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Montag, 19. November 2018

Großsteingräber aus megalithischer Zeit in Süddeutschland?

Etruskische Cairns
Was wird aus Sensationen, wenn sie von den Behörden und Medien nicht wahrgenommen werden? Wieder und wieder nämlich graben deutsche Heimatforscher besonders in Süddeutschland monströse künstliche Steinschichtungen aus, die wie archaische Häuser um einen gruftähnlichen Innenraum aufgetürmt sind. Sie stehen meist in Altsteinbrüchen, die das Baumaterial dazu geliefert haben. Die Entdecker sind mir nicht nur wegen ihrer Liebe zur Heimatgeschichte sympathisch, sondern auch wegen des gleichen Forscher-Schicksals: Wie hier in Südthüringen werden ihre den archäologischen Lehrmeinungen widersprechenden Entdeckungen ignoriert und ihre Theorien verlacht. 
Cairn in der Bretagne
Sie bezeichnen ihre Großsteingebilde als „Cairn“ in Anlehnung an die megalithischen Gräber in der Bretagne, in Irland oder Britannien. Dort sind die identisch aussehenden Gebilde gut erforscht: Einzelkörperbestattungen in Grabkammern aus Bruchstein-Trockenmauern, die etwa zwischen 4000 und 3000 v. Chr. zu Spitz- oder Langhügel in unterschiedlichen Größen aufgeschichtet worden waren. Wahrscheinlich hat man als Baumaterial genommen, was gerade vor Ort verfügbar war.
Dolmen-Steingrab
Angelsächsische Wissenschaftler sehen sie als Weiterentwicklung der Steinkisten oder-tische an, wie sie als sog. Dolmen überall an Nordmeer und Atlantik herumstehen: Ein paar Wummis aufgerichtet, Deckstein drüber, fertig. Die Archäologen gehen davon aus, dass alle neolithischen Gräber mal mit Erde überdeckt waren, die mit der Zeit abgetragen wurde (Siehe Post Vom Menhir zum Marterl). Heute stehen solche Monumente als Symbol einer fruchtbare Ära, in der die Neolithischen Siedler (erste Bauern) in der Jungsteinzeit begannen, ihren Überschuss in megalithischen Großsteinanlagen auszuleben. Sie sollen sich (parallel zu den Donaubauern) aus dem Fruchtbaren Halbmond im Nahen Osten über Griechenland und Nordafrika nach Südspanien ausgebreitet haben. Dort stehen nicht nur die größten sondern auch ältesten megalithischen Anlagen Europas herum.
Nekropole Dachsbau bei Karlsruhe
Von da müssen sie am Atlantik entlang nach Norden und über die Schweiz nach Süddeutschland gewandert sein (Siehe Post: Hochkultur am Atlantik). Großsteingräber in der Norddeutschen Tiefebene sind also typisch. Südlich der Mittelgebirgsschwelle aber schienen bisher aus neolithischer Zeit nur kleine Steinkistengräber übrig geblieben zu sein. Nun also auch Megalithgräber ähnlich denen in Westeuropa? 
Mehr als drei Dutzend solcher Anlagen werden inzwischen auf „megalith-pyramiden.de“ beschrieben. Auch wenn gleich das erste Beispiel dort so unglaubwürdig klingt (Kaiserberg-Dreieck) und Leser abschrecken dürfte, die restlichen haben es in sich. Sie liegen meist in Altsteinbrüchen an den steilen Abhängen großer künstlich abgeflachter Bergsporne, die aus Hochebenen hervorstechen. Erdüberdeckungen aus der Frühzeit gibt es nicht, eher Verwitterungen.  Alle wurden von umtriebigen Freizeitarchäologen meist in Schwaben ausfindig gemacht. Unter dem Fähnlein von Walter Haug haben sie sich in der sog. Cairn-Forschungsgesellschaft zusammengeschlossen. Ihre teils gigantischen Gebilde können durchaus mit den Steingräbern am Atlantik konkurrieren.
Grabkammer oder Arbeiterunterkunft?
So rechnen sie ihre Funde auch der Megalithkultur bei uns zu, also irgendwo zwischen dem 3. und 2. Jahrtausend v. Chr. Ein Zusammenhang mit den Dolmen entlang der Küste wird nicht hergestellt. Sie scheinen im Süden auch vielfältiger: Es gibt Pyramidenhügel, Langgräber, rund oder eckig, meist liegen mehrere nebeneinander und bilden regelrechte Gräberfelder, sog. Nekropolen.
Ihre Entdecker haben es nicht leicht. Denn die Fachwelt interpretiert die Steinpyramiden als Weinkeller oder Sprengstofflager von Steinbrucharbeiten, vielleicht aus dem 18. oder 19. Jhd. Sie fordert datierbare archäologische Funde. Doch dass die bisher begehbaren Grabkammern ausgeräumt sind, scheint gerade wegen der Nachnutzung der Altsteinbrüche logisch. Geld für detaillierte wissenschaftliche Grabungen an und um die Cairns war bisher auch nicht aufzubringen. Vielleicht aber gibt es noch andere Spuren? 
Inzwischen konnte ich mir die meisten Cairns in Süddeutschland ansehen (Siehe Tabelle unten). Fazit: Mich haben sie nicht nur überwältigt, sondern auch in ihrer mutmaßlichen Funktion überzeugt! Den Argumenten der Cairn-Forscher möchte ich 3 Indizien hinzufügen.
1.      Süddeutschland gehört auch offiziell zu den Siedlungsgebieten der Megalithischen Kultur (z.B. Erlanger Zechensteine). Ähnlichkeiten mit Großsteinanlagen in Sachsen-Anhalt und der Schweiz legen entsprechende Verbindungen nahe.
2.      Bei der Erbauung des Steinkreises von Stonehenge in England sollen (eindeutig zuordenbar) Menschen aus Süddeutschland mitgewirkt haben.
3.      Die Cairns reihen sich durchweg (außer Kaiserberg Dreieck) in das ganz normale Siedlungsgebaren ein, wie es trotz aller Unterschiede seit Anbeginn der Sesshaftigkeit gepflegt wurde.
Siedlungsverdachtsplatz Marsberg bei Würzburg
Und da sind wir bei den Menschen, die die Anlagen gebaut haben müssen. Obwohl die Cairn-Leute ihre deutschen Großsteingräber in der Tradition der atlantischen Vorbilder beschreiben, wird in ihren Veröffentlichungen nicht auf Anhieb deren infrastrukturelles und kulturhistorisches Umfeld klar: Dort nämlich, wo es prähistorische Gräber gibt, müssen unmittelbar daneben bewohnte Siedlungen gelegen haben. Natürlich im Kontext der jeweiligen Epoche! Solch ein Nachweis könnte deren Anerkennung entscheidend fördern. Auf Nachfrage bestätigte mir Walter Haug allerdings, dass die Erbauer der Cairns direkt nebenan auf den Bergnasen gelebt haben müssen und die Steinbrüche Teil ihrer Befestigungen waren.
Überall das gleiche Muster: Siedlungssporn
und Steinbruch Alteburg, Arnstadt
Im Laufe der letzten 20 Jahre habe ich ein paar Tausend solcher Siedlungsverdachtsplätze in ganz Europa und dem Nahen Osten gesammelt (Siehe Post: Relikte unserer frühen Vorfahren  selber finden). Der überwiegende Teil ist gar nicht registriert, obwohl Flurnamen, Bodendeformationen, Lesefunde und eben Gräber in der Nachbarschaft sie als solche ausweisen. So wird auch immer mal wieder eines meiner längst identifizierten Objekte als „archäologische Sensation“ von Wissenschaftlern ausgegraben (Muppberg über Neustadt, der Dolmar bei Meiningen, die Heldburg in Thüringen, der Königstein im Elbsandsteingebirge oder jüngst bronzezeitliche Artefakte im Erzgebirge). Mir geht es aber nicht um Anerkennung oder Pfründe, sondern um die Muster der vergleichenden Archäologie. Denn die meisten frühzeitlichen Gemeinwesen bestanden aus einem typischen Ensemble von großer befestigter Höhensiedlung, natürlich einer Quelle, Grabgelegen, Kultplatz, landwirtschaftlich nutzbarer Fläche und lag an einem wasserscheidenden Kammweg. In diesem Fall könnten die Cairns sogar Gräber und Kultplatz gleichermaßen gewesen sein. Viele dieser alten Bergsiedlungen wurden seit dem Neolithikum immer wieder überbaut, es gab Nachbestattungen, bronzezeitliche Hügelgräber kamen dazu, später Brandgräber aus der Urnenfelderzeit, Feldterrassen, keltische Wallanlagen, christliche Kapellen, manchmal eine mittelalterliche Burg. Die Kunst besteht darin, das auseinander zu klabustern.
Ipf bei Bopfingen, ab Urnenfelderkultur
Natürlich haben sich die Menschen seit der neolithischen Revolution auch immer wieder in den großen Flussauen wie Euphrat, Donau oder Rhone niedergelassen. Die sind aber oft überspült worden und heute bebaut, so dass ihre Reste nur archäologisch ergraben werden können. Es muss aber in der Geschichte immer wieder Zeiten gegeben haben, wo die Menschen aus den Tälern heraus auf die Höhen getrieben worden sind. Diese fallen dann zeitlich jeweils mit einer regelrechten Schwemme solcher Höhendörfer zusammen, deren Entwicklung sich auch aus den jeweiligen technischen Möglichkeiten ergab (Siehe Post: Die Geschichte Europas im Rhythmus globaler Katastrophenzeiten):

  • 6200 v. Chr.: deutliche Spuren großer Überschwemmungen (Bosporus, Ärmelkanal) und erste Siedlungen auf Hochebenen (wie im anatolischen Çatalhöyük) 
  • ab 4500 v. Chr. Grabenwerke jetzt auch auf Anhöhen, teils auch ohne heute sichtbare Spuren von Befestigungen, aber mit extremen vielen handgroßen Steinen, die Nutzungspuren aufweisen
  •  ab 3900 bis 3500 v. Chr.: Grubenwerke (unterbrochene Gräben), im Mittelgebirge teils als extreme Altsteinbrüche auftretend, manchmal mit Großsteingräbern im Benehmen (Dolmen über Degernau) und extremen Kleinsteinkonzentrationen, die künstliche Benutzungsspuren aufweisen (Höhenzug über Altenbanz)
  •  um 2200 v. Chr.: Höhenrücken mit künstlich versteilten Abhängen (sog. Schanzen), die heute wegen dem Humusabtrag oft Magerrasen aufweisen; nicht selten finden sich weiter Altsteinbrüche, die nicht aus dem Mittelalter stammen können, manchmal Steinhaufengräber, selten Lesefunde aus Kupfer oder Bronze
  •  um 1600 v. Chr.: Berge oder Bergnasen mit deutlichen Befestigungen, wie Abschnittswälle, (Alteburg südlich von Arnstadt); sie werden regelhaft von bronzezeitlichen Hügelgräbern begleitet, die manchmal auf Körperbestattungen hinweisen (wie auch die Flurnamen Galgenberg oder Richtstätte assoziieren) 
  •  um 1200 v. Chr.: Berge oder Bergnasen mit starken Steinwällen und Terrassenfeldern (Ipf über Bopfingen). Ihre Gräber sind nun der Urnenfelderkultur später den Kelten verpflichtet (z.B. Aschenberg), oft Eisenfunde
Cairn-Eingang Marsberg
All diesen krisenbedingten Siedlungsstrukturen ist gemeinsam, dass es nur wenige archäologisch untersuchte Standorte gibt, aber Tausende Verdachtsplätze. Nur die typischen endneolitischen Grubenwerke wurden noch nie ins Benehmen mit den steinigen Mittelgebirgen gebracht. Dabei entsprechen  die meist zickzackförmigen Steinbrüche um mutmaßliche Höhensiedlungen genau deren Mehrfachbestimmung: Nutzsteingewinnung, Sicherheitsgraben, Steingräber, Abfalldeponie. Die Cairns als Gräber wurden entsprechend dort angelegt, wo das Baumaterial vorhanden war. Leider nutzte man solche Steinbrüche bis ins Mittelalter oft nach, so dass die eindeutige Zuordnung heute schwerfällt. Kulturell sollte eine Verbindung zur Megalithik in der Schweiz, Südfrankreich und Südspanien wahrscheinlich sein. Die Datierung der Cairns muss als zwischen 4300 (erste Megalithbauten in der Schweiz) und vielleicht 1600 v. Chr. (Beginn Hügelgräberkultur) angesetzt werden. Die Ähnlichkeit mit den bekannten Grubenwerken macht eine Einordnung zwischen 3500 und 2200 v. Chr. denkbar. Das wären der Übergang von der Kupfer- in die Bronzezeit. Argumente, wonach solche großen Steinblöcke nur mit Eisenwerkzeugen zu brechen wären, kann angesichts des Pyramidenbaus im kupferzeitlichen Ägypten oder der metalllosen Steinbearbeitung in Göbekli Tebe nicht verfangen. In diesem Sinne können alle genannten Cairns eingeordnet werden (entsprechend Tabelle unten):
  • Sie liegen nämlich durchweg unterhalb oder neben einer mutmaßlichen oder nachgewiesenen frühzeitlichen Höhensiedlung. Immer sind deren Kuppen unnatürlich abgeflacht, ihre Abhänge rundherum künstlich versteilt oder terrassiert, so dass die oberen Geländekanten nur als Schanzeinrichtung oder Abschnittswall Sinn machen, wie am Turmberg bei Karlsruhe. Manchmal sind Wälle und Gräben auch im völlig flachgeackerten Gelände auf Luftbildern wie Google-Eath zu erkennen, so auf dem Buckenberg über Pforzheim. Ab und an könnten die Cairn-Steinbrüche selbst Bestandteil der prähistorischen Siedlung gewesen sein, wie auf dem Marsberg über Randacker.
  • Sie finden sich durchweg an einem der nachgewiesenen oder durch Hohlwege nachvollziehbaren Höhen-Fernwege, die später beim Keltenhandel, in Römerstraßen oder Altstraßen des Mittelalters ihre Fortsetzung fanden. Den meisten bin ich in großen Stücken per Rad gefolgt. Alle 25 Kilometer dem Tagespensum von Zug-Ochsen sind solche befestigten Wohnplätze wie Perlenketten an ihnen aufgereiht.
  •  Sie ordnen sich dergestalt den betreffenden befestigten Höhensiedlungen zu, dass die Cairns auch als potentielle Kultplätze interpretiert werden können.
  • In ihrer Nachbarschaft tauchen immer verdächtige Flurnamen auf, die Linguisten gerne mit Altsiedlungen in Verbindung bringen. Da neolithische Wohnplätze immer auch nachgenutzt wurden, könnten fremd klingende Eigennamen als immer wieder übernommene Ursprungsbezeichnung gedeutet werden. Inwieweit alteuropäische oder indogermanische Bezeichnungen zum Einsatz kamen, muss im Einzelfall geklärt werden (Siehe Posts: Keltische Sprachwurzeln in Südthüringen und Zeitliche Horizonte altgermanischer Flurnamen im Blog Fränkisches Thüringen) Beispiele für letztere wären „Kalt“ von Schmied oder „Katz“ von Übergang. Galgenhügel oder Gerichtsplätze können als von den Germanen entdeckte alte Gräberfelder gedeutet werden, die sie sich nicht anders erklären konnten. Eine genaue Datierung ist natürlich nur durch Grabungen hinzubekommen.
Hier nun die Übersicht:
Ort
Cairn
Befestigte Siedlung
Urweg
Kultplatz
Indizien nebenan






Karlsruhe-Durlach
Gewann Judenbusch
Turmberg
Alte Heerstraße, Römerweg Frankfurt-Basel
Ringelberg oder Augustenberg
Kaltenberg, Hopfenberg, Rittnert
Pforzheim
Hinter Krankenhaus
Buckenberg mit Ringwällen und -gräben, (Zentrum Ende Rotteckstr.)
Spätere Römerstr. nach Tiefenbronn
Ev. Kanzler, Tanzplatz,
Wachberg, Römerfurt, Römer Villa Rustica, „Halbinsel“ Hoheneck
Pforzheim
Maihälde
Wallberg (von Schutt überlagert)
Hohe Straße Basel-Fulda
Kaltenberg
röm. Gutshof, Ochsenweg Ödmauer, Drei Kreuze, Hagelhälden
Kürnbach/ Baden
Sommer-seelach
Sommerhälden (Abschnittswälle an Wegkanten)
Hohe Straße Basel-Fulda, weitere kreuzt am Kreuzstein
Rohrhälde oder Kuppe Forchwald
Viele Grabhügel, Alteberg,
Sulzfeld
Kruschhälde
Hochfläche nördlich Schanze
Hohe Straße Basel-Fulda
Föhrenberg oder Kuppe südlich von Mühlbach
Nebenan Ochsenburg, Grabhügel und weitere verdächtige Flurnamen
Maulbronn
Stadtgebiet
Zugebaute Bergkuppe Höhenstraße
Hohe Straße Basel-Fulda
unbekannt
Schänzle und Eppinger Linie stammen aus dem 17. Jhd.
Schmie
Steinbruch Schmie
Doppelberg Gehren (Schanzkanten)
Hohe Straße Basel-Fulda
Welschenhau, Hallkreuz Serres oder Aischbühl
Sternschanze und Eppinger Linie stammen aus dem 17. Jhd.
Würzburg-Randers-acker
Marsberg/ Sonnenstuhl
Hohenrotberg/ Sonnenstuhl (die nördl. Trockenmauer-Gräben scheinen den Berg abzuriegeln
Urweg Brüssel-Prag spätere Via Publikata (teitw. Rennweg oder Mauspfad)
Spielberg oder Altenberg
Alter Berg, Galgenberg, Teufelskeller, Wachtelberg
Horn
Bärenstein
beide Velmerstot-Hochebenen oder/ und Stemberg
Hermannsweg vom Ärmelkanal bis Thüringer Wald, Böhmen und Donau
Externsteine
Felskuppe Waldschlösschen, Falkenberg
Heilbronn
Jägerhaus-Steinbruch
Heidenacker, Paradies
Hohe Straße Speyer-Nürnberg
Wetzstein
Gräberfeld Galgenberg, Wartberg, Schanze
Freuden-stein
Burgstall
Burgäcker/ Lerchenberg
Hohe Straße Basel-Fulda
Scheuelberg
Hoher Markstein, Rotenberg, Roter Rain
Ober-derdingen
Ölmühlen-kopf/ Sommer-hälde
Hagenrain mit Schanzen
Hohe Straße Basel-Fulda
unbekannt
Grabhügel auf Horn
Die Kuppen des Kaiserberg-Dreiecks schließe ich als Cairns wegen der Überdimensionierung aus. Sie könnten aber insgesamt prähistorische Siedlungen getragen haben. Einige Cairns konnte ich nicht finden, wie die große Wand bei Neuenhaus. Die Gegend wimmelt aber nur so von Grabhügeln und potentiellen Siedlungsplätzen.
Cairns bei Maulbronn
Walter Haug vermutet, dass die gesamte deutsche Mittelgebirgslandschaft mit solchen versteckten Großsteingräbern in Steinbrüchen durchsetzt ist. Für die Region rund um den Thüringer Wald muss ich das inzwischen bestätigen. Hier gibt es nicht nur megalithische Menhire (Suhl, Langenbach), bronzezeitliche Grabhügel (Schwarze, Dietzhausen) und Hallstattzeitliche Höhenbefestigungen (Gleichberge, Dolmar) sondern auch Hunderte Siedlungsverdachtsplätze, die in obiges Schema passen. Dazu gehören auch, wie bei den Cairn-Anlagen dutzende abgeflachte Bergsporne, die mit teils kilometerlangen Altsteinbrüchen umgeben sind. Der tiefste liegt rund um die Hornkuppe nördlich von Merbelsrod, der längste rund um die seit der Steinzeit über alle Perioden besiedelte Widderstatt zwischen Jüchsen und Wachenbrunn und der interessanteste am Frohnberg über Belrieth. Dort wird die gesamte Kuppe gegen den Bergrücken gleichmäßig als Felsgraben abgesperrt und nur die Innenseite ist fast komplett als Trockenmauer ausgefüht. In den Steinbrüchen scheint das Material nicht abtransportiert, sondern aufgetürmt worden zu sein - wie bei den Cairns in Süddeutschland auch. Grubenwerke im felsigen Mittelgebirge?
Das Problem nur: Walter Haug bringt die Cairns mit einer Chronologiekritik in Verbindung, weil er nicht glaubt, dass vor der Erfindung des Eisens als Werkzeug, solche teils glatten Wände in den Steinbrüchen stehen bleiben konnten. Andere Meinungen lässt er schwer zu. So verprellt er auch manchen Gleichgesinnten.
Trotzdem kann ich der Cairn-Forschungsgesellschaft zu ihren Funden nur gratulieren und wünschen, dass sie sich bis zu deren Anerkennung durch die Archäologie nicht unter kriegen lassen. Dann nämlich werden Experten und Medien Schlange stehen…

4 Kommentare:

  1. Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.

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  2. Es gibt viele alte Gräber in Süddeutschland. Die Frage ist aus welcher Zeit!

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  3. Das habe ich mit einer kleinen Überarbeitung versucht zu beantworten, nachdem ich ein Dutzend Cairns in Südthüringen gefunden hatte...

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