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Dienstag, 1. August 2017

Warum bauten die frühen Bauern Pfahlhäuser nur am Rand der Alpen und nur bis 1200 v. Chr.?

Der Federsee und sein Moor
Es gibt wohl nur wenige Orte in Deutschland, die so großflächig von Archäologen durchwühlt wurden sind, wie die Hochebene um Bad Buchau in Oberschwaben herum. Ursache: Vor Tausenden Jahren hatte der Federsee noch die gesamte Senke um den Ort herum eingenommen. Der Wasserspiegel des Sees schwankte beträchtlich, ging insgesamt aber zurück. Das so entstandene Moorgebiet konnte alle Siedlungsspuren gut konservieren und im Steinzeitmuseum dort weiß man also genau, wo und vor allem wann die Menschen rundum gesiedelt haben. Und das war fast immer. Es gibt nur 2 Lücken im Fundaufkommen und die liegen um 2500 und 1200 v. Chr. Keine Artefakte aber bedeutet: keine Bewohner! Der Untergang einer Siedlung kennzeichnet immer irgendeine extreme Krise. Über die erste Jahreszahl gibt es dazu nur vage Vermutungen, aber die zweite kennzeichnet eine Katastrophenzeit, die ganz Europa und den nahen Osten verwüstet haben muss und bei uns die Urnenfelderkultur hervorgebrachte. Der Gesamtzusammenhang aber wird von der offiziellen Fachwelt nicht anerkannt. Für sie sind das alles nur zufällige Einzelerscheinungen.
Ausgrabuzngen am Federsee
Seit Jäger Sammler nach der letzten Eiszeit europäische Gefilde durchkämmten, muss Fischfang am Federsee eine lohnende Sache gewesen sein. Außerdem lag die Region an der kontinentalen Verkehrsachse Italien - Skandinavien, wie die mutmaßliche Ötzi-Route und der blühende Kelten-Handel nahelegen. Sogar die Europäische Hauptwasserscheide mit ihren frühen Höhenwegen macht hier einen Zwischenstop. Linguisten versuchen den Namen des Sees von seiner Form, von Wasservögeln oder dem federnden Sumpfboden abzuleiten. Das einzige aber, was Sinn macht, ist die Verwandtschaft mit dem keltischen Wort pheder, das Sumpf oder Moor bedeutet. Folgt man nun wissenschaftlichen Abhandlungen wie http://palafitte.eu/file/hs5/HS_5-Schlichtherle.pdf oder den ausführlichen Darstellungen im Internet https://de.wikipedia.org/wiki/Arch%C3%A4ologie_des_Federseebeckens, zeigt sich ein Wust an Klimaperioden und archäologischen Kulturen, die nur Experten auseinander halten können. Bringt man das Ganze aber auf den Punkt, zeigt sich eine kontinuierliche Siedlungstätigkeit, mit der die Fischer ab 4300 v. Chr. beständig dem Strand des langsam zurückweichenden Wassers im Federnsee folgen. Die regionalen Witterungsschwankungen und kulturellen Entwicklungen entsprechen dabei durchaus dem europäischen Standard. So verwendeten die Menschen wie überall im Alpengebiet die sog. Pfahlhäuser.
Pfahlhäuser am Federsee
Die konnten Unterschiede des Wasserspiegels bis zu mehreren Metern ausgleichen, was besonders nach der Schneeschmelze in der Nähe eines Hochgebirges überlebenswichtig war. So kann am Federsee gleich mit den Mythen aufgeräumt werden, die diese spezielle Baukultur angeblich begründet hätten (Gegenargumente in Klammern):
  • Diese Häuser auf Stelzen im Wasser seien aus einer Überbevölkerung heraus entstanden (damals können hier nur ein paar Hundert Menschen auf rundum ausreichend fruchtbaren Boden gelebt haben).
  • Die Pfahlhäuser wären leichter zu bauen gewesen (Fragen sie mal einen Architekten).
  • Die dienten besonders dem Schutz vor Raubtieren (die waren eher als Jagdbeute begehrt).
  • Auch die Sicherheit gegenüber Angreifern wird beschworen (Stelzen sind verteidigungstechnisch eher ein Nachteil).
  • Häuser über dem See dienten der effektiven Reinhaltung der Hütten, da der Dreck gleich ins Wasser fällt (da sagt man gar nichts mehr).
  • Seen stellen gute Verkehrswege für Einbäume dar (wie weit, mit wie viel, wird man da wohl am Federsee gekommen sein?).
Theorien, die nur am Schreibtisch ausgeheckt worden sein können. Die Fischerei als elementare Wirtschaftsform auch während des Neolithikums wird so überhaupt nicht in Erwägung gezogen. 
Archäologen am Federsee
Wie dem auch sei: Noch vor 1200 v. Chr. gehen nun zum zweiten Mal alle Siedlungen am Federsee zu Grunde. Ursache soll extremes Hochwasser gewesen sein, denn danach kam der Schlick. Das kann man besonders gut an der 10.000 Quadratmeter großen, bronzezeitlichen Siedlung „Forschner“ (benannt nach ihrem Ausgräber) erkennen: Der letzte Baum des Knüppeldammes zum Ufer wurde entsprechend seinen Jahresringen um 1492 vor Chr. gefällt. Sicher könnte er 200 Jahre dort gelegen haben, trotzdem bleibt eine unsichere Differenz bis 1200 v. Chr., wie sie ja die Katastrophentheorie impliziert. Da sie aber immer noch die einzige Hypothese ist, die alle Umwälzungen damals erklären kann, sollte sich ein Blick auf die Hintergründe lohnen: (Siehe Post 6. Die Katastrophgenzeit um 1200 v. Chr.)
Die Siedlungen wanderten dem Wasser hinterher
Ausgangspunkt müssen ja besonders heftige tektonische Bewegungen der Europäischen Platte gewesen sein, die über 200 Jahre lang dem Kontinent extreme Erdbeben und Vulkanausbrüche beschert haben könnten. Diese werden wahrscheinlich eingegrenzt durch die sog. H3-Explosion des Thera auf Santorin um 1600 v. Chr. und die des Hekla auf Island im Jahre 1156 v. Chr. Um 1200 v. Chr. aber muss der Höhepunkt der bekannten Umwälzungen gelegen haben: Überall in Europa, belegt aber besonders in allen Ausgrabungsstätten rund um das Mittelmeer, wüteten Erdbeben und Tsunamis. Folgen wir der gut dokumentierten Eruption des Tambora 1815 in Indonesien: Ascheverseuchung der Atmosphäre, globale Dunkelheit, Dauerregen, extreme Kälte, kollabierende Landwirtschaft, Subsistenzkrise, Massenflucht, kriegerische Völkerwanderungen. Damals, um 1200 v. Chr., sind Völkerauswanderungen in Mitteleuropa die massenhafte Befestigung aller Siedlungen, die auffällige Konzentration der sog. Hortniederlegungen und die Urnenfelder-Revolution belegt. Im östlichen Mittelmeerraum wird der Kollaps durch den Seevölkersturm und dem Zusammenbruch aller Hochzivilisationen markiert. Das sensible ökologische Gleichgewicht am Federsee muss als eines der ersten betroffen gewesen sein. Die dentrochronologische Einordnung des Knüppeldammes könnte also stimmen. Um 1200 v. Chr. jedenfalls sollen dann alle Flussniederungen Europas menschenleer gewesen zu sein.
Ferdersee mit keltischem Bussen-Berg
Natürlich siedelten weiter Menschen in der Nähe des Sees. Die Lage war auch zu verlockend. Das belegen die alten Gräber ringsum, die nach der Überflutung an höheren Stellen angelegt worden waren. Dort finden sich spätbronze- und früheisenzeitliche Funde, vor allem 15 hallstattzeitliche Gräber sowie ein Brandgrab der mittelbronzezeitlichen Urnenfelderkultur von 1200 - 800 v. Chr. Das alles passt gut zu unserem Klimakollaps um 1200 v. Chr. Doch es gibt mehr: die bronzegießenden Fischer der Siedlung Forschner mussten sich nach archäologischem Befund vor dem Untergang mit Palisaden und einer zusätzlichen Holzwehrmauer gegen potentielle Eindringlinge schützen. Die Krisenzeiten scheinen, wie in ganz Europa, 2 - 3 Jahrhunderte angedauert zu haben. Während dieser Periode wandelte sich der Grabritus von Hügelgräbern zur Urnenfelderkultur. Nach der Katastrophenzeit, als sich gegen 800 v. Chr. Natur und Wetter wieder beruhigt hatten, bauten die Fischer ihre Siedlung erneut direkt am Federsee, diesmal aber auf erhöhten Terrain: Die hallstattzeitliche Wasserburg Buchau entstand, die sich, wenn man so will, bis heute weiterentwickelte.
Federsee mit Buchau im Mittelalter
Römer, Alemannen, Franken, sie alle nutzten den kleinen Bergrücken zum Schutz vor Überflutungen. Noch im Mittelalter reichte der See bis an Stadt heran. Erst durch großangelegte Wasserregulierungsmaßnahmen ab 1765, die sog. Seefällung, schrumpfte der See bis auf seine heutige Größe.
Und wo waren nun die Menschen während der Katastrophenzeit abgeblieben? Ihre oben genannten Gräber müssen typischerweise in Sichtweite gelegen haben. Und die Siedlung sollte auf einer Anhöhe gelegen haben. Dafür kommt nach geografischer Begutachtung nur der Ortsteil Kappel mit seiner Lage über dem Federseebecken in Frage. Dafür sprechen auch Schatz- und Keramikfunde rundum. Ortsbezeichnungen “Kappel” gibt es Dutzende in Deutschland, immer sind sie mit alter Siedlungstätigkeit verbunden. Die Kirche St. Peter und Paul wäre dann - wie tausendfach archäologisch anderswo nachgewiesen - die christliche Vereinnahmung des heiligen Bodens der Vorfahren.
Kappel - keine Hochwassergefährtung
Das Resümee: Zu allen Zeiten konnten die Siedler am Federsee den Unbilden von Natur und Mensch mit Pfahlhäusern, Verlagerung des Dorfes und Befestigungen trotzen. Nur um 2500 und 1200 vor Christus nicht. Außergewöhnlich starke und langanhaltende Regenfälle haben die Menschen auf die Hügel ringsum vertrieben. (Gletscherschmelze kann ausgeschlossen werden, weil sich unser Kontinent damals in einer Kaltzeit befand.) Und genau dieses Szenario beschreibt die Katastrophentheorie von 1200 v. Chr. Vielleicht sollten die Archäologen mal anfangen in Kappel zu graben. Sie könnten ihrer einzigartigen Regionalexpertise sicher weitere Sensationen hinzufügen…