Es gibt gute und schlechte Weine, teure und billige. Das eine hat mit dem anderen aber nur selten etwas zu tun. Viele Kenner schätzen die Weine bei Discounter für 1,99,-, andere kaufen sich aus Unkenntnis den gleichen Rebensaft unter anderem Namen zum zehnfachen Preis. Die Experten widersprechen solchen Vergleichen vehement, aber Einschätzungen wie vollmundig, charakterstark, schwer oder sanft, verstehen eben die Leute kaum. Der Laie unterscheidet zwischen Rot- und Weißwein, süß oder sauer, wobei letzteres schon vornehm als „trocken“ umschrieben wird. Alles Verarsche?
Beispiel Bordelais, das Weinbaugebiet Bordeaux. Es ist das größte zusammenhängende Anbaugebiet der Welt. Es gibt etwa 3.000 Weingüter, Châteaus genannt. Schlösser stehen da aber kaum, es genügt der Flurname. Im Schnitt bewirtschaften sie 120 Hektar. Einzig und allein der Name des Gutes entscheidet über die Qualitätseinschätzung der dort produzierten Weins. Weder Geschmack, Lage noch Sorte spielen eine wirkliche Rolle. Ein differenziertes System regionaler und kommunaler Wertetabellen, sprich Appellationen, schaffen unter den Rebensäften eine qualitative Hierarchie. 50 Stufen gibt es da. Entsprechend der anzusetzende Preis!
Und dann wird gepanscht ohne Ende! Der berühmte Rotwein von Bordeaux wird vorwiegend aus drei Rebsorten zusammen gemixt: Cabernet Sauvignon, Merlot und Cabernet Franc. Die gibt es auch unverfälscht bei Aldi.
Es gilt dabei folgende Regel: Je kleiner das Gebiet, auf welches sich die Appellation bezieht, desto höher werden Qualität, Ansehen und Preisniveau angesetzt. Dass Geschmäcker eben verschieden sind, interessiert keinen Mensch. Grundsätzlich gibt es zwei Sorten zusammen geschütteter Weine: Marken- und Gutsweine. Markenweine werden von Weinhändlern aus für passend befundenen Partien Fasswein zusammengestellt. Château-Weine stammen dagegen aus Trauben eines einzigen Guts. Wer mehr hat, kann billiger anbieten. All das hat keinen Einfluss auf irgendwelche Qualität.
Die Experten preisen besonders die trockenen, langlebigen Rotweine, die im Médoc fruchtiger und in Saint-Émilion und Pomerol sanfter und voller ausfallen sollen. Knapp 20 % der Produktion entfällt auf Weißwein. Die Spitze stellen die edelsüßen Sauternes und Barsac dar. Die charaktervollsten trockenen Weißweine stammen angeblich aus dem Bereich Graves südöstlich von Bordeaux. Seit 1991 gibt es auch eine Appellation für Schaumwein, den Crémant de Bordeaux. Die Einheimischen unterscheiden Médoc und Graves als „Linkes Ufer“ der Garonne und das Libournais als „Rechtes Ufer“. Nichts davon erfährt der Kunde in Deutschen Läden.
Im Jahr 2002 wurden auf gut 120.000 Hektar Anbaufläche hier insgesamt 5,74 Millionen Hektoliter Wein erzeugt. Dem stehen zum Vergleich 447 Hektar und 30 hl in Sachsen gegenüber. Dort an der Elbe, nördlich von Dresden liegt das größte zusammenhängende Anbaugebiet in Ostdeutschland, leider auch das kleinste in der gesamten Bundesrepublik.
Die Landschaft des Bordelais ruht auf einem riesigen Kalksteinsockel. Der soll ein tiefes Eindringen der Rebenwurzeln ermöglichen, ohne dass es sumpfig wird. Auf ihm sollen die meisten Spitzenweine wachsen, die sog. Grands Crus. Der nahe Atlantik sorge für ein mildes, ausgeglichenes Klima ohne extreme Temperaturschwankungen, sagen die Kenner. Die großen Wasserläufe und das ausgedehnte Waldgebiet der Landes würden zusätzlich eine ausgleichende Funktion ausüben. Die unterschiedlichen Standorte an Hängen und Ebenen schaffen Bereiche mit eigenem Mikroklima. Charakteristisch sind in der Regel frostfreie Winter, feuchte Frühjahrsmonate und sonnige Sommer von Juli bis Oktober. Die mittlere Sonnenscheindauer pro Jahr beträgt ca. 2.000 Stunden bei einer Niederschlagsmenge von ca. 900 mm. Sachsen hat 500 Sonnenstunden und 300 mm weniger.
Bereits in der frührömischen Zeit nahm der Hafen des antiken „Burdigala“ gemäß Strabon eine zentrale Rolle im Weinhandel ein – nicht zuletzt mit dem römischen Britannien. Der Wein selbst stammte jedoch aus dem bergigen Hinterland Südwestfrankreichs und die Pflanzen stammte ursprünglich vom Mittelmeer. Die ersten Weinberge des Bordelais wurden wohl erst ab dem Jahr 56 n. Christus gepflanzt. Die Römer berichteten von erfolgreichen Anpflanzungen mit Reben aus dem spanischen Navarra. Diese ersten nicht-mediterranen Rebanlagen der Römer dienten weiterhin der Belieferung von im heutigen England und Irland stationierten Legionen. Niemand weiß, ob der Wein wirklich eine schlechtere Qualität hatte. Hintergrund wird vielmehr die Länge des Handelsweges vom Mittelmeer auf die britischen Inseln gewesen sein. Auch im Mittelalter, als Bordeaux und Aquitanien 1152 durch Heirat an den englischen König ging, war das Haupthandelsgut hier Wein.
Denn letztendlich scheint jede Weinanalyse eine Glaubenssache zu sein, wie mein Haus, mein Auto, mein Job. Wie üblich gilt: Wer hat, hat nicht immer auch gleichzeitig mehr.
Beispiel Bordelais, das Weinbaugebiet Bordeaux. Es ist das größte zusammenhängende Anbaugebiet der Welt. Es gibt etwa 3.000 Weingüter, Châteaus genannt. Schlösser stehen da aber kaum, es genügt der Flurname. Im Schnitt bewirtschaften sie 120 Hektar. Einzig und allein der Name des Gutes entscheidet über die Qualitätseinschätzung der dort produzierten Weins. Weder Geschmack, Lage noch Sorte spielen eine wirkliche Rolle. Ein differenziertes System regionaler und kommunaler Wertetabellen, sprich Appellationen, schaffen unter den Rebensäften eine qualitative Hierarchie. 50 Stufen gibt es da. Entsprechend der anzusetzende Preis!
Und dann wird gepanscht ohne Ende! Der berühmte Rotwein von Bordeaux wird vorwiegend aus drei Rebsorten zusammen gemixt: Cabernet Sauvignon, Merlot und Cabernet Franc. Die gibt es auch unverfälscht bei Aldi.
Es gilt dabei folgende Regel: Je kleiner das Gebiet, auf welches sich die Appellation bezieht, desto höher werden Qualität, Ansehen und Preisniveau angesetzt. Dass Geschmäcker eben verschieden sind, interessiert keinen Mensch. Grundsätzlich gibt es zwei Sorten zusammen geschütteter Weine: Marken- und Gutsweine. Markenweine werden von Weinhändlern aus für passend befundenen Partien Fasswein zusammengestellt. Château-Weine stammen dagegen aus Trauben eines einzigen Guts. Wer mehr hat, kann billiger anbieten. All das hat keinen Einfluss auf irgendwelche Qualität.
Die Experten preisen besonders die trockenen, langlebigen Rotweine, die im Médoc fruchtiger und in Saint-Émilion und Pomerol sanfter und voller ausfallen sollen. Knapp 20 % der Produktion entfällt auf Weißwein. Die Spitze stellen die edelsüßen Sauternes und Barsac dar. Die charaktervollsten trockenen Weißweine stammen angeblich aus dem Bereich Graves südöstlich von Bordeaux. Seit 1991 gibt es auch eine Appellation für Schaumwein, den Crémant de Bordeaux. Die Einheimischen unterscheiden Médoc und Graves als „Linkes Ufer“ der Garonne und das Libournais als „Rechtes Ufer“. Nichts davon erfährt der Kunde in Deutschen Läden.
Im Jahr 2002 wurden auf gut 120.000 Hektar Anbaufläche hier insgesamt 5,74 Millionen Hektoliter Wein erzeugt. Dem stehen zum Vergleich 447 Hektar und 30 hl in Sachsen gegenüber. Dort an der Elbe, nördlich von Dresden liegt das größte zusammenhängende Anbaugebiet in Ostdeutschland, leider auch das kleinste in der gesamten Bundesrepublik.
Die Landschaft des Bordelais ruht auf einem riesigen Kalksteinsockel. Der soll ein tiefes Eindringen der Rebenwurzeln ermöglichen, ohne dass es sumpfig wird. Auf ihm sollen die meisten Spitzenweine wachsen, die sog. Grands Crus. Der nahe Atlantik sorge für ein mildes, ausgeglichenes Klima ohne extreme Temperaturschwankungen, sagen die Kenner. Die großen Wasserläufe und das ausgedehnte Waldgebiet der Landes würden zusätzlich eine ausgleichende Funktion ausüben. Die unterschiedlichen Standorte an Hängen und Ebenen schaffen Bereiche mit eigenem Mikroklima. Charakteristisch sind in der Regel frostfreie Winter, feuchte Frühjahrsmonate und sonnige Sommer von Juli bis Oktober. Die mittlere Sonnenscheindauer pro Jahr beträgt ca. 2.000 Stunden bei einer Niederschlagsmenge von ca. 900 mm. Sachsen hat 500 Sonnenstunden und 300 mm weniger.
Bereits in der frührömischen Zeit nahm der Hafen des antiken „Burdigala“ gemäß Strabon eine zentrale Rolle im Weinhandel ein – nicht zuletzt mit dem römischen Britannien. Der Wein selbst stammte jedoch aus dem bergigen Hinterland Südwestfrankreichs und die Pflanzen stammte ursprünglich vom Mittelmeer. Die ersten Weinberge des Bordelais wurden wohl erst ab dem Jahr 56 n. Christus gepflanzt. Die Römer berichteten von erfolgreichen Anpflanzungen mit Reben aus dem spanischen Navarra. Diese ersten nicht-mediterranen Rebanlagen der Römer dienten weiterhin der Belieferung von im heutigen England und Irland stationierten Legionen. Niemand weiß, ob der Wein wirklich eine schlechtere Qualität hatte. Hintergrund wird vielmehr die Länge des Handelsweges vom Mittelmeer auf die britischen Inseln gewesen sein. Auch im Mittelalter, als Bordeaux und Aquitanien 1152 durch Heirat an den englischen König ging, war das Haupthandelsgut hier Wein.
Denn letztendlich scheint jede Weinanalyse eine Glaubenssache zu sein, wie mein Haus, mein Auto, mein Job. Wie üblich gilt: Wer hat, hat nicht immer auch gleichzeitig mehr.
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