Dolmen: Grab- oder Opferstätte? |
Dolmen - diese auffälligen Steintische aus der Vorzeit - stehen meist in der Nähe von Küsten herum. Diese
Erkenntnis hat schon so manchen Archäologen ins Grübeln gebracht, allein eine Antwort
blieben bisher alle schuldig. Dabei ist die Lösung ganz einfach, wenn man die
Konsequenzen der Katastrophentheorie berücksichtigt
(Siehe Post 6.). Danach sollen die Küsten West und Nordeuropas mehrmals von gigantischen Tsunamis überrollt worden sein. Diese bei Geologen und Klimaexperten längst bekannte Tatsache wird jedoch von den Archäologen gerne übersehen. Sie könnte aber unser Bild von der Siedlungs- und Begräbnisgeschichte Europas revidieren.
Dolmen als besondere Großsteinsetzungen
Publikationen gibt es ohne Ende: Dolmen stammen meist aus megalithischer Zeit, scheinen fast durchweg als Grabkammern gedient zu haben und sollen ursprünglich vollständig mit Erde bedeckt gewesen sein, wie die späteren Hügelgräber quasi. Sie repräsentieren sinnfällig die Art und Weise, wie zwischen 4500 und vorrangig 2200 v. Chr., aber auch noch bis zum Beginn der Zeitrechnung die Verstorbenen weltweit unter die Erde gebracht wurden (Zu den jüngeren Hügelgräbern siehe weiter unten!). Denn selbst noch die winzigen Steinkistengräber aus dieser Zeit funktionierten nach dem gleichen Prinzip: Flache Seitensteine um die Leiche herum, Steindeckel drauf, Haufen drüber, fertig. Typische Dolmenbauer scheinen die Menschen der Megalithkultur (4700-1300 v. Chr., der Glockenbecherkultur (2600-2200 v. Chr.) und der Trichterbecherkultur (4200-2800 v. Chr.) gewesen zu sein. Von 1600-1200 v. Chr. wurde sogar eine ganze Epoche nach diesen Haufen benannt: Die Hügelgräberkultur. Doch selbst noch Kelten und Germanen beerdigten nach dem alten Brauch. Hunderttausende soll es geben!
Bei solcher Masse muss man differenzieren: In diesem Artikel soll es nur um die erhaltenen großen Steinkisten mit Deckstein gehen, oder um solche, die noch als solche erkannt werden können. Denn selbst freiliegende Großsteinensemble finden sich noch in verwirrender Vielfalt. Es gibt große, kleine, in verrückten Anordnungen (Schiffsform), aus "rundgelutschten" Findlinge und groben Bruchsteinen, manchmal mit "Seelenloch" oder mehreren Kammern, vereinzelt sogar mit Gravuren. Immer wenn ich einen bekannten Dolmen besuche, finde ich rundherum Dutzende gleichaussehende Steinhaufen, die aber niemand erfasst hat. Denn die aller meisten Kompositionen sind zerstört, scheinbar gibt es südlich der europäischen Mittelgebirgsschwelle weniger als im Norden. Im Osten sollen die Grabkisten unter den Hügeln aus Holz gewesen sein, wie z.B. beim Fürstengrab von Leubingen oder am Glauberg. In der Bretagne und England kann man auch beobachten, wie um die Steintische später große Bruchsteinhaufen geschichtet wurden, beispielhaft am Cairn von Barnenez.
Der Überbau aber, Struktur und religiöser Sinn scheinen allerorts und über alle Zeiten identisch. Von den hölzernen findet man an der Küste gar keine Exemplare, weshalb sie zum Vergleich hier nicht herangezogen werden können (Theorie dazu ebenfalls weiter unten!). Die kleineren Gräber - auch die aus Stein - scheinen hier wie da deutlich in der Überzahl, man findet sie nur schwer. Die Großsteinanlagen aber sind echte Hingucker, auch wenn es sich meist nur um die unverwüstlichen Reste einer ehemals komplexen Anlage handelt. Der Wanderer sieht so nur ein paar halbversunkene Brocken im Gelände herum liegen. Wissenschaftler erklären solche Zerstörungen mit der natürlichen Erosion durch Wind und Wetter über die Jahrtausende und das fast ebenso lange Wirken von Bauern, Grabräubern und Romantikern. Das aber kann nicht sein! Denn die Steintische unterscheiden sich markant von anderen "zerstörten" Großsteinanlagen: Fragil ausbalancierte Strukturen scheinen nicht nur allen Unbilden der Zeit widerstanden zu haben, von ihnen muss auch fein säuberlich alle Abdeckung entfernt worden sein - wie nach einem "Großreinemachen". Dieses Phänomen zeigt sich um so deutlicher, je näher wir der Küste kommen. (Über Ausnahmen wird noch zu sprechen sein.)
Die Idee
Bei dem Versuch die mannigfaltigen Großsteingräber in der Bretagne mit ihren unterschiedlichen Bauphasen zu ordnen, erschien mir unter den vielen Hypothesen folgende Chronologie am plausibelsten:
- Bau der Großsteintische (Dolmen) nebst Erdüberwurf (ab etwa 4000 v. Chr.).
- Neue Überschichtung der gleichen Tische mit Bruchsteinen, so als wäre die Erde plötzlich verschwunden gewesen (gegen 3500 v. Chr.). und die Steintische hätten "nackt" herum gestanden.
- Teilweise wurden die Schichtungen über mehrere Grabkammern erweitert (vielleicht 2200 v. Chr.)
- Früheisenzeitliche Nachbestattungen und Überzug der Bruchsteinhaufen mit Lehm (ab 800 v. Chr.)
Was könnte sich dahinter verbergen? Wo hatte ich diese Zeiten schon mal gehört? Bei der Katastrophentheorie mit ihren mutmaßlich gigantischen Tsunamis, fähig unbefestigte Erdaufschichtungen hinweg zu spülen...
Standort und Höhe
Mit der geografischen Lage muss ich so die Höhe gegenüber dem Meeresspiegel ins Spiel bringen. Grabhügel gab es im flachen Norden, wie im bergigen Süden. Die prähistorischen Bauern sollen hier wie da vom Grabritus her ähnlichen Intentionen verfolgt haben. In meiner Heimat, im Thüringer Wald, finden sich hunderte Ansammlungen von Monumentalsteinen, immer gruppiert in einer Zahl, wie sie den Dolmensteinen im Flachland entsprechen würden (mit mindestens 3 Seitensteinen und einer flacheren Deckplatte). Bei Themar, Waldfisch, Seeba, Bad Colberg oder Oberkatz z.B. gibt es auffallend konzentriert am Feldrand abgelegte Großsteine, die von ihrer Dimension typischen Dolmen im Flachland entsprechen würden. Um das Massiv der Hohen Geba herum liegen sogar einige Großsteinhaufen, die als Gräber identifiziert wurden. Nirgendwo aber haben sich diese fast pedantisch von aller Erde befreiten komplette Steintische erhalten. Warum?
Nach meinen Recherchen muss nämlich nicht nur nach Zeit und Kultur der Erbauer unterschieden werden, sondern auch nach Art ihrer Zerstörung. Nimmt man sich die Entdeckungsgeschichte jeder einzelnen Steinsetzung vor, kommen erstaunliche Muster zutage: Viele megalithische oder bronzezeitliche Großgräber wurden von Altgeschichtlern oder Grabräubern auseinandergerissen, bzw. von Bauern als beim Ackern störende Steinansammlungen einfach aus den Feldern gezerrt.
Das erhaltene, untersuchte und rekonstruierte
Fürstengrab von Leubingen
|
Kalt- und Warmzeiten in Europa
|
Viele modernen Klimamodelle postulieren um die Jahre 6200, 4200, 3900, 2200, 1600 und 1200 v. Chr. globale Kälte- und Wetterkatastrophen. Experten sehen die Ursachen in tektonischen Verschiebungen der Erdkruste mit Vulkanausbrüchen, Erdbeben, Tsunamis mit gravierenden Auswirkungen auf die Bauernkulturen. Die beiden letztgenannte Kollapse, in der Bronzezeit, sind im Mittelmeerraum sogar gut belegt: 1600 v. Chr. Explosion des Thera auf Santorin, Schäden in allen Ausgrabungsstätten rund um das Mittelmeer, Untergang aller archäologischen Kulturen, Tsunamifolgen mit salzwasserhaltigen so genannten Überspülfächern hinter der Küstenlinie und entsprechenden Sedimentablagerungen, deutlich nachweisbar an den 10 biblischen Plagen und dem Auszug der Juden aus Ägypten. Für Mittel- und Westeuropa - ohne berichtende Schrift und bebenanzeigenden Mauern - gibt es immerhin um 1200 v. Chr. noch den wissenschaftlichen Nachweis für
- Untergang von Hügelgräberkultur, Iberischer Bronze, Wessex, Artenacian,
- Dezimierung von Flora und Fauna,
- einen extremen Bevölkerungsrückgang in den Flussauen (außer Donau),
- das unmotivierte Auftreten der Urnenfelderkultur, erstmals im Karpatenbecken (an der Donau!)
- den Untergang aller befestigter Höhensiedlungen in der Norddeutschen Tiefebene,
- dem gegenüber Neubau und Erweiterung der Burgen in den südlicheren Gebirgen.
Die Europäische Platte im Historischen Erdbebenatlas
|
Soetwas muss auch Auswirkungen auf unsere Grabhügel im Hinterland von Atlantik und Nordmeer gehabt haben: Das umhüllende Erd- und Steinmaterial scheint einfach hinweg gespült worden zu sein! Natürlich entsprechend der örtlichen Gegebenheiten in Tausend Varianten von Intensität und Umfang.
Tsunami in Japan |
Architektur der Grabmonumente
Hügelgräber gab es zu allen Zeiten und an allen Orten der Welt. Irgendwie wollte man die Toten immer "beschützen", vielleicht gegen Tierverbiss oder Grabräuber. Das war so bei den Hockergräbern bis
etwa 2200 v. Chr., den Hügelgräbern danach oder ab 1200 v. Chr. bei der Urnengräberfkultur. Um 800 v. Chr. scheinen die Hügel zwar noch
einmal bei den Eliten von Kelten und Proto-Germanen in Mode gekommen zu sein, aber meist weiterhin mit Urnen und dem s.g. Leichenbrand. Diese Retro-Bestattungen machen es so schwer, die Anlagen heute ohne archäologische Grabungen zu datieren.
Der Ausgangspunkt der Hügelgräbertradition muss im
10. vorchristlichen Jahrtausend im Fruchtbaren Halbmond gesucht werden. Zu uns scheint sie nicht durch Osteuropa gekommen zu sein, sondern über das Mittelmeer und Spanien - quasi aus dem Westen (Siehe Post 4.
Hochkultur am Atlantik…) Ein Strang soll sich entlang der Küsten von Atlantik und Nordsee entwickelt haben, ein anderer über Südfrankreich und die Schweiz. Historiker und Archäologen benennen und klassifizieren Grabhügel in jedem Land anders. Ob Kurgane in Südrussland, Felsengräber rund um das
Mittelmeer, Dolmen in der Bretagne, Cairns in England, Steintische in
Norddeutschland - prinzipiell muss der Brauch, Menschen in Kammern unter Hügeln
zu begaben, von allen neolithischen Kulturen gepflegt worden sein. Je
bedeutender der Tode, desto größer der Hügel.
Die Fachwelt differenziert sie zwar nach Dimension, Lage, Ausstattung und sonst was, aber nur einer ist auf die Idee gekommen, nach dem Baumaterial zu fragen: Der anonyme Betreiber der Internetseite Vanaland - der alte Pfad.
Er unterscheidet nach dem Ausbau der Grabräume in eine östliche Holz- und die westliche Steintradition: Je nach dem im Umfeld überschüssig vorhandenem Baumaterial. Diese Differenzierung bedeutet 1., dass hier unterschiedliche Völker zu Gange waren und dass 2. ihr heutiger Zustand von der entsprechenden Haltbarkeit des Innenlebens geprägt wird. Das könnte zwar erklären, warum es im Norden und Westen keine Holzkonstruktionen gibt, nicht aber, warum die Erdbedeckung in höheren Lagen noch vorhanden war. Wir brauchen also eine weitere Klassifizierung der frühen Grabanlagen, was bei der Untersuchung von Flutwellen, den Standort und dessen Höhe gegenüber dem Meeresspiegel nahelegt. Das scheint
noch niemand beachtet zu haben.
Ausbreitung megalithischer Kulturen
|
Die Fachwelt differenziert sie zwar nach Dimension, Lage, Ausstattung und sonst was, aber nur einer ist auf die Idee gekommen, nach dem Baumaterial zu fragen: Der anonyme Betreiber der Internetseite Vanaland - der alte Pfad.
Megalithische und Holztradition nach vanaland.de
|
Doch was Helgoland auseinander riss, muss Auswirkungen auf das Hinterland gehabt haben. Bei der Analyse der letzten Tsunamis in Thailand, Birma und Bangladesch fällt nämlich auf, dass das Wasser zu aller erst - neben dem ganzen Wohlstandsmüll - die aufgeworfene Erde von Feldern und Grünanlagen abgespült hat (Archimedisches Prinzip). Nicht der Strömungsdruck ist entscheidend, sondern die Schwimmfähigkeit des erfassten Materials. Große Steine blieben liegen. Nach der Katastrophentheorie von Frank Falkenstein (Siehe Referenzen) sollen
die Umwälzungen zur Urnenfelderkultur ja gerade von dieser gewaltigen Eruption des
Hekla auf Island im Jahre 1159 v. Chr. mit anschließender langjähriger Subsistenzkrise ausgelöst
worden sein (Siehe Post: „Wo Prof. Falkenstein irrte“).
War die H3-Eruption des Hekla für Tsunamis verantwortlich? |
Versuch einer zeitlichen Differenzierung
Das eben beschriebene Szenario betrifft die Umwälzungen um 1200 v. Chr. Das Problem: In den höheren Lagen Mecklenburg-Vorpommern stehen Dolmen oder andere "entblößte" Großsteingräber neben vollständig erhaltenen Grabhügeln aus der Bronzezeit, also zwischen 1600 und 1200 v. Chr. Die hätten nach unserer Theorie auch deformiert worden sein müssen. Besonders auf Rügen zeigt sich dieser Widerspruch, wo ja eine Heklawelle noch ganz Dänemark hätte "überwinden" müssen. Das bedeutet, die stehengebliebenen Dolmen können nur lange davor "abgeschwemmt" worden sein. Um 1600 v. Chr. sollen die europaweiten Umwälzungen vom Vulkan Thera auf Santorin ausgegangen sein. Das lässt vermuten, dass die megalithischen Bauwerke West und Nordeuropas schon um 2200 v. Chr. abgeschwemmt worden sein müssen. Damals scheinen die Auslöser auch im Atlantik oder im Nordmeer gelegen zu haben. Doch das sind alles nur Spekulationen! Unser Kenntnisstand über die Auswirkungen solcher Szenarien ist naturgemäß bei denen um 1200 v. Chr. am Größten. Für sämtliche Katastrophenzeiten aber gilt: Was solch gravierende Dezimierung und Umwälzung bei den Gesellschaften auslöste, muss auch Spuren an ihren Schöpfungen hinterlassen haben.
Auch die "Grenze" der sog. Atlantischen Bronze
könnte durch Flutwellen bedingt
gewesen sein
|
Alle Anlagen zu besprechen, würde hier den Rahmen sprengen. Ich möchte also nur auf herausragende Beispiele eingehen und auf jene, die auf den ersten Blick meiner Hypothese widersprechen. Wer jetzt schon überzeugt ist, kann zum Resümee weiterspringen.
Der Hekla und eine mögliche Flutwelle |
Schauen wir uns eine mögliche Flutwelle an: An der unmittelbar benachbarten Küste von Grönland ist nichts von bronzezeitlichen Siedlern bekannt. Auch die Färöer wurden erst im Mittelalter besiedelt. In Norwegen hätte gleich ein Hochgebirge die skandinavische Halbinsel vor einer möglichen Monsterwelle geschützt. Tatsächlich scheint es auch nur ein einziges Hügelgrab aus Bruchsteinen an der Westküste zu geben: Håkkårøysa auf Averøy. Das aber ist schon von mächtigen Bergen abgeschirmt, liegt um einiges über dem Meer und könnte auch aus der Wickingerzeit stammen. Trotzdem sieht es so aus, als ob manche Brandung darüber hinweg gezogen wäre. Das Großgräberfeld Vang bei Oppdal liegt hingegen schon im Schutz des Hochgebirges und ist trotzdem arg mitgenommen. Alle anderen Steinanlagen Skandinaviens konzentrieren sich im Süden Schwedens und stehen damit - nach der Ausbreitungskarte - unter dem gleichen Schutz. Trotzdem sollten auch hier Flutwellen einigen Schaden angerichtet haben.
Anders aber sieht die
Sache auf den Britischen Inseln aus. Trotz der unmittelbaren Nachbarschaft zum
Hekla, auf den Schottischen Eilanden, finden sich Steinsetzungen aus der
Bronzezeit in Massen, wie der Midhowe Cairn oder die Callanish-Stones
auf den Hebriden. Man mag heute
gar nicht glauben, dass Menschen unter solch stürmischen Breiten hätten leben können. Trotzdem
passen alle Megalithen in o.g. Muster: Entweder sieht man ihnen an, dass sie
durch starke Fluten zerstört wurden oder es ist bekannt, dass sie erst nach
1200 v. Chr. entstanden waren. Manche wurden aufwendig restauriert, aber das
steht dann irgendwo.
Stonehenge: Himmelskreis oder einfache Wohnstätte |
Das betrifft zunächst die
über 100 Henges in ganz England. Das sind meist ringförmige Steinwerke
aus endneolithischer Zeit, wie das berühmte Stonehenge. Teilweise wurden nachgewiesen, dass sie hölzerne Vorgängerbauten hatten, wie das so genannte Woodhenge. Nur die Steinernen aber konnten den Fluten widerstehen, die irdenen Gräben und Wälle drum rum “versandeten”. Die aus Holz hatten sowieso keinen Chance. Die einigermaßen erhaltenen Großsteinanlagen liegen im Süden, die am stärksten
zerstörten im Norden. Am nächsten zu Island steht wohl der Ring of Brodgar auf
Orkney. Von den ehemals 60 Steinstelen sind noch 27 erhalten, teils wieder aufgerichtet.
Sie erscheinen dem Betrachter so “ausgefranst”, als hätten sie einem Dauer-Bombardement standhalten müssen. Wie bei der “Kreisgrabenanlage” von Goseck in Sachsen-Anhalt wird den
Henges eine rituelle Funktion zugeschrieben, wobei ich aber angesichts der
obligatorischen Erdwerke und Palisaden meine Bedenken habe.
In der Nachbarschaft vom Ring of
Brodgar liegen die Stones of
Stenness, die scheinbar die neolithische Insel-Siedlung dazwischen bewachen. Von
ihr sind natürlich auch nur die großen Steinbrocken übriggeblieben, wie von
allen diesen prähistorischen Behausungen. Allerdings wird die Entstehung der ganzen
Duns, Forts, Broches, jene meist runden Behausungen aus Trockenmauern, durchweg
erst nach 1200, überwiegend sogar nach 700 v. Chr. eingeordnet. Also lange nach der Flut!
Eindeutig wird es dann bei
den megalithischen Gräbern: Erdhügel, so genannte Barrows, sind in England äußerst
selten, befinden sich ausschließlich im Süden, wo eine hypothetische Welle ihre
Kraft an der gesamten Insel bereits hätte austoben können. Fast alle wurden
mehrfach archäologisch untersucht, wie die in den Whiteleaf Hills in Buckinghamshire. Ihre anschließende Rekonstruktion war auch
immer mit einer neuen künstlichen Aufschüttung verbunden. Zudem enthalten eine ganze Reihe dieser
Grabhügel Nachbestattungen aus der Urnenfelderzeit, die eindeutig über denen
der bronzezeitlichen Glockenbecherkultur liegen. Also wurde auch hier nach 1200 v. Chr.
„nachgeschaufelt“, ein mutmaßlich zerstörter Steinhügel lediglich mit einer Erdaufschüttung überhöht. Ring of Brodgar |
Maes Howe von Außen |
Maes Howe von Innen |
Das
gleiche Szenario bieten uns die über 1600 Megalithgräber in Irland: Das bedeutendste, Newgrange mit
seiner gigantisch aufwendigen, aber leider umstrittenen Rekonstruktion; Knowth,
wo noch 1940 nur eine paar Großsteine aus dem Boden lugten; der Mound of the
Hostages auf Tara Hill mit seinen überlagernden Brandgräbern; Fourknocks mit riesiger Kuppel und rekonstruierter
Lehmschicht. Ansonsten blieben wieder nur Steinhügel, Cairns, Dolmen und Steinreste
von Ganggräbern übrig, besonders auf Knocknarea. Einzig der Dowth, wieder
im Boyne-Tal, sperrt sich gegen das tausendfache Prinzip. Sein Geheimnis muss, wie
bei den britischen Kollegen, in den Randsteinen und einer speziellen
Lehmschichtung liegen. Denn Abspülungen wurden da ebenfalls nachgewiesen.
Auch Frankreich folgt mit 4600 megalithischen Gräbern dem beschriebenen Muster. Das Pariser Becken wäre über die Niederlande einem Hekla-Tsunami ungeschützt ausgeliefert gewesen. Dort scheint so auch alles megalithische Leben ausgelöscht. Die Bretagne hingegen liegt nicht nur höher sondern auch im Schutz der Britischen Inseln. Dementsprechend finden sich dort auch die meisten und größten Steingräber. Ähnlich wie in England beeindrucken Dolmen, Cairns und andere megalithischen Anlagen - von Erdhügeln aber keine Spur. Denn auch hier müssen Fluten übers Land
gepeitscht sein. Wie sich nämlich ein ausbreitender Tsunami nach einem Landhindernis wieder zusammenschließt, haben wir 2004 auf Sumatra gesehen. Doch in Frankreich könnte nicht nur die Hekla-Welle gewütete haben. Betrachten wir den historischen Erdbebenatlas Europas, war die Westküste Frankreichs zu allen instabilen Zeiten dem Atlantik ausgesetzt. Danach sieht sie auch aus!
In der Bretagne steht übrigens auch der größte untersuchte Grabhügel Europas : St. Michele de Carnac. Die Bezeichnung „Tumulus“ führt aber in die Irre, denn auch er ist eine gigantische Steinschichtung über mehreren Ganggräbern,
nur mit einer dicken Tonschicht verschmiert. Diese könnte aber auch erst bei der hallstattzeitlichen Nachbestattung aufgetragen worden sein. Wenn nicht, muss sie sich wegen der Lage so weit im Süden der Bretagne erhalten haben. Wenn man sich seinen Pedant im Norden,
den Cairn von Barnenez anschaut,
fragt man sich schon, wie diese fragilen Steinschichtungen einen Tsunami überstehen
konnten. Forscht man aber nach der Geschichte ihrer Rekonstruktion, wird vieles klarer (Siehe Cairn-Gesellschaft).
Nur das Zentralmassiv hätte atlantischen Tsunamis
wirklich etwas entgegen setzen können
|
gepeitscht sein. Wie sich nämlich ein ausbreitender Tsunami nach einem Landhindernis wieder zusammenschließt, haben wir 2004 auf Sumatra gesehen. Doch in Frankreich könnte nicht nur die Hekla-Welle gewütete haben. Betrachten wir den historischen Erdbebenatlas Europas, war die Westküste Frankreichs zu allen instabilen Zeiten dem Atlantik ausgesetzt. Danach sieht sie auch aus!
St. Michele in Carnac
|
Der intakte Grabhügel von Bonethève bei Pressignac stammt erst von den Kelten, also mindestens 600 Jahre nach der möglichen Flut. Die offenen Grabkammern in den nördlichen Ausläufern der Pyrenäen legen hingegen nahe, dass Tsunamis die gewaltige Flussebene der Garonne bis tief ins Hinterland überschwemmt haben müssen. (Das bestätigt übrigens eine weitere
Theorie dieses Blogs, nämlich dass die „Landes“ bis weit über
Toulouse hinaus vor 1200 v. Chr. unter Wasser gestanden haben müssen und die Iberische "Halbinsel" eine komplette Insel gewesen sein könnte (Siehe
Post: Alle Wege führen nach Atlantis).
Flachland gleich Überschwemmungsland? |
Halb verborgene Dolmen von Menga |
Ausbreitung der Urnenfelderkultur
|
Nur die Donauaue scheint 1200 v. Chr. flutfrei
gewesen zu sein
|
In diesem Sinne dominiert
auch hierzulande, trotz schierer Vielfalt, das bekannte Muster. Allein in Schleswig-Holstein - direkt in der "Einflugschneise" einer möglichen Hekla-Welle - kennt man 11.000 solcher
Anlagen, nur 3000 stehen unter Schutz. Trotzdem gibt es in Norddeutschland auch jede Menge "nicht abgespülte" Grabhügel. Analysiert man die im Einzelnen, berücksichtigt germanische "Neuaufschüttungen" nach 1200 v. Chr., Nachbestattung der Urnenfelderleute oder neuzeitliche Rekonstruktion, zeigen
sich wieder nur vereinzelte Ausnahmen. Dazu gehört die größte Grabpyramide Norddeutschlands, der Dobberworth auf Rügen, das so genannte Fürstengrab bei Niederhaverbeck oder die markanten Baumsarg-Hügelgräber am Benther Berg. Die sollen alle aus der Frühbronzezeit stammen und müssten eigentlich von einem Tsunami angegriffen worden sein. Aus der Nähe erkennt man aber, dass Rügen hinter dem Dänemark-Schild liegt, der Benther Berg sich 126 m aus dem Leinetal erhebt und der Fürst sich in Oberhaverbeck bei 145 m beerdigen ließ. Seine Mitstreiter fanden ihre Ruhe in Niederhaverbeck und das sind alles zerstörte Dolmengräber. Ähnlich die Situation bei den beiden Grabhügel westlich
von Idstedt, die nach Aussage des Archäologischen Landesamtes dort noch nie angegraben wurden. Ich tippe bei all diesen Ausnahmen auf spätere Überbauungen der Frühgermanen, kann es aber nicht beweisen. Deren ständige Nachnutzung und erneute Aufschüttung ist bei den küstennahen Grabhügeln auf den Galgenbergen nahe Itzenhohe auch wissenschaftlich nachgewiesen worden.
Höhenprofil Deutschland
|
Ausbreitung der Kelten |
Meine Hypothese hier würde jeweils die Massenflucht in die Berge und das Anlegen befestigter Höhensiedlungen erklären, ebenso das Entstehen der Urnenfelderkultur (weit ab vom Atlantik) an der mittleren Donau, sowie ihre "verspätete" Ausbreitung an die europäischen Küsten (erst nach 700 v. Chr.). Weiterhin begründet sie, warum das kulturelle Innovationszentrum nach 800 v. Chr. (Hallstattkultur, Kelten) nur in Süddeutschland gelegen haben kann.
Außerdem wird die eingangs gestellte Frage beantwortet, warum sich komplette Steintische nur im nördlichen Tiefland finden. Es gab keinen Grund die abgeschwemmten und "offen einsehbaren" Grabkammern auseinander zu nehmen. Was an Grabbeigaben übrig geblieben war, konnte ohne Zerstörung entnommen werden. Danach bargen die Steinsetzungen ja kein Geheimnis mehr! Die halbwegs erhaltenen Hügel aber, in höheren Lagen, hätten einen Schatz verbergen können! Sie versprachen fette Beute oder störten beim Feldbau, besonders im Gebirge bei geringerem Flächenangebot fruchtbaren Bodens. Simpel aber logisch!Die "Abspülungstheorie" beantwortet aber nicht alle Fragen zu jener Zeit: Gibt es einen Zusammenhang mit der Versalzung und Versandung des Bodens im Norden? Wo genau verliefen die Grenzen einer möglichen Flut? Ich jedenfalls ahne, wohin die Entdeckungsreise geht.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen