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Samstag, 3. August 2019

Wer waren die Streithähne in der Schlacht im Tollensetal?

Zu allen Zeiten haben Menschen einander totgeschlagen
Hier muss ich nicht ins Detail gehen. Alle großen Medien haben über die sensationellen Ausgrabungen an dem kleinen Fluss in Mecklenburg-Vorpommern berichtet - alle sehen die Archäologen ratlos. Dabei lieferten die genügend aufschlussreiche Erkenntnisse vom größten militärischen Konflikt der Europäischen Bronzezeit, um einschätzen zu können, wer da warum aufeinander eingeschlagen hat. Und wer gewonnen hat!

Man stelle sich das vor: An die 5000 junge Männer müssen da um 1250 v. Chr. gegeneinander angetreten sein, die einen mit Bronze-, die anderen mit Feuersteinpfeilen und Holzkeulen bewaffnet.
Tollense: Kleiner Fluss mit großer Schlacht
Einzelne Bronzeschwerter und Pferde können sicher den Offizieren zugeordnet werden. Die offizielle Vermutung: Eine lokale Streitmacht habe einen Knüppeldamm nebst Brücke über das Flüsschen gegen ein von Westen anrückendes Heer verteidigt. Hintergründe seien Ressourcenverknappung und Klimaveränderungen. Dass eine der beiden Gruppe zwingend aus dem Süden stammen soll, wurde inzwischen widerlegt. Unklar, woher das Aufgebot der Einheimischen in einer bisher als fast menschenleer geglaubten Gegend stammen soll, um die sich niemand scherte.

Also bin ich hingefahren. Die prähistorische Situation vor Ort überraschte selbst so einen alten Urzeit-Feteschisten wie mich (Siehe meine Karte bei Google-Maps!).
Da wimmelt es nur so von Siedlungsspuren aus jener Zeit, davor und danach. Entsprechend vermute ich:
  1. Bodendenkmale säumen die alte Trasse
    Das Tollensetal zwischen Altentreptow und Demmin muss seit den ersten Bauern bis ins Mittelalter ein Zentrum der Kulturen jener Zeit gewesen sein. Das belegt eine seltene Dichte von Großstein- und Hügelgräbern und somit von Siedlungsverdachtsplätzen, wie ich sie in die beigefügte Karte eingezeichnet habe. Ich folge damit den typischen Merkmalen solcher Orte, wie künstlich versteilte Magerrasenabhänge, Wallresten, hochliegenden Quellen, Flurnamenanalysen und öffentlich einsehbaren historischen Expertisen.
  2. Nördlich und südlich des Ausgrabungsortes scheint eine uralte Heer- und Handels-Trasse verlaufen zu sein, aus Südwesten kommend nach Nordosten ziehend. Das assoziieren der Konzentrationsverlauf der Relikte, verfallene Hohlwege auf beiden Abhängen des Flusses, Handelsgüterverteilungen jener Zeit (Bernstein in Spanien, mediterrane Glasperlen in Neustrelitz) sowie die bekannten teils gegenläufigen Völkerwanderungen der Bandkeramiker, Glockenbecherleute, Schnurkeramiker, Germanen und Slawen). Die Dimensionen der bronzezeitlichen Reisen damals bestätigen auch die Mumien in Süddänemark, die aus Süddeutschland stammen.
  3. Um 1200 v. Chr. muss es nicht nur eine weitere bekannte militärische Auseinandersetzung gegeben haben, wie die Historiker hier behaupten (Schlacht von Kadesch), sondern Tausende:
    Rechts und links des Tollensetales finden sich die gleichen
    Hohlwege wie im Mittelgebirge
    Nicht nur die ominöse Seevölkerinvasionen, Dorische und Ionische Wanderungen im Mittelmeer, sondern auch in Europa gingen alle damaligen Zivilisationen zu Grunde: Hügelgräberkultur, Iberische Bronze, Artenacian, Wessex, Mykener, Hethiter und wie sie alle heißen. Egal warum! Sicher glaubt niemand, dass das friedlich abgegangen ist.
  4. Es kursieren eine Menge vager Vorstellungen über die Ursachen. Aber nur eine Hypothese zu diesem globalen Kollaps klingt plausibel: Das sind die Katastrophenszenarien um 1200 v. Chr., wie sie die Wissenschaftler im Referenzanhang dieses Blogs postulieren. Demnach habe eine Kausalkette von tektonischen Gau (vielleicht Kometenimpact), Vulkanausbrüchen (nachgewiesen Hekla), Tsunamis, atmosphärischem Winter, Agrar- und Subsistenzkrisen das Leben in den flachen Teilen Westeuropas unmöglich gemacht. Die Leute wanderten aus.
  5. Diese Fluchtmigration scheint sich nicht nur nach Süden und Osten gewandt zu haben, sondern auch nach Nordosten. Das Tiefland südlich der Ostsee scheint von den Nordmeer-Fluten weniger stark betroffen gewesen zu sein (Dänemark-Schwelle).
    Überall rings um den Fundort liegen steinige, abgeflachte, 
    künstlich versteilte Höhen, mit diesen wegen 
    Überbeanspruchung typischen Magerrasen.
    Hier im Tollensetal müssen die Stämme schnurkeramischer Prägung gesessen haben, mit ihren östlichen Wurzeln und Kontakten. Pferde, Bögen, Bronzewaffen sollten zur ihrer Standartausrüstung gehört haben, mit der sie den Angreifern haushoch überlegen waren. (Keine Schwertfunde am Kampfplatz, trotz Leichenfledderei).
  6. Auch die offizielle Geschichte schreibt den östlichen Kriegern einen Sieg zu: Die Indogermanische Sprache - um 1200 v. Chr. wahrscheinlich nur bis in eine Mischzone mit den Alteuropäern in Mitteldeutschland vorgedrungen - war nun nicht mehr aufzuhalten. Sie verbreitete sich langsam über ganz Europa. Ab 600 v. Chr. bildete sich hier die leichenverbrennende Jasdorf-Kultur heraus, die als Vorgänger der Elbgermanen angesehen werden.
Ein einzelner Punkt davon würde mich auch nicht anheben, die Summe aber macht’s. Und warum schreibt das so keiner? Man muss nur zwischen den Zeilen lesen können.
Auf Hinweistafeln in Weltzin sind die meisten
hier aufgeführten Relikte beschrieben
Da erfährt man auch etwas über die personelle und finanzielle Ausstattung der verantwortlichen Archäologen Thomas Terberger und Detlef Jantzen. Für sie darf nur das ergrabene Artefakt zählen. Ich kann als Wissenschaftsautor auch andere Überlegungen ins Spiel bringen. Solch ein professionelles Handling des Projektes muss ihnen erst mal jemand nachmachen. Ihnen gelang nämlich eine weitere Sensation: mit zwei Metallringen, die die ältesten Zinnfunde in Europa darstellen. Vielleicht hat man hier schon eher mit Bronze laboriert als in Süddeutschland.

Die Katastrophentheorie ist ein anderer Fall. Die wird von den meisten Wissenschaftlern abgelehnt, obwohl, Geologen, Klimaforscher und Genetiker genau die oben beschriebenen Szenarien nachgewiesen haben. Jedenfalls könnte mit ihr so manches Rätsel der Weltgeschichte gelöst werden (Siehe einzelnen Posts in diesem Blog!).

Fazit: Die Schlacht im Tollensetal scheint eine jener Kämpfe gewesen zu sein, die um 1200 v. Chr. das katastrophale Ende von Alteuropa eingeläutet haben. Damit wurde der Weg für die Indogermanisierung auch Westeuropas frei. Das letzte Wort dabei haben natürlich immer die Archäologen. Aber bis zur Ausgrabung der Siedlungsverdachtplätze in der Karte kann es ja noch mal 3000 Jahre dauern. Also möchte ich schon mal vorwarnen.

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