Muster im
Chaos
Tempel auf Malta (4000-2500 v. Chr |
Menschen bauten über Jahrtausende immer nach dem gleichen Stil: Die
konzentrischen Steinbauten von Göbekli Tepe (10.000 v. Chr., Mesolithikum) scheinen
den Ringmauern im griechischen Sesklo (5800 v. Chr.) als Vorbild gedient zu haben, den Tempelbauern von
Malta (ab 4000 v. Chr.), den Dolmengräbern in Spanien (ab 3800 v. Chr.), den Großsteinmonumenten
in der Bretagne (ab 3500 v. Chr.), sogar noch den Architekten von Stonehenge (um
2600 v. Chr.): Konzentrisch, Steinträger, hausartig,
unerschütterlich. Megalithische Architekturgeschichte global und über
Jahrtausende? Es ist noch viel verrückter! Wer sich den Siedlungshügel des Homo
Erectus vor 400.000 Jahren bei Bilzingsleben anschaut, erkennt die gleichen Niederlassungsmuster,
wie sie bis ins Frühmittelalter angewendet wurden: ein alles überblickender
Bergsporn mit Quelle (Steinrinne), über nahem Fluss (Wipper), mit Anbindung zum
urzeitlichen Fernverkehr (Heidenstraße, Wipperdurchbruch). Lächerlich? Solche
unvorstellbaren Dimensionen lassen sich leicht erklären, wenn man die Zwänge
dahinter versteht: Sicherheit, Versorgung, Fortpflanzung. Entsprechend übersät ist
das Umland von Bilzingsleben mit Artefakten aus allen Siedlungszeiten. Auch die
Neandertaler über Weimar-Ehringsdorf lebten vor 200.000 Jahren nach dem
gleichen Prinzip (über Burghole, Ilm und Kupferstraße). Und die
Urnenfelderleute auf dem Gleitsch vor 3000 Jahren sowieso! Natürlich haben sich
gerade die ersten Bauern immer auch in der Ebene niedergelassen, wer klettert
schon gerne auf Berge. Sie mussten sich in jedem Fall aber, besonders in den Flussauen,
ein trockenes Plätzchen suchen - es wurde ja erst später melioriert. Den Höhen kam immer eine besondere Bedeutung zu.
Das immer wieder überschwemmte prähistorische
Siedlungsgebiet von Poebene und Adria
|
Die Niederungsiedlungen nämlich scheinen extremen Schwankungen
unterlegen zu haben. Obwohl kein Mensch einen behüteten Ort aus Jux und
Tollerei verlässt, konstatieren Archäologen immer wieder sog. Siedlungslücken. Ganze
Kulturen verschwanden, Völker wanderten umher, Kriege verheerten ganze
Landstriche, blühende Landstriche verödeten. Diese Umbrüche haben gleichzeitig
ganze Regionen betroffen und korrelieren mit weltweiten Umweltkrisen. Dabei
muss die Höhenlage der Siedlung gegenüber dem Meeresspiegel eine entscheidende
Rolle gespielt haben. Immer wieder vermelden Ausgräber zu bestimmten Zeiten
menschenleere Flussauen und kurz danach den Bau oder Wiederaufbau von Höhensiedlungen.
Exemplarisch steht hier Troja, das - gegen 3000 v. Chr. nur 15 Meter über den
Dardanellen erbaut - jeweils um 2200, 1600 und 1200 v. Chr. zerstört wurde. Die
Wissenschaft konnten in den letzten Jahren große Fortschritte erzielen, um
solche Szenarien aufzudecken. Allein ihre Schlussfolgerungen wollen nicht recht
überzeugen: Zufall, Überbevölkerung, kriegslüsterne Invasoren, Machtintrigen, zu
Ende gehende Ressourcen - in prähistorischer Zeit wohl bemerkt! Dem Wetter
damals wird inzwischen einige Aufmerksamkeit geschenkt, aber nur im
Zusammenhang mit Sonnenaktivitäten.
Dabei haben Geologen, Biologen Geografen,
Klima- und Meeresforscher längst auch andere der sich dahinter verbergenden Krisen
aufgedeckt. Denn die allermeisten Kapriolen scheinen ihren Ursprung in großen
Naturkatastrophen mit ihren Folgeerscheinungen zu haben (Siehe Post: Europa im
Rhythmus von Naturkatastrophen). Bestes Beispiel der gut erforschte Ausbruch
des Thera auf Santorin. Doch dazu später. Solch ein Kollaps scheint sich durchweg
in der nachfolgenden Krisenarchitektur auszudrücken.
Kaltzeiten gleich Katastrophenzeiten? |
Bei derartigen Behauptungen muss man sich natürlich abgrenzen:
- Es geht hier nicht um irgendwelche wohl immer vorhandenen Laubhütten, sondern um repräsentative Bauten dominierender Kulturen. Es gibt einige Ausnahmen, wozu ich Felsendächer, Höhlen und unterirdische Städte zähle (Derinkuyu).
- Von den veröffentlichten archäologischen Ausgrabungen extrapoliere ich durch Vergleich auf Tausende ähnliche, aber unerforschte Wohnanlagen in Europa. Das ist aber nur bei Geländeanomalien in unüberbauten höheren Lagen möglich. In den Ebenen, allerorts durch Überschwemmungssedimente und Neubauten überlagert, muss ich mich auf die Ergebnisse der Archäologie verlassen.
- Die ebenfalls sich aus dem Fruchtbaren Halbmond heraus nach Süden entwickelten Steinbauten in Mesopotamien und Ägypten werden ja andernorts ausreichend beschrieben.
- Das Kulturenchaos der Archäologie tangiert hier nur insofern, als dass Auswirkungen auf Siedlungsstrategien sichtbar werden.
- Dabei halte ich mich im Wesentlichen an wissenschaftlich Ausgrabungsergebnisse, hinterfrage aber einige Lehrmeinungen und schlussfolgere mit eigenen Theorien zu Siedlungslücken.
Göbekli Tebe, Türtkei 10.000-7000 v. Chr. |
Das scheint auch dringend notwendig! Beispiel: gleich die aller
erste bekannte Dauersiedlung mit ihren „Steinkreisanlagen“ von Göbekli Tepe. Die
Hügel zwischen den Quellflüssen des Euphrat sind der Gegend von Bilzingsleben gar
nicht so unähnlich. Nur weniger grün! Niemand hat etwas gegen die
sensationellen Erkenntnisse der Ausgräber, dass es sich hier noch um Jäger und
Sammler handeln musste, die sich anschickten, Bauern zu werden. Noch dazu solche,
die Sandstein mit sicher noch härteren Steinen kunstvoll und monumental
umgestalteten. Wenn die Experten dann aber die normalsten Lebensumstände der
Menschen dort mit kultischem Hokuspokus verklären wollen, hört der Spaß auf.
Sie suchen nach der „zum Heiligtum gehörigen Siedlung, weil die Steinkreise ja
unmöglich Wohnhäuser gewesen sein können“. Einzige Begründung: die 2 typischen
Mittelpfeiler hätten nicht die gleiche Höhe, um ein waagerechtes Dach abzugeben.
Dabei schreit die gesamte Konstruktion danach, mit ein paar Hölzern, Zweigen
und Blättern belegt zu werden. Wo steht denn, dass ein Giebel immer waagerecht
sein muss? Schräg bringt er sogar mehr Effizienz! Bei den späteren Langhäusern
in Europa wurden solche schrägen Dächer mehrfach nachgewiesen. Ansonsten sieht
das Steingebilde nämlich wie jede gängige urzeitliche Hütte oder Jurte aus, nur
eben aus Stein: Die Archäologen deuten außerdem die Tier-Reliefs darin als
magische Kultobjekte, wohlwissend, dass satte gelangweilte Menschen, z. B. in
kalten Winternächten, zu vollendeter Kunst fähig waren (vergleiche die
Höhlenmalereien rund um das Mittelmeer vor etwa 17.000 Jahren). Sie deuten die
Verfüllungen der aufgegebenen Anlage als „von religiösen Menschen gemacht“,
ohne die zerstörerische Kraft von Überschwemmungen und Fluten zu
berücksichtigen, wie es sie heute noch gibt. Nur eben nicht mehr dort!
Alles Gute aus dem Nahen Osten?
Fruchtbarer, metallverarbeitender,
verschriftlichter und auch bautechnischer Halbmond
|
- . ab 10.000 Bruchsteine verschiedener Größe, die auch künstlerisch bearbeitet wurden (Gebirgslagen des Fruchtbaren Halbmondes)
- ab 7500 gebrannte und getrocknete Lehmziegel mit der Wanderung in Savannen und Wüsten
- ab 5.500 komplett aus Holz, so genügend vorhanden war
Diese Veränderungen könnten aber auch
von Krisen ausgelöst worden sein. Beispielsweise scheinen die Steinschichtungen
über den viel älteren Dolmen in der Bretagne (sog. Cairns) erst dann entstanden
zu sein, als man merkte, dass Erde als Dolmenüberwurf (Thumuli) von den
Tsunamis immer wieder weggespült wurde. Naturgemäß sollte Stein den meisten
Schutz gewähren - auch das zieht sich wie ein roter Faden durch die
Siedlungsgeschichte. Die Handhabbarkeit gerade in friedlichen Zeiten scheint
aber oft über die Sicherheit gesiegt zu haben. Die
Mehrere-Tausend-Seelengemeinde von Catalhöyük lebte von 7500-5700 v. Chr.
bereits in verschachtelten Eckhäusern aus Ziegelsteinen. Das war ein scheinbar
unbefestigter kleiner Hügel auf einer weiten anatolischen Hochebene. Der
Wechsel von Stein auf Ziegel könnte mit der Wanderung aus dem Gebirge ins
fruchtbare aber steinarme Tal zu tun haben. Mit den Ziegeln wird ein weiteres
Merkmale krisenbedingter Siedlungstätigkeit bis in die Neuzeit nachweisbar:
Tell: Siedlungsüberlagerungen ab 6000 v. Chr.-Zeitenwende |
Das ist die permanente Wiederverwendung vorhandener Wohn- und Verkehrsstrukturen nach Zerstörungen. Bereits damals entstanden im Nahen Osten die sog. Tells oder Tepe. Das sind Siedlungshügel vorrangig aus Lehmziegel oder Stampflehm, die über Jahrtausende immer wieder aufgebaut wurden. Sie finden sich nicht nur im gesamten Vorderen Orient, sondern auch in Osteuropa bis Serbien und Ungarn. Es scheint also, als hätten sich nicht nur Land- und Viehwirtschaft sowie später die Metallverarbeitung auf dem gleichen Weg in alle Welt verbreitet, sondern auch alle architektonischen Leitformen. Die Zeiten solcher Diffusionen habe ich in einer Tabelle unten angehängt. Natürlich wird die Ausbreitung jeweils strahlenförmig und relativ kontinuierlich verlaufen sein, aber in bestimmten Landstrichen setzten sich jeweils unterschiedlich dominierende Bauformen durch. Die Ursache dessen wird in den jeweiligen geologischen und klimatischen Bedingungen zu suchen sein. Dabei zeigen sich vier Hauptstränge und Ausführungsformen, die die entsprechenden Regionen und Völker elementar prägen sollten:
- Aus Stein ab 8000 v. Chr. nach Süden (Jericho, Ägypten). Zikkurat 5000-2500 v. Chr.
- Ebenfalls aus Stein zur gleichen Zeit nach Osten über die Ränder des Mittelmeers (Dieses muss vor 6200 v. Chr. viel flacher gewesen sein) nach Italien (Cardium-Kultur) und über Malta und Algerien nach Spanien (La Almagra-Bauern). Später scheint noch ein kleinerer Schub durch die Sahara dazu gekommen zu sein. Es entwickelte sich die megalithische Kultur auf der Iberischen Halbinsel, die später bis nach England und Skandinavien expandierte.
- Aus gebrannten oder getrockneten Ziegeln ab 7000 v. Chr. nach Osten ins spätere Mesopotamien (mit ihren noch späteren Zikkuraten ab 5000 v. Chr.), aber auch nach Osteuropa bis Ungarn und Serbien. Im Karpatenbecken muss ein Umschwung stattgefunden haben. Denn
- aus Holz ging es weiter die Donau hoch nach Mitteleuropa als Linienbandkeramiker mit ihren typischen Langhäusern und Grabenwerken ab 5500 v. Chr., in England erst ab 4700 v. Chr.
Langhaus 5500 vor - 1500 nach Chr. |
Diese Stränge aus dem Fruchtbaren
Halbmond heraus sind über landwirtschaftliche Samen, Knochen domestizierter
Tiere, Feuersteinfunde, kulturelle Keramik und Siedlungsplätze nachgewiesen. Trotzdem
wird die Linie nach Spanien kaum publiziert (Ägäis, Griechenland, Adria, Italien,
Malta, Maghreb, Spanien). Das kann daran liegen, dass über die genetischen
Bewegungen dort noch heftig gestritten wird (z. B. Haplogruppe R1a und R1b). Mittel-
und Hochgebirge scheinen die Wanderer auch immer nur relativ kurz aufgehalten
zu haben. Die ersten Bauern am Rhein sollen aber 500 Jahre früher über die
Alpen gekommen sein, als ihre Vettern über die Karpaten. Diese östlichen
Linienbandkeramiker wären mehr Ackerbauern gewesen, während man bei den
westlichen Kulturen mehr Haustierknochen bei den Ausgrabungen fand.
Die neolithische Besiedlung Europas |
Das könnte
auch der Grund sein, warum just zu dem Zeitpunkt, als die erst italienische
Cardialkultur von Südfrankreich in Andalusien aufschlug, die Menschen dort
begannen, souverän Großsteine aufeinander zu wuchten (Die afrikanische La
Almagra hatte ja keine Vieh über Gibraltar bringen können). Diese zunächst
formelle Unterscheidung scheint sich mit dem Anstieg des Mittelmeerspiegels
(Höhepunkt gegen 6200 v. Chr.) zu einer völligen Trennung der Zivilisationen
geführt zu haben. Damit mussten von Anfang der Besiedlung an zwei große
Kulturkreise in Europa entstanden sein: Ein westlicher megalithischer, früher
als Alteuropa bezeichnet und ein östlicher mehr auf Holz orientierter, von
vielen Wissenschaftlern damals schon mit den Indogermanen in Zusammenhang
gebracht.
Die Bipolarität Europas archäologisch... |
Wegen der sich dabei abzeichnenden Verdrängungskonflikte, auch zu den Wildbeutern, muss die neolithische Expansion eine gefährliche Zeit gewesen sein. Aus 5000 v. Chr. stammen mehrere Massengräber in Mitteleuropa, die auf übelste Massaker hindeuten. Die ersten Häuslebauer hier, die die Donau hoch, oder über Böhmen nach Polen kamen, scheinen in Mitteleuropa einfach auf mehr Wald gestoßen zu sein. Holz lässt sich eben leichter verarbeiten als Ziegel oder Stein. Andererseits könnte man den architektonischen Umschwung in Ungarn auch auf einen Vorstoß der Völker nördlich des Schwarzen Meeres zurück führen, die mit ihrer Wanderung Richtung Westen einen späteren Trend vorweg nahmen. Darauf deuten auch die genetischen Triften damals hin, die Rinderhirten - ebenfalls aus dem Fruchtbaren Halbmond - konstatieren, welche sich über den Kaukasus ausgedehnt hätten. Es entstanden in Mitteleuropa jedenfalls diese großen Langhäuser auf fruchtbaren Anhöhen nahe den Flüssen, teils schon in richtigen Dorfverbänden, wie in Leipzig-Eythra, Gera, Ranis, Rudisleben oder Ober-Ramstadt. Diese Wohnanlagen enthielten schon alles was den Hausbau die nächsten 6000 Jahre ausmachen sollte. Pfostenreihen, Lehmwände, Schrägdach. Anfangs wird es noch keine Fenster gegeben haben. Oft waren diese Gemeinden mit regelmäßigen Grabenanlagen umgeben (Köln-Lindental, Großrußbach, Schöningen Eßbeck). Palisaden und Wälle wurden teilweise nachgewiesen (Falkenstein-Schanzboden, Langweiler 2), vielleicht aber gab es sonst nur Dornenhecken. Der Verteidigungscharakter solcher Anlagen wird gerne mal bestritten. Die regelmäßigen Kreisanlagen scheint es ebenfalls seit den ersten Siedlern gegeben zu haben.
Kreisgrabenanlage Pömmelte 2335-2050 v. Chr.
|
Überall zu finden: die Werkzeuge unserer Vorfahren |
Schon damals zeigt sich ein fundamentaler Unterschied zwischen den
Zivilisationen in Ost- und West: Die einen bauten ihre repräsentativ- und
Verteidigungsanlagen vorrangig aus Holz, die anderen aus Stein. Diese
Unterscheidung findet sich aber bei keiner archäologischen Klassifizierung. Nur
die Internet-Plattform vanaland.de sortiert da recht überzeugend. Dem
wiederspricht auch nicht, dass andere Strukturen und Geräte ähnlich waren, wie
Pfeil und Bogen beispielsweise oder Erdhügelgräber, man hatte ja dieselben
Wurzeln.
Los Millares, Südspanien 3500-2300 v. Chr. |
Im Westen scheint man sich sogar
länger an den runden Strukturen orientiert zu haben. Dafür stehen die vielen
Großsteingräber in Spanien (Cuevas), wovon zumindest einer - der Cueva von
Menga - wegen seinem Brunnenschacht im Inneren teils auch als Wohnhaus
interpretiert wird. Diese konzentrischen Grabenanlagen finden sich in Portugal
und Spanien massig. Unnötig zu erwähnen, dass auch die Wohnhütten in Los Millares und Zambujal um 3500 v.
Chr. rund sind. Diese Form findet sich sogar noch bei der Castro-Kultur in Nordspanien ab 1000 v. Chr. und bei den britischen Kelten um 200 v. Chr. Sogar einzelne Atlantis-Freaks berufen sich auf diese Kreis-Strukturen
in Iberien.
Doch die fruchtbaren Flussauen könnten auch der Untergang für die ersten Bauern gewesen sein.
Gegen 4500 v. Chr. verschwanden die sich aus den beiden Hauptströmungen herausgebildeten Einzelkulturen, wie Al Magra, Rössner-, Stichband- und Vinca-Kultur. Die Fachgelehrten sprechen von einem Rätsel, vereinzelte Wissenschaftler von den typischen kurzzeitigen Effekten tektonisch bedingter Tsunamis, die von den Meeren hinauf die Flussauen überschwemmten sowie von der Langzeitwirkung atmosphärischer Winter, wie sie bei großen Vulkaneruptionen entstehen. Alternativ könnten auch extreme Regenzeiten und Sturzfluten von den Bergen herab in Frage kommen. Immerhin gehen einige Forscher so weit, kulturelle Umbrüche prinzipiell mit kriegerischen Invasionen in Verbindung zu bringen, wie sie beim Kampf um verknappte Ressourcen entstehen. Doch die Krisenarchäologie steckt noch in den Kinderschuhen. Die gesamte Europäische Platte schien damals betroffen. Selbst die älteste und eine der größten Ringgrabenanlagen Europas bei Passo di Vorvo in Süditalien (6000-4500 v. Chr.) soll damals überflutet worden sein. Sie bestand aus 200 nur kleinen Ringgräben für jeweils nur einen Hof. Ihre flussferne Lage an der Adria macht die Tsunamitheorie wahrscheinlicher. Und: Bloß die Siedlungen in höheren Lagen scheinen damals verschont oder zu jener Zeit als Reaktion erst angelegt worden zu sein. So muss die typische Pfahlbauweise (4500-1000) v. Chr.) in und um die Alpen zum Schutz gegen schwankende Wasserstände damals entstanden sein. Selbst die kontinuierliche Besiedlung des hoch liegenden Grabfeldes zwischen Rhön und Thüringer Wald könnte auf diesen Zusammenhang hinweisen. Vielleicht entstanden in jenen Zeiten bereits die extrem vielen Nutzsteinkonzentrationen auf den Bergen überall in Europa (jeweils ohne felsigen Untergrund), fast alle bisher kaum erforscht. Die meisten Geologen vermuten darin natürliche Deformationen (vergl. Hühnergott, Basaltriefen). Die wieder handlichen Steine sehen aber genau so aus, wie sie von Prähistorischen Museen und Experimentalarchäologen als Nutzsteine überall präsentiert werden.
Grabenwerk Herxheim 5300-5159 v. Chr. |
- Tektonische Verwerfungen mit Erdbeben, Tsunamis und Vulkanausbrüchen, alles Flachland wird vom Meer her überflutet, über die Flussauen gelangt das Hochwasser bis tief ins Hinterland. Manche Wissenschaftler bringen solch extreme Plattentektonik mit den entlasteten eiszeitlichen Polkappen in Verbindunge, andere mit Meteoriten-Einschlägen. Die Überlebenden fliehen in höhere Lagen.
- Verdunklung des Himmels durch Vulkanstaubpartikel, atmosphärischer Winter, Klimakollaps mit extremen Kälteeinbrüchen und Trockenheit um das Mittelmeer, in der nördlichen Hemisphäre dagegen wahrscheinlich Dauerregen und noch stärkere Versumpfung der Täler.
- Agrarkrisen, die sich zu gesamtgesellschaftlichen Subsistenzkrisen ausweiten.
- Zusammenbruch der Gemeinwesen, kriegerische Völkerwanderungen in nicht betroffene Regionen, Schätze werden vergraben, Bau von befestigten Höhensiedlungen, Verschmelzung mit anderen Völkern.
- Klimaberuhigung, Rückwanderung und Wiederbesiedlung der sich langsam renaturierenden Gebiete, Vermischung mit den restlichen Einheimischen, wiederum entstehen neue Zivilisationen.
- Aufschwung, neue Technologien bei Arbeitsgeräten und Waffen, insbesondere seit Einführung des Metalls. In Mitteleuropa scheint dabei bis 1200 v. Chr. ein ewiger Kampf zwischen (indoeuropäischen) Ost- und Westkulturen des „Alten Europas“ stattzufinden. (Siehe Tabelle im Blog rechts unten).
Neolithische Expansion: Sprünge durch
Katastrophen ausgelöst?
|
Die um 4500 v. Chr. nur schwer noch erkennbaren Muster werden aber
mit der Zeit immer deutlicher. Jedenfalls scheint die westliche Megalithkultur
danach erstmals bis nach Mitteldeutschland vorgerückt zu sein. Die Baalberger Kultur
(4200-3100 v. Chr.) verwendet Steinkistengräber unter ihren Erdhaufen. Auch
hier wird das Prinzip deutlich, wie oben beschrieben: Ein ständiges Reiben der
östliche Holzkultur an den westlichen Großsteinsetzern. Nach Naturkatastrophen
bekriegen, in Friedenszeiten vermischen sie sich. Genetisch ist das Prinzip
bestätigt, wird aber nur bei den späteren sog. Aunjetitzern thematisiert. Manche
Linguisten vermuten schon damals den Einfluss der aufkommenden Indogermanen.
Die scheinen wegen der Kaukasusanbindung an den Fruchtbaren Halbmond immer den
technischen Vorteil auf ihrer Seite gehabt zu haben: Grabhügel-Kurgane (mit
Holzkisten), Rinderzucht, Mini-Venus, Äxte, Erfindung des Rades. Die
Steppenkrieger aus dem Osten werden auch oft als Reiter wahrgenommen. Die
Domestizierung der Pferde ist mit 3000 v. Chr. datiert.
Das aufkommende megalithische Alteuropa wird eher durch Nutzung
von Höhlen, Felsmalerei, Steinkistengräber mit Überschüttungen in allen Größen sowie
Menhiren repräsentiert. Die Megalithiker hatten sich dabei, beginnend ab 4800 in
Iberien, an den Küsten von Atlantik und Nordmeer vorgearbeitet (ein Strang ging
auch Richtung Schweiz). Viele Forscher glauben, dass das nur mit Schiffen
möglich war. Ich vermute, dass sich die Hochseeschifffahrt bereits seit dem
Meeresanstieg 6200 v. Chr. langsam entwickeln musste. Quasi um den Kontakt der
nun isolierten Westlern mit ihren Wurzeln im Osten aufrecht zu erhalten. (Seit
5000 v. Chr. haben archäologische Leichen Hochseefische im Magen, seit 4000 v.
Chr. sind entsprechende Schiffe belegt.). Kupfer- und Bronzewaffen scheinen so beide Kulturkreise
fast gleichzeig gehabt zu haben. Die Quellen widersprechen sich da.
Grubenwerk Wyke Down, England gegen 3460 v. Chr.
|
Nach 4500 v. Chr. wurden aber weiter konzentrischen Erdwerke gebaut. Die sahen noch genauso aus, die Gräben hatten jetzt aber vermehrt Lücken, die wie Brücken in die zentrale Anlage funktionierten. Sie nennt man auch Grubenanlagen, so als wenn die Gräben nicht fertig gebaut waren, dafür sind sie aber zu regelmäßig angeordnet. Man siedelte immer noch nahe den Flüssen, vermehrt aber auf hohen Bergspornen mit gleichmäßig halbrund geformten Verteidigungsanlagen, wie niedrige Wälle oder Palisaden (Klingenberg, Bad Wimpfen). Alle neuen Kulturen lassen sich mit solchen Schanzen in Verbindung bringen: Trichterbecher (Nordosteuropa, 4200-2800 v. Chr.), Chasseen (Frankreich, 4500-3500 v. Chr.), Michelsberg (Mitteleuropa, 4400-3500 v. Chr.). Ob Fareleira in Spanien, Camp Durant in Frankreich oder Staines Enclosurein England - überall das gleiche Bild. Teils werden zwischen aufgestellten Menhiren auch Trockenmauern geschichtet (Morbihan, Barnenez, Barnhouse). Vielleicht sind die aber auch erst später aufgestellt worden. Möglich, dass einige der steinernen Henges auf den Britischen Inseln ja ebenfalls hölzerne Dachkonstruktionen und Zwischenwände hatten.
Woodhenge Yorkshire, England gegen 2200 v. Chr.:
Vorbild für massenhafte Bergsiedlungen in Mitteleuropa? |
Denn bereits ab 3900 v. Chr. werden von Wissenschaftlern weltweit erneut Meteoreinschläge, erste Feuerbestattungen, Völkerwanderungen, Höhensiedlungen und Massengräber vermeldet. Europa scheint diesmal besonders vom Atlantik her betroffen gewesen zu sein. Die Trichterbecherkultur (Polen) wechselt danach 3800 v. Chr. zur Megalithkultur. Auch in England tauchen erst zu dieser Zeit die Großsteingräber auf, gleichzeitig aber auch Knüppeldämme und Langhäuser, eigentlich aus verschiedenen Kulturen. Diese Umbrüche fanden bestimmt nicht der Mode wegen statt. Trotzdem streiten die Wissenschaftler über Invasion oder Diffusion.
In Osteuropa jedenfalls, zwischen Karpaten und Schwarzem Meer, entstanden damals mit der Cucuteni-Tripolye-Kultur erste Mega-Städte mit bis zu 20.000 Einwohnern. Sie hatten schon mehrere Befestigungsringe und teils zwei stöckige Langhäuser. Die Archäologen streiten sich um ihren Ursprung. Manche sehen eine Verschmelzung der Linienbandkeramik mit der Vinca-Kultur, andere beschwören Einflüsse aus dem Osten, teils schon viel Früher.
Gegen 3500 v. Chr. könnte der Höhepunkt überschritten gewesen sein: Vornehmlich solche Kulturen waren verschwunden, die an den großen Strömen siedelten, welche in Atlantik und Nordmeer abfließen (Siehe oben!).
Doch der Mensch scheint lernfähig: Ab
3500 v. Chr. ging es noch höher hinaus und die Bauten wurden stabiler. Im
griechischen Lerna, Mykene und Tiryns, im spanischen Los Millares, im
portugiesischen Zambujal entstanden gegen 3200 v. Chr. befestigte
Höhensiedlungen, die den Bau von Stadtmauern für die nächsten Jahrtausende
vorweg zu nehmen scheinen. Sie haben - neben den erwähnten Rundhäusern - schon
(halb)runde Bastionen aus Trockenmauern und sind mehrstufig mit einer Akropolis
angelegt. Sie alle folgen in Zerstörung und Wiederaufbau ab jetzt bis in die
Antike den o. g. Krisenzeiten. Trockenmauern werden nun zum Zeitgeist. Das
massenhafte Schichten von Steinen damals gipfelte in der sog. Zyklopentechnik,
wo besonders im nördlichen Mittelmeerraum, wie in Tiryns, Athen und Mykene,
Monsterbrocken millimetergenau zusammengefügt wurden. Diese Bauweise findet man
z. B. auch in China und Peru. Natürlich wird die Masse der Menschen weiter in
irgendwelchen Holzhäusern gewohnt haben. Aber es scheint bereits elitäre
Gruppen gegeben zu haben, die sich zu schützen wussten. Wahrscheinlich waren es
überall neu angekommene Invasoren. Einzelne Forscher glauben, dass Typen, wie
die Gletschermumie Ötzi, um 3300 v. Chr. - in Etappen - mit dem Handelsgut
Feuerstein über die Alpen bis nach Skandinavien marschiert sein könnten.
Um sich im nördlichen Zentraleuropa aber
durchzusetzen, brauchte die neue Bauweise knapp 1000 Jahre. Mit den dort nachfolgenden
Keramik-Stilen wie Grooved Ware (England, 3200-2000 v. Chr.), Wartberg
(Mittelgebirgsschwelle südlich Nordsee, 3500-2800 v. Chr.), oder Walternienburger-Bernburger Kultur
(3100-2700 v. Chr.) oder Thenacien (Franz. Atlantikküste, 3300-2900 V. Chr.)
deutet sich auch hier noch vor Beginn der Kupferzeit ein architektonischer Wandel
an. Die neuen Gruben-Erdwerke entstanden auf dominierenden Bergspornen, wie auf dem Wartberg bei Kirchberg, dem Langen Berg in der Dölauer Heide bei Halle (Saale) oder auf der Schalkenburg bei Quensted. Die Abhänge solcher Höhensiedlungen - wahrscheinlich schon künstlich versteilt - sind oft mit diesem typischen Magerrasen wie in der Rhön über uns gekommen. Im Atlantischen Hinterland werden
kunstvoll geschichtete Steinmauern ohne Mörtel zwischen die Ringgräben gesetzt,
wie in Les Matignons, bei Juillac-le-Coq. Die Megalith-Tradition scheint weiter
in die Mittelgebirge unseres Kontinents vorgerückt zu sein. Vielleicht müssen
hier die vielen unerforschten Siedlungsverdachtsplätze in unseren waldreichen Bergen
eingeordnet werden. Nicht wenige von ihnen sind mit steinbruchartigen Gräben
umgeben, oder aber gegen den Hauptberg abgesichert.
Deren spätere Nachnutzung
vielerorts als Steinbrüche macht ihre Identifizierung so schwierig. Sie
scheinen aber als Verteidigungsgräben plausibel, weil die Steinadern nicht
nachverfolgt und das Bruchmaterial augenscheinlich nicht abtransportiert wurde.
Im Gegenteil: In manchen bevorzugt süddeutschen Grubenanlagen schichtete man
sie zu Steinmonumenten aufeinander, wie sie am Atlantik als Bruchsteingräber bekannt
sind (Siehe Cairn-Forschungsgesellschaft). Selbst an den Rändern des Thüringer
Waldes finden sich solche steinbruchartigen Ringgräben. Manche sind
unvorstellbar tief wie um die Hornkuppe nördlich von Merbelsrod, oder
unheimlich lang, wie um die immerwährende Höhensiedlung Witterstatt. An anderen
Stellen ist jeweils die Innenseite mit Trockenmauern gestützt (durchgehend auf
dem Fronberg über Belrieth). So etwas macht kein Steinbrucharbeiter. Egal zu
welcher Zeit!
Marsberg bei Würzburg: Altsteinbrüche als Verteidigungslinien von endneolithischen Höhensiedlungen? |
Kreisstrukturen am Mittelpunkt Deutschlands Heiligenstadt Flinsberg |
Letztmalig hier gegen Ende des
Neolithikums - aber wahrscheinlich früher - müssen jene unerforschten
Kreisstrukturen einzuordnen sein, wie sie sogar auf Google Earth zu sehen sind.
Diese Luftbilder zeigen viele Ringstrukturen in Höhenlagen, ja bis ins
Mittelgebirge, z.B. östlich des offiziellen Mittelpunktes Deutschlands bei
Flinsberg, östlich von Eisfeld oder westlich von Sömmerda zwischen den beiden
bekannten Weißenburgen. Noch wurde bei jeder dieser kreisförmigen
Bodenverfärbungen ein neolithischen Siedlungsplatz ergraben.
Die östliche „Holz“- und die westliche „Megalith“-Tradition waren damals auch in die schnurkeramische Kultur (2800–2100 v. Chr.) und die Glockenbecherkultur (2500–2200 v. Chr.) kumuliert, die Europa am Rhein relativ sauber teilten. An ihren Bewegungslinien lassen sich erstmals auch strategische
Invasionen nachweisen. Der neue Werkstoff Kupfer könnte dabei hinsichtlich Lagerstätten
und Kriegstechnik eine entscheidende Rolle gespielt haben. Obwohl die
Metallverarbeitung wieder aus dem Nahen Osten stammt, sollen zuerst die
Glockenbechertypen damit hantiert haben. Noch diskutieren die Wissenschaftler,
ob die Bechertrinker aus Ungarn oder Portugal nach Mitteleuropa einmarschiert sind,
dabei zeigen ihre Aufmarschgebiete, dass beides wahrscheinlich ist. Ihre Spur
führt wie bei einer Zangenbewegung von der Iberischen Halbinsel bis in die
Ukraine hinein (Siehe entsprechenden Post on diesem Blog). Wieder ein Konflikt
der Ost- und Westparteien?
Spornfestungen
Expansion der Indogermanen |
Gegen 2200 v. Chr. muss es jedenfalls erneut zu extremen tektonischen Verwerfungen gekommen sein. Wissenschaftler vermelden weltweit Kometenimpacte, Sturmfluten, Klimaanomalien und Hungerkatastrophen. Diesmal scheint es rund um die europäische Platte gewackelt zu haben. Diese Umwälzungen bringen Kulturen wie Los Millares (3500-2300) in Spanien, Seien-Oise-Marne (3100-2400) in Frankreich, die Minoische in Griechenland (2000-1600 v. Chr.) und die Schönfelder (2900-2100 v. Chr.) in Ostdeutschland zu Fall. Die verschiedenen Anfangs- und Endzeiten deuten auf unterschiedliche Auswirkungen der Krisen hin. In Griechenland gibt es einen durchgehenden Brandhorizont in allen Siedlungen, den nicht wenige Historiker mit einem Vorstoß der Indogermanen aus den Steppen nördlich des Kaukasus in Verbindung bringen. Geschwächte Kulturen waren selbstredend leichte Beute für Unbetroffene. Noch dazu, wenn sie mit Pferden und Bronzewaffen ausgestattet waren!
El Argar Kultur, Südspanien 2200-1550 v. Chr. |
Die Kreisanlagen scheinen jetzt
passé. Die nachfolgenden Hochkulturen glänzen
vor allem durch ihren beeindruckenden Burgenbau auf Bergen. Troja wurde
monumental, die Minoische auf Kreta erlebte ihre wichtigste Phase, die sog.
Altpalastzeit von 2200-1600 v. Chr., die spanische El Argar zur gleichen Zeit
baute befestigte Siedlungen, die der von Troja in nichts nachstanden,
Artenacian (2200-2100 v. Chr.) wird in Frankreich als Bollwerk gegen die
östlichen Indogermanen deklariert und Wessex (2000-1400) macht aus dem
hölzernen Stonehenge das Steinmonument. El Argar (2200-1500 v. Chr.) - wahrscheinlich Zuwanderer vom Schwarzen Meer - gehen jetzt vom runden zum recheckigen Häusebau über. Im spanischen Hochland entstehen - vielleicht als Bollwerk dagegen - jeweils im Abstand von 5 Kilometern die sog. Motillas (2200-1200), die in
Trockenbauweise den komplexen Burgenbau für die nächsten Jahrtausende in Europa
vorweg nehmen.
Völlig identische, nur wenig kleinere Anlagen entstehen auf den
Balearen, wo sie Talayots (1300-200 v. Chr.) genannte werden, auf Sardinien, als
Nuraghe (2000-400) bezeichnet, noch kleiner auf Korsika als sog. Torre und auf anderen
Inseln. Mit der abnehmenden Qualität entsprechend der Entfernung von Spanien
bestätigen sie die Wanderung immer noch glockenbecherorientierter Invasoren von
Iberien nach Norditalien, die Schweiz, Griechenland und Ungarn. Auch am
Atlantik sehen Genetiker wieder eine Südwest-Nordost-Trift. Viel Bewegung
damals!
Motillas, Spanien, 2200-1200 v. Chr |
Mehrere Abschnittswälle: Alteburg Arnstadt |
Massenhaft wurden damals Schätze
vergraben, die als Depots oder Horte klassifiziert sind. Hügelgräber (Kurgane
der Indogermanen?) und Siedlung liegen wie immer dicht beieinander: Natürlich
kann ich nicht unter die Erde gucken, aber wer das Höhen- und Kreisprinzip bei
Wohnplätzen damals anerkennt, ahnt, wo die Erbauer des bekannten Fürstengrabes
von Leubingen wohnten: Auf dem Orlishäuser Hügel! Dort finden sich jedenfalls in Luftbildern die Kreisstrukturen.
Damals soll beim Holzhaus auch der Übergang von der Vier- zur Dreischiffigkeit stattgefunden haben, d. h. man war in der Lage, auf die mittlere Pfostenreihe zu verzichten. Das Wohnstallhaus teils mit immer noch beträchtlicher Länge wurde die dominierende Nutzungsform.
Damals soll beim Holzhaus auch der Übergang von der Vier- zur Dreischiffigkeit stattgefunden haben, d. h. man war in der Lage, auf die mittlere Pfostenreihe zu verzichten. Das Wohnstallhaus teils mit immer noch beträchtlicher Länge wurde die dominierende Nutzungsform.
Tausende Jahre alte Terrassenfelder im Maghreb |
Überall Terrassen, die über 2000 Jahre alt sein müssen: Schwellenburg Erfurt |
Außerdem fällt auf, dass eine Menge historisch erfolgreicher
Metropolen ur- und frühzeitlich besiedelte Monsterberge besitzen, meist auch
terrassiert. Dazu gehören
Bet Shean, Israel: Viele antike Städte
haben bronzezeitliche Vorgängerhügel
Paris - Montmatre- Marseille - La Garde
- Barcelona - Sant Montjuic
- Nimes - Tour Magne
- Athen - Akropolis ab 5500 v. Chr.
- Rom - Sieben Hügel ab 500 v. Chr.
- Budapest - Gelertberg
- Prag - Hradschin
- Kücükköy - Teufelstisch, megalithisch
Einen Tsunmi beim Ausbruch des Thera auf Santorin konnte sich der Grafiker hier wohl nicht vorstellen |
Um 1600 v. Chr. findet erstmals
ein Kollaps statt, der an einem konkreten Vulkanausbruch und dessen
unmittelbaren Auswirkungen fest gemacht werden kann: Die große Eruption des
Thera auf Santorin. Diese zerstört die Minoische Kultur auf Kreta, die Helladische
Kultur in Griechenland, El Argar in Spanien, und das damals maximal ausgebaute Troja.
In Italien schieben einige Autoren regionale Zerstörungen auf den Ätna. Motillas,
Nuraghe und Torre werden nicht mehr gebaut. Am schwersten war naturgemäß Ägypten
betroffen, dessen Katastrophen als die Zehn biblischen Plagen und der Exodos
der Juden über uns gekommen sein müssen. Kurze Zeit später sollen auch die
ersten Indogermanen in Anatolien und Griechenland eingefallen sein. Neue
Staaten entstanden, wie Mykene und Hatti. Auch wenn in Mitteleuropa nichts auf
Zerstörungen hinweist, deutet die sog. Mittlere Bronzezeit auch hier auf
Umbrüche hin. Die Aunjetitzer Kultur in Mitteleuropa bricht ab, das
Kulturniveau sinkt, aber die Grabhügel werden so viele, dass die Fachleute von
der nun einsetzenden Hügelgräberzeit (1600-1200 v. Chr.) sprechen. Archäologen
und Linguistiker sehen auch hier wieder einen Vorstoß der sogenannten Kurgangräber-Kultur
aus Osteuropa und damit der Indogermanen. Nutzten die Steppenvölker wieder das
Chaos im Westen aus oder waren sie selbst Vertriebene? Der Rhein scheint aber
als verschwommene Grenze zu den immer noch megalithisch orientierten
Bronzeschmieden am Atlantik gehalten zu haben. Das Höhensiedlungsprinzip mit
umliegenden Weilern scheint ausgebaut und verfestigt worden zu sein.
Dolmar Südthüringen:
Kein Berg Europas ist so mit Terrassenfeldern bestückt
|
Außerdem glaube ich spätestens jetzt an den auf den Kammwegen
perlenkettenartig aufgereihten Hügelgräbern die urzeitlichen Altstraßen Europas
festmachen zu können. Nach Detailrecherchen in meiner Heimat rund um den
Thüringer Wald steht die Anzahl der untersuchten zu den unbekannten runden Bruchsteinhaufen
im Verhältnis von 100:1. Verfolgt man sie, schälen sich wieder dominierende Muster
in der Siedlungsstrategie heraus: Gräber und Höhenfesten scheinen sich nämlich
an alten Verkehrssträngen zu orientieren und diese wiederum müssen prinzipiell
in der sinnfälligen Verknüpfung wasserscheidender Höhenlinien bestehen.
Das können die Kammwege der Mittelgebirge gewesen sein (Thüringer Wald, Rothaargebirge, Erzgebirgskamm) aber auch unscheinbare Höhenzüge im Flachland (spätere Kupfer- und Weinstraßen, Via Regia, Via Imperii). Alle 20 Kilometer, dem Tagespensum eines Ochsenkarrens, müssen außerdem strategische Versorgungs- und Sicherungsstationen errichtet worden sein, aus denen sich manchmal heutige Kommunen entwickelten (Winterberg, Oberhof, Neumarkt, Ulmen). Meist sind die Abstände geringer, weil über alle Zeiten neu gebaut wurde.
Das können die Kammwege der Mittelgebirge gewesen sein (Thüringer Wald, Rothaargebirge, Erzgebirgskamm) aber auch unscheinbare Höhenzüge im Flachland (spätere Kupfer- und Weinstraßen, Via Regia, Via Imperii). Alle 20 Kilometer, dem Tagespensum eines Ochsenkarrens, müssen außerdem strategische Versorgungs- und Sicherungsstationen errichtet worden sein, aus denen sich manchmal heutige Kommunen entwickelten (Winterberg, Oberhof, Neumarkt, Ulmen). Meist sind die Abstände geringer, weil über alle Zeiten neu gebaut wurde.
Besonders
augenfällig wird dieses Prinzip am Keltenerlebnisweg von Bad Windsheim nach
Meiningen oder an der Heidenstraße von Köln nach Leipzig. Entsprechend den
geografischen Gegebenheiten waren das natürlich oft nur Korridore, die die verschlungenen
Launen der Natur durch Abkürzungen umgingen. Es gab auch immer mehrere Varianten,
wie uns Hohlwege, Flussübergänge, Flurnamen verraten. Im Hochgebirge, wie den
stark frequentierten Alpen, konnten natürlich nur die Talränder genutzt werden.
Immer dort, wo die Kammwege die Wasserscheiden verließen und deshalb Flüsse
queren mussten, entstanden an deren Sandbänken in Flusskurven die späteren
Furten. Die dienstleistungsintensiven Flussquerungen ließen die heutigen Dörfer
und Städte entstehen, wie Straßfurt, Frankfurt, Dietfurth, aber auch Kassel, Leipzig
und Dresden. Das sind alles Orte, wo immer mehrere Wasserscheiden heute noch zusammen
führen. Hinter (oder vor) diesen Furt-Niederlassungen ging es über Bergsporne
oder trockenen Täler wieder zu den Wasserscheiden hinauf.
Die späteren Vorspanndienste
mit zusätzlichen Zugtieren für Trecks erkennt man in den hunderten „Ausspannen“.
Die meisten Altstraßenforscher ordnen die bis zu 20 Meter tiefen Hohlwege dem
Mittelalter zu, obwohl viele von ihnen weitab oder entgegen der bekannten
Altstraßen verlaufen, z. B. parallel zu den Kammwegen. Die meisten archäologisch
bekannten Höhensiedlungen der Ur- und Frühzeit orientieren sich an diesen Linien.
Selbst die neolithischen Ringgrabenanlagen deuten darauf hin, dass diese
Zwangsführungen viel früher, also seit den ersten Siedlern bestanden haben
müssen (Siehe Post-Schwerpunkt „Altstraßen“ im Blog „Fränkisches Thüringen). Der
mutmaßliche Verkehrsaufschwung in der Bronzezeit könnte mit dem Handel der
notwendigen Legierungen zu tun haben. Englisches Zinn beispielsweise
verbreitete sich ab 2200, und war ab 1600 v. Chr. in ganz Europa, sogar in der
Levante zu finden. Selbst die Orte mit den ausgegrabenen Leitkulturen liegen an
diem Netz: Michelsberg-, Rössen, Wartberg-, Hallstatt-, La Tene usw. In diesem Muster
bildeten sich regelrechte Siedlungszentren über alle Zeiten und Kulturen heraus,
wie oben als Wiederbenutzung beschreiben, besonders von endneolithischen Ringgrabenanlagen
zu bronzezeitlichen Höhensiedlungen. Beispiele wären Sacrow bei Potzdam, Watenstedt,
Niederkaina bei Bauzen, Wildeshausen bei Bremen, Ippenheim am Steigerwald, der Glauberg
in Hessen oder natürlich die Elbübergänge um Schönebeck oder Stretenburg.
Altstraßenkreuzungen implizieren solche Konzentrationen auch an Orten, wo
bisher kaum archäologisch geforscht wurden (Winterberg im Rothaargebirge,
Oberhof im Thüringer Wald oder Donauwörth). Man braucht nur die prähistorischen
Highlights über wasserscheidene Höhenrücken miteinander zu verbinden, um solche
Urweg-Verbindungen zu treffen. Ein Beispiel wäre die völlig vergessene Strecke
von Manching über Houbirg und Staffelstein über den Thüringer Wald zum Gleitsch
bei Saalfeld und weiter. Selbst noch die Europäische Hauptwasserscheide
funktioniert nach diesem Prinzip (Siehe entspr. Post in diesem Blog). Prähistorische
Autobahnen quer durch unseren Kontinent?
Die Europäische Hauptwasserscheide als kontinentale
Urstraße für die Prähistorischen Völkerwanderungen?
|
Ipf, Siedlungszwang von 4500-200 v. Chr. |
Die stärksten Auswirkungen auf Siedlungsstrategien aber muss die
Katastrophenzeit um 1200 v. Chr. gehabt
haben. Mehrere Wissenschaftler machen den Hekla auf Island verantwortlich, einzelne
auch den Ätna. Das ist aber von der Fachwissenschaft nicht anerkannt. Irgendetwas
aber muss ja sämtliche Zivilisationen damals ausgelöscht haben (Wessex-England,
Arthenacian-Frankreich, Iberische Bronze-Spanien, Hügelgräber-Mitteleuropa, Terramare-Italien,
Mykene-Giechenland, Hethiter-Türkei). Offensichtlich weisen zunächst alle
Ausgrabungsstätten rund um das Mittelmeer zu dieser Zeit einen
Zerstörungshorizont durch Fluten und Erdbeben aus. Die Poebene soll komplett
unter Wasser gestanden haben. Der kurzzeitigen Überflutung der Tiefebenen von den
Meeren aus, müssen besonders in Mitteleuropa heftige Klima-, Agrar- und
Subsistenzkrisen gefolgt sein. Wieder das alte Lied: Archäologen finden
vergrabene Schätze, neue Bronzewaffen, vereinzelt sogar Kannibalismus. Alle
Flussauen und Küsten an Atlantik und Nordmeer sollen plötzlich menschleer
gewesen sein. In höheren Lagen verbarrikadierten sich die Bewohner Früh- und
Mittelbronzezeitlicher Spornsiedlungen nun hinter hohen Holz-Stein-Wallanlagen,
wie der Ehrenbürg bei Forchheim, dem Bullenheimer Berg, den Bergen um Pößneck, Ipf, Hohenasperg,
Dünsberg bei Gießen u.v.a. mehr. Auch hier treten oft Altsteinbrüche auf, die
teils bis in die Neuzeit betrieben worden sind (Gleichberge, Öchsen,
Dietrichberg) Diesmal scheinen sie aber erst später entstanden zu sein, weil
man die Bruchsteine der Wälle plündern wollte. Als die alle wurden, ging man in
die Tiefe. Die meisten Publikationen gehen davon aus, dass damals überhaupt
erst Höhensiedlungen entstanden waren. Ich konnte aber nur ein paar Ausnahmen verifizieren
(Farrenheimer Berg, Heunischenburg, Marienberg/ Würzburg, Mont Lassois bei Vix).
Und auch bei denen deuten Artefakte im Umfeld auf frühere Nutzungen hin. Sind
wir hier wieder einer Fehlinterpretation auf der Spur?
Staffelberg, besiedelt von 5000 vor bis 1500 nach Chr. |
Eine Flussregion scheint aber nur mäßig von den Katastrophen um
1200 v. Chr. tangiert worden zu sein: die Donau! Und genau im abgeschottesten
Teil des Stromes, dem Karpatenbecken, entsteht - quasi wie Phönix aus der Asche
- die neue Urnenfelderkultur. Sie setzt europaweit einen völlig veränderten
Grabritus durch, bei dem die bisher dominierende Ganzkörperbestattung durch das
Verbrennen der Leichen abgelöst wird. Diesen Brauch hatte es früher nur
vereinzelt bei solchen Kulturen gegeben, die direkt mit potentiellen Fluten in
Verbindung gebracht werden können (Hilversum, Niederlande, 1800-900 v. Chr.; Schönfelder,
Norddeutsche Tiefebene, 2900-2100 v. Chr.; Cetina, Dalmatien 2200-1600 v. Chr.).
Ab 1200 v. Chr. aber wird die Einäscherung kontinental übergreifend. Die
Wissenschaft erklärt den Umschwung mit neuen eingewanderten religiösen
Strömungen. Ich vermute als Ursprung Massenverbrennungen von Leichen, wie sie
bei Naturkatastrophen oder Epidemien logisch wären.
Diese Urnenfelderkultur breitete sich nun langsam in ganz
Mitteleuropa aus. Dabei scheint es auch eine klimabedingte Auswanderung
Richtung Süden gegeben zu haben. Fest steht, dass spätbronzezeitliche
Befestigungen damals ohne Zerstörungen verlassen wurden, wie die Heuneburg oder
die Alteburg südlich von Arnsadt. Hinter den Alpen erscheinen die sog. Italiker.
Das gleiche in Griechenland: Die Mykener gehen unter und fremde Völker tauchen
auf: Dorer, Achaier, Ionier, Aioler, Lydier. Neue Städte wie Sparta entstehen. Die
Mythen um Atlantis, Troja, Dorische Wanderung, Seevölkersturm, Philister,
Iberer am Schwarzen Meer u.v.a. scheinen mit der Katastrophentheorie einen
realen Kern gefunden zu haben. Archäologisch folgen in den mediterranen
Siedlungen auf die Naturzerstörungen jedenfalls allerorts kriegerische
Konflikte, die mit dem Untergang der Alteingesessenen endete (neben den
Mykenern waren das die Hethiter, die Stadtstaaten der Levante, beispielsweise Ugarit,
später auch die ägyptische Königdynastie). Die Experten sehen die Umbrüche
damals als langsame Diffusion und beziehen sich vor allem auf die Weiterführung
der Keramik. Dabei entsprechen die Abläufe genau heutigem Verhalten in den
Beziehungen von Besatzern und Unterworfenen. Schließlich war der östliche
Mittelmeerraum im Gegensatz zu Zentraleuropa schon stark besiedelt und
Griechenland wie Anatolien fest in indogermanischer Hand. Urnengräber gibt es
da kaum. Und: Nicht lange danach gegen 1000 v. Chr. setzt sich wieder das alte
Muster in Gang: Indogermanen und auch Semiten stoßen weiter Richtung Westen vor.
Griechen, Ionier und Phönizier beginnen den westlichen Mittelmeerraum und den
Atlantik wieder zu besiedeln. Historiker nennen diese Niederlassungen
„Handelsposten“ obwohl große Gebiete kolonialisiert wurden. Neue Völker
konsultieren sich aus Einheimischen und Neuankömmlingen, wie die Etrusker. Städte
wie Karthago, Paestum, Rom und Marseille entstanden. Dabei gelangte man bis
„hinter die Säulen des Herakles“ in den Atlantik und gründet z. B. Cadiz. Im
andalusischen Hinterland entsteht die Tartessische Kultur, wahrscheinlich als
Vermischung mit den Einheimischen.
Auch in Mitteleuropa das gleiche Bild, allerdings 200 Jahre später.
Die Urnenfelderleute taten sich zunächst nämlich schwer, an den Atlantik und
den Ärmelkanal vorzudringen. Dort - im unmittelbaren Wirkungsbereich des Hekla
- also England, Frankreich, Iberien - herrschte nach 1200 v. Chr. die so
klassifizierte Atlantische Bronze. Die ist gekennzeichnet durch Fundarmut,
Nomadentum und - bis auf importierte Ausnahmen - minderwertige Bronze. Das
lässt auf Lebensumstände in Krisenzeiten schließen. Bestand sollen auch die bretonischen Bronzeäxte mit geraden Schäften gehabt haben. Die waren in ganz Nordeuropa verbreitet. Hatten sich die megalithischen Höhen in der Bretagne über einen Flut gerettet? Doch so oder so - die innovative Kraft vom Atlantik schien gebrochen.
Denn bei der Ausbreitung der Brandbestattung muss immer noch die Siedlungshöhe
gegenüber dem Meeresspiegel wichtig gewesen zu sein, wie in Niederkaina oder
Biskupin. Im über alle Zeiten besiedelten Watenstedt nördlich des Harzes erhält
die Kreisgrabenstruktur der Hünenburg nun einen Wall. Im Siedlungszentrum um
Schönbeck an der Elbe folgt den beiden spätneolithischen Kreisgrabenanlagen
(Pömmelte 2300-2000 v. Chr. und Schönbeck 2200-1600 v. Chr.) eine spätbronze-,
früheisenzeitliche Begräbnisstätte, deren Bewohner sich wahrscheinlich auf dem
Bierer-, dem Wein- und dem Spitzberg verschanzt hatten. Beide Zentren liegen übrigens
am gleichen Ost-West-Wasserscheidenweg. Wissenschaftler streiten, ob die
Burgenbauer Alteingesessene oder Invasoren waren, aber die nachfolgende
Kontinuität solcher Befestigungen verweist auf die neuen indogermanischen
Herren aus dem Osten (Siehe auch die vielen Herrenberge, z. B. über Schalkau
oder in den Hörselbergen).
Nördlich der Alpen setze der Aufschwung gegen 800 v. Chr. mit der
Verarbeitung von Eisen ein. Kontinuierlich entwickeln sich aus den Urnenleuten erst
Hallstatt-, dann Laténe-Kelten. Sie errichteten riesige Oppida, das heißt stadtähnliche
Siedlungen wie auf den Gleichbergen bei Römhild, der Milseburg in den Rhön oder
dem Staffelberg am Main. Immer noch funktioniert das architektonische Prinzip
der Nachnutzung, z. B. auf der Schalkenburg bei Quenstedt am Harz. Erst neolithische Kreisgrabenanlage, dann Siedlung der Bernburger Kultur und nun hallstattzeitliche Höhensiedlung. Die unterschiedlichen Höhenburgen lassen sich genau differenzieren:
- Hallstatt: Henneberg-Südthüringen, Mont Lassois-Vix, Hohenasperg-Baden-Württemberg
- Frühlatene (weniger Importe und Gräber): Ipf-Schwäbische Alp, Köcherburg, Dünsberg-Gießen, Heiligenberg-Heidelberg, Altkönig-Hochtaunus, Steinsburg-Südthüringen
- Spätlatene (noch vor der Abwanderung): Heidenmauer-Dürkheim, Glauberg-Hessen, Ehrenberg-Reuthe
fiktive Holz-Stein-Mauer |
Diese seit der Bronzezeit anhaltenden Ost-West-Triften müssen durch
Barrieren wie Karpaten, Alpen oder Pyrenäen eine enorme Sprachdifferenzierung hervor
gebracht haben. Ihre Entwicklung ist noch heute hörbar (alle v. Chr.): Anatolisch
(1700), Griechisch (1400), Italisch (700), Iberisch (700), Keltisch (600), Germanisch
(300), Slawisch (900 nach Christi). Auch hier die oben beschriebene
indogermanische Expansion im Zusammenhang mit den auf die Katastrophen
folgenden Veränderungen!
Kulturell und architektonisch entwickelte sich die Differenzierung
zwischen den relativ isolierten Mitteleuropäern und dem Völkergemisch der
Südländer weiter. Dort verschmelzen Einheimische, über die Alpen gekommene
Italiker und aus dem „Morgenland“ zuströmende Neusiedler der alten Hochkulturen.
Die Etrusker sind mit ihren immer noch dominierenden Höhenbergfestungen wie
Saturnia, Orvieto oder Montepulciano zunächst die Fortschrittlichsten, die Latiner
mit ihrer römischen Militärmaschinerie aber die Durchsetzungsstärkeren! Das
könnte auch etwas mit der abnehmenden militärischen Wirkung dieser Spornburgen
zu tun haben. Mit der einsetzenden Antike wird die seit 4000 v. Chr. bei den
Sumerern genutzte Schrift auch bei den europäischen Eliten üblich und ihre
Ergüsse blieben uns manchmal erhalten.
Heuneburg Hundersingen, nur ein keltischer
Sicherungsposten am Urweg?
|
Immer noch streiten die Experten, ob die germanische
Völkerwanderung ab 375 mit dem Einmarsch der Hunnen, durch Klimaveränderungen
oder reine Beutegier ausgelöst wurde. Jedenfalls wird das Ganze zu einem
erneuten indogermanischen Schub nach Süden und Westen. Die nachgewiesenen
Umweltbedingungen im Jahre 536 nach Christi ähneln jedenfalls jenen, wie oben
beschrieben.
Die Germanen nutzen auf ihren Kriegszügen mit Kind und Kegel teils auch ehemalige prähistorische Wallanlagen nach: Runder Berg, Zähringer Burgberg, Gelbe Bürg, Houbirg, Reisberg, Wettenburg, Dünsberg, Geißkopf. An manchen Orten übernehmen sie in den römischen Provinzen deren Strukturen und Bauwerke, aber oft - wahrscheinlich bei Wiederstand - reißen sie alles nieder. Auch ihre folgenden Kriege untereinander zerstören nach und nach die Prachtbauten der genialen Südländer. Bis weit ins Mittelalter hinein dominieren bei ihnen weiter familiengroße Pfostenhäuser mit Holzfachwerk, Lehm, Schindeln oder Stroh. Erst die Frankeninvasionen und der sie begleitende Christliche Glaube bringen ab 600 v. Chr. Verteidigungs- und Kirchenbau langsam wieder in Schwung. Es mussten aber 1000 Jahre vergehen, bis das alte Niveau durchgehend wieder erreicht wurde. Weitere Austrocknung und Entwässerung lassen Orte selbst in tiefsten Lagen entstehen (-hausen, und -heim-Orte). Erst werden nur die Fundamente aus Stein errichtet, dann sogar die untersten Stockwerke. Viele Orte gründen oder bestehen weiter auch an den Quellen der ehemaligen Höhensiedlungen (Sünna-Öchsen, Kleinsassen-Milseburg, aber auch unbekannte wie Geba-Hohe Geba). Die jetzt heidnischen Plätze dort oben werden siedlungsfern mit Kirchen als symbolische Vereinnahmung des neuen Glaubens überbaut. Auch Klostergründungen scheinen sich strategisch und an den heidnischen Bauwerken zu orientieren. In den frühen Gemeinden kann man unabhängig von der Gründungsurkunde deren Alter an der Lage der Ortskirche erkennen. Liegt sie außerhalb des heutigen Ortskerns (meist der Hauptmarkt), kann sie nur nach der Christianisierung gebaut worden sein (Augsburg, Schleusingen, Eisfeld).
Die Germanen nutzen auf ihren Kriegszügen mit Kind und Kegel teils auch ehemalige prähistorische Wallanlagen nach: Runder Berg, Zähringer Burgberg, Gelbe Bürg, Houbirg, Reisberg, Wettenburg, Dünsberg, Geißkopf. An manchen Orten übernehmen sie in den römischen Provinzen deren Strukturen und Bauwerke, aber oft - wahrscheinlich bei Wiederstand - reißen sie alles nieder. Auch ihre folgenden Kriege untereinander zerstören nach und nach die Prachtbauten der genialen Südländer. Bis weit ins Mittelalter hinein dominieren bei ihnen weiter familiengroße Pfostenhäuser mit Holzfachwerk, Lehm, Schindeln oder Stroh. Erst die Frankeninvasionen und der sie begleitende Christliche Glaube bringen ab 600 v. Chr. Verteidigungs- und Kirchenbau langsam wieder in Schwung. Es mussten aber 1000 Jahre vergehen, bis das alte Niveau durchgehend wieder erreicht wurde. Weitere Austrocknung und Entwässerung lassen Orte selbst in tiefsten Lagen entstehen (-hausen, und -heim-Orte). Erst werden nur die Fundamente aus Stein errichtet, dann sogar die untersten Stockwerke. Viele Orte gründen oder bestehen weiter auch an den Quellen der ehemaligen Höhensiedlungen (Sünna-Öchsen, Kleinsassen-Milseburg, aber auch unbekannte wie Geba-Hohe Geba). Die jetzt heidnischen Plätze dort oben werden siedlungsfern mit Kirchen als symbolische Vereinnahmung des neuen Glaubens überbaut. Auch Klostergründungen scheinen sich strategisch und an den heidnischen Bauwerken zu orientieren. In den frühen Gemeinden kann man unabhängig von der Gründungsurkunde deren Alter an der Lage der Ortskirche erkennen. Liegt sie außerhalb des heutigen Ortskerns (meist der Hauptmarkt), kann sie nur nach der Christianisierung gebaut worden sein (Augsburg, Schleusingen, Eisfeld).
Überall in Europa zu finden: Strukturen die nicht natürlich
entstanden sein können
|
In den Gemeinden verweisen oft Wehrkirchen auf die frühesten Frankensitze hin. Deren Verwalter (Vögte) hatten sich ja schnell zu regionalen Anführern erhoben, die sich bald sog. Eigenkirchen leisteten. Als einige dieser Herrschaften sich mit dem Auflösen der fränkischen Zentralverwaltung gegen andere militärisch durchsetzten (Grafensystem, Beispiel Hohenzollern, Henneberger, Schwarzburger) gingen diese Kirchen in Diözese-, Bistum- und später Gemeindebesitz über. Massenhaft blieben sie mit ihren Schießscharten und Bruchsteinmauern als sog. Wehrkirchen oder Kirchenburgen erhalten (Ostheim, Grafengehaig, Kriegengebrunn, Frohnhausen, Eglise fortifiee, Hunawihr). Auch hier ist die kontinuierliche Entwicklung vom Berg ins Tal festzustellen. Manchmal erscheinen die historischen Leitbauten in Linie über einer Furt: Bronzezeitliche Wallanlage-keltische Terrassenfelder-fränkische Spornburg (Weltenburg, Haitabu, Schwallungen, Wernshausen, Unterkatz, Zella-Mehlis, Zell in der Rhön, Jüchsen). Slawen und Wikinger benutzten um 900 zwar schon moderne Eisenwaffen, ihre Bauweise glich aber immer noch den ersten Siedlern 6000 Jahre früher.
Jeder kennt Venedig, aber keiner die Vorgängerstadt Altinum |
Die mit Abstand längste Bautradition.
Pfahlbauten in und um die Alpen 5000-1000 v. Chr.:
Bestens gegen Fluten gerüstet!
|
In diesem vergleichenden Stil kann man sich jetzt jede einzelne Ruine vornehmen. Lesen können ja seit 200 Jahren alle. Unten sind einige Beispiele aufgelistet. Und wer sich nicht scheut auf öde Berge zu klettern oder im Unterholz rumzukriechen, findet auch massenhaft unbekannte Befestigungsrelikte, wie hier ausführlich beschrieben. Dazu muss man nur die Bergsporne entlang wasserscheidender Kammwege abklappern. Die genaue Datierung bleibt aber den Archäologen vorbehalten. Trotzdem scheint der hier vertretene Zusammenhang von Naturkatastrophen und Siedlungsstrategien um so deutlicher hervorzutreten, je näher wir der Jetztzeit kommen. Insbesondere vor 2200 v. Chr. aber muss noch viel erforscht werden. Obwohl die Experten mit dutzenden Klassifizierungen aufwarten, gibt es eigentlich nur 4 grundlegende fortifikatorische Typen, wobei Ausnahmen die Regel bestätigen:
- erhöht liegende Dörfer mit konzentrischen Gräben, Palisaden, ev. auch Hecken, heute nur noch in Luftbildern zu erkennen (eventuell 6000-2000 v. Chr.)
- große Spornburgen mit versteilten Abhängen und großflächigen Terrassen, später mit Abschnittswällen aus Fachwerk und Stein sowie kleinteiligen Feldterrassen (ev. 2000 vor bis zu Christi Geburt)
- kleine Höhenburgen mit tiefen Gäben und Palisaden (ev. 500-1000)
- Niederungsburgen mit Wassergräben (ev. 1000-1700)
Anlage: Siedlungsstrategien in Europa (Unterschiedliche
Zeitangaben in den Quellen wurden gemittelt)
Dominier. Bauform
|
Verbreitung
|
Entwicklung v. Chr.
|
Heute noch sichtb. Bauten
|
Runde
Anlagen aus bearbeiteten Groß- und Bruchsteinen (Megalith)
|
Fruchtbarer
Halbmond
Ägäis,
Adria, Malta, Maghreb, gesamte Atlantikküste, Teilw. Rückw. Schweiz
|
Beginn
10000 Höhepunkt 4100 Höhepunkt 3900 Höhepunkt 2500
Ende
2200
|
Göbekli
Tebe, Türkei
Tempel
Malta
Dolmen
von Menges
Stonehenges,
England
Dolmen
Rügen
|
Rechteckige
Häuser aus bearbeiteten Groß- und Bruchsteinen sowie Ziegeln (Tells)
|
Fruchtbarer
Halbmond, Später ganzer Mittelmeerraum Stein, Karpaten und Mesopotamien
Ziegel
|
Beginn
7500
Höhepunkt
5000
Höhepunkt
4500
Höhepunkt
2800
Bis
heute
|
Catalhöyük, Tell Halaf
Zikkurate Mesop.
Solnizata
Pyramiden
Ägypten, Troja
|
Siedlungslücken
|
Eur.
Platte, Zweistroml.
|
6200
|
|
Langhäuser
aus Holz teils mit Gräben umgeben, Ringgrabenanlagen
|
Karpatenbecken,
Osteuropa, Deutschland, Nordfrankreich, Britische Inseln
|
Beginn
5400
Höhepunkt
5000
Höhepunkt
4500
|
Linienbandkeramisches
Langhaus Oerlinghausen, Vinca-Schrifttafeln von Tartaria, Kreisgrabenanlage
Goseck
|
Siedlungslücken
|
4500,
3900, 3500
|
||
Weiter
konzentr. Grubenwerke auf Höhen, teils Trockenmauern
|
Ganz
Westeuropa,
am
Mittelmeer
|
Höhepunkt
3400
Höhepunkt
3000
Ende
1600
|
Myke Down, Camp Durant, Fareleira, Lerna
Troja
I und II
Pömmelte,
Minoisches Kreta
|
Siedlungslücken
|
Atlantik,
Mittelmeer
|
2200
|
|
Große
Befestigte Höhensiedlungen, versteilte Abhänge, teils Trockenmauern
|
Ganz
Europa
|
Beginn
2200
Höhepunkt
1900
Ende
100
|
Troja
III-V , Minoische Palastzeit El Argar, Motillas, Nuraghe, Bullenheimer Berg,
La Mutta
|
Siedlungslücke
|
Mittelmeer
|
1600
|
|
Hügelgräber
in Massen
(Tholos,
Kurgane)
|
Osteuropa
bis etwa zum Rhein, Anatolien, Griechenland
|
1600-1200
|
Akropolis
Athen
Troja
VI, Mykene, Bernstorf, Dietzhausen
|
Siedlungslücke
|
Europa,
außer Donau
|
1200
|
|
(Neu-
und) Ausbau von großen Wallanlagen, Stein und Fachwerk, langs. talwandernd
|
Erst
Donauraum, dann Süd-, Nord- und Westeuropa
|
Beginn
1200
Höhepunkt
1100
Höhepunkt
800
Höhepunkt
450
Ende
Zeitwende
|
Urnenfelder:
Freinberg Linz
Troja
VII
Hallstatt
La
Tene, Gergivia, Manching Viereckschanze Bopfingen
|
Antike
Städte, wegsichernde Kastelle und Landgehöfte
|
Ganz
Süd- und später Westeuropa
|
Beginn
1000
Höhepunkt
800
Höhepunkt
500
Untergang
6. Jhd.
|
Athen, Troja VIII
Etrusk. Spornberge, Orvieto
Rom
Tier
|
Kleine
wegesichernde Bergburgen mit tiefen Gräben und Palisaden/ Mauern
|
Ganz
West-, Süd- und letztlich Osteuropa
|
Beginn
500 u.Z.
Höhepunkt
800
Ende
1200 u.Z.
Danach
nur Ausbau
|
fränk.
Burgställe, Tachbach, fast jede heutige Burgruine
|
Niederungs-,
Wasserburgen, Motte
|
Antikes
Europa, frühm. Flachland, repräs. Fürstensitze
|
Beginn
zur Zeitenwende
Ende
Neuzeit
|
Kastell
Pohl, german. Funkenburg, Slaw. Raddusch, sächs. Moritzbg
|
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