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Samstag, 26. Oktober 2019

Sardinien - Sprungbrett zwischen Phönizien und Iberien?

Zentren der Nuraghen
auf Sardinien
Die publizierte Geschichte der Mittelmeerinsel scheint ein Paradebeispiel für die eindimensionale Sicht vieler Archäologen: Jede urzeitliche Entwicklung in
Sardiniens Anbindung an den Festlandsockel
Sardinien soll aus dem Osten inspiriert worden sein! Das würden uns die Keramik-Scherben verraten! Dabei weisen Indizien darauf hin, dass der entscheidende Motor für die prähistorischen Vorgänge auf dem Eiland im westlichen Iberien gestanden haben könnte.
Genetische Untersuchungen der mtDNA Haplogruppe J zeigen nämlich vor 45.000 Jahren bereits eine Verwandtschaft der Sarden mit den Basken an. Auch vor 13.000 Jahren sollen auf die Insel Menschen eingewandert sein, die DNA-Beziehungen in die Pyrenäen aufweisen. Damals muss es wegen der Masse an eisgebundenem Wasser eine Landbrücke von Sardinien über Korsika an das Europäische Festland gegeben haben. Auf topografischen Karten ist das bei mutmaßlichen minus 100 Metern Meeresspiegel deutlich zu erkennen. Erst mit der Eisschmelze, deren Höhepunkt gegen 6200 v. Chr. angenommen wird, scheint sich die Insel heraus geschält zu haben.
Wie kamen die ersten Bauern um 7000 v. Chr. nach Sardinien?
Die Cardium-Kultur soll noch den Sprung nach Sardinien geschafft haben, jene urzeitlichen Siedler, die die Landwirtschaft aus dem Nahen Osten über die Ägäis nach Italien herangeführt hatten. Merkwürdigerweise sind auch die mit den Basken über ihre DNA verwandt. Spätestens gegen 4200 v. Chr. soll aber jedes Insel-Jumping unterbrochen gewesen sein. Die Abgeschlossenheit hätte nun einen hohen genetischen und kulturellen Anteil aus Steinzeit und Neolithikum bewahren können - sagen die Experten. Der entwickelte sich aber scheints nicht viel anders als auf dem Festland. Die Gletschermumie Ötzi beispielsweise soll um 3250 v. Chr. Verwandte auf Sardinien gehabt haben. Man kann also ständige Kontakte mit dem Umland voraus setzen, was nur mit hochseetauglichen Schiffen zu erklären wäre.
Danach aber kommt der Westen ins Spiel.
Sardinien als Bestandteil der Megalithkultur
Als spätestens gegen 3900 v. Chr. die Megalithkultur aus Spanien heraus zu wandern begann, tauchten mit der Ozieri-Kultur Menhire und Großsteingräber auch auf Sardinien auf. Einzelne Wissenschaftler bringen das mit Naturkatastrophen auf der iberischen Halbinsel in Zusammenhang. Malta mit seinen berühmten Steintempeln fällt als Impulsgeber aus, weil es selbst erst damals begonnen haben soll, Steine zu schichten. Auch sonst gab es nirgendwo im Umfeld vergleichbare Strukturen, was die Einwanderung aus dem Westen vermuten lässt, zumindest deren religiöse Idee. Die megalithischen Anlagen entwickelten sich nun immer weiter bis zu den sog. Gigantengräber später.
Von wo die Kupferverarbeitung gegen 2700 v. Chr. auf Sardinien übernommen wurde, darüber streiten die Gelehrten. Es geschah auf jeden Fall zeitgleich wie im spanischen Andalusien.
Sardinien als Stützpunkt der Glockenbecherkultur?
Die Bronzeverbreitung wiederum lässt sich mit dem Einmarsch der Glockenbecherkultur gegen 2000 v. Chr. verknüpfen, mit ihren typischen Armschutzplatten, Dolchen und Trinkgefäßen. Über deren Herkunft und Ausbreitung wird offiziell gestritten, aber nach Sardinien kamen sie - genetisch nachgewiesen - über die Balearen aus Iberien. Nach Meinung einzelner Forscher sollen die Bechertrinker von dort bis nach Zentraleuropa, Italien, Südgriechenland und sogar Ägypten vorgedrungen sein. Darauf deuten die komplizierten Bewegungsmuster der Haplogruppe R1b hin. In all diesen Ländern hätten sie mit den Einheimischen neue Zivilisationen gebildet.
Auf Sardinien entsteht die sog. Bonnanarokultur, die anfangs noch auf die Becherform zurückgreift. Sie fängt an, gigantische Trockenmauerburgen zu bauen, sogenannte Nuraghe. Sie bestanden aus einem zentralen Wehrturm umgeben von teils komplexen Nebengelassen. Es scheinen autarke Militärstützpunkte zur Beherrschung des lokalen Umfeldes gewesen zu sein. Nach ihnen wird ab 1600 v. Chr. die ganze Kultur auf Sardinien bezeichnet, die sog. Nuraghenkultur.
Nuraghen: 3600 Jahre alte "Ritter"-Burgen?
Die Burgen sehen wie die Vorläufer aller antiken und mittelalterlichen Befestigungsanlagen Europas aus. Davon gibt es noch heute viele Tausend auf Sardinien. Sie verlangen eine lange Baugeschichte, sehr viele zur Erbauung notwendige Bewohner und eine wichtige Militärstrategie dahinter. Neben den Nuraghen zeugen aber auch viele andere Bauwerke von einer Hochkultur in dieser Zeit auf Sardinien. Diese kann durchaus mit den Errungenschaften in Troja damals verglichen werden. Nicht wenige dieser Monumente waren dem Einfangen von Wasser gewidmet.
Nuraghen auf Sardinien
Herrschte damals eine Trockenperiode? Einem Mythos nach soll das alles vom Volk der Pelagi errichtet worden sein. Das heißt so viel wie, „die aus dem Meer kamen“ und assoziiert einen Namensverwandtschaft mit den umstrittenen Pelasgern. So werden die ältesten, also vor-indogermanischen Bewohner Griechenlands bezeichnet. Sind wir hier den Alteuropäern auf der Spur? Alle Historiker sehen diesbezüglich eine Invasion aus dem östlichen Mittelmeerraum heraus, können das aber nur mit Scherben davor und danach begründen. Doch dazu später!
Denn das wichtigste: Nebenan beim Nachbar in Spanien stehen genau die gleichen Turmanlagen herum, dort Motillas genannt. Deren Bau begann entsprechend früher, um 2200 v. Chr. So sind die Anbauten auch komplizierter, aber sie sollen von den gleichen Glockenbecherleuten gebaut worden sein.
Motillas in Spanien
Archäologen bewundern sie besonders wegen des genialen Systems der Wasserspeicherung. Mir ist vollkommen unklar, warum kein Archäologe diese Verwandtschaft erkennt. Die Burgen ziehen sich durch halb Spanien von der Mittelmeerküste bis auf das fruchtbare Hochplateau von La Mancha immer im Abstand von 4 bis 5 Kilometern. Damit könnten sie eine Art Limes gegen fiktive Feinde aus dem Norden für die zeitgleich bestehende Hochkultur von El Argar gedient haben. In Spanien werden die Errungenschaften der Motillas jedoch als eigenständige bronzezeitliche Kultur klassifiziert. Um es nochmal klar zu sagen: Wir reden hier über das 3. Jahrtausend vor Christi. Griechische Philosophen und Römische Legionäre waren noch „Lichtjahre“ weit entfernt. Die Motillas standen den Bauten der Hochkulturen in Mesopotamien und Ägypten technologisch in nichts nach. Und genau zu dem Zeitpunkt, als in Spanien diese Kultur zusammenbrach, tauchte die gleiche Architektur auf Sardienien auf.
Gigantengräber
Es wurden auch ähnliche Anlagen auf Balearen, Korsika (Torre) und der italienischen Insel Pantelleria gefunden. Da wieder um 1600 v. Chr. Tsunamis vom Atlantik her über das Flachland Spaniens hinweg gerollt sein sollen, könnte es sich auch um die Flucht wesentlicher Teile einer ganzen Zivilisation gehandelt haben. Schwerpunkt der iberischen Becher-Invasoren muss die sardische Halbinsel Sinis gewesen sein, genau in der Mitte des Eilands. Auf Sinis wurden auch die bis zu 2 Meter großen Giganten-Skulpturen von Monte Prama gefunden. Sie werden ebenfalls der Nuraghen-Kultur zugeschrieben.

Aber was ist nun mit den Scherben, die sind ja real? Seit den ersten Vorratskulturen ähneln die Töpfe auf Sardinien der Keramik aus der Ägäis. Das reicht den Archäologen für einen immer währenden östlichen Einfluss zu plädieren. Der wird auch immer vorhanden gewesen sein, denn die Insel lag ja auf der wichtigsten Handelsroute des Mittelmeeres zwischen Ost und West. Der erste vermutete Kontakt sind die sog. Augensymbole auf Gefäßen in Iberien von etwa 3200 v. Chr., die sonst eigentlich nur in Mesopotamien vorkommen.
Sardinien im Kampf der prähistorischen Kulturen?
Dann stießen die Ausgräber auf diese Pithoi-Großgefäße aus der Ägäis, die auf der Iberischen Halbinsel ab 1500 v. Chr. als Särge verwendet wurden. Da Hochseeschifffahrt - ab 3500 v. Chr. nachgewiesen - bis ins Mittelalter hinein aus technischen Gründen nur in Küstennähe möglich war und nur über Zwischenstationen funktionierte, könnte Sardinien quasi in die Rolle eines „Unterhändlers“ gedrängt worden sein. Und Töpfe waren in jeder Hinsicht das gängigste Import- und Export-Gut. Auf die Sprungbrett-Funktion deuten auch die sogenannten Ochsenhautbarren aus Kupfer hin, die ab 3000 v. Chr. massenhaft an der Südküste der Insel gefunden wurden. Die stammen alle aus Zypern, obwohl Sardinien selbst genug Kupfer besaß, um Alltagsgegenstände herzustellen. Da man die gleichen Barren auch in Frankreich ausgegraben hat, scheint zumindest hier ein „Handelsknoten Sardinien“ logisch. Unsere Insel ein Posten für Händler und Krieger, die über das Mittelmeer wollten?
Kreuzweg der Kulturen?
In schriftlicher Zeit, ab etwa 800 v. Chr., ist das für phönizische und griechische Kolonisten ausreichend belegt. Dafür spricht auch die oben erwogene Invasion der Pelasger.
Schauen wir uns die Sprache an: Heutige spanische und venezianische Dialekte auf Sardinien scheinen aus der Neuzeit zu stammen. Aber es gibt genügend muttersprachliche Linguisten, die aus den toponymischen Landschaftsnamen eine nuraghische oder protosardische Sprache rekonstruieren wollen. Diese soll sich als Folge mehrerer Invasionen von der Iberischen Halbinsel herausgebildet haben. Wieder wird eine Verbindung mit dem Baskischen hergestellt und - jetzt wird es spannend - mit dem Etruskischen im späteren Italien! Dazwischen liegt das Tyrrhenische Meer. Tyrrhenisch ist die Bezeichnung der Griechen für die Etrusker. Wieder ein Hinweis auf diese Brückenfunktion? Erst nach 1200 v. Chr. sollen sich die östlichen indogermanischen Sprachen bis Sardinien ausgebreitet haben. Eingeführt von Phöniziern, Karthagern, Römern und später sogar Germanen, die übrigens alle die Nuraghe nachgenutzt haben.
Europa im Rhythmus von Klimaschwankungen
Das sei aber nur möglich gewesen, so wieder einzelne alternative Forscher, weil vordem die westlichen Hochkulturen am Atlantik periodisch von Naturkatstrophen zerstört worden waren. Tatsächlich fallen alle hier genannten Zeiten für den Wechsel der Kulturen auf Sardinien mit einem jeweils von Geologen ausgemachten Umwelt-Kollaps vor Christi zusammen: 10500, 6200, 3900, 2200, 1600 und 1200. Diese Jahreszahlen sind in ganz Europa mit Erdbeben, Vulkaneruptionen, Klimakatastrophen, Agrarkrisen, Völkerwanderungen, Kriegen und kulturellem Wechsel verbunden. Für den letzten großen Umbruch ist auch das gemeinsame Ende für Motillas und Nuraghe nachgewiesen. Ursache könnten wieder Fluten im Mittelmeer gewesen sein. So wurden viele dieser Urburgen auf Sardinien aus einer inzwischen versteinerten Schlammschicht ausgegraben, vorrangig im Südwesten. Überhaupt scheinen die Nuraghen um so mehr zerstört, je näher sie zur Meerenge von Gibraltar liegen. Wer herausbekommt, wie hoch diese mutmaßlichen Flutablagerungen reichen, weiß, wie hoch der oder die Tsunamis gewesen sein müssen. Daraus lässt sich u. a. auf die Katastrophen-Auswirkungen in Iberien schließen.
Sarden unter den Seevölkern in Ägypten?
Wieder könnte es um 1200 v. Chr. eine kriegerische Flucht Richtung Osten gegeben haben, denn auf Mallorca wurde erst jüngst ein entsprechend datiertes Schwert ausgegraben. Das heute nach ihren Befestigungsanlagen bezeichnete Volk der Nuraghen wurde später von den Phöniziern als Srdn bezeichnet. Den gleichen Namen trugen in ägyptischen Hieroglyphen Hilfstruppen gegen die Hethiter und Teile der sog. Seevölker, die gegen 1200 v. Chr. alle Hochkulturen des östlichen Mittelmeerraumes platt gemacht haben. Um die Namensübereinstimmung wird gestritten. Erst bei den ab 1000 v. Chr. gegen Westen expandierenden Phöniziern aus der Levante gilt der Bezug als gesichert. Waren die Sarden Teil einer Völkerwanderung, die den östlichen Mittelmeerraum attackierte?
An dieser Stelle muss jeder renommierte Wissenschaftler aussteigen. Nach den Beschreibungen des griechischen Philosophen Platon aus der Mitte des 4. vorchristlichen Jahrhunderts nämlich, soll eine starke Seemacht von jenseits der Säulen des Herakles (Gibraltar) ganz Europa bis nach Tyrrhenien (Mittelitalien) und in Afrika bis Ägypten okkupiert haben. Ihr Name: Atlantis! Einzelne Autoren sehen in der Glockenbecherkultur deren archäologisches Äquivalent, in Cádiz die Nachfolgerin der in den Fluten untergegangenen Hauptstadt, in der Iberischen Halbinsel deren ursprüngliches Eiland. Die von Platon beschriebene Expansion der Atlanter über Tyrrhenien (später Etrurien) nach Athen kann so nur über das Sprungbrett Sardinien gelaufen sein. Der Schriftsteller Sergio Frau geht sogar so weit, die Insel als das eigentliche Atlantis darzustellen. Das hieße aber Platon zu vergewaltigen! Letztlich bleiben das alles nur indizienlastige Spekulationen.
Sardinien als Sprungbrett der Kolonisten ab 1000 v. Chr. 

Als sicher gilt nur: Ja, Sardinien wurde aus dem Nahen Osten geprägt. Zweimal sogar entscheidend: Im Neolithikum und während des Phöniziereinfalls. Dawzischen aber müssen etwa 4000 Jahre Einfluss vom großen Nachbarn Iberien gelegen haben. Wie überall nämlich wurde die Entwicklung der Insel durch ihre geografische Lage bestimmt. Der exponierte Standort zwischen Gibraltar und Mittelmeer scheint sie in die Rolle eines Sprungbretts gezwungen zu haben, zwischen den atlantischen Völkern und dem Nahen Osten. Letzterer als der immerwährende Nabel der prähistorischen Welt. 

Freitag, 4. Oktober 2019

Die nächste Sintflut kommt bestimmt

Apokalypse oder periodische Realität?
Sonst bemüht sich dieser Blog ja immer, den Naturwissenschaften gerecht zu werden. Doch ein bisschen Science Fiction könnte das Thema vielleicht befördern.
Astrologen und Geologen sind sich längst sicher: Der nächste Zusammenstoß unseres Planeten mit einem anderen großen Himmelskörper ist nur eine Frage der Zeit. Was dann passiert, hängt von tausenden Parametern ab und kann unmöglich im Detail vorher gesagt werden. Die gute Nachricht: Die Menschheit wird es wahrscheinlich überleben. Wir sind inzwischen 7,5 Milliarden und irgendjemand wird einen sicheren Winkel finden. Der schlimmste anzunehmende Gau: Der Impact mit einem ähnlich großen Planeten, wie es die Kollisions-Theorie zur Entstehung des Mondes vor 4,5 Milliarden Jahren beschreibt. Solch einen Wummi würde man aber früh erkennen und entsprechende Lebenserhaltungssysteme auf Nachbarplanten schaffen können. Doch alle anderen Kometen, die so groß sind, dass sie nicht in der Atmosphäre verglühen, müsste unsere Spezies zu Hause aussitzen können. Selbst der Impact vor 65 Millionen Jahren, der für das Aussterben der Dinosaurier verantwortlich gemacht wird, hat ja Exen und Vögel übrig gelassen.
Klimaschwankungen über die Jahrtausende
Was also aus uns wird, steht buchstäblich auf einem anderen Stern. Es gibt tausende Analysen und Theorien dazu. Die geologischen, klimatischen und biologischen Konsequenzen eines Asteroideneinschlags sind ziemlich gut erforscht und nicht wenige Blogbuster unterhalten uns mit ziemlich real wirkenden Endzeitgeschichten. Aber kaum einer kommt auf die Idee, nach historischen Erfahrungen der Menschheit mit solchen Katastrophen zu fragen. Dabei scheint Homo sapiens bereits mehrere vernichtende Einschläge überstanden zu haben, wahrscheinlich um die Jahre 10000, 6200, 3900, 2200, 1600, 1200 v. Chr. und noch einmal 536 jetzt unserer Zeitrechnung. Die scheinen hinlänglich, durch Klimamodelle, Eiskernbohrungen und Pollenanalysen, belegt zu sein. Einzelne Forscher zählen sogar noch mehr auf.
Eine Ahnung von Größerem?
Anders lassen sich nämlich bestimmte historische Umbrüche nur schwer erklären: Die großflächige Siedlungsbildung noch vor der neolithischen Revolution wie in Göbekli Tebe (10000 v. Chr.), mehere Sintfluten mit der bleibenden Herausbildung von Ärmelkanal und Bosporus (6200 v. Chr.), der Erfolg der Megalithkultur in Iberien und ihre Wanderung durch ganz Westeuropa (3900 v. Chr.), der gleichzeitige Untergang der westlichen Glockenbecher- und der östlichen Schnurkermischen Kultur (2200 v. Chr.), der Kollaps der trojaähnlichen El Argar-Kultur in Spanien und das Aufkommen der östlichen Hügelgräberkultur (1600 v. Chr.), die Vernichtung aller Kulturen der westlichen Bronzezeit, das Aufblühen der Urnenfelderkultur im heutigen Ungarn, sowie der Siegeszug der indogermanischen Kelten bis nach England und Spanien (1200 v. Chr.). Und: solche Hinweise gibt es auch aus anderen Teilen der Welt (Siehe Post „Geschichte Europas im Rhythmus von Naturkatastrophen).
Auch wenn ein Komet nicht in jedem Fall nachgewiesen wurde, die Auswirkungen waren immer die gleichen. Trägt man nämlich alle Erkenntnisse früherer Impakte zusammen, zeigt sich gerade seit der letzten Eiszeit ein immer wieder kehrendes Muster der Kollaps-Perioden bezüglich Umwelt und Gesellschaft.
  1. Meteoriteneinschlag
  2. Tektonische Aufwürfe der Kontinentalplatten mit Erdbeben, Tsunamis und Vulkanausbrüchen
  3. alles Flachland im Einflussbereich wird vom Meer her überflutet, insbesondere auch die Auen der großen, sich „ins Land fressenden“ Ströme, viele der dort lebenden Menschen werden sofort getötet, Schlammschichten aus dem Meer überdecken die Ebenen
  4. Verdunklung des Himmels durch Vulkanasche- und Erdstaubpartikel, Klimakollaps mit extremen Kälteeinbrüchen, der in Äquatornähe Trockenheit, in der nördlichen Hemisphäre dagegen Dauerregen, bringen soll (dadurch auch Versumpfung aller Täler)
  5. Agrarkrisen, die sich bei den Überlebenden weltweit zu gesamtgesellschaftlichen Subsistenzkrisen ausweiten
  6. Zusammenbruch der am stärksten betroffenen Gemeinwesen, Kriegerische Völkerwanderungen in sichere Höhenlagen und nicht betroffenen Regionen
  7. Vermischung von Völkern, Wandel der ursprünglichen Lebenskultur, Aufbau neuer Zivilisationen
  8. Rückwanderung in die verlassenen Gebiete
  9. gesellschaftlicher Aufschwung, neue Technologien
Nach der Flächenverteilung auf unserem Planeten wird ein Komet mit höherer Wahrscheinlichkeit irgendwo in die Weltmeere fallen. Lassen wir also einen Brocken von etwa einem Kilometer Durchmesser mitten im Atlantik niedergehen.
Zusammenbruch der Lebensgrundlagen?
Millionen Tonnen Erdmaterial und Wasser werden in die Stratosphäre geschleudert. Gewaltige Tsunamis überfluten die flachen Küstenregionen Amerikas, Afrikas und Europas. Große Teile Englands, der gesamte französische Westen, Südspanien, Benelux und die Norddeutsche Tiefebene werden vollkommen unter Wasser gesetzt. Die Fernsehbilder der letzten Tsunamis in Japan und Indonesien lassen uns zwar erahnen, was bei einem großen Impact passieren würde, der Unterschied aber wäre die zerstörerische Dimension. Vielleicht hundert Meter hohe Wellen würden den größten Teil der Menschen dort hinwegraffen und alle Infrastruktur vernichten. Auch die Internet- und Telefon-Giganten hätten keine Chance. Können Sie sich vorstellen, keiner könnte mehr kommunizieren? Es wäre einfach niemand mehr da, der helfen und aufräumen könnte.
Höhenprofil als Überlebenssicherung?
Denn nur wenige Überlebende sind in der Lage, sich über die Mittelgebirgsschwellen in höhere Regionen zu retten. Auch die durch Landbarrieren geschützten Anrainer von Ostsee und Mittelmeer werden betroffen sein. Die Welle hat nämlich wenige Stunden nach Gibraltar den Bosporus und noch am selben Tag den Kaukasus erreicht. Die meisten Metropolen Europas hätten keine Chance, mit Ausnahme derer, die im Einflussbereich der Donau liegen, weil das Eiserne Tor in den Karpaten die ohnehin abgeschwächte Flut aus dem Schwarzen Meer noch weiter abmildern dürfte. Budapest, Wien, Belgrad und München könnten also das Szenario zunächst überstehen. Die „Restrate“ der Europäer, Afrikaner und Amerikaner ist entsprechend abhängig von Lage, Fluthöhe und Vorwarnzeiten. Ihre Hilfe für die flachen, direkt betroffenen Gebiete wäre wie ein Tropfen auf den heißen Stein. Alle Versuche würden sowieso bald eingestellt werden. Denn das schlimmste kommt erst noch.
Völkerwanderungen: Flucht oder 
Expansion ins Niemandsland?
Die Fluten gehen zwar schnell wieder zurück, aber jetzt beginnen die Langzeitkonsequenzen zu wirken. Die Erschütterung durch den Aufprall des Kometen wird die Erdkruste aufbrechen, die tektonischen Platten in Bewegung bringen und alle Kontinente in Mitleidenschaft ziehen. Erdbeben, Vulkanausbrüche und noch mal Flutwellen weltweit wären die Folge. Durch Magma-Eruptionen wird die Atmosphäre zusätzlich vergiftet. Dauerregen setzt in der nördlichen Hemisphäre ein und verwandelt nach und nach alle Niederungen in Sumpf. Die 10 bekannten Plagen Ägyptens überziehen die ganze Welt, insbesondere durch die Übersättigung der Wolkenschicht mit Schwefelsäure. Sonneneinstrahlung und Fotosynthese fallen über Jahre aus. Die Erträge von Land- und Fischwirtschaft gehen vielleicht auf ein Zehntel zurück und unsere heutigen Konsumtempel wären sicherlich schnell leer gefressen. Der Kampf um die Ressourcen beginnt. Die Menschen strömen zu Millionen in die übrig gebliebenen Städte, die im Chaos versinken. Staatliche Strukturen sind nur noch in Asien und Australien aufrecht zu erhalten. Aber auch dort müssen die Menschen vielleicht über Jahrzehnte mit Dunkelheit, Mangel und Epidemien leben. Unsere Spezies wird zusehends dezimiert.
Die minderbemittelte Kultur der Atlantischen
Bronze als Überflutungsgrenze?
In den nicht von den Fluten zerstörten Regionen Europas setzen sich in diesem Überlebenskampf wahrscheinlich irgendwelche Militärs durch, vielleicht lokale Standortkommandeure. Das Leben zieht sich wegen dem Dauerregen mehr und mehr aus den Tälern zurück. Über Erzgebirge, Schwarz- und Thüringer Wald kommen inzwischen Haufen von überlebenden Flachländern, die in ihrer Verzweiflung noch bestehende Kommunen in den Mittelgebirgen angreifen. Die neuen Clanführer müssten strategische Höhenrücken befestigen, die sich zu Zentren neuer Gemeinschaften entwickeln können. Wahrscheinlich entdecken sie dort auch die ehemaligen befestigten Höhensiedlungen der Kelten wieder für sich und das landwirtschaftliche Potential ihrer Terrassenfelder. Das gottähnliche Regime der neuen Milizenführer würde letztlich die weitere Entwicklung bestimmen. Sie brauchen besonders regionale Verkehrs-, Elektro- und Kommunikationsnetze. Aller Verkehr muss jetzt über wasserscheidende Kammrücken verlaufen. Irgendein charismatischer Spinner wird sicherlich einen neuen Kult erfinden, vielleicht der, der das zusammengebrochene Internet wieder aufbaut und den Schöpfer „APP“ ausruft. Die traumatisierten Massen würden das sicher begierig aufgreifen. Darauf könnten die lokalen Fürsten aufbauen, die aber auch beginnen, sich gegenseitig zu bekriegen.
Wenn Naturgewalten Gemeinwesen zum Einsturz bringen
Denn bereits nach der ersten Missernte machen sich hungernde Gruppen auf, Ungarn, Österreich und Süddeutschland zu verlassen. Die meisten würden versuchen, nach Russland und Asien zu kommen. Ihre Trecks überziehen die östlichen Gemeinwesen mit Angst und Schrecken im Kampf um Nahrung, Treibstoff und Land. Ein Hauen und Stechen apokalyptischen Ausmaßes überzieht das restliche Europa, ähnlich einer kriegerische Völkerwanderung. Die Warnung vor den marodierenden Truppen erfolgt vielleicht über mobile Funknetze - Wind auf die Mühlen der Propheten des APP. Sie versprechen Erlösung vor den katastrophalen Zuständen. Im Kampf der lokalen Banden Osteuropas geht vielleicht ein serbischer General als Sieger hervor und ruft das Königreich Donowien aus.
Doch irgendwann beruhigt sich das Wetter wieder, sagen wir deutlich spürbar nach 10 Jahren. Die Sonne kommt hervor und befördert die Zellteilung. Die Menschen versuchen zwar ihren Alltag auf Grundlage alter Traditionen zu ordnen, aber sie werden inzwischen von ganz neuen Realitäten geprägt. Die wirken umso stärker, je näher sie am einstigen Epizentrum liegen: Neue archaische Machtzentren in den Höhen, auf Recycling orientierte Wirtschaftsmentalität, Waffenfetischismus, Massengräber und die neue Religion verfestigen sich zu zwanghaften Traditionen. Kleinteilige Gemeinwesen befördern die Kommunikation über das Handy und die Anbetung des Gottes APP. Nach einigen Generationen überfluten Rückwanderungswellen der Nachkommen ehemaliger Auswanderer Mittel- und Westeuropa. Nur - die sprechen inzwischen alle russisch und bringen slawische Mentalität nach Westeuropa. Dazu kommen islamische Glücksritter und Flüchtlinge aus Afrika. Dagegen wäre die heutige Migration ein Witz.
Der Ursprung der Indogermanen und ihre Expansion
als Blaupause kommender Völkerwanderungen?
Aus all dem formt sich eine neue Kultur und Sprache. Die dehnt sich langsam sogar wieder in jene Gebiete aus, die von den Tsunamis vollkommen verwüstet worden waren. Dort hatte sich nur eine dünne Besiedlung auf niedrigsten technischem und kulturellem Niveau gehalten. Die Menschen da lassen sich jetzt gerne vereinnahmen und holen wirtschaftlich mit ihren landwirtschaftlichen Großflächen und neu aufzubauenden Hafenstädten schnell wieder auf. Aus dem Schutt der Zerstörungen errichtet man riesige Gräber für verstorbene Anführer. China hat jetzt keine Probleme mehr, sich als Weltmacht durchzusetzen. Die kommunistische Partei dort konnte Milliarden Menschen mit eiserner Hand durch den Tektonischen Winter führen. Auf einem Parteitag verstaatlichten sie den letzten Großkonzern Huawai und verkünden das erfolgreiche Ende der proletarischen Weltrevolution. Englisch spricht nur noch eine Minderheit in den Appalachen. In Europa setzt sich ein slawisches Idiom durch. Die alten Weltreligionen werden zu kleinen Sekten. Die untergegangene Zivilisation nennt man vielleicht die vorsintflutliche APP-Kultur. Die Menschen bekommen jetzt endlich schon als Baby einen Chip unter die Haut gepflanzt, die Völker lernen die energiesichernde Kernfusion und später wieder das Bevölkerungswachstum zu kontrollieren. Vor allem aber besteht die Chance, die Macht des Geldes auf ein vernünftiges Maß zu reduzieren. Ressourcenschonung, gerechte Güterverteilung, Begrenzung der Ballungsräume, Förderung der ländlichen Lebensweise, Völkerverständigung, politisches Vertrauen und Frieden werden zum Maßstab allen Handelns. Erlösung nach einem Kollaps?
Realität und Science Fiction
Was hier an den Haaren herbei gezogen scheint, muss sich prinzipiell bereits ein paar Mal auf unserem Planeten zugetragen haben, natürlich auf geringerem technologischem Niveau. Hunderte Indizien weltweit deuten auf ein Dutzend solcher immer nach dem gleichen Muster abgelaufenen globalen Umwälzungen hin (Siehe wieder Post „Europa im Rhythmus globaler Katastrophen“). Und immer mehr Wissenschaftler kommen zu der Erkenntnis, dass jeder kulturelle Kollaps mit extremen Umwelteinschnitten, jeder Sprachwandel mit kriegerischen Völkerwanderungen, jede Veränderung des Keramikstils mit Invasionen, jede Errungenschaft, ob Rad oder Metall, solchen Zwängen geschuldet sein muss.
Auch das Chaos der Kulturen und Gene auf unserem Kontinent scheint sich diesen Katastrophenszenarien unterzuordnen. Natürlich braucht es dazu nicht immer eines Kometen. Extreme Störungen der Plattentektonik wären ebenfalls in der Lage, die beschriebenen Kausalketten auszulösen. Selbst die großen Erfindungen, wie Ackerbau, Haustier-Domestizierung, Verhüttung und Schmiedekunst lassen sich mustergültig dem Ende solcher Epochen zuweisen.
Es gibt Philosophen, die behaupten, vor der Auferstehung steht der Weltuntergang. Ich könnte für mich und meine Nachkommen darauf verzichten. Dann schon lieber eine langweilige Evolution! Nur - das Universum wird nicht auf mich hören.