu, das die Donau, ihre Auen nebst den angrenzenden Mittelgebirgen um 1200 v. Chr. nicht von einer Flut bebetroffen waren. Diese Erkenntnis bestärkt wiederum die Flutungsthese vom Atlantik her. Jedes mal wenn die Küstenauen überschwemmt waren, begann eine massenhafte Besiedlung der Mittelgebirge.
  • These XII (Rückwanderung): Nun, nach dem Untergang der Kulturen im Westen, hatten die Indogermanen keinen erst zu nehmenden Gegner mehr. Sie konnten peu à peu von der Linie Skandinavien, Rhein, Griechenland bis an den Atlantik vordringen. Diese West-Triften der Völker ab 1.000 v. Chr. können als Rückwanderung in die sich nach der Katastrophe langsam renaturierenden Gebiete angesehen werden: Die Griechische Kolonisation, die Phönizische Expansion, die Einwanderung der Italiker, besonders die Etrusker, die jüngst als Lydier entlarvt wurden, aber auch die Kelten, die auf die Iberische Halbinsel oder nach Britannien kamen.
    Die Rückwanderung
    Damit entpuppt sich die Westwanderung der indogermanischen Sprachen als Rückkehr der Nachkommen in die alte Heimat ihrer Vorfahren. Was nicht ausschließt, dass sich auch andere "Entdecker" an dieser Völkerwanderung beteiligten.
Diese Thesen hören sich zwar neu an, sind aber nur die Zusammenführung öffentlich zugänglicher wissenschaftlicher Erkenntnisse. Sie werden nun in diesem Blog Stück für Stück mit einzelnen Posts untersetzt. Natürlich erscheinen solche Vermutungen - noch dazu von einem interessierten Laien - als absurd. Aber alles was man in der Fachliteratur darüber liest, führt genau zu diesen Schlüssen. Und: Mit den Jahren werden sie inzwischen von allen neuen archäologischen Erkenntnissen gestützt (Siehe Forschungsgeschichte z. B. der Aunjetitzer- und Urnenfelderkultur, Besiedlung Englands von Anatolien über Iberien, genetische Ausbreitungen etc.).
Genetik als neue Indizienquelle
Meine Vorschläge werfen auch ein neues Licht auf längst beantwortet geglaubte historische Detail-Fragen, wie: das Alter der vielen Terrassenfelder in den Mittelgebirgen, warum Dolmen scheinbar nur in der Nähe der Küste stehen, die frühe Besiedlung der unfruchtbaren Mittelgebirge, den Ursprung der kongenitalen Altstraßen, wieso prähistorische Wallburgen meist im Abstand von 25 Kilometer zueinander liegen, die Spur der Marterl über die Höhenwege - all das wird hier auseinandergenommen und nach oben genannten Theorien wieder zusammengesetzt. Vielleicht hat ja jemand andere Ideen, aber die Meinung der Fachwelt, alles sei nur Zufall oder ein Professor habe es doch anders verkündet, überzeugt mich nicht. Und: es gibt jede Menge Argumente für diese Überlegungen, auch von namhaften Wissenschaftlern (Siehe Referenzen).