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Donnerstag, 9. Februar 2017

Wo Prof. Falkenstein in seiner Katastrophentheorie irrte

Krisenauslöser Vulkan
Mitten in der Bronzezeit kam es in ganz Europa unvermittelt zu Massensterben, die Menschen begannen plötzlich ihre Verstorbenne zu verbrennen, Völkerwanderungen brachen los, die Stämme fielen übereinander her, Großreiche zerbrachen, Hochkulturen gingen unter. Frank Falkenstein, heute Professor am Lehrstuhl für Vor- und Frühgeschichte der Uni in Würzburg, entwickelte 1997 dazu eine „Katastrophen-Theorie zum Beginn der Urnenfelderkultur“. Damals für etablierte Archäologen so abwegig wie heute: Das sei alles nur Zufall! Dumm nur, dass mit dieser Hypothese auch alle anderen offenen Fragen der damaligen Zeit erklärt werden können (Seevölker, Troja, Dorische Wanderung, Ionische Kolonisation, Jüdische Landnahme, etc.).
Prof. Frank Falkenstein
Die Genialität Frankensteins bestand nicht nur darin, dass er die Überlegungen aus vielen Wissenschaftszweigen zu den Umbrüchen um 1200 v. Chr. zusammenführte, sondern auch in der Erkenntnis, dass kein kurzzeitiges Einzelereignis wie z.B. ein Erdbeben ausreichte, um solch einen Kollaps herbeizuführen. Nur ein über Jahrzehnte auf Instabilität hinwirkendes Phänomen habe Europa derart aus dem Gleichgewicht bringen können: Eine so genannte Subsistenzkrise. Sie wird als Zusammenbruch aller wirtschaftlichen und sozialen Beziehungen in der Gesellschaft definiert. Damit bestätigt er die wichtigsten in diesem Block vertretenen Meinungen. An einigen Stellen seiner Hypothese aber bemerkt Falkenstein selbst ein paar Ungereimtheiten in seinem ansonsten geschlossenen Entwurf. Wahrscheinlich blieb ihm deshalb auch die Anerkennung seiner Kollegen versagt. Dabei ließen sich diese Irritationen leicht aus der Welt schaffen. Denn der Meister scheint einfach ein paar entscheidende Konsequenzen seiner These unberücksichtigt gelassen zu haben. Doch der Reihe nach:
Frank Falkenstein leitet die katastrophalen Umbrüche in Europa um 1200 v. Chr. aus einem Klimakollaps ab, der durch den Ausbruch des isländischen Vulkans Hekla im Jahre 1159 v. Chr. entstanden sein könnte.
Der Hekla heute
Dabei zieht er die verheerenden Auswirkungen zu Rate, die die Eruption des indonesischen Vulkans Tambora im Jahr 1851 auf Europa hatte (zweijährige globale Aschewolke, extremer Temperatursturz, abnorm hohe Niederschlagsmengen, Unwetter, Ernteausfall, Hungersnöte, Epidemien, soziale Unruhen und Massenauswanderungen). Diese sind exzellent dokumentiert. Wenn - so der Professor - ein weit entfernter Vulkan Europa so an den Rand eines Kollapses bringen konnte, welche Auswirkungen hätte dann ein Feuerspucker direkt vor der Haustür gehabt? An Hand von Eiskernbohrungen in Grönland und Wachstumsringen von Eichen auf der ganzen Welt schließt die Wissenschaft ja schon lange auf europäische Klimakatastrophen in den Jahren 1628 v.Chr., 1159 v.Chr., 207 v.Chr. und 540 n.Chr. Falkenstein bringt die zweite Zahl überzeugend mit dem Hekla in Verbindung und leitet daraus sinnfällig ab:
Globale Katastrophenzeiten
  • Die tiefgreifenden Umwälzungen um 1200 v. Chr. in ganz Europa und dem Nahen Osten müssen eine zentrale Ursache gehabt haben. Dafür könnte eine Naturkatastrophe im Atlantik (Vulkanausbruch) verantwortlich sein. Eine solche erklärt jedenfalls am besten die bekannten Erscheinungen damals, wie partieller Bevölkerungsschwund, kulturelle Revolutionen (Bestattungsritus, Keramik), sowie Völkerwanderungen, meist von West nach Ost bis ans Schwarze Meer und mit Überwindung von Alpen und Balkan sogar Richtung Mittelmeer.
  • Der Eruption von 1159 v.Chr. muss die typische Staubpartikelübersättigung der Stratosphäre gefolgt sein, mit kontinentaler Verdunklung, Dauerregen und Kollaps der Landwirtschaft. Die daraus resultierende 200-jährige Agrar- und Subsistenzkrise löste den Umbruch zur Urnenfelderkultur aus, europaweite Kriege, massenhafte Anlage von befestigten Bergsiedlungen, kulturellen Niedergang und Wertevernichtung durch Opfergaben und Hortniederlegungen (die Leute haben ungewöhnlich viele Schätze vergraben).
  • Das Entstehungszentrum der Urnefelderkultur scheint im Karpatenbecken Ungarns gelegen zu haben, dehnte sich danach schnell aus, überwand sogar den Balkan und die Alpen und könnte im östlichen Mittelmeer als Ankunft neuer Völker aus dem Norden interpretiert werden (Seevölker). 
  • Nach nur wenigen Jahrzehnten setzt eine Umkehr der Wanderungsrichtung ein (bei Falkenstein skizziert durch die Ritz- und stempelverzierten Keramikgruppen, die aus dem Osten einmarschierten).
Bis hierher scheint alles zu stimmen. Doch leider lässt der sonst so geniale Frankenstein entscheidende Konsequenzen des Vulkanausbruchs außer Acht: Erdbeben! Diese sind nämlich immer Teil von tektonischen Störungen und lösen im Meer Tsunamis aus. Hier ist der Hekla durch die Insellage durchaus mit dem Tambora vergleichbar, auch wenn dessen zerstörerische Intensität größer gewesen sein soll. 1815 waren dort 10.000 Menschen auf den Inseln ringsum durch die Eruption direkt getötet worden, weitere 100.000 durch Flutwellen und Hungersnöte besonders in Südostasien. Überträgt man das Szenario auf die Situation in Westeuropa vor 3200 Jahren, muss
Ausbreitung eines möglichen Tsunamis vom Hekla aus
  • der Ausbruch des Hekla von einer Welle zerstörerischer Erdbeben in ganz Europa begleitet worden sein, wie sie ja auch von allen Ausgrabungsstätten im östlichen Mittelmeer, den Bergwerken in Hallstatt, von Helgoland und dem Stadtfelsen in Porto bekannt sind.
  • ein starker Tsunami von Island aus ganz Nord- und Westeuropa überspült haben und damit zumindest im weiten Hinterland der Küsten und die Flussauen hinauf alles Leben ausgelöscht haben (von Falkenstein selbst mit dem Bevölkerungsschwund in England, Südfrankreich, Italien und den Flussauen von Rhein, Main und Weser belegt).
  • diese Flutwelle sich aber anschließend gleich wieder zurückgezogen haben, jedoch versandetes und salzübersättigtes Land hinterlassen haben.
    Historischer Erdbebenatlas:
    Flachland = Überschwemmungsland?
  • zusätzlich der Dauerregen aufgrund von Atmosphärenverseuchung jedweden Feldanbau in den Flussniederungen unmöglich gemacht haben. Die Überlebenden und ausgewanderten Neusiedler wurden auf die Berge getrieben, erkennbar an den plötzlich massenhaft auftretenden befestigten Höhensiedlungen (von Falkenstein an der fehlenden Siedlungstätigkeit in den Flussniederungen festgemacht).
  • die von Hunger und Verzweiflung getriebene kriegerische Expansion Richtung Osten und Süden einen Dominoeffekt bei den dort Altansässigen ausgelöst haben, ähnlich der Flucht vor dem Hunnensturm während der Völkerwanderung am Ende der Antike.
  • nach der geografischen Situation West- und Mitteleuropas neben den Gebirgen nur der Donauraum von einer mutmaßlichen Heklawelle verschont geblieben sein.
In Ergänzung zur Theorie Falkensteins scheint also vor dem schleichenden Untergang der Zivilisation (Subsistenzkrise) ein plötzliches Massensterben (durch Flutwellen) gestanden zu haben. Und erst danach können die kriegerischen Völkerwanderung eingesetzt haben. Wenn wir diese logischen Konsequenzen in die Katastrophentheorie des Professors zur Entstehung der Urnenfelderkultur einfügen, können alle seine Selbstzweifel und Fragen at Acta gelegt werden:
  1. Wie kommen die scharfen Grenzen des Entstehungsgebietes der Urnenfelderkultur zustande? In den Küstenregionen am Atlantik scheint es kaum Tsunmi-Überlebende gegeben zu haben. Im Bergland aber konnten sich die Übriggebliebenen sammeln und viele neue befestigte Siedlungen gründen.
    Die Subsistenzkrise muss sie aber weiter in den Osten getrieben haben, wo sich im Karpatenbecken überschwemmungsfreies Land gefunden haben könnten. Vom Schwarzen Meer scheinen keine Fluten ausgegangen zu sein, denn aus der Donauaue sind keinen Dezimierungen bekannt. So konnte sich hier, aus Einheimischen und Zugewanderten, das Kristallisationszentrum des neuen Grabritus entwickeln. Dessen Grenzen werden also genau durch geografische Vorgaben bestimmt: Wellenausbreitung im Flachland und in den Flusstälern, vorherrschte Windrichtung  für Aschewolken von West nach Ost, Endpunkt der katastrophalen Auswirkungen. So tat sich die Urnenfelderkultur auch bis 800 v. Chr. schwer, in die ehemals überfluteten Gebiete vorzudringen.
  2. Warum gerade die vorrangige Ausbreitung nach Osten? Im Westen liegt der Atlantik und Bauern brauchen fruchtbaren Boden! Neueste Ausgrabungen in Portugal, Spanien und Italien lassen dort noch stärkere Naturgewalten damals als im Nahen Osten vermuten (Untergang Los Millares und El Argar).
    Die nach 1200 v. Chr. entlang der Küste von Archäologen ausgegrabene "Atlantische Bronze" weist viele Merkmale kultureller Degeneration auf und könnte ebenfalls als Grenze einer Flut gedeutet werden. So wie die Überlebenden nördlich von Pyrenäen und Alpen im Karpatenbecken erstmals Ruhe gefunden haben, könnten die Protoiberer auf Schiffen geflüchtet sein. Dieser Druck Richtung Osten scheint im Seevölkersturm seinen Höhepunkt gefunden zu haben, der die Hochkulturen im östlichen Mittelmeer hinwegfegt hatte. Selbst wenn die entsprechenden Krieger nicht vom Atlantik bis Ägypten durchmarschiert und nach dem Dominoprinzip selbst Opfer einer Invasion waren. 
  3. Wie kam der neue Bestattungsbrauch zustande? Verbrennen der Leichen könnte ein Schutz vor Epidemien nach Massensterben gewesen sein; Urnenbestattungen scheinen auch einen geringeren Aufwand als die vormaligen Hügelgräber bedeutet zu haben. Die waren ja außerdem immer an feste Siedlungen gebunden. Neue Riten assoziieren außerdem neue Religionen: Die alten Götter hatten im Schutz der Menschen vor Katastrophen versagt. Vielleicht war auch ein Trauma im Spiel, von der verheerenden Wirkung des Wassers. Die früheren Erdwerke scheinen ja vielfach weggeschwemmt worden zu sein (Vergleiche Höhensiedlungen und die abgespülten Dolmen am Atlantik).
  4. Stimmt die offizielle Chronologie der Bronzezeit überhaupt mit dem Vulkanausbruch überein? Falkenstein lässt sich hier auf einen akademischer Streit um die Grenze zwischen Mittlerer und später Bronzezeit ein, der den katastrophalen Umbruch um 1200 v. Chr. markiert. Dabei scheint die Heklaeruption nur eine von vielen Katastrophen gewesen zu sein, könnten sich Vor- und Nachbeben über Jahrzehnte hingezogen zu haben. Das ermöglicht nur ein sehr diffuses Bild der Abläufe. Ohne den Zusammenhang von Eruption und Subsistenzkrise aufweichen zu wollen: Zusätzlich zum Hekla kämen für die Flut im Atlantik ja auch unterseeische Beben oder Meteoriteneinschläge als Ursache in Frage. Doch bei aller Unwägbarkeit ist doch am wichtigsten, dass die scheinbar globalen Katastrophen einen einheitliche Ursache haben. Nur so ergeben die unterschiedlichen Erscheinungen einen Sinn.
  5. Warum entvölkern sich die Flussniederungen damals, wie an Isar und Main, obwohl dort mit der Wanderungsrichtung eigentlich ein massenhafter Zuzug stattgefunden haben müsste?
    Terrassen und Schanzen am Ipf
    Der Main fließt in den Rhein und scheint mit obiger Fluttheorie hinreichend erklärt. Das Wasser der Tsunami-Flut scheint schnell wieder abgelaufen zu sein, aber der mit der Staubanreicherung der Atmosphäre zusammenhängende Dauerregen scheint alle Täler und flaches Land nachhaltig unter Wasser gesetzt zu haben. Und da sind wir bei der Isar, die in die Donau mündet: Auch wenn es dort keine Flutwelle gegeben hat, das anschließende Wetter muss jede Bewirtschaftung der Flussniederungen unmöglich gemacht haben. Ein Verglich der beiden Flusssysteme macht außerdem deutlich, dass Versalzung und Versandung bei der Nordmeer-Flutwelle einen untergeordnete Rolle gespielt haben müssen. Angesichts der Wallanlagen in Mitteleuropa erkennt auch der Laie: die Neusiedler können sich ihre befestigten Höhensiedlungen nicht nur nach militärischen Gesichtspunkten ausgesucht haben. Neben einer Quelle am Berg musste auch immer landwirtschaftliche Fläche vorhanden sein, oder sie wurde nachträglich mit Terrassenfeldern angelegt. Diese zeigen sich heute in den ausgelaugten und abgespülten Magerrasenabhängen an vielen ehemaligen keltischen Oppida, besonders deutlich in Franken und in der Rhön.
  6. Wenn es einen Zusammenhang von Urnenfelderumbruch und Seevölkern gibt, warum finden sich dann so wenige entsprechende Artefakte im östlichen Mittelmeer?
    Seevölkerinvasion um 1200 v. Chr.
    Nach allem was wir aus der Geschichte wissen, scheinen Völker einer Aggression nicht selten dadurch aus dem Weg gegangen zu sein, in dem sie ihrerseits die entgegengesetzten Nachbarn überfielen. Die ganze Völkerwanderung am Anfang unserer Zeitrechnung muss nach diesem Prinzip abgelaufen sein. Die grundsätzliche Bewegungsrichtung blieb dabei bestehen. So müssen die Seevölker vor Ägypten nicht zwangsläufig Vertriebene vom Atlantik gewesen sein. Die bekannten Wanderungen im Mittelmeer Richtung Westen sind uns aber als mythische Kriege schriftlich überliefert. Sie erscheinen in ihrer Reihenfolge als Indiz für eine einheitliche Ursache im Westen - wahrscheinlich am Atlantik: Zusammenbruch der El Argar-Kultur in Spanien, Einmarsch der Spartaner in Griechenland, Trojanischer Krieg mit Besetzung Ioniens, Vernichtung des Hetitischen Großreiches, Seevölkersturm mit Zerstörung der vorphönizischen Stadtstaaten und Angriff auf das Reich am Nil. In dieses Muster passt auch die Tatsache, dass die Seevölker sowohl per Treck als auch mit dem Schiff unterwegs waren.
  7. Trägt die Katastrophentheorie die komplizierte Gemengelage im alten Griechenland?
    Griechische Expansion um 1200 v. Chr.
    Alle Archäologen von Rang und Namen haben in Griechenland gegraben und eigene Hypothesen aufgestellt. Wenn man diese Einschätzungen aber von allen Konjunktiven befreit, bleibt in der Quintessenz eine kriegerische Einwanderung um 1200 v. Chr., gemeinhin als Dorische Wanderung bezeichnet. Selbst wenn diese neuerdings als langsame Diffusion beschrieben wird, bleibt zur gleichen Zeit der Zusammenbruch der sog. spätminoischen Palastkultur III. Mehr braucht es nicht um hier ins Bild zu passen.
  8. Wie ist die Situation auf der Apenninenhalbinsel einzuschätzen? Laut Falkenstein sollen ja die urnenfeldisch beeinflusste Fundgruppe der Fazies Canegrate über die Alpen gekommen sein. Doch viel weiter als bis zur Poebene können sie es nicht gebracht haben. Diese scheint ja auch überschwemmt gewesen zu sein, denn sie wird  als völlig entvölkert beschrieben. Der historische Erdbebenatlas oben assoziiert Flutwellen auch im Mittelmeer. Einige Wissenschaftler sehen so auch Ausbrüche des Ätna damals.
  9. Warum finden sich keine der für Krisenzeiten so typischen Hortniederlegungen und Deponien in England, an der französischen Atlantikküste, in Spanien und an der Nordsee? Natürlich weil diese Gebiete ja überflutet gewesen sein müssen und zwar ganz plötzlich. Niemand scheint hier noch etwas in Sicherheit gebracht haben zu können. Dass in Irland schon vor der Katastrophe Schätze vergraben wurden, kann mit den Vorbeben zu tun haben.
  10. Wieso kommt es nach Ende der Subsistenzkrise zu einer umgekehrten Ost-West-Trift der Völker? Die Natur hatte sich wieder beruhigt und eine Rückkehr in fruchtbares Landes scheint nur logisch.
    Kolonisation ab 1000 v. Chr.
    Nach 200 Jahren Notstand (8 Generationen) könnte die Erinnerung an die gelobte Heimat auch noch wach gewesen sei. Wie in diesem Blog dargelegt, ergänzen sich wieder die Mythen mit den archäologischen Erkenntnissen: die Phönizische Expansion aus dem Nahen Osten heraus, die auch Karthago und Cadiz hervorbrachten (ab 1000 v. Chr.), die Kolonisation der griechischen Stadtstaaten, bei der beispielsweise Marseille gegründet wurde (ab 800 v. Chr.), die Etrusker, die jüngst als anatolische Lydier entlarvt wurden, aber auch die Kelten, die von Zentraleuropa bis auf die Iberische Halbinsel und nach Britannien wanderten (ab 600 v. Chr.). Damit könnte auch der Siedeszug der Indogermanen bis ins letzte westliche Zipfelchen Europas erklärt werden.
In diesem Stil lassen sich weitere kleine Ungereimtheiten in Falkensteins Werk ohne Mühe ausbügeln. Was seiner Genialität aber keinen Abbruch tun soll. Er schrieb seine Thesen ja bereits 1997 auf und seit dem ist archäologisch viel geschehen. Der Witz dabei: Alle neuen Ausgrabungen passen in das von ihm entworfene Bild: Die Schlacht im Tollensetal, der Untergang der Nuraghen-Kultur auf Sardinien, die Hortniederlegung der Himmelsscheibe von Nebra, die Erforschung mehrerer Wallanlagen in Mitteleuropa (u.a. Bernstorf), auch neueste Ausgrabungen im östlichen Mittelmeerraum. Und dennoch bleiben offene Fragen, die einfach noch niemand beantworten kann:
  • Was war eigentlich mit der Iberischen Halbinsel? Wurde auch sie von einer Welle überrollt? Sind die so andersartigen Basken vielleicht die Überlebenden, die die Pyrenäen vor der Flut geschützt hatten?
  • Wie kam dieser absonderliche südliche Seitenarm der Urnenfelderkultur nach Katalonien zustande? Wenn die Poebene überflutet war, muss es auch Südfrankreich erwischt haben. Waren dort die Verwüstungen vielleicht nicht so stark und man konnte schnell in die sicheren Berge Ostspaniens gelangen?
  • Welcher Zusammenhang besteht zwischen den Katastrophenszenarien im Norden und im Mittelmeer? Gab es dort auch Vulkaneruptionen?
  • Was ist mit den anderen Jahreszahlen möglicher Klimakatastrophen, die sich aus den Eiskernen und Holzproben für Europa ergeben haben? Laut Falkenstein finden sich viele Hinweise in den Mythen der Mittelmeervölker. Aber auch die offizielle Geschichte lässt manchen Zusammenhang erahnen:
  • 1628 v.Chr. die Eruption des Thera auf Santorin,
  • 1159 v.Chr. unsere hier behandelte Katastrophenzeit um 1200 v. Chr.,
  • 207 v.Chr. beginnende Südwanderung der Kelten und
  • 540 n.Chr. Untergang des Römischen Reiches.
Prof. Falkenstein reagiert heute recht zurückhaltend auf Anfragen zu seiner in jungen Jahren entwickelten Theorie. Auch wenn er öffentlich seine Katastrophentheorie nicht mehr verfolgt, distanziert hat er sich von ihr nie. Auch auf Nachfrage nicht. Zitat: „Ist halt schwer zu beweisen.“ In der Spezialausgabe 4.16 von SPEKTRUM der Wissenschaft „1200 v. Chr. - das dramatische Ende der Bronzezeit“ beschreibt Falkenstein die Urnenfelderkultur als eine aus dem Nichts entstandene neue Religion. Wie soll auch die Deutsche Professoren-Besoldung weitere Giordano Brunos hervorbringen!? Die frühe Hypothese Frankensteins aber hätte das Zeug, unser Weltbild nachhaltig zu verändern.