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Moissac ist eine der bedeutendsten Stationen der Via Podiensis, einem Strang der Jacobswege vom französische Zentralmassiv in die Pyrenäen nach Spanien. In der mittelalterlichen Stadt gab es viele Pilgerherbergen, Christliche Messen betreuten die Reisenden und im Hospiz des Klosters wurden die Kranken versorgt. Noch heute leistet sich die Stadt vier Etappenherbergen.
Die Abtei Sankt Peter soll es um das Jahr 500 durch den Merowinger-König Chlodwig gegründet worden sein. Dies konnte aber durch Urkunden nicht belegt werden. Mönche mit Schreibkenntnissen schummelten ja gerne. Erst in der Mitte des 7. Jahrhunderts bezeugt eine bischöfliche Unterschrift die klösterliche Existenz. Das ist ja auch schon ganz schön alt! Ihr Bau soll während der Eroberungszüge von Arabern und Normannen stattgefunden haben. romanischen Skulpturen. Sie zählen zu den europäischen Meisterwerken ihrer Zeit. Viele Besucher glauben, dass diese Kreuzgänge hauptsächlich der stillen Andacht wegen gebaut wurden. Dabei waren es nur repräsentative überdachte Zugänge, die die einzelnen Gebäude des Klosters verbanden. Auch im 13. und 14. Jahrhundert wird großer Aufwand mit der Architektur der Anlage betrieben - das Geld der Pilger war jedenfalls gut angelegt.
Fest im Glauben – fest in der Wehrbereitschaft! Das bedeutendste Baudenkmal hier ist der Kreuzgang aus der Zeit von 1059–1131 mit seinen
1626, nach fast 1.000 Jahren seelsorgerischer Arbeit, mussten die Benediktinermönche die Abtei im Rahmen der sog. Säkularisation verlassen. Wie in Deutschland auch kam es mit der Reformation zur Verstaatlichung kirchlichen Besitzes. Dafür durften in Moissac die Augustiner einziehen. Der Bettelorden stand weniger in Verdacht, Teile der Steuern an den König abzuzweigen.
Viel war sowieso nicht mehr zu holen: Im sog Hundertjährigen Krieg wurden Kloster und Stadt zweimal von den Engländern besetzt, und auch die Hugenottenkriege setzen der gegend schwer zu. Während der Französischen Revolution 1792 plünderte man die Archive und Kunstschätze des Klosters. Noch aber stand es wenigstens!
Während der Industriellen Revolution im 19. Jahrhundert kam dem Kloster schon ein Verkehrsprojekt bedrohlich nahe: der Garonne-Seitenkanal. Zunächst hatte man mit dem Canal du Midi über die Garonne einen Wasserweg vom Atlantik bei Bordeaux bis ins Mittelmeer bei Sète geschaffen. Doch die Gezeiten- und Zufluss-Abhängigkeit des Flusses bereitete den größer werdenden Schiffen Probleme. Also baute man 1845 parallel zur Garonne einen zweiten Kanal mi gleichbleibenden Wasserstand. Dazu musste die Tarn bei Moissac überquert werden. Die Bauarbeiten kamen dem Kloster gefährlich nahe, betrafen aber vorrangig Stadt und umliegende Ländereien. Heute haben beide Kanäle für die Binnenschifffahrt keine Bedeutung mehr, werden aber als touristische Wasserstraßen genutzt.
Doch ein weiteres wirtschaftliches Großprojekt drohte die gesamte Anlage zu zerstören. Diesmal war es die Eisenbahn, die den ungebremst zunehmenden Verkehr zwischen Mittelmeer und Atlantik stemmen sollte. Erste Planungen sahen vor, das ganze Kloster abzureißen. Nun ging aber der Technische Fortschritt in Europa mit dem Zeitalter der Romantik einher. Zunehmend konnte sich das Bürgertum für seine Geschichte begeistern. Das nutze eine Initiative des Denkmalschutzes und vereitelte die Pläne des französischen Schienenverkehrs. Ihrem Ringen ist es zu verdanken, dass die Gleise einen Bogen um Kreuzgang und Konvent schlugen. Eigentlich sind es nur 50 Meter Umweg und man teilte so die Gesamtanlage, rettete aber das kulturhistorisch Wichtigste. Touristen und Pilger sagen: Gott sei Dank! Inwieweit aber der Allmächtige auf diese Entscheidung Einfluss nehmen konnte, ist nicht bekannt.
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