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Donnerstag, 15. Oktober 2020

Spuren des uralten Israels

Zehntausend Jahre Krieg aus dem Blickwinkel eines heutigen Besuchers

Israel - gelobtes Land über alle Zeiten!  Der fruchtbare Küstenstreifen zwischen Mittelmeer und arabischer Wüste scheint in jeder Hinsicht vom Herrgott - welcher auch immer - gesegnet worden zu sein.
Ursachen dürften neben Wetter und Vegetation in seiner Geografie und Geschichte zu suchen sein. Hier mussten alle entlang: Homo erectus als er Afrika verließ, Homo neandertalis als er vor der Kälte in Europa flüchtete, Homo sapiens, als er sich anschickte, die Welt zu erobern. In den Höhlen des Carmel-Gebirges fand man ihre Knochen, Arbeitsgeräte und Feuerstellen. Als Jäger und Sammler hatten sie in den Bergen entlang der Küste einen gewissen Schutz und einen grandiosen Überblick auf die Ebenen am Meer. Hier soll sich auch der moderne Mensch mit dem Neandertaler gepaart haben.
Fisch muss ihre Leibspeise gewesen sein, denn nahe des Küstenortes Atlit haben sie vor vielleicht 15.000 Jahren ihre ersten Häuser gebaut. Die liegen heute etwa 300 m vor der Küste in 10 m Tiefe. Der Schlick hat ihre steinernen Altäre, Gräber, ja sogar Brunnen gut erhalten. Aus den verspeisten Fischsorten, konnte man schließen, dass sie bereits die Hohe See befuhren. Selbst den Übergang zum Ackerbau gegen 9000 v. Chr. konnten die Unterwasserarchäologen nachvollziehen. Und den Untergang der Siedlung: Um 6000 v. Chr. muss eine große Flut über die Welt gekommen sein. England wurde vom Festland getrennt, der Bosporus überflutet und eben auch unser erstes Fischerdorf.
Atlit Yam

Vielleicht ist das auch der Grund, warum Viehzucht und Bodenbearbeitung vom Fruchtbaren Halbmond nach Ägypten einen Umweg machen mussten. Die neolithische Expansion soll nicht entlang der Küste der Levante über die Sinai-Halbinsel erfolgt sein, sondern über das Jordantal, die Arabische Halbinsel, Jemen und Äthiopien. Die Wüste jenseits also östlich des israelischen Küstengebirges scheint damals noch fruchtbar gewesen zu sein. Gleichzeitig mit der Landwirtschaft muss sich der Handel entwickelt haben. Am Kreuzpunkt von Jordan und alten Karawanenstraßen in den Osten entstand bereits vor 10.000 Jahren das berühmte Jericho. Bei uns waren damals noch nicht mal die Eiszeitgletscher vollständig abgetaut. Über die Jahrtausende wurde die Siedlung immer wieder aufgegeben, zerstört und neu überbaut. So entstand dieser Schutthügel, arabisch Tell genannt.
Jericho
Jericho war die erste Stadt der Welt, die sich mit steinernen Mauern und Türmen umgab. Sie liegt etwa 400 m unter dem Meeresspiegel und gilt damit als die tiefste Siedlung der Welt. Das extrem salzhaltige Tote Meer, schadeten aber weder Ackerbau noch Viehzucht. Selbst heute, da das Jordantal zur Wüste geworden ist, erlauben noch immer viele Süßwasserquellen eine üppige Landwirtschaft. Es soll auch der erste Ort gewesen sein, den die Juden um 1200 v. Chr. bei ihrem Einmarsch in die Küstenregion eingenommen hatten. Mit dem Klang ihrer Hörner sollen sie laut Bibel die Mauern Jerichos zum Einsturz gebracht haben. Heute wissen die Archäologen, dass damals ein gewaltiges Erdbeben kurz zuvor bereits alle Siedlungen rund um das ganze Mittelmeer zerstört hatte. Heute sitzt unweit Jerichos die Palästinensische Autonomiebehörde.

Israel - begehrliches Land - für alle Völker der Region! Lage, Klima und Fruchtbarkeit waren gleichzeitig sein Fluch. Über Jahrtausende stritten die Herrscher um Pfründe und Einfluss: Ägypter, Hyksos, Hetither, Syrer, Perser, Parter, Griechen, Römer, Kreuzzügler, Araber, Türken und Briten - um nur die Großmächte zu nennen. In Tausenden Schlachten schafften sie es nur deshalb nicht, die Bevölkerung auszurotten, weil immer wieder neue Menschen hinzu kamen. Jede alte Stadt hier stammt mindestens aus der Bronzezeit vor 5500 Jahren und liegt an alten Handelsstraßen in den Nahen Osten. Armageddon dar, wo die Endschlacht zwischen Gut und Böse stattfinden wird.
Megiddo
Herausragendes Beispiel: Megiddo: Seine Lage an einem Gebirgsengpass kennzeichnet die Stelle, wo alle Heere und Händler durchmussten. In seinem Tell stapeln sich 20 Schichten vom 4. Jht. bis zur Zeitenwende übereinander. Auch während der Jüdischen Landnahme findet sich ein Brandhorizont. Die Stadt hatte von Anfang an starke Mauern, stolze Paläste und zum Schluss Ställe für 450 Pferde. Das Geheimnis seiner ständigen Wiedergeburt war eine unterirdische Quelle, zu der sich die Bewohner hinab gegraben hatten. Die Assyrerkönige machten Megiddo im 6. Jahrhundert v. Chr. zu einer Provinzhauptstadt. Danach schwand seine Bedeutung rapide, bis sie schließlich aufgegeben wurde. In der Bibel stellt sich Megiddo als das mystische

Israel - heiliges Land. Hier leben 3 Weltreligionen zusammen, mal friedlich, dutzende Male aber auch, indem sie sich wechselseitig massakrierten.
Urkundlich zuerst werden die Juden fassbar. Sie nannten das eroberte Land Kanaan. Viel Zeit hatten sie nicht, eine Nation zusammenzuschmieden. König David und sein Sohn Salomon bauten das ebenfalls bronzezeitliche Jerusalem zur ihrer Hauptstadt aus. Sie ließen den ersten legendären Tempel errichten, dort wo heute die Goldene Kuppel des islamischen Felsendomes glänzt. Nordreich Israel ging 722 v. Chr. im Kampf gegen die Assyrer unter, das Südreich Juda wurde 587 v. Chr. von Babylonien erobert. Deren Nebukadnezar II. musste 2 Anläufe für die Eroberung Jerusalems nehmen. Er soll den Tempel zerstört und die jüdische Oberschicht in Geiselhaft nach Babylon verschleppt haben. Als Babylon seinerseits von den Persern geschlagen wurde, durften die Juden nach einigem Hin und Her wieder heimkehren, wo sie gleich mit dem Tempelneubau begannen.
Nach ihrem Tod zerfiel das Reich in 2 Teile. Das
Doch große Reiche kommen und vergehen. Die Perser wurden 334 v. Chr. von Alexander dem Großen geschlagen und Israel kam auch in den Nachfolgestaaten von Alexanders Großreich - den Diadochen-Ländern - unter hellenistischen Einfluss. Die Juden behielten lange eine gewisse Autonomie, auch als im Jahre 66 v. u. Z. die Römer einmarschierten. Der damalige jüdische König, Herodes der Große, ist für seine enorme Bauwut bekannt. Am Toten Meer ließ er die Festung Masada ausbauen. Von hier aus konnte er das Jordantal und einen Übergang über den Salzsee kontrollieren. Um 30 v. Chr. entstanden nicht nur eine starke Garnison, sondern auch luxuriöse Paläste mit Fresken und Mosaiken im Pompejischen Stil, sogar Badehäuser mit Fußbodenheizung. Als die Römer später in Jerusalem den jüdischen Tempelschatz plünderten und es zum ersten Aufstand kam, verschanzten sich auf Masada etwa 1000 rebellierende Juden. Die römische Militärmaschine schloss die Festung mit 8 Militärlagern komplett ein. Sie errichtete eine riesige Rampe, auf der ein Belagerungsturm mit Rammbock bis an die Mauern hinauf geschoben werden konnte. Die Aufständischen, die in den riesigen Zisternen genug Wasser und Vorräte gespeichert hatten, sollen heldenhaft gekämpft haben. Als aber die Römer den Festungswall durchbrachen, empfing sie Totenstille. Alle Menschen auf dem Plateau hatten sich in einem Massensuizid umbringen lassen. Nur 2 Frauen und einige Kinder sollen aus ihren Verstecken gekrochen sein.
Masada mit römischer Rampe rechts


Noch 2 weitere große Aufstände zettelten die Juden gegen ihre römischen Besatzer an. Alle wurden grausam niedergeschlagen. Die Römer zerstörten in Jerusalem den 2. heiligen Tempel, bauten ein Jupiterheiligtum darüber und verboten den Juden auf Androhung der Todesstrafe die Stadt zu betreten. Den Menschen blieb nur die massenhafte Flucht aus ihrer Heimat. Die Juden nennen es Diaspora. Seit dem sind sie in aller Welt zerstreut. Um sämtliche Erinnerung zu tilgen, bezeichneten die Römer ihre neue Provinz nun Palästina. Diese Bezeichnung geht auf die Philister zurück, die von See her, aber etwa zeitgleich mit den Juden nach Kanaan gekommen sein sollen. Die Römer, später die Oströmer oder Byzantiner herrschten nun sechshundert Jahre über das Land. In ihre Zeit fallen Leben und Tod von Jesus Christus. Oberhalb Jerichos liegt das griechisch-orthodoxe Kloster Qarantal. Hier soll Jesus 40 Tage lang gefastet und den Versuchungen des Satans widerstanden haben. In Jerusalem durchlitt er sein Martyrium und wurde zu Grabe getragen. Nach und nach entwickelte sich seine Heilslehre zur Staatsreligion im römischen Reich.
ant5ikes Bet Shean mit bronzezeitlicher Akropolis


Die antike Lebensart lässt sich am besten in Bet Shean erleben. Ebenfalls in der Jordansenke, nahe zum See Genezareth liegend, war sie nach dem 3. Jahrhundert die wichtigste Stadt im Norden Israels und später Bischofssitz. Ihr Name damals: Skytopolis. Die Ähra ihrer prunkvollen Gebäude reichte von der hellenistischen, über die römische, bis zur byzantinischen Zeit. Sie hatte zeitweise 40.000 Einwohner und alles, was damals eine prosperierende Stadt aufweisen musste: Amphitheater, Promenade, Einkaufszentrum, Tempelberg der Vorfahren, Badehäuser, öffentliche Toilette, später die Christliche Kirche. Während der jüdischen Aufstände fanden Pogrome gegen ihre Glaubensgenossen statt. Auf dem Tell wurden wieder 20 Schichten ausgegraben, darunter auch die aus der Zeit der Kämpfe zwischen Juden und palästinensischen Philister. Die hängten die Leichname von Saul und seinen Söhnen an die umkämpfte Mauer. Skytopolis hielt sich bis zur arabischen Eroberung, wurde 749 von einem Erdbeben zerstört und vergessen.
Jerusalem

Israel - mörderisches Land - durch alle Seiten. Nun werden die ersten Zahlen der Völkermorde jener Zeit genannt. Als die Perser 614 ins Byzantinische Reich eindringen, sollen ihre jüdischen Verbündeten im befreiten Jerusalem 90.000 Griechen gemeuchelt haben. 15 Jahre später hat sich Byzanz die Stadt noch einmal zurückgeholt, und die Christen rächten sich ihrerseits mit einem Massaker an den Juden. Kurz darauf eroberten die Heere des neu entstandenen Islams die Stadt nebst ihrem Umland. Eine neue Weltreligion verschaffte sich Platz. Zwar durften sich nach 500 Jahren auch wieder Juden in Jerusalem ansiedeln, aber das Verhältnis der Araber zu den ungläubigen Christen und Juden schwankte zwischen Toleranz, Diskriminierung, Massenmord und Vertreibung. Königreich Jerusalem“ das bedeutendste war.
Geteiltes Jerusalem
Immer wieder eroberten andere arabische Herrscher die Stadt, Dynastien wechselten, Glaubensrichtungen - schon damals beharkten sich Sunniten und Schiiten ohne jede Gnade. In Jerusalem errichtete man damals auf dem Tempelberg den Felsendom, in Anlehnung an den Mythos der Himmelfahrt Mohameds. Nach altem Muster wurden die heiligen Stätten der anderen mal abgerissen, mal durften sie neu aufgebaut werden. Die Grabeskirche Jesu erhielt am Ort des byzantinischen Vorgängerbaus ihr heutiges Gesicht. Schon damals blühte das Pilgerwesen aller 3 Religionen. Trotzdem oder gerade deshalb eroberten die Kreuzritter 1099 das Heilige Land. Bei der Einnahme von Jerusalem sollen sie in 3 Tagen 20.000 Muslime und Juden gemeuchelt haben. 200 Jahre herrschten die europäischen Ritter an dem schmalen Küstenstreifen der Küste der Levante. Sie gründeten in mehreren Kreuzzügen 4 Staatswesen, von denen das „Lateinische
Kreuzfahrerstaaten

Der einzige Hafen in dem die Europäer bei jedem Wetter Nachschub löschen konnten, war Akkon. Die kleine Halbinsel hatte in der Bronzezeit zu den phönizischen Stadtstaaten gehört. Nun wurde sie christliche Trutzburg. Da Jerusalem 1187 an Saladin gefallen war, avancierte Akkon nun Hauptstadt des christlichen Königreichs. Die Stadt soll eine der letzten Stützpunkte der Kreuzfahrer gewesen sein. Aber auch sie fiel 1291. Ganz zum Schluss musste das Château Pèlerin - einst eine der größten Kreuzfahrerfestungen – aufgegeben werden. Seitdem herrschten wieder die Muslime in Israel. Erst ägyptische Mamluken, dann die Osmanen. Und die blieben nun 600 Jahre. Von ihnen erhielt Akkon sein heutiges Gesicht. Die Altstadt wird noch immer fast ausschließlich von israelischen Arabern bewohnt. 1799 hatte Napoleon die Zitadelle 61 Tage lang vergeblich belagert. Einer Legende nach warf er beim Rückzug seinen Hut ins Meer und rief. „Wer Akkon erobert, erobert die Welt!“. Seine zurückgelassenen Kanonen stehen heute auf dem Festungswall. Von hier schaut man auf die neue, nur von Juden besiedelte Stadt.

Israel - geteiltes Land. Hier gibt es mehr Zäune und Mauern als anderswo in dieser Welt. Gerade in Jerusalem! Die heute über 800.000 Einwohner scheinen sich daran gewöhnt zu haben. Denn schon seit dem Mittelalter ist die Altstadt in ein jüdisches, christliches, armenisches und muslimisches Viertel geteilt. Die heilige Stadt wird sowohl von Israel als auch Palästina als Hauptstadt beansprucht. Seit dem 19. Jahrhundert waren wieder Millionen Juden eingewandert - auf der Flucht vor Diskriminierung in ihren ehemaligen Heimatländern. 1909 gründeten sie Tel Aviv, die erste moderne Stadt in Palästina. 1917 konnte die Herrschaft der Osmanen durch den Sieg der Briten im Ersten Weltkrieg beendet werden. Mit einem Mandat der UNO teilte das Empire 1922 das Gebiet in zwei Verwaltungsbezirke, Palästina und Jordanien.
Tel Aviv
Als die Engländer nach dem 2. Weltkrieg abzogen, überfielen 6 arabische Nachbarländer den gerade neu gegründeten Staat Israel. Seit dem wird gekämpft. Selbst zwischen und nach den 3 regulären Kriegen mit den arabischen Nachbarn kehrte keine Ruhe ein. Hauptkonflikt sind die neuen Siedlungen, die die Juden poe a poe in die Wüste der Palästinensergebiete hinein pflanzen. Die Unversöhnlichkeit sticht dem Fremden beim Wechsel in die arabischen Gebiete über die Mauern sofort ins Gesicht. Man fühlt sich 50 Jahre zurückversetzt, dazu in einer völlig fremden Kultur. Trotz ungleichem Kräfteverhältnis - das Prinzip Auge um Auge vereint die beiden Kontrahenten. Und das war im Nahen Osten leider immer so. Menschen können wohl alles lernen - nicht aber aus Geschichte.
Haifa
Kehren wir also zum Ausgangspunkt unserer Geschichte zurück. Ganz in der Nähe der Steinzeithöhlen liegt Haifa mit heut vielleicht 600.000 Einwohnern. Es ist nicht nur der wichtigste Hafen Israels, hier ist auch die für das Land inzwischen so wichtige IT-Technik zu Hause. Haifa hat alle Höhen und Tiefen Israels voll miterlebt. Von ehemals 60.000 Arabern leben noch 15.000 hier. Nach dem Zerfall der Sowjetunion mussten in der Stadt 40.000 jüdische Russen integriert werden. Auch in jüngster Zeit gab es furchtbare Selbstmordanschläge. Trotzdem gilt Haifa als einer der wenigen Orte Israels, an denen Juden und Araber heute relativ friedlich zusammenleben. Statistisch finden die wenigsten ethnischen oder religiösen Auseinandersetzungen statt. Könnte das nicht ein Beispiel für das friedliche Miteinander von Juden und Arabern abgeben? Sie haben nämlich keine andere Wahl.
Und so muss man fragen: Israel - quo vadis - was wird aus dir?

Sonntag, 20. September 2020

Die Britischen Inseln und ihr Sonderstatus in prähistorischer Zeit

Siedlungs- und Überschwemmungs-
potential auf den Britischen
Inseln (von grün nach braun)
Wer diskutiert schon die Möglichkeit großer Naturkatastrophen auf der Inselgruppe im Nordwesten unseres Kontinents? Dabei fanden dort seit der ersten Besiedlung wieder und wieder gewaltige Umbrüche statt, die den Mustern der in diesem Blog postulierten Katastrophentheorie entsprechen. Darauf verweisen archäologische Funde, die zerklüfteten Küsten und die ur- und frühzeitliche Besiedlungsgeschichte. Immer kurz nach dem jeweiligen Kollaps, zu dem ja auch die Eiszeiten gehören, folgten erst Entvölkerung und später eine Neubesiedlung. Die Zugereisten dominierten nicht lange danach alle restlichen indigenen Einwohner. Die Experten streiten zwar über den jeweiligen Anteil von Invasoren und Einheimischen, aber genetisch und kulturell obsiegte immer das Neue. Dabei kamen die Okkupanten jeweils auf vier Hauptrouten durch Europa nach England - ab 10.000 v. Chr. vor allem aus dem Fruchtbaren Halbmond im Nahen Osten, der ja auch die Keimzelle der Großsteinsetzer und Metallurgen war:
  • Über Anatolien, Nordkaukasus und Osteuropa, Niederlande
  • Über Anatolien, Ungarn, Deutschland, Niederlande
  • Über Anatolien, Griechenland, Italien, Südfrankreich, Bretagne
  • Über Anatolien, Griechenland, Italien, Malta, Maghreb, Iberische Halbinsel, Bretagne
Steinzeitliche (grün), neolithische
und metallverarbeitende (rot, blau, gelb)
Wege nach Britannien (es fehlt eine Komponente
nördlich vom Schwarzen Meer
Das bedeutet zunächst, dass die Britischen Inseln bei allen kulturellen Errungenschaften - Landwirtschaft, Megalithik, Metallverarbeitung – das europäische Schlusslicht waren. Außerdem muss hervorgehoben werden, dass der Weg über Nordafrika, Gibraltar und die Pyrenäenhalbinsel der in jeder Hinsicht stärkste Impulsgeber war. Wie die gesamte Atlantik- und Nordmeerküste von Portugal bis Skandinavien gehörten die Inseln dem westlichen megalithischen Kulturkreis an, mindestens von 4000 bis 1200 v. Chr. Das begann schon während der Eiszeiten, als sich Homo sapiens anschickte, die Welt zu erobern.
  • Elstereiszeit (im Alpenraum Mindeleiszeit genannt) vor 400.000-320.000 Jahren
  • Saaleeiszeit (in den Alpen Riß-) vor 300.000-130.000 Jahren
  • Weichseleiszeit (Alpen: Würm-) vor 115.000-10.000 Jahren
Während dieser Katastrophenzeiten waren die Britischen Inseln unbewohnt, wurden aber sofort nach dem Zurückweichen des Eises über eine damals noch bestehende Landbrücke neu besiedelt. Letztmalig gegen 10.000 v. Chr. als im Vorderen Orient die Menschen bereits begannen, Ackerbau und Viehzucht zu betreiben. Alle Neubesiedlungen - so die Genetiker - sollen damals aus Afrika heraus über den Gibraltargraben erfolgt sein. Das setzt zumindest dort Einbäume oder Flöße voraus.
Trotz der in jener Zeit vorherrschenden Tundra begannen die Jäger und Sammler Britanniens bereits im Mesolithikum (9600-hier 4000 v. Chr.) sesshaft zu werden. Das soll mit der Dezimierung des Großwildes einher gegangen sein, als die Menschen verstärkt auf Fischfang und Standwild ausweichen mussten (Overkill-Theorie). Aus dieser Zeit stammen Funde u. a. aus Star Carr in Yorkshire und die Muschelhaufen von Oronsay (Hebriden). In Howick in Northumberland wurden 9600 Jahre alte Überreste eines runden Gebäudes von sechs Meter Durchmesser gefunden.
Von Anfang an war Britannien Bestandteil der von Afrika
 aus besiedelten Atlantischen Kultur

Die Landbrücke zwischen England und Festlandeuropa soll je nach Quelle zwischen 6200 und 5000 v. Chr. unterbrochen worden sein. Die Wissenschaft ist sich über die Ursachen uneins, ob durch tektonische Katastrophen oder den langsamen Anstieg des Meeresspiegels nach der letzten Eiszeit. Die Einführung der Landwirtschaft muss so verzögert, die langsame Entwicklung der Hochseeschifffahrt aus dem Mittelmeerraum heraus hingegen befördert worden sein. Gegen 4700 v. Chr. sollen sich dann Nadel- und Laubwälder durchgesetzt haben.

Um 4000 v. Chr. - 1000 Jahre später als im übrigen Europa - kam endlich das Neolithikum auf die Inseln. Erst Rinderzucht, dann Ackerbau! Knochenfunde belegen auch typischen Folgeerscheinungen wie Bevölkerungsexplosion und Bewegungsmangel. Historiker streiten zwar, ob sich die neolithische Revolution durch Einwanderung oder Übernahme vom Festland vollzog, eine neue Genetik aber ist unbestritten (R1b-V88). Als sicher gilt auch die Vermischung von neolithischen Männern und mesolithischen Frauen. Der älteste genetisch verwandte Viehtreiber soll um 5100 v. Chr. in den südlichen Pyrenäen gelebt haben, dessen Vorfahren wiederum aus Anatolien stammen. Seine Nachfahren werden in den megalithischen Basken bzw. den späteren Aquitaniern gesehen, die auch die französische Bretagne erreichte. Nachfolgend müssen aber auch andere Bauern-Kulturen auf die die britischen Inseln gekommen sein. Das Gesamtbild:
  • Im Süden aus Anatolien, Serbien, Sardinien, Südfrankreich und Iberien die Printed-Cardium Pottery-Kultur (5000-1500 v. Chr.), die in Großbritannien (genetisch als väterliche Abstammungslinie G2ac) gegen 4000 v. Chr. ankam.
  • Der nördliche Zweig entwickelte sich zunächst auf dem Balkan als Starčevo-Kultur (6000-4500 v. Chr.) und setzte sich in Deutschland, den Benelux-Staaten und Nordfrankreich als Linienbandkeramische Kultur (dort 5500-4500 v. Chr., G2a, H2, T1a1) fort.
  • Je nach Autor werden auch Viehzüchter aus den Steppen nördlich des Kaukasus als Einwanderer aufgeführt.
Schon damals sollen die beiden, sich nun 4000 Jahre diametral gegenüberstehenden Kulturkreise in Europa entstanden sein, mit diffuser Grenze meist am Rhein: Der westliche, alteuropäische, später megalithische und der östliche vor allem mit Holz arbeitende, später indogermanische. Auch die moderne Kluft zwischen nordeuropäischem Kochen auf Butterbasis und der südeuropäischen Küche mit Olivenöl könnte darauf zurück zuführen sein.
Das gesicherte Nahrungsmittelaufkommen beförderte nun weiteres Bevölkerungswachstum. Es gab genug Arbeitskräfte, um Grabhügel (zum Beispiel West Kennet Long Barrow, 3500 v. Chr.) und Monumente (Silbury Hill, 2500 v. Chr.) zu errichten. Es wurden Langhäuser aus Holz aufgestellt (Claish, Balbridie) und in Bergwerken wie Cissbury, Blackpatch und Harrow Hill in West Sussex, später auch in Grimes Graves in Norfolk baute man Feuerstein ab.
Ausgebaute Wege sind in Irland bereits seit dem Mesolithikum bekannt. In Großbritannien stammen die ersten aus dem Neolithikum. Ein hölzerner Steg über ein Moor in Somerset (Sweet track, Somerset Levels) datiert etwa auf 3807 v. Chr. Der Belmarsh Trackway in London ist sogar 200 Jahre älter. Um Platz für Landwirtschaft und Viehhaltung zu schaffen, wurden vermehrt Wälder gerodet.
Ausbreitung der Megalithik

Die verspätete Ankunft der Kulturen in Britannien bewirkte auch, dass die jeweiligen Kulturen in ausgereifter Form ankamen. Insbesondere die bereits in Iberien voll entwickelte Megalithik, bei der satte jungsteinzeitliche Bauern anfingen, Großsteine aufeinander zu wuchten. Deren Verbindung über die Bretagne nach Britannien wird kaum bestritten. Die Megalith-Tradition beherrschte mit ihren noch heute sichtbaren Dolmen und Cairns damals ganz Westeuropa, natürlich gegen Osten schwächer werdend. Eine diffuse Grenze gegen die östlichen protoindogermanischen Völker findet sich damals von Rügen beginnend in Mittel- und Süddeutschland. Menhire und Großsteinsetzungen wurden aber auch in Osteuropa ja Asien gefunden.
Auf den Britischen Inseln scheinen die Megalith-Architekten damals vor allem Großsteingräber mit Erdüberwurf gebaut zu haben (Tumuli), wie den Addington Long Barrow, gegen 3500 v. Chr. Außerdem begannen die Menschen in der Jungsteinzeit, wie auch im übrigen Europa, befestigte konzentrische Erdwerke anzulegen. Beispielgebend stehen hier das gigantische Durrington Wall, eine riesige Ringgrabenanlage oder das bekannte Woodhenge mit seinen Palisaden anzeigenden Pfostenlöchern. Die Steinkreise entstanden wahrscheinlich erst später.
Wyke down henge ditch pits dorset

Um 3500 v. Chr. muss es wieder Umwälzungen auf den Britischen Inseln gegeben haben, dessen Hintergründe aber vollkommen im Dunkeln liegen. Die Archäologen finden überall neue Keramik-Formen. Oben genannte Großsteingräber und Ringwälle werden der sog. Grooved Ware Keramik-Tradition zugeordnet. Die entstand ab 3400 v. Chr. ganz oben auf den nördlichen Orkney-Inseln, wie in Skara Brae, und hatte ihren Höhepunkt gegen 3100 v. Chr. Nun passierte merkwürdiges: Wider aller Logik wanderte diese gen Süden und erreichte 2800 v. Chr. Südengland. Dort traf sie auf die sog. Petersborough Ware (3400-2500 v. Chr.). Im auch damals unwirtlichen Norden soll sich eine überlegene Zivilisation entwickelt haben und die in jeder Hinsicht Begünstigtere im Süden verdrängt haben? Noch dazu, wo ab 3000 v. Chr. das Kupfer über den Ärmelkanal gekommen sein soll und neue Waffen gefertigt wurden. Das erscheint nur plausibel, wenn man die Auswirkungen von Vulkanen, Tsunamis und atmosphärischen Wintern in Island oder Schottland auf das Migrationsverhalten ins Kalkül zieht. Doch gegen 2500 v. Chr. verschwanden beide Kulturen im Süden vollständig und mussten neuen Invasoren Platz machen. Nur die Grooved-People konnten sich im schottischen Hochland noch bis 2000 v. Chr. halten.

Bei den Neuankömmlingen handelt es sich um die so genannte Glockenbecherkultur, erkennbar an den typischen Töpfen, Armschutzplatten und Kupferdolchen. Die Becher-Kultur beherrschte bis 2200 ganz Europa, unsere Britischen Inseln sogar bis 1800 v. Chr. Über deren Ursprung, Wirken und Wanderungen wird unter den Experten noch heftig gestritten (Siehe entsprechender Post in diesem Blog!). Neueste genetische und archäologische Untersuchungen deuten aber darauf hin, dass sie aus Iberien kamen und dort alle typischen Erscheinungen einer expandierenden Hochkultur aufwiesen (Außer einer Schrift!). Vereinzelte Forscher sehen sogar das erste europäische Großreich. Sie sollen Europa in einer Art Zangenbewegung erobert haben. Ein Zweig war unsere bekannte atlantische Stoßrichtung. Der Zweig jedoch, der unsere Eilande erreichte, muss einen Umweg über Ungarn genommen haben. Er soll von dort indogermanisches Blut aus dem Osten mitgebracht haben, die Haplogruppe R1b mit dem sog. Steppenanteil L21. Dieser Zustrom hätte bis 1600 v. Chr. angehalten. Andere Genetiker sehen diesen östlichen Einfluss damals noch nicht und verschieben ihn um 1000 Jahre nach hinten (Siehe weiter unten!).
Rining of Brodgar

Erst jetzt sollen die zahllosen Steinkreise oder Henge in Britannien entstanden sein, oft auf Basis hölzerner Vorgängeranlagen. Die Becherleute waren nämlich Vollblut-Megalithiker, die mit ihren Monumenten bis in den äußersten Norden Schottlands vorstießen (Maes Howe), allerorts Menhire in die alten konzentrischen palisadenbestückten Erdwerke bohrten (Avebury) und solch gigantische Bauwerke wie das steinerne Stonehenge aufeinander wuchteten. Einige Autoren glauben allerdings, dass die Becherkultur (englisch Beaker) erst kurz nach dem Errichten des berühmten Steinkreises eintrafen. Viele Forscher gehen aber davon aus, dass erst sie es waren, die die Kupferverarbeitung auf die Britischen Inseln brachten. Denn die Glockenbecherleute waren auch geschickte Goldschmiede.
Gegen 2200 v. Chr. wurden die Europäischen Kulturen erneut „durcheinander gewürfelt“. Jetzt mehren sich allerorts Anzeichen für große Naturkatastrophen, besonders an den tektonischen Rändern der Europäischen Platte, besonders im Mittelmeer. Auch wenn das einheitliche Bechernetzwerk damals zerbrach, fühlten sich die zersplitterten westeuropäischen Nachfolgekulturen in Ihrer Tradition. In den Gräbern der Wessex-Kultur (2000-1600 v. Chr. fand man Dolche und Goldschmuck der Becherleute (Bush Barrow, Wiltshire). Glaubt man französischen Publikationen, sollen ihre Vettern als Artenacianische Kultur dem östlichen indogermanischen Druck am Rhein noch bis 1200 v. Chr. widerstanden haben. Manifestiert in der Kette an Megalith-Bauten entlang der östlichen Abhänge der Vogesen. Das hinderte westlich megalithische Becherleute und östliche schnurkeramische Indogermanen nicht, sich in Mitteleuropa zur Aunjetitzer- Kultur (2200-1600 v. Chr.) zu vermischen. Auch sie soll die Insel erreicht und die Bronzeverarbeitung gegen 2100 v. Chr. eingeführt haben (Auch hier könnte R1b-L21 eingeströmt sein). Durch die Zugabe von etwas Zinn wird Kupfer ja bekanntlich härter. Großbritannien hatte entsprechend reiche Zinnvorkommen, vor allem in Cornwall und Devon. Um 1600 v. Chr. war britisches Zinn durch Handel in ganz Europa verbreitet.

Erst die Katastrophe um 1200 v. Chr. lässt sich deutlich aus den archäologischen Funden herausschälen. Wissenschaftler wiesen eine Entvölkerung in Britannien nach und entsprechend das Fehlen von jeglichen Handelsgütern, sprich Außenkontakten. C. Burgess beispielsweise weißt in „Population, Climate and Upland Settlement“ nach, das nach einer Periode kontinuierlichen Bevölkerungswachstums mit einem Populationsoptimum im 13. Jahrhundert v. Chr. ein Kollaps folgte, bei dem die Bevölkerung in ca. 200 Jahren um die Hälfte zurückging. Das britische Hochland sei in dieser Zeit gänzlich entvölkert worden.
Europa nach den Katastrophen von 1200 v. Chr.

Das könnte mit der zum gleichen Zeitpunkt nachgewiesenen Supernova des Hekla auf Island, den logischen Sturmfluten und verstaubter Atmosphäre zusammenhängen. Agrar- und Subsistenzkrisen wären die Folge. Anschließend muss eine massenhafte Neubesiedlung der britischen Inseln stattgefunden haben. Wieder scheinen zunächst Abkömmlinge des atlantischen Kulturkreises zwischen 1200 und 700 v. Chr. am schnellsten gewesen zu sein. Ihre Genetik, die sog. Haplogruppe R1b-DF27, kommt hauptsächlich auf der iberischen Halbinsel und in Westfrankreich vor. Sie macht heute zwischen 4 und 12% der männlichen Abstammungslinien in Großbritannien und Irland aus; außer im schottischen Hochland, wo sie größtenteils fehlt. Damals herrschte an der gesamten Westküste die sog. Atlantische Bronzezeit, eine gegenüber Vordem unterentwickelte Nomadenkultur. (Die sehr geringe Häufigkeit von DF27 in Norddeutschland und Skandinavien schließt heute einen germanischen Ursprung für den größten Teil der DF27-Linien in Großbritannien und Irland aus.)
Ausbreitung der Indogermanen ab 4000 v. Chr.
(ab 900 v. Chr. in Britanien)

Entscheidend aber für alle weitere Entwicklung muss die indogermanische Invasion aus dem Osten damals gewesen sein. Sie kam ab 900 v. Chr. über Ostfrankreich und Belgien in den Süden Englands. Bis zum Ende der Bronzezeit, hier 750 v. Chr., sollen über 90% der britischen und irischen Männer jetzt deutlich das Chromosom R1b-L21 Y getragen haben. Dies soll ja aus den Steppen Russlands stammen und wird damit zum Inbegriff der protokeltischen väterlichen Linie. Genetiker vermuten, dass zwischen 20% und 35% der Abstammungslinien von Müttern auf indogermanische Okkupanten zurückgeführt werden können, seien es hallstättische, später keltische, römische oder zum Schluss germanische. Diese sich kontinuierlich zunächst aus dem indogermanischen Karpatenbecken heraus entwickelte innovativen Zivilisationen kolonialisierten Mitteleuropa, Gallien, Norditalien und ganz Westeuropa. Gegen 750 brachten sie das Eisen nach Britannien und waren nun nicht mehr aufzuhalten. An mehreren Orten entstanden befestigte Höhensiedlungen wie in Camulodunum.
Die Ungleichheit zwischen väterlichen und mütterlichen indogermanischen Abstammungslinien ist nicht überraschend, wenn man bedenkt, dass indoeuropäische Sprecher von den Schwarzmeerküsten als militärische Eroberer in ganz Europa vorrückten und sich zunehmend mit den eroberten Bevölkerungsgruppen vermischten. Während sich ihre väterlichen Abstammungslinien in allen eroberten Regionen wie ein Lauffeuer ausbreiteten, beobachten wir folglich einen langsam abnehmenden Gradienten von Ost nach West für mütterliche Haplogruppen.

Nun tauchten bei Griechen und Römern die ersten schriftlichen Zeugnisse auf. Britannien erhält erst jetzt seinen Namen in Anlehnung an die alte Wanderroute von der französischen Bretagne aus. Im ersten Jahrhundert v. Chr. sollen mehrere La Tène-Stämme wie die belgischen Atrebates und die gallischen Parisii den Kanal überquert und sich in Südengland und Yorkshire niedergelassen haben. Der kulturelle Einfluss von La Tène breitete sich im 1. Jahrhundert v. Chr. auch auf ganz Irland aus. Es ist möglich, dass die Picten, deren Kunst für den La Tène-Stil charakteristisch war, von undokumentierten La Tène-Kelten abstammen oder vielleicht von einem Ableger der Parisii aus Yorkshire, der von den Römern nach Norden vertrieben worden war.

Die Überquerung des Ärmelkanals scheint nie ein Problem gewesen zu sein. Schiffsfunde und punktuelle Siedlungskeimzellen an den Küsten, lassen eine maritime Verbindung zum Festland und zum Mittelmeer mindestens seit der Bronzezeit als sicher erscheinen. Die Erzählungen von antiken Philosophen, wie Platon und Homer, liefern dafür weitere Indizien. Auch bei Herodot wurden um 410 v. Chr. die sagenhaften Zinninseln oder Kassiteriden als Herkunftsort des in den Mittelmeerraum eingeführten Zinns erwähnt. Die erste detailreiche Beschreibung der Britischen Inseln und ihrer Bewohner erfolgte durch den Seefahrer Pytheas aus der damals griechischen Kolonie Marseille, der um 325 v. Chr. deren Küsten erkundete. Das reichlich vorhandene Zinn wurde exportiert und von phönizischen Fernhändlern aus dem Nahen Osten weiterverkauft.

So verwundert es auch nicht, dass
Ausbreitung und Restbestände der Kelten
  • bis 200 v. Chr. auch der letzte Winkel im Nordwesten indogermanisch dominiert wurde,
  • keine heutige Siedlung auf den Britischen Inseln älter ist, als die keltische Zeit hergibt
  • die Pikten (100-400 jetzt unserer Zeit) zweisprachig agierten, brythonisch und nichtindogermanisch. 
  • trotzdem noch die typisch runden Häuser der Megalithiker bevorzugt wurden
  • die keltische Invasion um 100 v. Chr. zwar sprachlich, nicht aber archäologisch nachewiesen wurde, denn die Indogermanischen Vorgänger waren ja seit 900 v. Chr. anwesend
  • für Irland zumindest nach 1200 v. Chr. das Prinzip der Übernahme und nicht der Zuwanderung dominierte, denn es hatte ohne genetische Veränderungen den gleichen kulturellen Stand wie Festland-Europa
Die Römer betrieben ihre endgültige Okkupation Großbritanniens unter Kaiser Claudius im Jahre des Herrn 43 n. Chr., nachdem Cäsar bereits 55/54 v. Chr. militärische Abstecher unternommen hatte. Innerhalb von zwei Jahrzehnten waren die größten Teile von England und Wales erobert worden und sollten über drei Jahrhunderte lang eine Provinz des Römischen Reiches bleiben.
Britannien - Außenposten des Römischen Imperiums
Im zweiten Jahrhundert wurde auch das Tiefland Schottlands romanisiert. Die keltischen Sprachen waren in die unbesetzten Randbereiche verdrängt worden. Sie liefern heute noch viele Hinweise für alte Flur- und Ortsnamen in ihrer vormaligen Heimat auf dem Festland. Das heutige Englisch scheint sich aber erst am Ende von Antike und Völkerwanderung manifestiert zu haben. Die Römer gründeten über 70 Städte in Großbritannien, und siegten vor allem durch ihren überlegenen Lebensstil. Das wichtigste was sie brachten, war die Schrift. Aus den Aufzeichnungen über ihre Landnahme lassen sich Schlussfolgerungen auf vorhergehende Invasionen ziehen: Massen an Soldaten gründeten mit indigenen Frauen Familien. Fachleute sagen, damals war die genetische Entwicklung bereits weitestgehend abgeschlossen.
Als die Römer ihre Soldaten 407 für andere Krisenherde im Reich abziehen mussten, holte sich die gallo-römische Oberschicht germanische Söldner zum Schutz auf die Insel, vor allem Sachsen und Angeln. Wie das ausging ist bekannt, denn alles Weitere kann ja nun überall nachgelesen werden.

Fazit:
Noch bis ins Mittelalter
funktionierten die alten
Verbindungen

Die Siedlungsgeschichte der Britischen Inseln macht einen Zusammenhang von kulturellem Wechsel und Naturkatastrophen um 6200, 4500, 3500, 2200, und 1200 v. Chr. deutlich. Das ist die Liste der auch im übrigen Europa auftretenden Kollapse. Es fehlt nur die Katastrophenzeit von 1600 v. Chr., die ja mit der Explosion des Vulkans Thera auf Santorin in Verbindung gebracht wird. Was im Mittelmeer aber beispielsweise zu den 10 Biblischen Plagen in Ägypten geführt hat, scheint auf den fernen Inseln im nordwestlichen Europa keinen Einfluss gehabt zu haben.

Trotz der hier ja nur zusammengefassten periodischen Ent- und Be-siedlungswellen rätseln die meisten Historiker heute weiter an den Umständen für den oft drastischen Wandel der Besiedlung rum. Insbesondere um 2500 v. Chr. soll ja nach Ankunft de Glockenbecherleute die gesamte einheimische genetische Population zu Grunde gegangen sein. Ohne die Katastrophentheorie würde das auf ein komplettes Massakrieren aller einheimischen Männer hinauslaufen. Wahrscheinlich aber waren die schon vordem katastrophen-dezimiert oder ausgewandert. Wie es aussieht bringen die Wissenschaftler auch nach 1200 v. Chr. die Reihenfolge der R1b-Haplogruppe L21 und DF27 durcheinander. Einig scheint man sich hingegen zu sein, dass ab 900 v. Chr. etwa, technologisch überlegene indogermanische Krieger, mit Bronzewaffen ausgerüstet und auf Pferden reitend, massenhaft indigene Frauen nahmen, und eine herrschende Elite gründen. Kelten, Römer und Germanen scheinen die letzten gewesen zu sein, die am britischen Genpool - wenn auch minimal - mitmischten. Alles Nachfolgende war dann nur noch dynastisches Machtgerangel auf Kosten der Massen!

Sonntag, 12. Juli 2020

Neues von Atlantis bei Cadiz

Atlantis nach Platon
Wer diesen Block kennt, weiß, dass ich aus meinen Forschungen über die Ur- und Frühgeschichte Westeuropas heraus die Atlantis-Lokalisierungstheorie von Jürgen Hepke favorisiere: Die Bucht gegenüber Cádiz mit dem unscheinbaren modernen Dörfchen Dona Blanca als Zentrum (http://www.tolos.de/Santorin1.htm). Begründet in meinen Posts „Atlantische Kulturen in Griechischen Mythen“ und „…ein Standartgebilde der Frühbronzezeit?“ Jüngste Forschungsergebnisse bestätigen diese Sicht nicht nur, sie erlauben sogar, die Zeit der Existenz des mythischen Königreiches genau einzugrenzen. Leiten wir das ganze wissenschaftlich in drei Blöcken her:

1. Was im Wesentlichen bekannt ist
2. Was neu ist
3. Schlussfolgerungen

1. Was bekannt ist

Dona Blanca im Delta des Guadalete östlich von Cádiz spiegelt statistisch zu 95 Prozent die Lokalisierungshinweise von Platon wider. Nächster Anwärter - rein mathematisch - wäre Marokko mit den Bergen östlich von Agadir mit 75 %. Alle anderen Ortsbestimmungen wie beispielsweise Santorin oder Troja folgen mit unter 30 Prozent Übereinstimmung (Siehe Tabelle in Anlage 1).
Hepkes Einordnung östlich von Cadiz

Die Atlantikküste der Iberischen Halbinsel ist eigentlich hinlänglich archäologisch klassifiziert. In Spanien suchten aber alle nur nach dem legendären früheiseneisenzeitlichen Tartessos. Auch der deutsche Ausgräber Adolf Schulten arbeitete zwischen 1905 und 1911 über dem heutigen Dorf Dona Blanca. Den stark phönizisch beeinflussten Siedlungshügel, den er u.a. freilegte, hielt er nicht für Tartessos. Das wäre ja alles viel zu bescheiden gewesen. Er fand aber die Ruinen einer eigenständigen Vorgängerkultur aus dem 26. bis ins 13. Jahrhundert v. Chr. Das wäre von der kupferzeitlichen Glockenbecherkultur bis zum Untergang der sog. Iberischen Bronzezeit.
Die Phantasiezeichnung scheint es ziemlich genau
getroffen zu haben (nach rocio-espin-pinar)

Weitgehende Einigkeit besteht unter Forschern darin, dass die historische Einordnung des mysteriösen Königreiches Atlantis unabhängig von diversen Zeit-Interpretationen nach Platon den typischen Erscheinungsmustern der Bronzezeit entsprechen sollte. Der ganze Höhenzug nördlich des neuzeitlichen Dona Blanca ist übersät mit entsprechenden Artefakten. Schwerpunkte sind ein riesiges Begräbnisareal (Nekropole) und eine beeindruckende archäologische Ausgrabungsstätte. Die Nekropole liegt auf einem gesperrten ehemaligen Militärgelände, das öffentliche Freiluftmuseum präsentiert fast ausschließlich Ruinen aus phönizischer Zeit. Was man an Kleinteilen fand, landete im Museum von El Puerto de St. Maria, der Hafenstadt nebenan (Prospektübersetzung siehe Anlage 2; Video zum Museum: Nicht erschrecken wegen der lustigen Kinderstimme)
Die Wissenschaftler hier sehen ein zwar ein bedeutendes, aber unbekanntes Volk hinter den Funden.
Die Ebene heute mit Dona Blanca mittig,
rechts ganz hinten Cadiz

Insbesondere die von Hepke entdeckte konzentrische Struktur aller Bodenmerkmale rund um Dona Blanca, die Zuordnung von Cadiz als Platonscher „Felsen vor der Stadt“, die gigantischen unterirdischen Steinbrüche (Platon: Schiffsdogs) und die von mir gefundenen Felsengleise (ähnlich denen auf Malta) weisen mit ihren extremen Bodendeformationen auf außergewöhnlich lange Siedlungszeiten und eine hohe Siedlungsdichte hin. Der einzige Unterschied zu Hepke: Ich lege die kreisförmigen Inseln von Atlantis weiter nach „außen“ in die halbrunden Hügelketten der Sierra de San Christobal.

Die Ausgrabungsstätte ab 800 v. Chr., dahinter
die Nekropole ab 2600 v. Chr.,
dahinter der Außenringhügel ab 2200 v. Chr.
Das Museo Municipal Sede El Hospital in El Puerto gibt an, dass die ausgegrabene befestigte Höhensiedlung über Dona Blanca erstmalig am Ende der Kupferzeit, also nur von 2000-1800 v. Chr. bestanden habe. Das ist eine Zeitdifferenz zu Schulten von 600 Jahren! Die von ihm präsentierten Belegfunde waren Monsterfundamente ähnlich zyklopischen Mauern und die typisch runden Hütten in einem schmalen archäologischen Ausschnitt. Den bekommt man aber nur zu sehen, wenn man sich einen Schlüssel für die Halle neben dem mittelalterlichen Wartturm geben lässt. Über den Untergang dieser Kultur weiß niemand etwas. Nach einer Siedlungslücke habe es eine weitere Stadtgründung dann ab 800 v. Chr. durch phönizische Kolonisten gegeben, die sich von 600-300 v. Chr. turdetanisch-karthagisch entwickelte. Sie macht heute 95 Prozent der Ausgrabungsstätte aus. Von 300 vor- bis 800 nach Chr. wäre dann wieder keine Besiedlung zu verzeichnen gewesen, danach hätte sie sich spanisch-muselmanisch mit diesem heute die Höhe dominierenden Turm entwickelt.

Dem gegenüber steht die Belegung der Nekropole nördlich der Ausgrabungsstätte von Dona Blanca: Sie soll von der Mittelbronze- bis in tartessische Zeit reichen (1700-600 v. Chr.) Das lässt fragen: Wer waren die Verstorbenen, wenn es doch gar keine Siedlung mehr gab?

Weniger bekannt, doch offensichtlich ist die Gesetzmäßigkeit des Untergangs von Atlantis.
Globale Kaltzeiten als Katastrophenindikatoren
Der scheint ja nur ein winziger historischer Ausschnitt der periodisch wiederkehrenden Naturkatastrophen zu sein, die die Atlantikküste wieder und wieder verwüsteten. Die müssen immer nach den selben Mustern abgelaufen sein: Meteoriteneinschlag (nicht immer nachgewiesen), tektonische Beben, Vulkanausbrüche, Tsunamis, staubbedingte atmosphärische Winter, Agrar- und Subsistenzkrisen, kriegerische Völkerwanderungen. Von mir wurden aus wissenschaftlichen Publikationen folgende Kollaps-Zeiten nur zusammen getragen: um 6200, 4500, 3500, 2200, 1600 und 1200 v. Chr. (Siehe Post: Europa im Rhythmus von globalen Naturkatstrophen). Die so postulierte Katastrophentheorie könnte zumindest den Untergang von Atlantis im Europäischen Kontext ermöglichen. Doch welcher Kollaps genau? 

Die Glockenbecherkultur als Herrscher über ganz Westeuropa
2. Was neu ist, oder noch nie in diesem Zusammenhang erwähnt wurde:

Bisher bin ich davon ausgegangen, dass so eine kontinental operierende Zivilisation, wie sie mit Atlantis von Platon beschrieben wurde, nur mit der Glockenbecherkultur (3000-2200 v. Chr.) identisch sein kann. Die hatte ja auf den Spuren ihrer megalithischen Vorgängerkultur von der Iberischen Halbinsel aus halb Europa erobert. Doch um 2200 v. Chr. waren alle Kulturen und Wohnplätze auf der Iberischen Halbinsel untergegangen und gerade eine Flussmündungssiedlung hätte den meisten denkbaren Katastrophenszenarien nichts entgegenstellen können. Außerdem: Die Beschreibungszeiträume der antiken Klassiker, insbesondere Homers Troja-Bericht, fokussieren sich auf die Umbrüche von 1200 v. Chr. Die Zeitspanne von 2200 (Untergang Becherkultur) bis 400 v. Chr. (Platons Berichte) scheint einfach zu groß für detailreiche mündliche Überlieferungen? Es sollte sich also um Ereignisse handeln, die um 1200 v. Chr. stattfanden. Neue Veröffentlichungen könnten das bestätigen:
Die genetische R1b-Dominanz im Westen

2.1. Anthropologen vom Max-Planck-Institut fanden 2019 heraus, dass die Iberische Halbinsel zwischen 2500 und 2000 v. Chr. neu bevölkert wurde. Genetisch sollen das Pontische Gruppen aus dem Kaukasus gewesen sein (Dort gibt es ja auch eine Region namens Iberien) . Die DNA dieser Einwanderer sei mit denen der heute isolierten Basken identisch. Die Gen-Trift nach Spanien und Portugal sei vorrangig aus der Levante des östlichen Mittelmeerraumes über Nordafrika erfolgt (Die östliche Mittelmeerküste Spaniens wird ebenfalls Levante genannt). 
Fundplätze der Glockenbecherkultur

2.2. Diese neue Zivilisation, die ja im Nahen Osten Berührung mit den Hochkulturen dort gehabt haben muss, verdrängte alles vorherige männliche Erbgut in Spanien und Portugal. Nach den archäologischen Funden muss diese mit der Glockenbecherkultur identisch sein, die zum gleichen Zeitraum Halb Europa überrannte. Das vermeldet das gleiche Institut bereits 2018:

2.3. Die mysteriösen „Seevölker“, die um 1200 v. Chr. in Massen mit Schiffen und Trecks alle Hochkulturen des östlichen Mittelmeerraumes eroberten, sollen von Kreta, Sardinien und - aus Iberien stammen. Das erklären ebenfalls Wissenschaftler vom Max-Planck-Institut 2019. Diese Einschätzung würde Platon bestätigen, der bereits vor dem Untergang von Atlantis deren Angriffe auf Athen beschreibt. Nur eine gewaltige Militärmacht wäre zu solchen „Völkerwanderungen“ fähig.
Seevölker in Ägypten

2.4. Heimatforscher aus Puerto de Santa Maria berichteten bereits 2015, dass die heutige Mündung des Guadalete erst unter den Römern im Jahre 19 v. Chr. als Kanal gebaut worden war.  Davor müssen die beiden Flüsse Guadalete und Rio de San Petro das heutige Delta ringförmig umschlossen und ein konzentrisches Abflusssystem gebildet haben. Außerdem stellen sie neue Funde aus der Bronzezeit vor.

Kreisförmige bronuzezeitliche Siedlung im
andalusischen Bajos
2.5. Inzwischen hat die portugiesische Archäologie an der gesamten Atlantikküste der Iberischen Halbinsel dutzende kreisförmige Graben-Wallanlagen entdeckt. António Carlos de Valera ordnet sie in die endneolithische Zeit von 3500-2200 v. Chr.: Es scheint sie in allen Größen und Ausführungen gegeben zu haben. Dazu gehören auch Flachlandanlagen wie in Bajos: exakt kreisrund, Durchmesser 600 Meter, an einer Urstraße von unserem mutmaßlichen Atlantis bei Cádiz/ Dona Blanca zur Europäischen Hauptwasserscheide. Sie sollen alle in der spanischen Kupferzeit nach 3000 v. Chr. entstanden sein.
Die intensive Suche nach Tartessos an der spanischen Atlantikküste übrigens blieb bisher immer erfolglos.
Ausgrabungsstätten zeitlich geordnet

2.6. Mein Vergleich aller großen Ausgrabungsstätten auf der Iberischen Halbinsel im Kontext ihrer Außenwirkung und Interaktion zeigt u.a. ein nicht zu erklärendes Machtvakuum in Südwestspanien von 1600 bis 1200 v. Chr.  Gerade das in jeder Hinsicht bevorzugte Andalusien soll in einer Zeit allgemeiner kultureller Blüte keinen bekannten Zentralort gehabt haben? 

3. Schlussfolgerungen

Die Kombination der frühen Siedlung von Dona Blanca und der Begräbnisstätte daneben, mit ihrer durchgehenden Belegung von 2600 bis 1200 v. Chr. und teilweise danach, scheint diese Lücke schließen zu können. Sie liegt damit nicht nur von der Bodenstruktur und dem Fundaufkommen her, sondern auch historisch und genetisch im Rahmen der Platon'schen Saga.
Das natürliche "Siedlungsangebot" der Iberischen Halbinsel
entspricht auch den Risikogebieten für Flutwellen

Die Iberische Halbinsel folgt nämlich in ihren kulturellen Brüchen mehr als alle anderen europäischen Regionen den Wirkungsmustern der Katastrophentheorie. Von Anfang an spielt dabei der „paradiesische Süden“ eine entscheidende Rolle. Gleichzeitig war die Tiefebene von Andalusien immer den Gefahren einer atlantischen Flut schutzlos ausgeliefert.

Die Kupferzeit der Glockenbecherkultur (2900-2200 v. Chr.) scheint so zunächst nur bescheidene Ableger im Delta des Guadalete errichtet zu haben. Spätestens aber mit der El Argar Kultur (2200-1600 v. Chr.) kam nach den Umbrüchen von 2200 v. Chr. wie üblich ein neues Volk vom östlichen Mittelmeer nach Südspanien. Es brachte rechteckige Häuser, Terrassenfelder und einen anderen Grabritus mit. Sie bauten zunächst ihre Siedlungen in den südöstlichen Küstengebirgen rund um Bergkuppen auf.
Sechs mal muss Iberien aus dem Nahen Osten heraus
besiedelt worden sein, erst zu Land (Pfeile), später mit
Schiffen über das Meer
Dann schufen sie in Zentralspanien, in der Hochebene von La Mancha hochkomplexe kreisförmige Burgen, die im Abstand von 5 Kilometern wie eine Befestigungskette gegen den Norden anmutet. Quasi in deren Schutz entstanden südlich davon in Andalusien kreisrunde Flachlandsiedlungen mit mehreren Befestigungsringen wie in Marroquíes Bajos ähnlich denen von Atlantis. Bisher kann nur vermutet werden, wie viele es davon gab. Nach den Bodenstrukturen um Dona Blanca muss im Delta des Guadalete ebenfalls solch eine Ringwallanlage gestanden haben - nur dreimal größer. Damit könnte sie die Hauptstadt der El Argar Zivilisation gewesen sein. Ihr Zentrum mit dem Königspalast muss ähnlich einer sog. Motte aufgeschüttet gewesen sein. Die Architekten scheinen als "Neuankömmlinge“ völlig die Gefahren unterschätzt zu haben, die vom Atlantik ausgingen. Meeresspiegel und die Reste der Ringhügel machen nicht einmal 25 Meter Höhenunterschied aus. Vielleicht haben sie sich auf den „Felsen vor der Bucht“ (nach Platon, heute Cadiz) als Schutz verlassen.
Cuevas de San Cristobal: Steinbrüche und
geschützte Dogs
Das Territorium der heutigen Ausgrabungsstätte Dona Blanca und die Nekropole nördlich davon müssen auf dem mutmaßlichen mittleren Ring der Kreisanlage liegen (Platon: Kleiner Landring). Nachdem dort zwischen 2000 und 1800 v. Chr. neben Rundhütten auch zyklopische Tempelanlagen entstanden waren, könnten sich Wohnareal und Bautätigkeit ins Zentrum des imaginären Kreises (heute das Dorf Dona Blanca) verlagert haben. Dort wurde aber nie gegraben. Der „Tempelring“ hingegen scheint mit dem Abbruch der Bautätigkeit dort nur noch als Begräbnisstätte genutzt worden zu sein. Deshalb entstand dort ab 1800 v. Chr. eine Siedlungslücke. Die Begräbnisstätte aber wurde weiter genutzt. So könnte sich die Königstadt Atlantis entwickelt haben. Sie scheint auch im Schutz von Gibraltar die Fluten und atmosphärischen Kapriolen vom Ausbruch des Thera auf Santorin gegen 1600 v. Chr. weitestgehend unberührt überstanden zu haben. Vielleicht konnten die Bewohner mit Fischfang auch die entsprechende landwirtschaftliche Krise kompensieren, die den El Argar Höhensiedlungen im Osten der Halbinsel damals den Garaus machten. Das Schutzsystem der Mortillas soll jedenfalls weiter bis 1200 v. Chr. bestanden haben.
Der Fels von Cádiz schützt das Delta des Guadalete
Damit hätte Atlantis bei Cadiz seine Macht erst über die anderen Stadtstaaten Andalusiens (nach 2200 v. Chr.), dann über die ganze Pyrenäenhalbinsel ( nach 1600 v. Chr.) und bis 1200 v. Chr. schließlich auf den Pfaden der Megalith- und Glockenbecherinvasionen in ganz Westeuropa entfalten können. Nach Platon bis vor die Tore Athens! Zeit war also genug!

Als zu Hause die Atlantis- Kreisanlage in der Bucht von Cádiz um 1200 v. Chr. von einem Monster-Tsunami überrollt wurde, müssen ihre Seestreitkräfte auch auf Sardinien und Kreta gelegen haben. Diese und weitere Überlebende der Flut von der Iberischen Halbinsel scheinen dann den Seevölkersturm im östlichen Mittelmeerraum losgetreten zu haben. Wo sollten sie auch sonst hin? 200 Jahre vermischten sie sich gen- und wissenstechnisch mit den Bewohnern des Nahen Ostens, wurden sie Philister, Phönizier und Griechen.
Heimkehrer als Kolonisatoren
Dann ging es zurück! Die ersten Neusiedler/Rückkehrer in das ausgedünnte Iberien ab 1000 v. Chr. liefen jedenfalls nicht die östliche (wahrscheinlich weniger zerstörte) Küste an, sondern die weiter entferne westliche und dort genau in Cádiz. Sie nannten sich zwar nun Phönizier (Philister), es müssen aber die Nachkommen jener Seevölker gewesen sein. Sie schufen ab 800 v. Chr. auf den Ruinen des zweiten Tempelrings von Atlantis das prosperierende Tartessos. Die Ausgrabungsstätte über Dona Blanca ist bisher die einzig mögliche Anwärterin dafür in der Region. Schaut man sich die Dimensionen im Delta des Guadalete an, kann sie aber nur ein Schatten der alten kreisrunden Königsstadt Atlantis gewesen sein.

Aus all dem ergibt sich eine Zeitleiste für die Bucht gegenüber von Cádiz, respektive Atlantis (alle v. Chr.):
  • 5200: erste Bauern siedeln sich an, die über Gibraltar kamen (La Almagra-Kultur)
  • nach 2900: wahrscheinlich schon erste Rundhütten in der gesamten Bucht (Glockenbecher mit ersten Bronzewaffen) 
  • 2600: die inzwischen ganz Europa beherrschenden Becher-Leute bauen Tempel mit großen Fundamenten in die Hügel am Rande des Deltas, bestehend aus Blöcken der riesigen unter
    Wie bei einem Tell schiebt sich eine Kulturschicht
    über die andere
    irdischen Steinbrüche der Cuevas de San Cristobal, die Nekropole wird daneben angelegt und besteht durchgängig bis ins Mittelalter
  • nach 2200: nachdem alle anderen Stadtstaaten der Iberischen Halbinsel (besiegt oder) untergegangen waren, werden unter Ausnutzung der natürlichen Hügel die ringförmigen Inseln einschließlich der Königsinsel aufgeschüttet, die Kanäle dazwischen vertieft, die Cuevas macht man zu geschützten Dogs
  • gegen 1600: (Wiederaufbau oder) Ausbau der Ringinseln nach Untergang der südöstlichen El Argar-Städte (Supernova des Thera auf Santorin) 
  • um 1200: Untergang der Anlage durch einen großen Tsunami, der alle Aufschüttungen hinwegschwemmt und die Ringkanäle verschüttet hat
  • nach 1000: erste phönizische Kolonialisten (Rückkehrer) besiedeln den Felsen vor der Stadt (Cádiz) und breiten sich langsam aus
  • gegen 800: Phönizier bauen eine Stadt auf die Ruinen von Atlantis (ehemalig zweiter Ring), die heutige Ausgrabungsstätte Dona Blanca entsteht
  • 600: das Königreich Tartessos macht daraus seine Hauptstadt 
  • 237: Karthager kommen
  • 206: Römer zerstören die Stadt oder siedeln die Bewohner um
  • danach nur Einzelfunde
  • 15. Jhd. jetzt unserer Zeit: Bau des Wachturms






Anlage1 : Die Platon'schen Kriterien für Atlantis

Kriterium Dona Blanca nach J. Hepke


Hochkultur neben Altgriechen und Ägyptern Glockenbecher-, El Argar- und Iberische Bronzekulturen mit allen Errungenschaften außer Schrift
Kontinuierliche Geschichte von den Anfängen an Ab Neandertaler, aus den Bauern der Megalithkultur hervorgegangen
Namensbezug Am Atlantik
Große Insel, nach Europa und Asien ausgerichtet Iberische Halbinsel/ ehemalige Insel
Vor 9000 Jahren im Meer versunken, in Epoche von Erdbeben und Überschwemmungen Ägypt. Mondkalender 1200 v. Chr., Katastrophenzeit
Atlantis 1000 Jahre älter als Ägypten, Einführung Landwirtschaft Ägypten, erste Könige: 5. Jht.
Athen 1000 Jahre älter als Ägypten Landwirtschaft in Griechenland ab 7. Jht.
Jenseits der Säulen des Herakles, zwischen kleinem und großem Meer zutreffend
50 Stadien (10 km) vom Meer entfernt (1 Stadium=0,1776 km) heute 8,9 km
Andere Inseln und gegenüberliegendes Festland größer als Afrika und Asien (damals Naher Osten) zusammen Heutiges Eurasien
Flora war mediterran, tropisch zutreffend
Lage westlich von Ägypten und Tyrrhenien (Etrurien) als Endpunkte des okkupierten Landes zutreffend
2 Ernten im Jahr zutreffend
Hauptstadt aus 3 konzentrische Inseln am Meer Um Dona Blanca Reste von 3 Ringhügeln unter Einbeziehung von Cádiz
Hoher Felsen vor der Stadt Cádiz ohne heutige Landbrücke
Weite Ebene, wie gleichschenkliges Dreieck, Länge 2000 Stadien Becken des Guadalquivir, 355 km lang, Dreieck mit Küstenlinie
von hohen Bergen umringt Sierra Morena,  Sierra Nevada
Rot-schwarz-weißes Grundgestein zutreffend
Bewässerungsgräben zutreffend
Überdachte Docks Cuevas de San Cristobal
Exotische Früchte zutreffend
Reiche Erzvorkommen Silber, Gold und Zinn zutreffend
Elefanten Nur Zwergelefanten, siehe auch Hannibal
zum Südwind gewandt und vom Sternbild des Bären abgewandt, geschützt vor dem Nordwind zutreffend
Vulkanismus, Tsunamis zutreffend
Pferde zutreffend
Region heißt Gadeiros Eigenbezeichnung Gaditanos
Geologische Bedingung für Ringstrukturen Durch Überflutungen zerstörte ringförmige Hügellandschaft
Verwendung gerader und ungerader Zahlen k.I.
Dunkelblaue Gewänder k.I.
Stieropfer zutreffend












Anlage 2: Übersetzung der Beschreibung der Ausgrabungsstätte Dona Blanca nach J. Hepke

Die archaeologische Lagerstaette des Castillo de Dona Blanca
Die geografische Lage und die Gelaendebeschaffenheit
Die befestigte Anlage der Dona Blanca liegt am Fuss der kleinen Sierra de San Cristobal im Bereich von Puerto de Santa Maria (Cadiz). Vor der Anlage breitet sich eine ausgedehnte Ebene von Marschen, Suempfen und Salinen aus, die zu grossen Teilen durch die Ablagerungen des Flusses Guadalete aufgefuellt wurde. Im Ursprung war diese Ebene eine ausgedehnte Bucht, in deren Boden sich Bett und Uferbereich des Flusses befanden. Die phoenizische Stadt wurde an diesem Ort im 8. Jahrhundert v. Chr. sehr nahe an der Muendung des Flusses in die Bucht gegruendet, unter Ausnutzung einer natuerlichen Einbuchtung in dem Berghang, der Schutz vor den Winden bot.
Der Platz, der für die Stadtgruendung ausgesucht wurde, lag sehr guenstig. Er war zum Meer hin offen und lag sehr nahe bei den Flusslaeufen des Guadalete und des Guadalquivir, Wege zum Eindringen in das Landesinnere in landwirtschaftlich nutzbare Gegenden und zu den Minen. In der Umgebung gab es reichlich Suesswasser, Steinbrueche , ausgedehnte Waelder und anderes Nuetzliches.
Der Anblick, den gegenwaertig die Niederlassung bietet, ist der eines tischfoermigen Huegels von nahezu rechteckiger Form und ca. 6,5 ha Groesse , der sich 31m über das Meeresniveau erhebt. Dieses Aussehen ist das Ergebnis seiner Geschichte. Es handelt sich um ein kuenstlich geschaffenes Relief , das durch die Aufeinanderfolge der verschiedenen Besiedlungsschichten, einer ueber der anderen, in der Folge der Zeiten entstanden ist und in einigen Bereichen eine Dicke von bis zu neun Metern ueber dem urspruenglichen Niveau erreicht.

Die chronologische Folge
Die ersten menschlichen Ansiedlungen an dieser Stelle stammen aus der spaeten Phase der Kupferzeit am Ende des dritten Jahrtausends. Diese Zeit dokumentiert sich durch Fundamente und Abdruecke von Huetten, die verstreut und angepasst an die natuerlichen Formen des Gelaendes lagen.
In der folgenden Zeit gibt es eine Periode der Nichtbesiedlung der Flaeche, die bis in die erste Haelfte des 8. Jahrhunderts v. Chr. anhielt, dem Zeitpunkt, an dem sich die erste phoenizische Niederlassung bildete. Wenig spaeter entstand auch die erste Stadtmauer. Diese Siedlung blieb in ununterbrochener Folge bewohnt bis zur Ankunft der Roemer im Verlauf des zweiten punischen Krieges (206 v. Chr.) Waehrend dieser 600 Jahre der phoenizischen Besiedlung wurden zwei neue Befestigungen (im 6. und im 3. Jahrhdt. v. Chr.) errichtet und verschiedene Umbauten im Stadtbereich vorgenommen.
Nach der Eroberung durch die Roemer blieb der Bereich der Dona Blanca unbesiedelt bis zum Mittelalter. Dann gibt es Reste von islamischer Besiedlung zwischen dem 9. und dem 12. Jahrhdt. n. Chr. Schliesslich wurde im 15. Jahrhdt. der Turm oder die Eremitage in Form eines griechischen Kreuzes errichtet ,in dem die Legende die Gefangenschaft der Dona Blanca von Bourbon , der Gemahlin Peters des Grausamen von Sevilla, bis zu ihrer Ermordung ansiedelt.

Die Stadtanlage
Die archaeologische Bedeutung der Stadt besteht in mehrfachen Aspekten:
In erster Hinsicht in ihrem Alter. Die Bucht von Cadiz ist damit die erste Staette der Niederlassung der Phoenizier auf der Halbinsel im 8. Jahrhdt. v. Chr.
In zweiter Hinsicht darin, dass wir hier eine phoenizische Stadt haben, die in ununterbrochener Folge 600 Jahre lang besiedelt war. Es handelt sich also um eine intakte Stadt in archaeologischer Hinsicht.
Schliesslich befinden sich hier die Reste einer phoenizischen Ansiedlung in groesster Ausdehnung und bestem Erhaltungszustand des alten phoenizischen Urbanisationsstils im gesamten Bereich des zentralen und des westlichen Mittelmeers.
Die Reste der Wohngebaeude des 8. Jahrhdts. v. Chr. befinden sich ausserhalb des ersten Mauerbereichs und nahe am Handelshafen der Stadt. Die Haeuser reihen sich seitlich aneinander an, indem sie ein System von kuenstlichen Terrassen bilden. Die Haeuser haben 3 oder 4 Zimmer mit Sockeln aus festem Mauerwerk und Aufbau aus luftgetrockneten Ziegeln aus Ton die weiss getuencht wurden. Die Boeden sind aus rotem gestampftem Ton, der auch die Daecher aus pflanzlichem Material bedeckt. Die meisten haben ihren eigenen Brotbackofen. Man findet Feuerstellen, Baenke an den Waenden und andere Wohnelemente. Grundsaetzlich findet sich dieser Typ Einrichtung in den Resten der Wohnungen der spaeten Epoche ( 3. und 4. Jahrhdt. v. Chr.) In dieser Zeit findet man auch sehr interessante Einzelheiten wie die Verwendung einer Weinkelter, Pfeiler, wie auch eine perfekt begrenzte Strasse.
Man kennt auch zum Teil Grundsaetze des Baus von Verteidigungsanlagen. Bereits seit ihrer Anfangszeit ist diese phoenizische Stadt durch eine starke Mauer mit Bastionen befestigt. Ueber einer Plattform aus Ton befindet sich ein Fuss aus festem Mauerwerk ueber dem sich die Mauer aufbaut, die aus unregelmaessigen Felssteinen besteht und durch Ton verbunden wird. Es sind Hoehen bis zu 4,8 m erhalten. Ueber dieser Mauer ist eine weitere, modernere erbaut, wobei beide nicht ueberall in ihrer Lage übereinstimmen. Vor der Mauer befindet sich ein V-foermiger archaischer Graben, der mit einer oberen Breite von 8,5 m in den Felsen hineingearbeitet ist.

Die Nekropolis der Sierra de San Cristobal
An dem Berghang der Sierra de San Cristobal breitet sich auf nahezu 100 ha eine Nekropolis aus, mit einer Verteilung auf Zentren der verschiedenen Epochen, die von der mittleren Bronzezeit bis zur turdetanischen Zeit reichen. Die Formen der Grabstaetten und die Riten der Bestattungen, die wir gefunden haben, sind verschieden. Sie reichen von Graebern, die in den Felsen hineingearbeitet wurden oder Hipogaeen für Bestattungen bis zu denen , die in kuenstlichen Huegeln oder Tumulen Reste bergen, die nach der Verbrennung der Toten uebrigblieben.

Chronologische archaeologische Folge der Besiedlung vom Castillo de Dona Blanca



Fase     Periodo historico___________Cronologia/Cronologie______Historische Periode
I           Calcolitico final____________  2000 -1800 a.C.___________    Ende der Kupferzeit
             Vacio historico*_____________________________   Keine Besiedlung erkennbar
II          Fundacion Fenicia__________800 - 775 a.C._____    Phoenizische Stadtgruendung
III          Epoca Fenicia Arcaica____       1/2 del s. VIII - s. VII a.C._ Alte phoenizische Periode
IV          Epoca Turdetano___________s. VI - III a.C.____________    Turdetanische Periode
V          Epoca Barcida_____________2o. mitad del s.III a.C.______    Karthagische Periode
             Vacio historico_______________________________ Keine Besiedlung erkennbar
VI         Periodo Hispano-Musulman___s. VIII - s.XIII d.C. Spanisch-Muselmanische Periode
VII       Periodo Postmedieval___________s. XV - XVI d.C.___Nachmittelalterliche Periode
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