Empfohlene Artikel mit neuen Hypothesen

Donnerstag, 4. Februar 2016

Phönizien als Ursprung der westeuropäischen Kultur?

Die Schicksalsküste Westeuropas?
Zwei Seiten einer Medaille

Die Küste im östlichen Mittelmeer ist, wenn man so will, der geschichtliche Ausgangs- und Endpunkt für diesen Blog. Von hier aus müssen die ersten Ackerbauern und Viehzüchter nach Westeuropa aufgebrochen sein, hier scheinen ihre Nachkommen während der Katastrophenzeit als Seevölker um 1200 v. Chr. angespült worden zu sein.
Die Trasse zwischen Anatolien und Ägypten gilt als Kreuzweg der ersten Hochkulturen. Auf dem schmalen Streifen zwischen Meer, den Küstengebirgen und arabischer Wüste trafen sich die Verkehrswege aus drei Kontinenten. Hier wurde nicht nur intensiv Handel getrieben, sondern man schlug sich auch mehr als anderswo gegenseitig den Schädel ein. In den heutigen Anrainerstaaten Syrien, Libanon und Israel scheint es noch genauso zuzugehen, wie vor Tausenden von Jahren. Dabei repräsentieren diese Länder ehrwürdige Völker, ohne die hier in Europa wahrscheinlich einiges anders verlaufen wäre.
Archäologen klassifizieren den Streifen als Natufien. Historisch werden die Küstenbewohner als Phönizier bezeichnet. Purpurfärber nannten sie die Griechen, der Name Fenchu, die Tischler, stammt aus Ägypten, Kanaaniter, die Gebeugten, war bei den Juden geläufig. Philister, heute Palästinenser, kam erst bei den Römern auf, als Levante wurde die Strandregion im Mittelalter bezeichnet. Es gibt aber noch einen Küstenstreifen, der Levante heißt: Der äußerste Osten Spaniens. Das könnte abgeleitet von der Himmelsrichtung noch als Zufall durchgehen, aber die ganze Pyrenäenhalbinsel trägt den gleichen Namen wie ein altes Königreich im Kaukasus: Iberien. Warum ist das so?
Levante und Westeuropa

Erste Menschen

Die Verbindung des Nahen Ostens nach Westeuropa thematisiert die offizielle Geschichtsschreibung erst mit den antiken Griechen, vielleicht ab 500 v. Chr. Dabei berichteten jüngst Wissenschaftler im Fachmagazin "Nature" von „400.000 Jahre altem Erbgut in Spanien, das mit sibirischen Frühmenschen verwandt“ sei und ihren Weg über das Mittelmeer genommen haben muss (Siehe Post 2. „Kultureller und genetischer Kristallisationspunkt…“). Darüber wird weiter unten noch zu sprechen sein.
In den Höhlen entlang der Küstengebirge von Libanon und Israel fand man so auch haufenweise die Knochen von Neandertalern und Homosapiens. Hier gelang nicht nur der Nachweis, dass es beide miteinander getrieben hatten, sondern auch, dass sie nicht direkt aus Afrika hierher eingewandert sein konnten. Anthropologen beschreiben nämlich den Unterlauf des Nils nebst seinem Delta bis 7000 v. Chr. als völlig menschenleer. Sie vermuten, dass die ersten Primaten den Schwarzen Kontinent nicht über den Sinai, sondern über den Jemen und im Westen über Marokko verlassen hatten. Der Homo Erectus, aus dem Herzen Afrikas kommend, scheint also früher in Spanien gewesen zu sein, als seine Vettern in der Levante, dem offiziellen Ausgangspunkt jedweder Verbreitung einer Menschenart. Einige Forscher vermuten das gleiche Prinzip bei der Expansion des Homosapiens. Sie sehen sogar Wanderungen in Nordafrika durch eine blühende Sahara. Die neuesten Knochenfunde in Marokko jedenfalls, und die Ähnlichkeit der altsteinzeitlichen Artefakte nördlich des Atlasgebirges und auf der Pyrenäenhalbinsel, assoziieren sehr frühe Bewegungen über die Straße von Gibraltar. Die Meerenge kann für Individuen, die vor 50.000 Jahren bis nach Australien kamen, sicher kein Hindernis gewesen sein. Insbesondere was das nachbarschaftliche Leben von Sapiens und Neandertalis betrifft, sehen Wissenschaftler ähnliche Verhältnisse in Iberien und Phönizien.
Fruchtbarer Halbmond

Erste Siedler

Doch während die Forschung in der Altsteinzeit noch weitgehend im Dunkeln tappt, konnte sie zu den „modernen“ Völkerwanderungen schon manches Lichtlein entzünden: Zeitgleich mit dem Rückgang der Gletscher ab dem 12. Jahrtausend v. Chr. sollen die Menschen im "Fruchtbaren Halbmond" - einem Gebiet zwischen Levante und Persischem Golf - begonnen haben, Landwirtschaft zu betreiben. Um 9500 v. Chr. sind Ackerbau und Viehzucht bis hinunter nach Palästina nachgewiesen. Dann aber war Schluss! An dieser imaginären Grenze liegt Atlit Yam, eine prähistorische Unter-Wasser-Ausgrabungsstätte an der Küste Israels. Dort ist der Übergang von jagenden Fischern zu ackernden Siedlern gut nachzuvollziehen.
Die neolithische Expansion nach vanaland.de
Vor 10.000 Jahren müssen die Menschen aus ihren Höhlen des Karmel-Gebirges gekrochen sein und begonnen haben, Felder zu bestellten und Kühe auf die Weide zu treiben. Wissenschaftler erklären das mit dem Zwang zur Vorratshaltung während der Eiszeit, deren Auswirkungen man bis in die Wüste gespürt haben soll. Im altehrwürdigen Jericho, nicht weit davon, gleich hinter dem Küstengebirge, bewehrten sich solche Bauern bereits ab 8000 v. Chr. mit Türmen und Mauern. Auch darüber wird noch gesprochen. Die so genannte Neolithische Revolution soll nun einen starken Anstieg der Bevölkerung ermöglicht haben, was wiederum zur Ausweitung der Acker- und Weideflächen zwang. Manche Forscher sehen kollektive Wanderungen, andere immer nur den Aufbruch der jeweils überzähligen Söhne. Alles Notwendige, wie Samen und Haustiere schleppten sie mit. So expandierte die Landwirtschaft in alle Welt! Die Vorfahren der Phönizier müssen dabei eine Art Brückenfunktion eingenommen haben.
Nach Westeuropa sollen die ersten Bauern nämlich nicht aus Osteuropa, sondern über Südfrankreich eingereist sein. Wie in Gottessnamen kamen sie dorthin? Drei Meere liegen zwischen Anatolien und der Côte d’Azur!
Cardialkultur von Biblos nach Katalonien?
Natürlich wanderten frühe Agronomen Richtung Westeuropa auch die Donau entlang, über Taurus, Balkan und Karpaten. Südlich der Alpen aber müssen ihre Vettern unterwegs gewesen sein, als Impresso- oder Cardialkultur in Italien, Südfrankreich und der Schweiz, als La Almagra-Bauern in Südspanien. Beide Kulturen können also nur „irgendwie“ quer durch das Mittelmeer gewandert sein. Doch wie soll das gehen? Aus jener Zeit sind nur Einbäume bekannt. Eine Expansion der Neolithen über Ägypten und Libyen kann ausgeschlossen werden, weil dort die Feldbestellung erst um 5000 v. Chr. also 3000 Jahre später begonnen haben soll.
Die ersten Bauern ziehen in den Westen,
hellblau die Landbrücken
Wege der ersten Bauern
Es bleibt also nur der Weg über Anatolien, die Ägäis, Griechenland und Italien. Tatsächlich ist diese Stoßrichtung inzwischen auch genetisch und archäologisch sicher belegt (Siehe Post 3. „Woher die Westeuropäer kamen“). Im Fachmagazin "Proceedings of the National Academy of Sciences“ legten sich die Wissenschaftler sogar auf die jeweilige Erstbesamung des Bodens fest: 9500 v. Chr. noch in der Levante, 8500 in Anatolien, 8300 in Griechenland, um 7000 als Cardial- oder Impressokultur in Italien und ab 6600 in der Schweiz. Um 5000 sollen sie am Oberen Rhein gesiedelt haben und damit 500 Jahre früher, als die Bauern, die die Donau hoch kamen. Eine Ausbreitung in solch räumlichen und zeitlichen Dimensionen darf man sich wohl kaum als Treck vorstellen, sondern mehr als Freiflächen-Urbanisierung der jeweils folgenden Generation.
Historisch gesehen war das dennoch ein enormes Tempo. Deshalb nehmen einige Historiker an, es habe sich um eine Ausbreitung auf dem Seeweg gehandelt. Doch wie viele Kühe werden wohl auf Einbäumen oder Flößen Platz gefunden haben?
Ich behaupte, sie haben ihr Viehzeug trockenen Fußes nach Südfrankreich getrieben. Denn der Meeresspiegel im Mittelmeer soll auf dem Höhepunkt der letzten Eiszeit, wegen der Masse an gebundenem Wasser, wesentlich tiefer gelegen haben. Manche Autoren sprechen von 120 Metern! Er sei, so führende Klimatologen, erst langsam mit dem Schmelzen der Gletscher angestiegen. Sein Maximum könnte er um 6000 v. Chr. erreicht haben, als die Bosporus-Barriere zum Schwarzes Meer, der Ärmelkanal und die Landbrücke von Italien nach Afrika bei Malta überflutet worden sein sollen. Schaut man sich die Höhenlinien im Mittelmeer an, könnten die Bauern vor der Flut tatsächlich ohne nasse Füße von Anatolien nach Westeuropa gekommen sein. An den jeweils südlichen Rändern von Taurus, Rhodopen, Apeninnen und Alpen scheint genug Platz für fruchtbare Landwirtschaft im flachen Land vorhanden gewesen zu sein.
Die ersten Bauernkulturen
Mit einer Landbrücke bei Malta wird auch verständlich, warum sich die La Almagra Kultur in Südspanien so stark von den Cardiumbauern im Norden unterscheidet.
Die Bauern könnten sich in Italien getrennt haben, die einen südlich um die Alpen rum nach Südfrankreich, die anderen über Malta nach Nordafrika und von dort nach Andalusien. Diese Wanderung muss 1000 Jahre gedauert haben - da kann man schon mal einen anderen Geschmack für Keramik entwickeln. Und es gibt noch einen Unterschied: La Almagra hatte gegenüber den Cardium-Leuten keine Haustiere dabei. Das heißt: die Millionen Jahre alte Straße von Gibraltar muss immer genügend Wasser geführt haben. Eine Bestätigung o.g. Vermutung, wonach domestizierte Tiere nicht übers Meer exportiert werden konnten.
Sowohl Ausbreitungsrichtung, Tempo, Wasserstand, als auch die Umgehung der Berge, lassen die Expansion der Bauern auf einem direkten Landweg logisch erscheinen.

Erste Schiffsverbindung

Dann aber, im 7. oder 6. Jt. v. Chr. muss Schluss gewesen sein. Wie es aussieht, waren mit dem Anstieg des Meeresspiegels die alten Trassen überflutet worden. Nachschub und Rückkopplung müssen unterbrochen worden sein, Isolierung und Regionalisierung prägten von nun an die Entwicklung der Gesellschaften im Westen.
Die Genstruktur Westeuropas
Die frühen Bauern müssen aber neben Saatgut und Viehzeugs noch etwas anderes eingeschleppt haben: neue Gene! Die sog. Haplogruppe R1 des Y-Chromosoms muss damals, wie eingangs erwähnt, aus der Gegend um den Baikalsee über den Fruchtbaren Halbmond und das Mittelmeer nach Westeuropa gekommen sein. Nach der Überflutungstheorie scheint die DNA in der südspanischen Isolierung genug Zeit gehabt zu haben, um sich zu R1b zu entwickeln, jenem Gen, das auch heute noch Westeuropa dominiert. Darauf deutet zumindest der sog. Gründereffekt hin, der bewirkt, dass die Mutation erst bei den Glockenbecherleuten um 3000 v. Chr. - also 2000 Jahre später - sicher nachgewiesen werden konnte. Wir Westeuropäer scheinen also keine Phönizier zu sein, unsere Vorfahren müssen noch tiefer aus Asien heraus gekommen sein. (Zu den Folgen und Konsequenzen siehe Post 5. "Die Expansion der Westeuropäer..."). Experten streiten zwar, ob der Meeresspiegel allmählichen angestiegen sei oder ob eine große Flut erst die Levante und dann ganz Mesopotamien überschwemmt habe. Von dort jedenfalls stammen die Sintflut-Mythen aus Gilgamesch-Epos und Bibel. Archäologen konnten dort dicke Lehmschichten von mehreren Überschwemmungen im Laufe der Jahrtausende ausgraben. Die veröffentlichten Jahreszahlen dazu scheinen zunächst widersprüchlich. Der historische Erdbebenatlas des Deutschen Geoforschungszentrums zeigt aber, wie anfällig auch die Ostküste des Mittelmeeres und der Fruchtbare Halbmond gewesen sein müssen. In Verbindung mit der Sintflut oder der so genannten Deukalionischen Flut aus den griechischen Mythen werden die verschiedensten Katastrophenszenarien diskutiert. Doch das meiste bleibt Spekulation.
Historische Erdbebenschwerpunkte
Wissenschaftliche Ausgrabungen aber belegen im 7. Jahrtausend v. Chr. starke Wanderbewegungen von den Küsten weg und das Verlassen der alten Siedlungen. Sogar das biblische Jericho hinter dem Küstengebirge soll zwischen 7700 und 7200 v. Chr. vollkommen öde gewesen sein. Auch unser Atlit Yam muss genau zu dieser Zeit vom Meer überspült worden sein. Es liegt heute 300 Meter vor der Küste in 10 Meter Tiefe. Wahrscheinlich gilt dieses Szenario für die ganze Mittelmeerküste.
So oder so, zwischen dem 7. und 6. Jahrtausend v. Chr. scheinen die alten Wander- und damit rückkoppelnd auch Handelsrouten der neolithischen Siedler gekappt worden zu sein. Und es deutet einiges darauf hin, dass dieser Verlust durch einen Aufschwung in der Schifffahrt kompensiert wurde. Denn die ersten hochseetauglichen Schiffe datieren Altgeschichtler genau in diese Zeit. Natürlich ist ihr Nachweis wegen dem schnell verrottendem Holz nur indirekt zu erbringen:
Die ersten Hochseeschiffe
Dazu besuchen wir wieder unser prähistorisches Fischerdorf. Die von Tauchern an die Oberfläche gebrachten konservierten Leichen von Atlit Yam hatten Hochseefische im Magen, mussten also über entsprechende Schiffe verfügt haben. Ähnliche Befunde liegen von dem schon immer isolierten Zypern oder vom Peloponnes vor. Der älteste Nachweis eines Segels ist eine Felszeichnung in der Nubischen Wüste um 5000 v. Chr., die frühesten Schiffsdarstellungen allerdings stammen aus Ägypten um 3500 v. Chr. Selbst in Westeuropa, wo ja England ebenfalls gegen 6000 v. Chr. vom Festland getrennt worden sein soll, hat man Reste eines Bootes von 6500 v. Chr. gefunden. Den Minoern wird um 3300 v. Chr. schon eine ganze Flotte angedichtet.
Die Überflutung der alten Wege scheint also den hochseetauglichen Bootsbau geradezu erzwungen zu haben, auch wenn man wahrscheinlich weiterhin auf Sichtweite der Küste fuhr.

Gemeinsames Schicksal: Mittelmeer

Dieser Schiffsboom nun scheint die Ursache für den grandiosen Aufstieg des späteren Phöniziens gewesen zu sein. Die östliche Mittelmeerküste muss ja unter der Flut, die auch Atlit Yam hinweg gespült hatte, insgesamt stark gelitten haben: Zwischen dem 6. und 5. Jahrtausend v. Chr. soll es südlich des Libanon gar keine Siedlung mehr gegeben haben.
Phönizien
Nun aber konnte hier über die Jahrtausende eine Kette von Hafenstädten entstehen, meist an Stellen mit natürlichen Buchten oder Erhebungen, immer etwa im Abstand von 50 Kilometern. Sie alle waren als Stadtstaaten organisiert, hatten nur wenig landwirtschaftliches Hinterland, lagen dafür aber an Endpunkten von Karawanenstraßen, die in den mit Hochzivilisationen gespickten Osten führten. Ein Garant für den Aufschwung ihrer Bewohner als Händler, Seefahrer und Handwerker. Obwohl in Ugarit die Siedlungsspuren bis ins 7. Jahrtausend v. Chr. reichen, scheint Byblos der älteste und zunächst auch bedeutendste Hafen gewesen zu sein. Von diesem Ort leitet sich das griechische Wort „Buch“ ab, da hier die 1. Alphabetschrift der Welt erfunden worden sein soll. Überregionale Bedeutung erlangte die Stadt ab dem 4. Jahrtausend; um 2800 v. Chr. erhielt sie eine Stadtmauer und 2550 v. Chr. holte Pharao Snofru hier 40 Ladungen Zedernholz auf teils 50 m langen Schiffen ab.
Spanisches Los Millares 3000 v. Chr.:
Baupläne aus dem Osten?
Die Sprache der Phönizier soll Punisch gewesen sein, die zu den semitischen zählt. Wie in den anderen Küstenstädte auch, scheint von hier aus Schritt für Schritt der Seehandel im Mittelmeer aufgebaut worden zu sein. Ab 3500 v.Chr. jedenfalls tauchen Waren aus Mesopotamien nicht nur auf den griechischen Inseln, sondern auch in Süditalien auf. Selbst spanische Ausgräber verweisen immer mal wieder auf prähistorische Artefakte, die typischerweise eigentlich nur im Nahen Osten vorkommen: Das eingravierte Augensymbol beispielsweise, das wie eine Sonne aussieht, oder Befestigungsbauwerke mit Türmen und Bastionen (Zinnen). Da fanden sich Teller, die es eigentlich nur in Troja, Waffen, wie sie nur in Palästina und Grabarrangements, die es ausschließlich in Griechenland geben sollte. Sie alle sprechen von einem begrenzten, aber permanenten Austausch, wie ihn der Seehandel hergeben sollte.
Die Megalithkultur als Wegweiser:
Über Malta in den Westen und dann nach Norden
Auch die Megalithkultur scheint auf diesem Weg, vielleicht ab 4000 v. Chr., nach Westeuropa „gewandert“ - besser also - "geschifft" zu sein (Siehe Post 4. „…die Megalith-Leute“). Man brauchte ja nur das Wissen von den Großsteinsetzungen, um dann per Boot auf Reisen gehen zu können. In der Levante jedenfalls, und in Anatolien, sind Dolmen und Menhire lange vor ihrem Erscheinen in Westeuropa bekannt. In zeitlicher Reihenfolge tauchen sie dann erst in Griechenland, Italien, Sizilien und Malta auf, um endlich in Tunesien, Algerien und Spanien Fuß zu fassen. Dort erlangte der Brauch, große Steine aufzustellen, im 4. Jahrtausend seinen Höhepunkt und verbreitete sich bis 1000 v. Chr. in ganz Nordeuropa. Das wäre dann schon der zweite entscheidende kulturelle Impuls aus dem Nahen Osten via Mittelmeer für Westeuropa.
Zurück also: Auch im Hinterland der östlichen Levanteküste entstanden ab dem 4. Jahrtausend v. Chr. große befestigte Siedlungen, und zwar immer dort, wo das Umland fruchtbar war und sich die Handelswege kreuzten: Megiddo, Bed Sche‘an, Jerusalem, Lachisch u.v.a.m.
Zentren der östlichen Hochkulturen
Hethiter und Ägypter
Sie zeugen von einer erfolgreichen Ära, denn ab dem 3. Jht. v. Chr. begann Ägypten ein Auge auf die Region zu werfen. Die Völker am Nil hatten sich trotz verspäteter Einführung der Landwirtschaft ab 5000 v. Chr. schnell zu einer Großmacht entwickelt. Wissenschaftler erklären das mit den Herausforderungen der wechselnden Wasserstände großer Ströme, wie sie auch die ersten Hochkulturen an Euphrat und Tigris bewältigen mussten. Wiederum soll der neolithische Anstoß der ersten Bauern in Ägypten nicht über die Levante, sondern über den Jemen gekommen sein. Das würde zumindest den zeitlichen Verzug erklären. Warum die Expansion der Landwirtschaft um 9000 v. Chr. nicht über den Sinai weiter kam, kann mir niemand erklären. So breit ist der trennende Wüstenstreifen ja nicht. Jedenfalls ging es mit der Entwicklung dann ganz schnell und sie erreichte um 3200 v. Chr. mit der Einführung von Hieroglyphen, Schaffung dynastischer Strukturen sowie der Vereinigung von Ober- und Unterägypten ihren Höhepunkt. Erst gab es Handel mit Phönizien, dann richtete man Konsuln ein. Im 2. Jht. v. Chr. war Byblos schon ägyptische Kolonie. Mehr als 260 Siedlungen mit insgesamt vielleicht 150.000 Einwohnern sind aus dieser Epoche im Hinterland der Küste bekannt. Fette Beute!
Dazu wurden die Phönizischen Stadtstaaten ab vielleicht 1600 v. Chr. auch aus dem Norden vom Großreich der Hethiter in die Zange genommen. Sprachwissenschaftler sehen in ihnen die ersten Indogermanen, die über den Kaukasus gekommen sein sollen. Phönizien wurde etwa in der Mitte geteilt. Damals kam auch der Begriff Kanaan auf. Er soll das Land vom späteren Palästina bis an den Fluss Orontes in Syrien bezeichnet haben.
Sintflut
Über die Jahrtausende scheinen die Städte auch immer wieder von Erdbeben und Flutwellen heimgesucht worden zu sein. Nachgewiesen zwischen 5500 und 4500 v. Chr. in den Schichten von Jericho, von 3500 bis 3300 v. Chr. in Megiddo, und noch einmal um 2700 v. Chr., wo die Flut vom Euphrat ausgegangen sein soll. Auch zwischen 2300 und 2000 v. Chr. scheinen wieder Nomaden und Weidewirtschaft die Oberhand gewonnen zu haben. Um 1900 v.u.Z. beispielsweise soll Kanaan fast Niemandsland gewesen sein. Die Archäologen fanden auch in dieser Schicht der Levante ausschließlich zerstörte oder verlassene Dörfer. Es fällt auf, dass keine der genannten Jahreszahlen mit erforschten klimatischen oder geologischen Anomalien in Europa zusammenfällt. Staubschichten in Eiskernbohrzungen zeigen hier - also auch am Mittelmeer - Katastrophen um 6200, 4200, 3900, und 2200 an. Vulkanausbrüche von Ätna oder Thera werden um 1600 bzw. 1200 v.u.Z. vermutet. Dann nämlich wären Tsunamis zwingend gewesen. Diese Dissonanz könnte man, wie oben angedeutet, höchstens damit erklären, dass das jeweilige Epizentrum irgendwo am Persischen Golf gelegen haben muss. Naturkatastrophen scheinen also die Levante aus Ost und West bedroht zu haben.
Tell in Bet Sche'an
Nach Aussage ägyptischer Hieroglyphen war die Küstenregion auch permanent den Angriffen von Nomaden aus der östlichen Wüste ausgesetzt. Die kamen besonders gerne dann, wenn das Land durch Naturereignisse oder Kriege sowieso bereits geschwächt war. Mit von der Partie sollen auch die Israeliten gewesen sein, die um 1900 v. Chr. das erste mal in der südlichen Levante aufgeschlagen waren. Die Ägypter errichteten zum Schutz gegen solche Barbaren sogar eine große Mauer auf der Höhe des heutigen Suez-Kanals. Schon damals hat das wenig genützt. Strafexpeditionen der Großmacht sollen die ersten Juden als Sklaven an den Nil gebracht haben. Höhepunkt aber werden wohl die Überfälle der Hyksos gewesen sein, die ab 1600 v. Chr. sogar die Königsmacht in Ägypten übernehmen konnten. Immer mehr Autoren bringen diese Zeit mit dem Ausbruch des Thera auf Santorin in Verbindung, einer Flutwelle den Nil hinauf, den 7 Plagen aus der Bibel und dem Auszug der Israeliten in Verbindung. Die vor-phönizischen Bewohner an Küste und Gebirge bauten ihre von Kriegen und Naturkatastrophen zerstörten Häuser immer wieder neu auf. Es entstanden über die Jahrtausende Schicht für Schicht riesige Siedlungshügel, die so genannten Tells. Bei den meisten wurden 17-20 Schichten festgestellt. Dort, wo sie heute nicht durch moderne Großstädte überbaut sind, wie z. B. in Megiddo, machen sie den Archäologen sehr viel Freude.
Ausbreitung der Metallurgie
Hieroglyphen, gebrannte Tontafeln aus Phönizien, aber auch die Bibel thematisieren oft die zivilisatorische Überlegenheit der großen Städte gegenüber den „Sandfressern“ aus der Wüste. Die versuchten aber immer wieder sich in den Küstengebirgen festzusetzen. Die ältesten Bücher der Bibel beschrieben dort schon damals ein buntes Völkergemisch. Werner Keller will sogar unter den „Söhnen Anaks, dem Geschlecht der Riesen“, nordische Einwanderer nachweisen können. Er macht das an der fürstlichen Korrespondenz damals fest, wo ein Drittel der aufgeführten Namen aus der indogermanischen Ursprache stammen soll. Jürgen Spanuth machte daraus schon vor 100 Jahren sein Nordsee-Atlantis, deren Bewohner ab 1600 v. Chr. bis in die Levante ausgewandert sein sollen.
Archäologisch belegt ist wieder der dritte Innovationsschub aus dem Osten, der mit der Verbreitung der Metallbearbeitung zusammenhängen könnte. Obwohl da noch viel gerätselt wird, scheinen zumindest Kupfer und Bronze wieder 500 Jahre früher auf der Iberischen Halbinsel bekannt gewesen zu sein, als bei uns nördlich der Alpen. Auch dieses Knowhow wäre mit dem Schiff leicht und schnell zu transportieren gewesen. Immerhin setzt sich ganz langsam unter den Archäologen die Erkenntnis durch, dass am Atlantik ebensolche Hochkulturen wie im Osten existiert haben müssen, leider ohne Schrift.
Tsunami in Japan
Warum man aber davon in der deutschsprachigen Literatur kaum etwas findet, darüber soll es im folgenden Kapitel gehen.

Gemeinsamer Untergang

Alle Ausgrabungsstätten im östlichen Mittelmeer geben um 1250 v. Chr. einen Zerstörungshorizont her, der auf Erdbeben und/ oder Überschwemmungen zurück geführt werden kann (Siehe Post 6. „Die Katastrophenzeit um 1200 v. Chr.…“). Ugarit, Megiddo, Byblos, Bet She‘an, Tyros - keine Stadt, kein Land schien verschont geblieben gewesen zu sein. Selbst das Nildelta nicht! Anschließend müssen klimabedingte Agrarkriesen zu gesellschaftlichen Subsistenzkrisen geführt haben. Hungersnöte werden bei Hethitern und Libyern gemeldet, Umstürze bei Ägyptern und Griechen. Ursache könnte wieder ein Klimakollaps gewesen sein, wie er bei großen Vulkaneruptionen denkbar ist. Diesmal scheint die Katastrophe Nord-, Mittel- und Südeuropa gleichermaßen getroffen zu haben.
Ramses III. gegen die Seevölker
Zunächst erfahren wir auf einer Siegessäule im Kairoer Museum von einer Schlacht des Pharao Merenptah 1208 v. Chr. gegen die Libyer. Diese scheinen das Nildelta aus einer Art Hungerrevolte heraus überfallen zu haben. Das Gemetzel damals soll alles bisher Dagewesene übertroffen haben. Das Besondere aber: Bei der Aufzählung der Libyschen Verbündeten hört man zum ersten mal von den „Seevölkern“. Diese fallen schon ein paar Jahre später erneut über Ägypten her. Am Totentempel Pharao Ramses III. in Medinet Habu westlich von Theben wird dieser Völkersturm auf tausenden Quadratmetern beschrieben. Die Reliefs zeigen hochgewachsene Krieger, die die Ägypter um Kopfgröße überragen. Sie benutzen Bronzeschwerter, runde Schilde, Hörnerhelme oder gemusterte Stirnbänder in denen Federn stecken. Kind und Kegel müssen sie dabei gehabt haben.
Spur der Seevölker-Verwüstung
Ihre Ochsenkarren mit primitiven Scheibenrädern, voller Haus- und Vorrat, werden von Buckelrindern gezogen. Hier waren Menschen unterwegs, die alle Kontakte zu ihrer Heinmat, warum auch immer, abgebrochen hatten. Hieroglyphen beschreiben den Vernichtungsfeldzug der Seevölker in den durch Naturkatastrophen bereits gezeichneten Ländern: Zuerst sollen sie an der Küste Griechenlands und am Marmarameer gesichtet worden sein. Sie operierten gemeinsam mit einer Flotte aus Segelschiffen mit auffälligen Vogelköpfen am Bug. Als erstes wird die Zerstörung des Hethiterreiches in Anatolien vermeldet. Es folgt das wegen seiner Pferde berühmte Kilikien und die Silberminen von Tarsos. Bis an den Euphrat scheint die Kriegsmaschine vorgedrungen zu sein. Anschließend setzten sie mit ihren Schiffen nach Zypern über und erobern die Insel. Danach ging es das Orontestal Richtung Süden weiter. Alle Städte Phöniziens müssen zwischen 1194 und 1186 v. Chr. zerstört worden sein. Das bestätigen auch die Archäologen.
Byblos
In den Brennöfen Ugarits fanden Archäologen die noch nicht fertig gestellten Schrifttafeln der Belagerten mit ihrem Hilfegesuch an die Hethiter, nicht wissend, dass die längst ihr Ende gefunden hatten.
Die Ägypter aber müssen vorbereitet gewesen sein. Ramses III. hatte die Generalmobilmachung ausgerufen. Er besiegte die Seevölker, die wahrscheinlich wieder unter Führung Libyens kämpften, 1186 v. Chr. mit List und etwas Glück. Erst war er über den Treck der Angreifer hergefallen. Damit hatten die fremden Krieger nicht gerechnet. Außerdem muss Windstille geherrscht haben, so dass deren Segelschiffe leichte Beute der ägyptischen Ruderboote werden konnten. Nach der Schlacht ging es ans Verhören, Todschlagen und Händeabhacken, damit die Besiegten schneller gezählt werden konnten. Doch Geschichte ist wie immer unbarmherzig: die permanenten Angriffe der Libyer zahlten sich bereits 1075 v. Chr. aus. Sie übernahmen die Pharaonendynastie und regierten am Nil 98 Jahre lang.
Die Philister-Städte
Auch der Sieg über die Seevölker scheint nicht vollständig gewesen zu sein. Die tauchen bereits 13 Jahre später als Zakkari und Peleset in Kanaan auf. Einige Forscher vermuten eine räuberische Übernahme, andere ihre Zwangsansiedlung durch die Ägypter. Die Peleset sollen die Philister des Alten Testaments gewesen sein. Ihr Name lebt im heutigen Palästina fort. Sie gründen in vormals zerstörten Siedlungen die Stadtstaaten Gaza, Askalon, Aschdod, Ekron und Gat. Als Fünfstaatenbund hielten sie nicht nur die Einheimischen, darunter auch die Juden in Schach, sie wehren sich ebenfalls erfolgreich gegen neuerliche Angriffe vom Nil. Manche Autoren setzen auch die Phönizier mit den Philistern gleich, weil der Name schon damals aufgekommen sein soll. Nach archäologischem Befund muss das Leben in allen zerstörten Städten am östlichen Mittelmeer weiter gegangen sein, wenn auch auf wesentlich niedrigerem kulturellem Niveau.

Der Seevölkersturm als Völkerwanderung von Levante zu Levante?


Ägypter vs. Seevölker
Um die Herkunft der Seevölker wird seit jeher gestritten. Sprachwissenschaftler versuchen sie aus ihren namentlich bekannten Stämmen abzuleiten. Die offizielle Geschichtswissenschaft sieht ihren Ursprung irgendwo auf den griechischen Inseln, vielleicht höchstens noch irgendwo an der Adria. Populärwissenschaftliche Autoren verlegen die Heimat der Seevölker gerne nach West- und Nordeuropa, von wo sie wieder ein Klimakollaps vertrieben haben soll. Dieser Blog hier will beweisen, dass beides richtig sein kann (Siehe Post 6. „Die Katastrophenzeit um 1200 v. Chr.…“). Ohne Schrift aber und zerstörte Häuser aus Stein im Norden ist das schwierig.
Trotzdem könnten die Zerstörungen in Westeuropa noch größer gewesen sein, als im Nahen Osten. Während dort Naturgewalten zunächst "nur" Häuser einstürzen ließen, verschwinden nach archäologischer Aussage um 1200 v. Chr. "über Nacht" alle Kulturen am Atlantik, die Bevölkerungszahlen brechen ein, die Ausgrabungsstätten scheinen "wie mit einer Schicht aus Sand und Steinen überzogen". So etwas können nur Tsunamis anrichten! Ausschließlich sehr hoch gelegene und dem Ozean abgewandte Bauwerke blieben erhalten. Belegt sind weiter: extreme Abkühlung, Verkümmerung von Pflanzen, kriegerische Völkerwanderungen, völlig neue Waffen, massenhaft vergrabene Schätze, Ausbau von befestigten Höhensiedlungen und die Revolution des Grabritus zur Urnenfelderkultur.
Urnenfelderkultur mit den westlichen Grenzen der Tsunamis?
Diese Indizien, ihre Konsequenzen, Wirkungsrichtungen und Grenzen fasst die Katastrophentheorie zu folgender Kausalkette zusammen: Zunächst Erdbeben entlang der gesamten europäischen Platte, wahrscheinlich Vulkanausbrüche von Island bis Italien, folgende Monster-Tsunamis an den Küsten, Überflutung der Ebenen und Flussauen von Spanien, England und Frankreich, sowie eine jahrzehntelang wirkende Subsistenzkrise mit Dauerregen auf Grund ascheverseuchter Atmosphäre in ganz Westeuropa. Die Menschen hatten nur die Chance nach Osten und Süden zu fliehen. Dabei müssen sie ihre Nachbarn überfallen und in einer Art Dominoeffekt vor sich her getrieben haben. So scheint der "Seevölkersturm" dann alle bekannten Zivilisationen im Nahen Osten hinweg gefegt zu haben (Siehe Referenzen!).
bekannte Wanderungen um 1200 v. Chr.
Das Prinzip lässt sich gut bei der so genannte Dorischen Wanderung illustrieren, die die Spartaner nach Griechenland geführt haben soll. Archäologisch belegt ist die komplette Zerstörung der mykenischen Palastkultur um 1200 v. Chr., erst durch Erdbeben und dann zusätzlich durch Kriege. Das Dunkle Zeitalter begann. Trotzdem sollen die Spartaner ja die Griechen in der Mythologie gegen Troja geführt haben. Als sicher gilt die Ionische Wanderung, bei der viele Griechen an der anatolische Küste neue Siedlungen gründeten. Das aber war hethitisches Einflussgebiet! So scheinen die griechischen Völkerbewegungen in der Ägäis nur das Vorspiel der aus ägyptischer Sicht beschriebenen Seevölkerinvasion gewesen zu sein. Eine Kettenreaktion, die vom Atlantik bis nach Ägypten geführt hatte?

Historisches Klimamodell
Über eine 300 jährige Kälte- und Trockenperiode nach 1250 v. Chr. hatte bereits ein belgisch-französisches Forscherteam im Fachmagazin "PloS ONE" berichtet. Ihre Bohrungen in einem Salzsee nahe Hala Sultan Tekke auf Zypern werden auch durch Untersuchungen in der Küstenregion Syriens bestätigt. Dauerregen in Mitteleuropa und Trockenheit am Mittelmeer müssen sich nicht ausschließen. Klimatologen erklären das mit den Vorgängen in der Atmosphäre, wie sie auch heute noch im Gefälle von Nord nach Süd zu beobachten sind.
Selbst schriftlich scheint die Katastrophenzeit überliefert zu sein: Der Atlantis-Bericht von Platon passt historisch nur in die Zeit um 1200 v. Chr. (Siehe Post: "Alle Wege führen nach Atlantis."). Der aber wird von der Fachwelt als Hirngespinst abgetan. Doch gleiches geschah ja dem Troja-Epos von Homer vor den Entdeckungen Schliemanns auch. Mit der Katastrophentheorie um 1200 v. Chr. erhalten aber beide antiken Werke eine neue Glaubwürdigkeit. Auch die Bibel enthält Hinweise auf den Kollaps: Denken wir an die Philister. Wir kennen von ihnen die Storys um
Die Posaunen von Jericho
Goliath, Krethi (Kreter) und Plethi (Philister), die Leibwache König Davids, und Delila, die ihren unbezwingbaren jüdischen Mann Samson verriet.
Das alte Testament zeigt uns auch, wie ein anderes Volk die Zerstörung der Küstenstädte damals ausgenutzt hatte: die Juden. Bei ihrem Einmarsch ins gelobte Land ab 1230 v. Chr., sollen alleine ihre Trompeten ausgereicht haben, um die Mauern von Jericho umzuschmeißen. Historiker aber haben längst nachgewiesen, dass die bereits vordem von Erdbeben zerstört gewesen sein müssen. Als stimulierender Mythos aber scheint die Saga hervorragend funktioniert zu haben.
Gelobtes Land
Auch die Wissenschaft schenkt den Philistern mehr und mehr Aufmerksamkeit. Sie fallen in ihrer neuen Heimat nämlich besonders durch die Fähigkeit auf, die gestohlenen Fähigkeiten der eroberten Länder erfolgreich weiter entwickelt zu haben. Die Eisenherstellung hüteten sie, wie vordem die von ihnen vernichteten Hethiter. Ihre Schreine und Vasen sehen wie Minoische aus. Schwerter und Fibeln gleichen den italienischen Vorbildern aufs I-Tüpfelchen. Am besten wird ihr kriegerischer Weg aber durch die mitgebrachten Pflanzen dokumentiert. Erst nach ihrem Auftauchen finden sich in Kanaan das Gewürz Kumin von der Iberischen Halbinsel, Mohn aus Frankreich, Wildschweine aus Mitteleuropa, Lorbeer vom Balkan, Koriander aus Italien und Griechenland, Kreuzkümmel aus Syrien und Feigen aus Ägypten. Damit scheint die gesamte Wanderung der Seevölker nachvollzogen zu sein. Zumindest vereinzelte Kampfverbände könnten von der Pyrenäenhalbinsel bis nach Kanaan gezogen sein. Für die etablierte Wissenschaft aber sind das alles nur Zufälle und Fehlinterpretationen.

Philister = Seevölker?
Letztlich war den damaligen Teilnehmern des Metzelns und Wanderns das Schicksal aller großen Reiche beschieden: 1125 v. Chr. besiegte Israel auch an der Küste die Philister. Deren Hauptstadt Gat soll aber erst 830 v. Chr. von Aramäern zerstört worden sein. Doch auch die Juden werden bis zur Geburt Jesus erst von Assyrern und Babyloniern, dann von den Römern unterjocht und verjagt. Die Landnahme der Juden 1947 scheint eine Replik auf vergangene Jahrtausende zu sein. Doch wie auch immer: Die Befruchtung Westeuropas durch den Nahen Osten scheint während der Katastrophenzeiten, besonders um 1200 v. Chr., eine Rückkopplung erfahren zu haben.

Die Kolonialisierungszeit als Rückwanderung nach Westeuropa?

Doch was hat das ganze Katastrophengerangel mit dem Einfluss der Phönizier auf Westeuropa zu tun? Das dicke Ende kommt zum Schluss! Nach nur 200 Jahren muss es eine Art "Rückwanderung" der Völker gegeben haben! Denn geologisch, meteorlogisch und gesellschaftlich scheint die Europäische Platte nach den Wirren um 1200 v. Chr. wieder stabil geworden zu sein. Die Natur beruhigte sich wieder und die Menschen scheinbar auch.
Kolonisation als "Rückwanderumng"
Die neuen Herrscher im Nahen Osten schickten nun - ab 1000 v. Chr. geballt - siedlungswillige Ableger in den westlichen Mittelmeerraum, so als würde dort menschenleeres Land nur auf Urbanisierung warten. Bekannt sind die Griechische Kolonisation der ionischen Stadtstaaten, bei der beispielsweise Marseille gegründet wurde, die Phönizische Expansion aus dem Nahen Osten heraus, die auch Karthago hervorbrachte, oder die Etrusker in Italien, die jüngst als anatolische Lydier entlarvt wurden (Siehe Post 7. „Die Rückwanderung“). Das geht nicht ohne Ortskenntnis und wohlausgerüstete Expeditionen! Trotz aller Zerstörungen und Invasionen scheinen sich die Küstenstädte im östlichen Mittelmeer schnell wieder erholt zu haben. Einheimische und Eroberer könnten eine Synthese eingegangen sein. Möglich wären alte Seilschaften und genaue Kenntnis der Situation im fernen Westen.
Dort nämlich graben die Archäologen nach 1200 v. Chr. die sog. Atlantische Bronze aus. Sie ist gekennzeichnet durch Nomadentum, Einheitsbrei und niedriges kulturelles Niveau. Ihre Grenze zur Urnenfelderkultur assoziiert das Ausbreitungsgebiet einer großen Flut vom Atlantik her. Den aus dem Osten ab 1000 v. Chr. einmarschierenden Kolonisten scheint sich niemand entgegengestellt zu haben, Kriege sind aus dieser Zeit nicht bekannt. Die Phönizier jedenfalls gründeten ab 900 v. Chr. Cadiz und segelten bis auf die britischen Inseln. Ob der Stamm der Iberer erst jetzt vom Kaukasus nach Iberien gezogen war, oder ob er bereits mit den Seevölkern während der Katastrophenzeit von Spanien dorthin gelangte - darüber darf kräftig spekuliert werden. Nach eine archäologischen Wichtung dürfte er von der Pyrenäenhalbinsel stammen.
Eine ähnliche Entwicklung zeigte sich übrigens in Mitteleuropa, wo sich die Völker der Urnenfelderkultur bis 600 v. Chr. zu den indogermanischen Kelten entwickelt hatten. Nachdem sie den Atlantik 700 Jahre wie die Pest gemieden hatten, begannen die latenezeitlichen Mitteleuropäer plötzlich ebenfalls ihre Ableger bis in den letzten Winkel Westeuropas zu schicken. Die meisten Historiker rätseln an den Ursachen dieser imaginären "Südwanderung" der Kelten rum. Dabei kann die Theorie von der Rückwanderung in kaum besiedeltes Land nach einer großen Katastrohe diese Bewegungen sinnvoll erklären. Griechen und Kelten scheinen dabei gleichzeitig die indogermanische Sprache nach Westeuropa getragen zu haben. Das wäre dann der vierte innovative Schub aus dem Nahen Osten heraus an den Atlantik. Seine Auswirkungen auf die Menschen der Britischen Inseln, Iberien und Frankreich sollten, wegen der zeitlichen Nähe, am stärksten nachempfunden werden können.


Die Indogermanen kommen nach 1000 v. Chr. in den letzten
Winkel Westeuropas
Fazit:

Seit Ausbreitung der ersten Menschen scheinen die östlichen und die westlichen Küsten des Mittelmeeres eine auffallende Affinität zu verbinden. Ursachen könnten die Entwicklung des Zivilisation aus der letzten Eiszeit heraus, die geografischen Grenzen von Atlantik, Wüsten sowie nördlichen Küstengebirgen und damit die "Zwangsführung" zum Fruchtbaren Halbmond sein. Sämtliche Innovationen des Nahen Ostens müssen so über das spätere Phönizien ihren schnellsten Weg nach Westeuropa gefunden haben - bis 6000 v. Chr. etwa bei niedrigerem Wasserspiegel entlang der damals breiteren Küsten, danach über die aufkommende Hochseeschifffahrt. Anders lassen sich die genetische Einzigartigkeit der Westeuropäer sowie die Expansionswellenwellen von der Iberischen Halbinsel nach Zentraleuropa nur schwer erklären (erste Menschen, erste Neolithen, Megalithkultur, Glockenbecherleute, R1b-DNA). Mehrere Katastrophenzeiten scheinen dem permanenten Austausches über das Mittelmeer besondere Impulse verliehen zu haben. Rückschlüsse auf den Kollaps um 1200 v. Chr. mit kriegerischer Auswanderung von West nach Ost und friedlicher Rückwanderung, lassen klimatologische, archäologische, ethnische und sogar schriftliche Zeugnisse zu. Auch hier müssen die Länder an der östlichen Mittelmeerküste wieder eine zentrale Rolle gespielt haben.
Auch wer den Hypothesen hier nicht in allem zustimmen kann, hat doch zumindest gelernt, wie sich die Geschichte der Kriege besonders im Nahen Osten immer wieder selbst ad absurdum führt. Wenn wir uns heute (2016) das Hochschaukeln der Supermächte an gleicher Stelle anschauen, wissen wir, dass der Mensch geistig in einer der Katastrophenzeiten stecken geblieben sein muss.