Der GEO-Artikel |
Bis China
könnten die Auswirkungen der Naturkatastrophen am Atlantik um 1200 v. Chr.
gereicht haben - jener umstrittene Kollaps, der ganz Europa auf den Kopf
stellte und der von den Historikern so gerne vernachlässigt wird. Im GEO-Heft Nummer 06/ 2018 findet sich ein schön
bebilderter Bericht über die sog. Hirschsteine in der Mongolei. Das sind
menhirähnliche Großsteinsetzungen bis 3 Meter Höhe mit eingravierten
Tiersymbolen, die sich wie ein Band von Tschechien, Bulgarien, über Russland in
den Osten ziehen. Von den 900 bisher entdeckten Stelen sollen 700 alleine in
der Mongolei stehen. Ihre teilweise anspruchsvollen Reliefs zeugen von hohem
bildhauerischem Können. Besonders die filigranen Hirschornamente treten recht
zahlreich auf. Meist finden sich an ihren Standorten auch Bruchsteingräber, deren
Grabbeigaben auf Alter und Kulturen schließen lassen. Obwohl es keine
einheitliche Meinung unter den Archäologen gibt, werden Einflüsse der zu Ende gehenden
Andronowo-Kultur (2300-1000 v. Chr.) vermutet, der Skythen (800-300 v. Chr.)
und der Xiongnu
(früher Hunnen, 300-100 v. Chr.).
Ästhetik auf hohem Niveau |
Menhire aber in dieser Zeit passen zu diesem Blog. Man hat wie oft den Eindruck, Archäologen lesen prinzipiell keine Veröffentlichungen ihrer Fachkollegen. Denn wer zurücktritt und die Weltenkarte auf sich wirken lässt, erkennt die Linie, die Steinstelen von der Bretagne über Mitteldeutschland bis nach Westchina ziehen. Umgekehrt kann es nicht sein, weil über solche Steinsetzungen in Ost- China nichts bekannt ist. Dann wäre schon eher eine Verbindung in den Mittleren Osten zu vermuten, wo die Tradition der Steinbearbeitung ihren Ursprung haben soll. Göbekli Tebe wäre dann mit 12.000 Jahren ihr Anfang.
Hirschsteine in der Mongolei |
Aber es gibt ja noch andere Indizien
für eine viel spätere nördliche, die Kontinente vom Atlantik bis China verbindende
Trasse: Die Katastrophentheorie liefert die Motivation für die sich dahinter
verbergenden Völkerwanderungen. Ich bin zwar kein Experte für asiatische
Kulturen, aber wer sich Entstehungs- und Untergangszeiten der zahlreichen
Prähistorischen Völker Russlands anschaut, wird da die die gleichen
Jahreszahlen finden, wie sie dieser Blog für Umweltzusammenbrüche seit der
Urzeit zusammengetragen hat (Siehe Post „Europa im Rhythmus von Katastrophenzeiten). Der verheerendste Kollaps soll um 1200
v. Chr. stattgefunden haben. Nun wird der dazugehörige Tsunami - ausgelöst
vielleicht durch einen atlantischen Kometeneinschlag - nicht ganz Europa
überflutet haben, sondern nur die flache Küste bis zur Mittelgebirgsschwelle.
Aber die typischen Begleitumstände wie Vulkanausbrüche, jahrelanger
atmosphärischer Winter, Agrar- und Subsistenzkrisen, müssen viele Menschen in
den Osten getrieben haben. Das ist nämlich die einzige raumgreifende
Fluchtmöglichkeit. Was mit ihren ebenfalls fliehenden Brüdern und Schwestern
geschah, die möglicherweise als Seevölkersturm in den östlichen Mittelmeerraum
wanderten, ist bekannt. Ihre Traditionen - auch die der Steinhandhabung -
hatten beide Strömungen natürlich im Gebäck.
Ein Grabritus auf dem Weg
in den Osten?
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die vielen
europäisch anmutenden Tarim-Mumien (2000-800 v. Chr.)
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die Viereckschanze
von Por-Bazhyn (8. Jhd., umstritten)
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megalithische
Siedlung von Balkashino
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die erste Domestizierung
des Pferdes in Nordkasachstan (3. Jahrtausend v. Chr.)
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die
Kreisgrabensiedlungen der Sintaschta-Kultur als vorindogermanische Ethnie
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die
Ringwallanlagen von Arkaim (1700 v. Chr.)
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die Zentren der Kurgan-Hügelgräber-Kulturen
(jungsteinzeitlich bis antik)
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die ersten
Wagengräber im Nordkaukasus (3700 v. Chr.)
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der Ursprung der
Urnenfelderkultur in der Theißebene (1200 v. Chr.)
Sie alle bilden eine prähistorische Spur
der Steine, die nicht nur indogermanisches Substrat in den Westen transportiert
haben könnten, sondern auch megalithische Bräuche in den Osten. Denn eine
Verbindung der Megalithkultur vom Atlantik nach Osteuropa, wird ja kaum noch bestritten.
Und dort beginnen schon die Hirschsteine.
Megalithik bleibt Megalithik |
Die ungeheuerlich erscheinende
Dimension einer solchen Wanderung vom Atlantik nach Nordchina ist nicht ohne Beispiel:
Die ab 10.000 v. Chr. über Alaska nach Amerika einwandernden Siedler sollen ja
schon 1000 Jahre später Feuerland erreicht haben. Das entspräche in etwa der
hier untersuchten Strecke und Zeit. Die Suche nach optimalen Lebensbedingungen
kann also sehr stimulierend sein.Natürlich könnten die hier beschriebenen
Zusammenhänge wieder einer Laune der Natur oder der Willkür eines Schöpfers geschuldet
sein. Ich glaube aber nicht an Zufälle, sondern an die Muster der
vergleichenden Archäologie. Und da freue ich mich über solch einen GEO-Bericht,
weil er die Menschen neugierig macht - ärgere mich aber über dessen
Rätselraten.
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